Beiträge von Valerianus

    Fakten als Prämisse? Willst du neben der Religion auch noch die Mathematik und die theoretische Physik abschaffen? :)

    Zitat

    Ich spreche da nicht für andere Atheisten, aber ich behaupte nicht, dass es keinen Gott gibt (das kann ich gar nicht, s.o.)

    Dann bist du kein Atheist im Wortsinn, sondern Agnostiker. Wenn du über die Vorteile von Religionen sprechen möchtest, solltest du evtl. Soziologen befragen, es gäbe da ein paar (und die werden bei Soziologen in den seltensten Fällen theologisch, sondern empirisch gefunden).

    Ich habe bisher weder in meiner Zeit im Kinderheim, noch an der Schule eine vernünftige Diagnostik und Einstellung durch einen Kinderarzt gesehen. Wo läuft das ganze gut? Kinder- und Jugendpsychiater und in der Ambulanz im Uniklinikum (wobei da durchaus auch ein paar Kinderärzte arbeiten dürften).


    Es ergibt aus psychologischer und auch aus evolutionärer Sicht einfach keinen Sinn, dass 10-15% aller Jungen krankhaftes Verhalten zeigen sollten. Vielmehr scheint unsere Gesellschaft dieses normale Verhalten einfach für krank erklären und medikamentös abschaffen zu wollen...

    Die Schuldfrage zeigt meiner Meinung nach ein viel allgemeineres Problem. Wenn jemand sagt, dass sein Kind körperlich krank sei, dann bekommt er Mitleid, bei einer psychischen Erkrankung wird nach Schuld gefragt. Das ist auch auf Erwachsene übertragbar, aber das Problem ist dann doch eher der Umgang mit psychischen Erkrankungen...

    dir unterläuft aus meiner Sicht ein entscheidender Denkfehler: Eltern dürfen ihren Kindern nur dann die genannten Medikamente verabreichen, wenn eine entsprechende Diagnose "von wirklichen Fachleuten" vorliegt.

    Das ist falsch. Ein Kinderarzt darf ADHS diagnostizieren und Ritalin verordnen ohne besondere Kompetenz. Ein psychologischer Psychotherapeut für Kinder und Jugendliche darf es nicht einmal diagnostizieren, aber dürfte (und könnte in vielen Fällen) es durchaus (ohne Medikamente) therapieren. Was ist eigentlich deine Erklärung für die massiv gestiegene Prävalenz dieser Erkrankung? Meine ist, dass hier teilweise Verhalten pathologisiert wird, das einfach jungentypisches Verhalten ist, wenn man dem nicht durch Strukturen (Erziehung) entgegenwirkt. Wenn ich denen nicht sage was sie tun sollen, springen sie halt wie Primaten durch den Klassenraum und benehmen sich wenig sozialadäquat. Man kann ihnen natürlich Betäubungsmittel geben, dann wirkt das Problem gedämpft...man könnte auch den traditionelleren Weg gehen und erziehen...


    Daneben stehen die paar Hanseln (die es immer schon gegeben haben wird), bei denen tatsächlich eine Störung im Gehirn gibt. Die brauchen Verhaltenstherapie und Medikamente, weil mir neu wäre, dass man mit Erziehung etwas gegen neurologische Störungen machen könnte...

