Beiträge von Valerianus

    Man kann sich die Äußerungen von Boris Palmer bei Facebook selbst durchlesen und dazu ein Urteil bilden. Meins wäre...provokant und dumm, aber um da Rassismus herauslesen zu wollen, muss man schon extrem kreative Lesekompetenz besitzen. Das ergibt weder sprachlich (erkennbares Zitat und vielleicht schwieriger erkennbare Ironie) noch logisch (er verteidigt Aogo zuerst für dessen, ebenfalls echt blöden, Satz und danach beleidigt er ihn...but why?) irgendeinen Sinn...

    Ich meinte zum Einen den Vergleich, ja. Auf der anderen Seite gibt es ein paar offene Fragen, die sich auf die Schilderung des Sachverhalts gemäß deiner Aussagen und den verlinkten Artikeln ergeben, also fasse ich mal zusammen, ob ich alles richtig verstanden habe:


    - es gab mehrere rassistische Äußerungen einer Ballettmeisterin gegenüber der Tänzerin

    - die Tänzerin wandte sich an den Intendanten, der ihr sagte, dass Ballettmeisterinnen nahezu unkündbar seien, Tänzerinnen aber deutlich leichter ersetzt werden könnten

    - daraufhin unternahm die Tänzerin keine weiteren Schritte, informierte insbesondere nicht ihren Arbeitgeber

    - ein bis zwei Jahre später wurde ihr befristeter Vertrag nicht verlängert (offensichtlich ohne Angaben von Gründen, aber jeder Arbeitgeber der hier Gründe angibt, müsste mit dem Klammerbeutel gepudert sein)


    Wenn das soweit richtig ist, ergeben sich die folgenden Fragen:


    a) Wusste der Arbeitgeber vom rassistischen Verhalten der Ballettmeisterin und hat nichts unternommen? (Fürsorgepflicht)

    b) Ein befristeter Arbeitsvertrag endet automatisch mit Ablauf des Vertrages und es gibt kein Anrecht auf Verlängerung. Wäre Rassismus (seitens des AG, nicht seitens dessen Mitarbeiter) der Grund für die Nicht-Verlängerung, griffe das AGG, das muss aber glaubhaft gemacht werden durch die Tänzerin. Kann sie das glaubhaft machen? Hier wäre a) ein sehr glaubhafter Anhaltspunkt für Rassismus auf AG-Seite...

    c) Kann der Arbeitgeber einen glaubhaften Grund für die Nicht-Verlängerung angeben, der den Rassismus-Vorwurf aushebeln kann (mangelnde Leistung, etc.)?


    P.S.: Es geht nicht um ahnungslose, normale Bürger...aber dir ist doch auch klar, dass es einen Unterschied gibt zwischen "das finde ich falsch", "das findet die Gesellschaft falsch" und "das ist juristisch falsch".

    Oder zeig ihnen den Beipackzettel beliebiger rezeptfreier Medikamente (bitte nichts homöopathisches, da sind die einzigen bekannten Nebenwirkungen Diabetes und Kopfschmerzen bei anwesenden Mitmenschen). Das von Quarks ist auch wieder so eine Statistik bei der ich weinen muss:


    1.) fehlt da eine Aufteilung nach Geschlecht, weil AZ für Frauen eindeutig problematischer ist als für Männer, unabhängig vom Alter

    2.) vergleicht man hier die Impfung mit dem Ansteckungsrisiko für einen Monat. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Problem Corona Mitte Juni nicht verschwunden ist

    3.) Der Endzeitpunkt ist nicht gleich (Intensivstation bei Covid, Auftreten Sinusvenenthrombose), in beiden Fällen "Tod" wäre eine sauberere Statistik. Aber von den Covid-Patienten auf der Intensivstation sterben 30-50% (je nach Intensivstation), an einer Sinusvenenthrombose sterben 10-15%. Macht so halt mehr her. ;)

    Ich bin nicht der Meinung, dass eines Menschen Mängel oder Fähigkeiten persönlicher Art die Gefühle, mit denen man auf ihn schaut, nicht irgendwie beeinflussen. Das ist weder möglich noch wünschenswert. Wenn er durch eine der Anlagen hervorsticht, die zu seinem eigenen Besten dienen, dann bildet er darin einen würdigen Gegenstand für Bewunderung. Er steht dann der idealen Vollkommenheit der menschlichen Natur um so näher. Fehlen ihm aber diese Eigenschaften in starkem Maße, so wird ein der Bewunderung sehr entgegengesetztes Gefühl die Folge sein. Es gibt einen Grad von Dummheit und, was man (nicht ohne Einschränkung) Niedrigkeit oder Verderbtheit des Geschmacks nennen könnte, die es zwar nicht rechtfertigt, ihren Träger zu schädigen, die ihn aber doch notwendigerweise zum Gegenstand der Abneigung, wenn nicht gar - in extremen Fällen - der Verachtung macht.

