Genau das ist der Punkt, an dem ich (und wenn ich die Texte hier lese auch andere) zweifle. Es geht auch gar nicht darum den Grundschulen die Schuld zu geben, das ist nicht zielführend. Meine Erfahrung aus dem Unterricht ist, dass man die Anforderungen möglichst leicht unrealistisch hoch ansetzen muss, damit die Schüler den Stand erreichen, den sie erreichen sollen. Je niedriger man die Anforderungen setzt, desto weniger wird gemacht. Das hat meiner Meinung nach drei Ursachen:
1.) Die Jugendlichen bei uns sind in der Pubertät und ein gutes Pferd springt nicht höher als es muss, die haben besseres zu tun als unnötig viel Zeit mit der Schule zu verbringen.
2.) Eltern ziehen sich massiv aus der Lernverantwortung heraus und geben sehr viel an die Schule ab. Das hat einerseits Gründe im veränderten Familienmodell (früher war halt fast immer jemand zuhause und konnte unterstützen, das muss heute der Staat auffangen, wenn er will das Vater und Mutter arbeiten, macht er aber nur begrenzt sinnvoll (so meine Erfahrungen mit der OGS)), andererseits aber auch in einer extremen Dienstleistermentalität gegenüber der Schule ("Wie können Sie mein Kind denn fördern, wenn es das kleine 1x1 nicht kann?" (in Klasse 5) - ja gar nicht , ich geb dir gerne Übungsblätter mit und dann mach zuhause - *surprisedpikachu*)
3.) Die Gesellschaft hat allgemein einen größeren Unwillen (?) gegenüber Leistung entwickelt, es geht immer um Wohlfühlen, Emotionen und - meiner Meinung nach - oft völlig unsinnigen Scheiß. Wenn ich möchte, dass ein Kind die 16 Bundesländer samt Hauptstädten auswendig kann, dann kann man darüber diskutieren, dass man die googlen kann, man kann sich aber auch einfach jeden Tag ein paar Minuten hinsetzen und die blöden Bundesländer auswendig lernen, das ist Allgemeinwissen. Mir ist völlig egal, dass sich manche Kinder dabei langweilen, da müssen die durch, das ist später, egal in welchem Beruf, manchmal halt so, eine gewisse Frustrationstoleranz sollte schon vorhanden sein. Das äußert sich übrigens auch in diversen Lehrplänen (da kommen die Grundschulen dann schon rein, aber alle anderen Schulformen genauso, ist ja nicht so, als ob mehr als 5% der Abiturienten noch fit für ein naturwissenschaftliches Studium wäre, Mathe fing bei mir an der Uni noch mit LinA I und Ana I an, heute (selbe Uni) mit einem mathematischen Propädeutikum im Umfang von 6SWS, Lerninhalte sind im Wesentlichen die Inhalte von Klasse 7 bis zum Abitur)
kein Bock, keine Unterstützung zuhause und Unwillen gegen Leistung sprechen übrigens alle gegen schöne und flüssige Handschriften. Und das führt dann zu massiven Problemen auch an den weiterführenden Schulen, wenn Schüler für die Abschrift eines einzelnen Merksatzes zwischen 2 und 15 Minuten benötigen und dieser danach teilweise völlig unleserlich und/oder voller Rechtschreibfehler ist (Bedenke: Einen Satz in Druckschrift an die Tafel geschrieben von derselben abschreiben).
P.S.: Ich möchte übrigens keinen Arzt der seine Meinung begründen kann oder Konflikte toll lösen kann, der kann sozial meinetwegen Dr. House sein, er soll fachlich Ahnung haben und mich gesund machen und ob der Ingenieur toll mit anderen reden kann ist mir auch Wumpe, das blöde Haus soll nicht zusammenbrechen...