    Was spricht aus meiner Sicht gegen einen laizistischen Staat:
    1.) Religionsunterricht gehört staatlich beaufsichtigt. Es gibt sowohl im christlichen, als auch im muslimischen Bereich Menschen mit sehr fundamentalistischen Einstellungen, denen ein staatlicher, in Absprache mit den Glaubensgemeinschaften organisierter Religionsunterricht sicherlich besser tut als eine unkontrollierte potentiell-radikale Indoktrinierung.
    2.) Die Zusammenarbeit mit religiösen Organisationen bietet dem Staat Kontrollmöglichkeiten auch in Bezug auf Personen ohne Schulbezug. Wenn mit der Bischofskonferenz, dem Islamrat, etc. etwas besprochen wird, dann wird das nachher auch innerhalb der Religionsgemeinschaft umgesetzt. Das passiert in laizistischen Staaten (hint: Frankreich) im Grunde gar nicht.
    3.) Die größten Gräueltaten der Geschichte sind meines Wissens nach nicht unter religiösen Vorwänden begangen worden, die beiden Systeme mit den meisten Toten tragen eine recht deutliche Ablehnung von Religion in sich. Das bedeutet nicht, dass Laizismus zu Gräueltaten führte, es soll nur heißen, dass für besonders religiöse Menschen in der Regel bestimmte (von einer äußeren Instanz gesetzten) moralische Regeln gelten, die so etwas verhindern sollten. In einer radikal-laizistischen Welt besteht die Notwendigkeit, dass jeder Mensch diese Moral aus sich heraus entwickelt. Wer an das Gute im Menschen glaubt, mag das für möglich halten, wer davon ausgeht, dass eine Tendenz zum Bösen nicht abzustreiten ist, sieht vielleicht gewisse Probleme.
    4.) Das betrifft eher Muslime als Christen, aber es wird von einigen Politikern (in erstaunlich dummer Manier sogar von solchen aus den Parteien mit dem C im Namen) behauptet, dass der Islam ja generell ein Problem mit Menschenrechten und Demokratie habe, d.h. Muslime sollten sich entscheiden zwischen unserem Staat und ihrer Religion. Wo ist das Glaubensfreiheit? Das ist fundamentalistischer Laizismus oder wie man auch schön sagen kann: Totalitarismus. Oder die Diskussion um die Beschneidung im Judentum und im Islam. Aus meiner Sicht ist diese Tradition Unsinn, aber was soll hier ein Verbot bewirken? Eine Beschneidung durch einen Mediziner ist ein extrem sicherer Eingriff, es gibt medizinisch sogar gewisse Vorteile und es ist nun einmal ein zentraler Glaubensinhalt dieser Religion, d.h. ein Verbot wäre ein massiver Eingriff in die Glaubensfreiheit, für was? Ein laizistischer Staat müsste und dürfte sich diese Gedanken nicht machen, er müsste diese Tradition verbieten.


    Ansonsten empfehle ich als Argumentationsgrundlage gerne auch diesen Artikel hier, der doch gut das Problem des "Stammtischlaizismus" ( O. Meier) beschreibt.


    P.S.: Laizismus heißt übrigens nicht, dass die Kirche keine Schulen mehr hat. In Frankreich besuchen fast 20% der Schüler in Schulen Schulen in katholischer Trägerschaft, das ist doch etwas mehr als in Deutschland.
    P.P.S.: Die Bibel ist auch für Christen nicht das direkte Wort Gottes, mit ein ein paar Ausnahmen wie z.B. die 10 Gebote oder direkte Zitate Jesu. Durch dieses von Menschen geschriebene Werk spricht allerdings Gott zu den Menschen, Das ist jetzt eine theologische Problematik, aber so wie Jesus gleichzeitig vollständig Gott und vollständig Mensch ist (und eben kein Halbgott), ist auch die Bibel gleichzeitig vollständig Menschenwerk und vollständig Gotteswerk.

    Heiraten: Das ist kirchenrechtlich korrekt, die Anzahl der Annullierungen katholischer Ehen ist aber erstaunlich höher als man im ersten Moment vielleicht denkt, was dann eine wiederholte katholische Trauung durchaus vorkommen lässt.


    Ist der Unterschied zwischen einem säkularen und einem laizistischen Staat eigentlich jedem klar, der hier wild mit "Die Säkularisierung ist noch nicht abgeschlossen" argumentiert? Ich habe das schon einmal erwähnt, aber Faktenwissen ist echt wichtig, ansonsten kommt bei der Urteilsbildung aus formallogischen Gründen (Prämissen und solcher Quatsch) oft Unsinn heraus.