    Das Zitat ist aus Kapitel 4, aber zumindest das 1. gibt es auf deutsch gratis (On liberty - auf englisch geht alles gratis).


    chilipaprika: Ich würde sagen "ja, das Verhalten der Ballettmeisterin ist rassistisch" und weiterhin behaupten, dass sie vor dem Arbeitsgericht vermutlich trotzdem verloren hätte (weil die Ballettmeisterin nicht ihr Arbeitgeber ist), das aber der öffentlichen Wahrnehmung des Staatsballett Berlin massiv geschadet hätte, weshalb die gerne einen Vergleich haben wollten. Wenn der Fall juristisch so eindeutig liegen würde wie du es darstellst, hätte sie wohl die Klage durchgezogen.

    Die Argumentation mit der Täter-Opfer-Umkehr ist meiner Meinung nach schwierig (nicht auf die konkrete Situation bezogen). Wann ist ein Vorwurf für uns wahr? Im Strafrecht, wenn es keinen begründeten Zweifel mehr gibt. In normaler Konversation, wenn mehr und glaubhaftere Gründe dafür sprechen als dagegen. In aktivistischen Kreisen, sobald ein Vorwurf gemacht worden ist, denn dem Opfer nicht zu glauben, wäre eine weitere Form diesem Leid anzutun. Es hat nichts mit Täter-Opfer-Umkehr zu tun, dass man zunächst beide Seiten anhören und zusätzlich nach Fakten Ausschau halten sollte. Der letzte Punkt ist aus konstruktivistischer Sicht kritisch, aber da muss man sich selbst hinterfragen: Hat man tatsächlich eine konstruktivistische Weltsicht (in weitgehend allen Lebensbereichen)? Dann ist es akzeptabel darauf zu verzichten...wenn man das aber nur für Einzelbereiche ausruft, dann ist es eher Heuchelei...

    Das glaube ich dir, auch bei noch einer Wiederholung, nicht.

    Das ist mir, ebenfalls aus grundsätzlichen Überlegungen, total egal. Du hattest Unrecht, ich habe dir nachvollziehbar aufgezeigt, dass du Unrecht hattest und ich soll jetzt mit dir über deinen Glauben diskutieren? Mach mal allein...
    Wenn du den Wunsch nach weiterer juristischer Aufklärung hast, gerne. Wenn du mit mir über meine persönliche Meinung diskutieren willst, ebenfalls gerne, aber dann bring bitte wenigstens ein Argument. ;)

    Tut er in vielen Fällen ja auch - auch wenn irgendwelche Querdenker oder Rechte das anders sehen. Aus meiner Sicht hat der Staat dann regulatorisch einzugreifen, wenn es gegen die Menschenwürde einzelner Personen oder konkreter Gruppen geht. Hier habe ich für mich persönlich rechtliche Abgrenzungsschwierigkeiten. Ich finde, die Aussage "Soldaten sind Mörder" muss möglich sein. Eine rassistische Äußerung (die ich jetzt absichtlich ohne Beispiel lasse) muss es nicht. Ich hab leider nicht die Zeit, dein Buch zu lesen (und es hört sich Englisch an, brrr :-)). Ist Mill ein Verfechter der fast absoluten Meinungsfreiheit wie in den USA? Wie geht er damit um, dass Sprache die Realität verändert und grob rassistische oder diskriminierende Sprache die Gesellschaft durchaus in eine solche Richtung ändern kann? (Kann man das überhaupt in ein paar Sätzen zusammenfassen)

    "Über die Freiheit" gibt's in deutscher Übersetzung von Reclam, ist aber auch da etwas sperrig zu lesen, weil es halt von 1859 ist, weshalb manche Punkte damals nicht allzu relevant waren. Mill schränkt die Meinungsfreiheit dort ein, wo durch die Äußerung dieser Meinung einem anderen ein Schaden entsteht (ein echter, kein "das verletzt meine Gefühle"). Ich glaube eines der Beispiele war es in der Zeitung zu schreiben "Getreidehändler sind für den Tod von Tausenden verantwortlich und Eigentum sollte enteignet werden" sei ok, es vor dem Haus eines Getreidehändlers zu brüllen, während dort ein aufgebrachter Mob tobt nicht.


