Beiträge von Wolfgang Autenrieth

    [Urlaub zur Vorbereitung einer Klassenfahrt]

    OT: Darf ich fragen, wie Du das Deinem Finanzbeamten verkaufst? Unsere Frau H. würde lauthals lachen, würden wir den Berlin-Trip in den Sommerferien steuerlich abzusetzen versuchen. Die Dame stellt sich allerdings schon bei Fortbildungen quer ("Sie haben doch studiert, reicht das nicht zur Ausübung ihres Berufs??").

    Ganz einfach: Indem ich bei Bedarf durch alle Ebenen hindurch Widerspruch einlege. Da kann sie lachen, so viel sie mag. Beruflich bedingte Ausgaben sind Werbungskosten. Eigentlich müsste der Dienstherr die Fahrt als Dienstreise erstatten. Weil er das jedoch nicht tut (wie bei vielen anderen Ausgaben, die man als AN hat, sind das "Werbungskosten".
    Ich setze auch die Fahrt zum Schreibwarenhändler als Werbungskosten ab, falls ich neues Druckerpapier benötige.
    Tipp: Falls der auch Kaugummi verkauft - nicht kaufen. Sonst war die Fahrt Privatvergnügen zum Kauf eines Kaugummis. ;)

    Das beweist mal wieder, dass man Ausflüge mit Schülern vorab selbst gemacht haben sollte. Ist aber nicht immer zu leisten.

    Doch. Und hilfreich. Zudem steuerlich absetzbar. In diesem Beispiel hätte es die "Fast-Katastrophe" verhindert.
    Bevor ich mit meinen 9ern das erste Mal nach Berlin gefahren bin, habe ich mit meiner Frau eine Städtetour absolviert. Geplant war mit den Kids eine Kombi aus Berlin + Dresden.
    Hintergedanke: Wenn die Kids sich in Berlin noch nicht "heimisch" fühlen, sind sie vorsichtiger.

    Die Vorbereitungsfahrt hat mich vor kleineren Katastrophen bewahrt. So kann man lesen, dass eine Fahrt mit der Linie 100 ODER der Linie 200 einer kostenlosen Sightseeingtour nahe käme. Es ist richtig, dass die Linie 200 am Bahnhof Zoo startet und an allen interessanten Punkten vorbei fährt.
    Im Gegensatz zur Linie 100 schlägt die Linie 200 jedoch keinen Kreis, sondern endet am Prenzlauer Berg. Auch nett - aber nicht unbedingt Ziel einer Klassenfahrt ;)

    Man kann nach einer derartigen "Probefahrt" auch das Zeitkontingent besser beurteilen. So ist der Zoo RIESIG. Dort hilft es nur, die Kids morgens abzuladen und abends wieder einzusammeln. Auch nett. 1 Tag zur freien Verfügung ;)

    Eine Bekannte hatte vor, mit ihren körperbehinderten Schülern mit Rollstühlen die Todtnauer Wasserfälle zu besuchen. Meine Frau sollte als Begleitperson mitfahren. Wir haben uns das dann vorab angesehen. Mit Rollis wäre das - von oben her - ein Desaster geworden. Ruschig, glischig, abschüssig... Wir konnten die Planerin überzeugen, dass man vom unteren Eingang einen netten Blick auf die Fälle hat und alles "safe" sei.

    Ich bin (fast) jede Ausflugsroute vorab selbst gelaufen. In meinen ersten Dienstjahren war ich noch etwas unbedarfter. Damals hatte ich mit meinen Schülern auf der "Pipifax-Route" im Donautal eine Abzweigung verpasst und wir sind dann querfeldein den Hang hoch. Großes Abenteuer. Toll. Von Ast zu Ast hehangelt und sich gegenseitig abgestützt. Prima Gemeinschaftserlebnis. Erlebnispädagogik pur mit Adrenalin. Am Ende oben auf dem Zielweg gelandet. Zum Glück. Das hätte anders enden können. 50 Meter Saltomortadella den Steilhang hinunter können übel ausgehen.

    Hatten Sie noch nie eine eigene Klasse, mit der Sie 3 Jahre wunderbar zusammengearbeitet haben? Mir ein Rätsel wie man so eine Frage stellen kann.....

    Es kann schon schwer sein, Abschied zu nehmen - aber an unserer Schule ist es Usus, dass nach der 6. oder 7.Klasse ein Wechsel der Klassenleitung stattfindet, damit KuK, die Erfahrung mit der Abschlussklasse in 9 oder 10 die Kids in der "Pubertätsstufe" zu einem erfolgreichen Abschluss führen.
    Das hat auch mit den Kenntnissen der Unterrichtsinhalte, der Organisation von Praktika usw. in diesen Klassen zu tun.