    P.S.: Religion zu diskutieren ist vor allem deshalb schwierig, weil die Aussage "Gott existiert (nicht)" eine Prämisse ist. Gäbe es einen logisch schlüssigen Existenz- oder NIchtexistenzbeweis wäre die Diskussion erledigt, weil eine Seite eindeutig Recht hätte. Da das nicht möglich ist, diskutieren also zwei Seiten mit unterschiedlichen Prämissen, was die Diskussion...nennen wir es...herausfordernd gestaltet, weil man einfach mit denselben Argumenten zu unterschiedlichen Schlüssen kommen kann (weil eben die Annahmen schon unterschiedlich sind) und sich dann schnell Verbohrtheit vorwirft.


    P.P.S.: Die Diskussion "ist Bildung eine rein staatliche Aufgabe" schenke ich mir ebenfalls, das ist ein Punkt der sich im Grundgesetz aus den Erfahrungen des Nationalsozialismus ergeben hat, das hab ich schon einmal angesprochen, aber es bleibt beim fehlenden Faktenwissen... -.-

    Zitat

    Mein Gott ist und handelt da ganz anders.

    Das ist glaube ich das Hauptproblem, auf jeden Fall in der katholischen, aber auch in der evangelischen Kirche. Kirche ist keine Individual-, sondern eine Kollektivveranstaltung und das vielen nicht ins individuelle Weltbild. Wenn die katholische Kirche etwas entscheidet, dann gilt das prinzipiell weltweit (Ausnahme als Versuch sind möglich, s. Amazonas und Zölibat) und für alle Katholiken und für alle Katholiken gleich. Diesen Zentralismus hat man in der evangelischen Kirche nicht, aber bestimmte Prinzipien sind auch dort universell.

    Der Fehler kam nur nicht von mir, sondern von ihm. Schulen sind in Klöstern und Städten traditionell kirchliche Aufgabe gewesen, weil der Staat (so man denn einen solchen hätte sehen können, sagen wir eher die weltliche Herrschaft) darin keine Notwendigkeit gesehen hat. Die Einführung der Schulpflicht und des Schulsystems in seiner heutigen Form geschah dann leider auch nicht in einem demokratischen System, sondern im Rahmen monarchischer Machtmonopolisierung, aber ja, beim historischen Denken geschehen die schrecklichsten Unfälle, vor allem wenn die Fakten fehlen. Aber ein gutes Abitur bekommt man heute in Geschichte ja auch ohne Fakten. ;)


    Es gibt übrigens auch Staaten mit anderer Tradition, vor allem in Asien, da war Bildung schon viele Jahrhunderte staatliche Aufgabe.

    Jetzt überlegen wir einmal ganz scharf, wer die ältesten Schulen in Deutschland gegründet und geleitet hat und danach schenken wir uns die Diskussion darüber, ob die Kirche sich "in dem Bereich breit macht" oder ob es nicht eher umgekehrt im 19. der Staat mit einer ganz klaren Agenda war. Aber ich schenke mir die Diskussion mit dir, das ist fruchtlos und ich hab Schüler in der Oberstufe die niveauvoller gegen die katholische Kirche argumentieren können. ;)

    Religionslehrer an allen Schulen und Lehrer an eigenen Schulen zählen alle als sendungsnah, auch wenn mein Sendungsauftrag in Mathematik sicherlich als kaum existent bezeichnet werden kann. Da bringen vielleicht manche Klausuren Schüler näher ans Gottvertrauen, aber das ist jetzt eher ungeplant.

    @Meerschwein Nele: Das Chefarzturteil muss man schon etwas genauer lesen. Der EUGH hat gesagt, dass es nicht sein kann, dass an katholische Mitarbeiter strengere Maßstäbe gestellt werden, als an nicht-katholische Mitarbeiter (und in quasi allen Tendenzbetrieben arbeiten inzwischen mehrere Konfessionen oder (Krankenhäuser) Religionen), die finden sonst einfach nicht genügend Leute (das gilt auch für Lehrer, die eine verkündungsnahe Tätigkeit ausüben). Für alle dieselben strengen Maßstäbe wäre ok, nur gibt das eben das Kirchenrecht nicht her (wer nicht katholisch ist, kann nicht gezwungen werden den CIC zu befolgen).