    Im Wesentlichen zentral sind für ihn die Freiheit der Gedanken, als auch der Handlungen.
    In Bezug auf die Gedanken führt er aus, dass man einerseits immer im Hinterkopf behalten könnte, dass die andere Seite Recht haben könnte, vielleicht nicht im Ganzen, sondern nur in Teilen und man daraus Erkenntnis in Bezug auf die Wahrheit ziehen kann. Andererseits kann man auch wenn die andere Seite Unrecht hat, daraus Erkenntnisse für die eigene Position gewinnen, so dass diese nicht nur zu einer leeren Hülle verkommt, deren eigentlicher Wesenskern uns fremd geworden ist. Nur in der Auseinandersetzung von Ideen, können sich solche weiterentwickeln, sich verbessern und nicht nur leere Hülsen bleiben. Wenn man davon ausgeht, dass wir nicht in der besten aller möglichen Welten leben, ist das eigentlich ein ganz kluger Gedanke.

    In Bezug auf Handlungen führt er aus, dass jeder alle Handlungen durchführen sollen dürfe, so sie nur auf eigene Kosten und Gefahr umgesetzt werden. Die Überlegungen dahinter sind relativ analog. Zum einen könnten die Handlungen besser sein, als das übliche Handeln, falls sie es nicht sind zwingen sie einen doch dazu, das eigene Handeln zu überdenken und zudem ist es auch möglich, dass eine Handlung für die eine Person die passende Wahl sei, die jemand anderen totunglücklich machen könnte. In Bezug darauf hat Mill ein paar tolle Ideen zu Bildung und Erziehung, die seit über 160 Jahren ignoriert werden.


    Das Buch lohnt sich wirklich (ich brauchte zum Lesen nur gefühlt fünfmal so lang wie normalerweise). "Die Unterwerfung der Frauen" ist auch toll...hat er zusammen mit seiner Ehefrau geschrieben, ähnlicher Entstehungszeitrum und sehr lesenswert, aber ganz anderes Thema.

    @Berufsschule93: Nochmal, ich finde die Äußerungen daneben und falsch und würde mit einer solchen Person auch keinen Kontakt haben wollen, aber: Keine der Äußerungen ist direkt gegen die Person gerichtet. Das "nicht normal sein" dürfte als Meinungsäußerung genauso zulässig sein wie das "eklig finden von küssen", das "Frauen ficken" ist geschmacklos aber auch nicht beleidigend. Aus dem "schwul sein ist scheiße" könnte man was machen, aber selbst da wurde ja ersichtlich kein Personenbezug hergestellt. Ich kenne weder das Format, noch die konkrete Sendung, vermute aber, dass es sich hier eher um ein schichtspezifisches Sprachproblem handelt, dass für den durchschnittlichen Akademiker sehr ungewohnt klingt.


    Ich finde, aus grundsätzlichen Überlegungen, dass sich der Staat sowohl strafrechtlich, als auch regulatorisch aus Meinungsäußerungen heraushalten sollte. Wer dazu eine fundierte Basis haben will: John Stuart Mill - On liberty...ist etwas betagt, hat aber nicht das geringste an Aktualität verloren. Mill argumentiert, mit guten Gründen, auch gegen die privaten Konsequenzen einer moralisierenden Gesellschaft, aber da kann ich die andere Seite zu gut nachvollziehen. ;)

    Natürlich ist das eine Beleidigung. Ich kann nicht einfach Jemanden als scheiße und eklig bezeichnen, besonders wenn das auch noch aufgenommen wird und beweisbar ist.

    Das hast du gut erkannt. Ich kann nicht öffentlich (dir privat ins Gesicht, darf ich es natürlich straffrei sagen) sagen, dass ich dich eklig oder scheiße finde, aber ich kann problemlos straffrei öffentlich behaupten, dass ich Polizisten widerlich fände, dass Soldaten Mörder seien oder dass Lehrer allesamt faule Säcke seien, die man in eben einen solchen stecken solle um diesen zu prügeln, denn es würde immer den Richtigen treffen.


    Warum darf ich nun das eine nicht tun und ist strafbar und das andere darf ich straffrei machen? Kannst du es mit den Beispielen selbst rausfinden oder soll ich dir dazu genauere juristische Ausführungen verlinken?

