Vielleicht sollte der Unterschied zwischen Cancel-Culture und die Diskussion abbrechen noch einmal herausgearbeitet werden:
Cancel Culture ist der systematische Boykott (notwendigerweise MIT explizitem oder impliziten Aufruf an Andere zum Boykott) von Personen, Organisationen oder Veranstaltungen aufgrund von vorgeworfenem Fehlverhalten, was (ebenfalls notwendigerweise) nicht justiziabel ist, sondern lediglich den moralischen Werten des Durchführenden widerspricht. Als Beispiel kann man hier die DFG und Dieter Nuhr in Zusammenarbeit mit einem Twitter-Shitstorm nehmen (und die DFG ist nun wirklich eine der unpolitischsten Organisationen die wir in Deutschland haben).
Die Diskussion oder den Umgang abbrechen ist eine private Entscheidung, bei der man für sich selbst entschließt mit einer bestimmten Person nicht mehr zu sprechen oder zu diskutieren, in den meisten Fällen aufgrund deren Verhaltens oder Aussagen. Ich lese zum Beispiel O. Meier wirklich gerne, weil er in vielen Fällen eine erfrischend andere Sichtweise vertritt auf viele Dinge, aber ich würde mit ihm nicht mehr über Religion diskutieren, ansonsten werde ich hier dauerhaft gebannt, weil ich mich zu sehr aufrege, so viel grünen Tee kann ich gar nicht trinken.
Das eine ist eine nach außen gerichtete Handlung, das andere eine nach innen gerichtete.
@samu: Der "Mein Kampf" Vergleich war wirklich daneben, da ich a) bezweifle, dass irgendwer hier im Thread das Ding komplett gelesen hat und b) das schon echt zu nah an Godwin's Law ist, unabhängig davon, ob Gauland ein Politiker mit sehr seltsamen Ansichten ist.
Herr Rau: Die Frage ist doch: Was ist zielführender für die Gesellschaft? Der Rücktritt von Andreas Scheuer oder gute alternative Lösungsansätze, also ein Wettstreit der Ideen? Ich würde immer das zweite bevorzugen, denn auch wenn ich den Mann für nicht besonders fähig halte, gehe ich davon aus, dass er lernen und besser werden kann und wenn er wirklich unfähig ist, dann sollte die Bundeskanzlerin ihn vor die Tür setzen, aber bitte weil das die richtige Entscheidung ist, nicht weil der öffentliche Druck zu groß ist. Dieselbe Argumentation gilt Richtung Presse und Opposition...natürlich dürfen die fordern was sie wollen, aber das beste für die Gesellschaft wären bessere Ideen, denn ansonsten hast du nur den nächsten bayrischen Seehofer-Synchronsprecher als Verkehrsminister, der aber von seinem Job keine Ahnung hat. Was ändert das denn?