Die Bezeichungen mit "phob" sind meiner Meinung nach oft etwas an den Haaren herbeigezogen (vielleicht sehe ich sie auch zu sehr aus psychologischer Perspektive), ich habe ja keine Angst davon und es wäre auch unproblematisch für mich mit einer Transperson zusammenzuarbeiten oder befreundet zu sein, auch wenn es sich bisher nicht ergeben hat (die einzige die ich kenne ist eine Schülerin, die gerne mit einem neuen männlichen Vornamen angesprochen werden wollte und natürlich habe ich das gemacht, weil es einfach massiv unhöflich wäre das zu ignorieren (auf das Zeugnis musste trotzdem der beim Standesamt eingetragene Name gedruckt werden)). Manche asiatischen "traps" finde ich persönlich sogar ziemlich gutaussehend, aber eben weil sie verdammt nah an "biologische Frau" rankommen vom Aussehen.
Die eigentlich dahinterstehende Frage ist doch eher, ob man Konstruktivist ist. Wenn man tatsächlich annimmt, dass Wirklichkeit lediglich in unserem Verstand konstruiert wird, dann ist es logisch, dass man annimmt, dass auch "race", "gender" u.ä. (ich nehme die englischen Begriffe, weil die deutschen nicht eindeutig oder von anderer Bedeutung sind) lediglich konstruiert sind. Wenn man diese philosophische Grundeinstellung nicht teilt und davon ausgeht, dass es bestimmte Kategorien in realiter gibt, dann kann man natürlich ebenfalls die Ansicht teilen, dass manche davon in bestimmten Gebieten kein notwendiges Unterscheidungskriterium sein dürfen (z.B. Geschlecht in Bezug auf Bezahlung bei gleicher Tätigkeit), aber der angenommene Bestand der Kategorien führt dazu, dass man bestimmte Dinge für sich selbst ausschließt und ggf. auch für nicht gesund hält. Wenn jemand von sich behauptet er sei ein Panda und auch genug Geld hat um diesen Lebensstil voll durchzuziehen, ohne damit irgendjemandem ein Leid zuzufügen (keine Unterstützung durch Verwandte, keine staatliche Unterstützung notwendig, etc) und selbst damit glücklich ist, dann soll derjenige so leben dürfen, das ist sein Recht und es gibt für mich keinen Grund ihn daran zu hindern. Ich empfände ein solches Verhalten als nicht mental gesund, aber nicht im Sinne von krankhaft, weil kein Leidensdruck besteht.
Dasselbe ist auf Transpersonen übertragbar. Wenn jemand glücklich damit ist als Mann geboren zu sein und als Frau zu leben, dann ist das wunderschön und sein Recht. Wenn jemand unglücklich über seine körperlichen Merkmale und voll entscheidungsfähig ist, dann soll er diese ändern dürfen und das sollte auch von der Solidargemeinschaft übernommen werden. Aufgrund der Radikalität des Eingriffs sollte man gewisse Schutzmaßnahmen (im Sinne eines psychologischen Ausschlusses anderer Ursachen) einbauen, aber keine zu hohen Anforderungen stellen, denn mal im Ernst: Niemand lässt sich aus Jux seine Geschlechtsteile umbauen. Ich halte das auch in dem Fall für ungesund, aber die Behandlung hilft dabei, dass die Person glücklicher werden kann, also ist es richtig das zu machen.
Jetzt zurück zu mir: Ich muss das dann nicht schön finden und auch nicht sexuell anziehend (wie gesagt, auf den ersten Blick gibt es sicher Ausnahmen), aber das ist dann eben der Teil meiner Freiheit. Der Umgang damit wäre dann etwas, auf das man das "transphob" übertragen könnte. Man kann auf sehr freundliche oder sehr unfreundliche Art mitteilen, dass man das persönlich nicht anziehend findet. Aber es als generell als "transphob" zu bezeichnen ist Quatsch, ebenfalls analog: Die meisten Frauen fühlen sich von fast allen Männern nicht angezogen und diese Männer kassieren regelmäßig Abfuhren...das ist nicht androphob, sondern schlicht gerechtfertigte Auslese. Man muss halt nicht mit jedem.