    Das mit der Strafbarkeit ist dann wieder so eine Sache. Die Äußerungen die du gerade zitiert hast sind sicherlich widerlich und beleidigend, aber keine justiziable Beleidigung. Das ist wieder der Punkt zwischen "wo soll der Staat eingreifen" und "wo bekomme ich negatives Feedback von meinen Mitmenschen"...

    Ich hab den Thread nicht komplett gelesen (mache ich vielleicht später), aber das Hauptproblem ist doch das folgende:

    Meinungsfreiheit ist ein Grundrecht gegenüber dem Staat. Der Staat darf mich nicht anders behandeln, weil ich eine "unkonventionelle Meinung" habe. Meinungsfreiheit ist kein Recht gegenüber meinem Arbeitgeber oder anderen Menschen. Wenn ich da eine "unkonventionelle Meinung" äußere, dann kann und wird das natürlich Konsequenzen haben.


    Dann gibt es noch ein ganz kleines Problem, aber da habe ich meinen Zweifel, dass du das als Problem begreifen wirst: Rassismus ist, gerade in Deutschland keine "unkonventionelle Meinung". Wir haben da eine Geschichte aus dem letzten Jahrhundert mit und wenn ich mir die Wahlerfolge der AfD so angucke, dann halten das so um die 10% der wahlberechtigten Menschen in Deutschland für gar nicht so unkonventionell, dass man doch Quotenschwarzer wohl noch sagen dürfe. Unkonventionell wäre eher sowas wie Gegenwartskunst, die ich ansprechend und ästhetisch finde, aber das ist dann ein anderes Thema. :P

    Ich wusste gar nicht, dass die HUK meine Beihilfe regelt, weil denen die Pax gehört...wieder mal was Neues gelernt beim googlen. Aber dass die nur ÖD versichern, kann nicht stimmen, da sagt schon deren Einstiegsseite und Fernsehwerbung was anderes, während die DBV tatsächlich nur Tarife für Beamte anbietet (die Axa zu der die DBV gehört, macht aber ungefähr alles für jeden) und die Debeka meines Wissens nach zumindest den größten Teil (die bieten aber auch für Freiberufler an).


    Vom Jahresumsatz sind sie aber immerhin Top 10...

    Ich kann mich an kein Mathematik Abitur in NRW erinnern, in der der Sachkontext jemals mehr verlangt hätte. In den meisten Fällen bin ich ja schon glücklich, wenn der Sachkontext nicht allzu offensichtlich an den Haaren herbeigezogen ist. Ja, in Mathe wird inzwischen lesen trainiert...das hat aber weder mit anwendungsorientierter Mathematik, noch mit "richtiger" Mathematik viel zu tun, was die Schüler da im Abitur vorgesetzt bekommen...


    P.S.: Der Test ist großartig...gleich selbst gemacht und ich glaube, ich mache in den nächsten beiden Wochen einen Exkurs in allen Geschichts- und Politikkursen für die Leute im Präsenzunterricht (allein in Distanz lernen die allein aus dem Test gar nix).

    Die größten Migrantengruppen in Deutschland: Türkei, Polen, Italien

    Die Impfinformationen des Bundesgesundheitsministeriums waren bis vor wenigen Tagen nur in Deutsch, Englisch und Spanisch verfügbar.


    Finde den Fehler. (Inzwischen sind sie auch in türkisch, arabisch und russisch verfügbar)

    Palim: Danke, auf dem Niveau kann man diskutieren. Ich kenne die niedersächsische Erhebung nur daher, dass der PhV die ziemlich zerfetzt hat und mit den Daten nachher eine eigene Auswertung aufzustellen, bei der sich ergeben hat, dass Gesamtschulen im Grunde gar nicht extra belastet sind, Grundschulen teilweise und Gymnasien (ebenfalls wieder) die höchste Belastung schultern (da hatte das Land in seiner ersten Auswertung nur alles gemittelt angegeben zum tarnen, tricksen, täuschen). Dadurch wird dann laut nds. PhV auch die größere Streuung ausgeglichen (d.h. die maximal nach unten streuenden Gy Kollegen liegen über den nach unten streuenden GS Kollegen).


    Das Problem mit der Teilzeit ist glaube ich an allen Schulformen derselbe Mist, an den Grundschulen schlägt es (meine Vermutung) wegen des höheren Frauenanteils aber stärker durch...zumindest bei uns fahren die Frauen eine höhere Teilzeitquote als die männlichen Kollegen (allerdings beide Geschlechter aus denselben Überlegungen: Welcher Partner in der Beziehung verdient mehr? Der andere geht in Teilzeit.).

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