Du glaubst also ernsthaft, dass bis zu 15% unserer Jungen psychisch krank sind? Das ist eine höhere Prävalenzrate als akuter Herpes und da verstehe ich wenigstens, warum das im Jugendalter auf solche Prozentzahlen schießt. Deine unsinniges "vielleicht hilft ja aufs Maul" kannst du dir übrigens auch schenken. Ich unterrichte seit Jahren reine Jungenklassen und bin mir ziemlich sicher dass ich, obwohl Jungen zuhause echt wenig erzählen, mit einer "aufs Maul"-Pädagogik Probleme mit dem Elternhaus bekommen hätte. Aber klare Regeln und Strukturen die immer gelten und eben nicht nur in 90% der Fälle, sehr direkte Ansprache und natürlich für die Einzelfälle, bei denen es wirklich notwendig ist auch Ritalin. Aber das ist pro Klasse ab und zu mal einer von 25 und nicht vier von 25.
Dein reine Hypothese ist übrigens eine Unverschämtheit. Du bestreitest jede empirische Evidenz und fußt deine gesamten, unsäglichen Behauptungen auf deine eigenen Erfahrungen. Du behauptest trotz aufgezeigter Evidenz weiterhin (in Beitrag 169), das MPH bei nicht-ADHS Kindern aufputschend wirken würde, was nicht stimmt. Es erhöht auch bei denen die Konzentration und Aufmerksamkeit und ich suche dir die empirischen Studien mit denen das belegt worden ist nicht schon wieder raus. Dann schlägst du weiterhin medikamentöse Behandlung (Baldrian) für Leute vor, deren Eltern nur zu unfähig sind, konsequent zu erziehen und ja, das ist ein Problem in der heutigen Gesellschaft. Das heißt nicht, dass sie ihr Kind nicht lieben oder sich nicht kümmern würde, Helikoptereltern beispielsweise sind fast immer inkonsequent in ihrer Erziehung.
BTW, weil du ja sowieso nur auf der anekdotischen Ebene argumentierst: Als ich im Kinderheim gearbeitet habe, hatten wir einen Jungen mit schwerer, sicher diagnostizierter ADHS. Kam undiagnostiziert zu uns, ist in enger Absprache mit einem Kinder- und Jugendpsychiater diagnostiziert und eingestellt worden. Ich habe dieses Kind ohne Ritalin (es war eine Variante die über längere Zeit wirkt und dann nachmittags ihre Wirkung verliert) geliebt. Er ist stundenlang Fahrrad gefahren, hat Hütten im Wald gebaut, du konntest mit ihm sechs Stunden durch den Wald wandern und er hat nach dem Abendessen gefragt, ob er noch raus könne um Fahrrad zu fahren. Die Förderschule ist wahnsinnig geworden mit ihm und hat uns zurückgemeldet, dass sie ihn nicht unterrichten könnten. Nach der Einstellung kamen keine Beschwerden mehr und ich kann dir auch sagen warum: Bis das Ritalin aufgehört hat zu wirken war er völlig runtergefahren und saß teilweise einfach apathisch irgendwo herum und machte effektiv gar nichts. Am späten Nachmittag hatte ich das lustige Kind zurück. Aber klar, es hat keinen Einfluss auf die Persönlichkeit und Psychopharmaka sind Bonbons für die ADHS Diagnostik.