    Die theoretischen Studien belegen die Wirksamkeit von Ritalin (sorry dass ich immer den Markennamen benutze, aber es ist im Grunde alles dasselbe), sonst wäre es kaum zugelassen bei den Nebenwirkungen. ;)


    @chilipaprika: Aufmerksamkeitsstörungen und Hyperaktivität sind Kernsymptome eines fetalen Alkoholsyndroms, der Zusammenhang ist gut belegt (Quelle 1, Quelle 2), allerdings kommen beim FAS halt noch ein paar mehr und massivere Schwierigkeiten dazu.

    In neueren Arbeiten werden FAS und ADHS nicht mehr als separate Störungen betrachtet; vielmehr unterscheidet man zunehmend zwischen ADHS mit und ohne pränatale Alkoholexposition.

    Die Frage war rhetorisch, es steht weder in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (UN) aufgrund des Widerstands vieler muslimischer Staaten, noch im Grundgesetz (in Artikel 3 Absatz 3 wo es explizit hingehört). Artikel 1 bezieht sich auf Gleichheit vor dem Gesetz, nicht auf Gleichheit vor dem Arbeitgeber. Es steht allerdings in der Charta der Grundrechte der Europäischen Union, nur hatte er halt Menschenrechte und Grundgesetz genannt und da steht es eben genau nicht.


    @SchmidtsKatze: Mal ganz ehrlich. Wenn dich das so sehr stört, möchtest du an dieser Schule weiterhin arbeiten? Sie können dir rechtlich nichts, den Punkt hatte ich schon ausgeführt. Du könntest bei Beförderungen übergangen werden (falls du das anstrebst) und wenn die Schulleitung nicht völlig bescheuert ist, kriegt sie das auch juristisch sauber begründet., aber du wirst deswegen definitiv nicht entlassen.


    @Anja82: Hängt stark vom individuellen Bistum, bzw. der Landeskirche ab. Manche sind sehr frei (insbesondere in der Auslegung eigentlich recht klarer päpstlicher Lehrmeinung auf katholischer Seite), andere sehr restriktiv.

    Eine Nachfrage und eine Korrektur an @keckks:
    1.) Welches Menschenrecht (UN) und welcher Artikel (GG) wären das denn genau in Bezug auf Homosexualität?
    2.) Der Refinanzierungsanteil dürfte eher über 90% liegen, allerdings muss man da auch ganz klar sagen, dass die Alternative 100% der Kosten wären für Land und Kommune (in NRW) und dass das auch keiner will.

    Um nochmal mit dem "Ritalin wirkt nur bei Menschen die ADHS haben"-Mythos aufzuräumen: Non-specific effects of methylphenidate (Ritalin) on cognitive ability and decision-making of ADHD and healthy adults.


    Die Leitlinie für ADHS sieht den Einsatz von Ritalin bei leichten Fällen von ADHS ebenfalls nicht vor, bei schweren ADHS Fällen ist die medikamentöse Behandlung zwingend (in Bezug auf @Buntflieger), in der Leitlinie findet man übrigens auch die psychosozialen Therapieansätze die gut belegt wirken (unten).

    Es handelt sich aber um einen christlichen Träger, oder? (im katholischen Bereich wären das z.B. Orden oder die Caritas, im evangelischen Bereich z.B. die Diakonie)
    Dann ist es egal, die sind immer mindestens indirekt an ein Bistum, bzw. eine Landeskirche angebunden und bekommen von denen auf den Deckel, wenn Sie sich nicht an die Regeln halten. Und eine Nicht-Heirat ist kein schwerer Verstoß, aber nach christlicher Morallehre (in beiden Kirchen) eben auch nicht der Optimalzustand. Ist dir denn irgendetwas "angedroht" worden oder ist es eher das ungute Gefühl, dass du dich gegängelt fühlst?

Werbung