    Der Thread stammt zwar von 2015 - die Antwort lautet wie damals: "Kommt darauf an." :)
    An Gymnasien dürfte es etwas schwieriger sein als an Grund-, Real- und Werkrealschulen. Das liegt nicht nur an der hohen Teilzeitquote in diesen Schularten, sondern auch daran, dass es viel mehr Schulen dieser Art gibt.
    Ich kenne KuK, die von der Schule nach dem Studium in die Schule gingen und die Dienstaltersstufen abarbeiten.

    Ich kenne auch KuK, die sich nach der "Lehrerschwemme" in den 80ern vollkommen umorientiert hatten und im Handel, der Industrie oder im Handwerk eine Zweitausbildung (nach Hochschulstudium) absolviert haben und - nachdem sie wieder in den Schuldienst zurückkamen, steile Karrieren über Schulleitung, Schulverwaltung bis ins Ministerium durchlaufen haben.
    Nicht per Ellenbogen, sondern weil sie Kenntnisse erworben haben, die im Schuldienst nicht vermittelt - aber gebraucht werden.
    Die Möglichkeit, in höhere Gehaltsgruppen aufzusteigen, war sicher auch Motivation und Anporn.

    Die Geschichte mit den 99 SuS und 8 Begleitrrn die aus Bergnot gerettet wurden ist noch nicht vorbei. Der Schule liegt jetzt eine Rechnung von 18000 Euroaus Österreich für die Rettungskosten vor. Mal schauen,wiedas weiter geht.

    Nun - zunächst tritt der Dienstherr in die Forderung, prüft und bewertet sie. Eventuell wird sie erstattet.
    Sollten sich die KuK vorschriftswidrig verhalten haben, kann der Dienstherr Regress fordern.

    ... die Kuk nach jeder großen Pause beschwingt das Lehrerzimmer verlassen, weil es immer einen Anlass gibt, eine Sektflasche zu entkorken ...
    und sei es nur die Vorfreude auf das Ende des Unterrichtstages.

    BTW: Den Schülern predigen wir selbstverständlich Wasser. Man muss doch gegen die Dehydrierung vorgehen!

    Ein besonderes Ziel ist der Hamburger Bahnhof. Heute kein Bahnhof mehr, sondern Museum für Gegenwartskunst.

    Die meisten Besucher latschen durch die Beuys-Abteilung und übersehen das beste: Hinter der Eingangsempore zweigt eine unscheinbare Türe links ab in den Untergrund. Die Kellergewölbe der Rieckhallen (etwas versteckt an der Kasse vorbei nach unten links und dann durch den alten U-Bahn-Eingang) zeigen hervorragende Werke der Konzeptkunst.In den unterirdischen Hallen findet sich eine Abfolge riesiger Räume, die jeweils von einem einzigen Künstler gestaltet wurden. Witzig. Verquer. Abwechslungsreich. Überraschend. Absolut sehenswert!

    Wie sagte Meister Spock? "Faszinierend!"
    https://www.smb.museum/museen-…n/hamburger-bahnhof/home/

    Für unsere Klassenfahrten hatte ich Ideen und Linktipps zusammengesucht. Die stehen nun online. Hier:
    https://www.autenrieths.de/klassenreisen.html#berlin

    Beim Besuch der Berliner Unterwelten (Gesundbrunnen) mit meiner Schulklasse. Im Bunker A ist unter anderem die nach wie vor funktionstüchtige Lüftungsanlage und ein 1:1 Nachbau der Atombombe „Little boy “ zu sehen.
    Als ich mit den Schülern unter der Bombe saß und ihnen von den 80er-Jahren mit Nato-Doppelbeschluss und der Erlösung durch die Wiedervereinigung erzählen wollte, hat meine Sprache versagt. Anfang/Mitte der 80er lebte ich in einem Ort in Oberschwaben. Im Wald liegt ein Munitionsdepot. Dieses wurde von amerikanischen Soldaten bewacht.
    Seit der Wiedervereinigung verwildert das.

    In dieser Bunkeranlage wird das Grauen hautnah spürbar. Dort hätten bis zu 3000 Menschen Unterschlupf finden können. Von 3 Millionen Berlinern.
    Pershing und SS20 waren auf Ziele gerichtet, die 200 km im feindlichen Gebiet lagen. Das "feindliche Gebiet" war auf beiden Seiten der Linie Deutschland.
    https://labor.bht-berlin.de/fi…n/Otvessova_BA_Poster.pdf
    Die Nahrungsvorräte im Bunker waren auf eine Verweildauer von 14 Tagen ausgerichtet. Absurd.
    https://www.wz.de/panorama/wo-…grauen-haust_aid-31303609

    Ich würde mir ein Tagesticket für Berlin kaufen. und mich in die Buslinie 100 und 200 (?) setzen

    Ersteres ist prima. Den Tipp mit Linie 200 hatte ich auch befolgt - und bin dann am Prenzlauer Berg gelandet ;)
    Da muss man rechtzeitig in die Gegenrichtung umsteigen.
    https://www.berlin.de/tourismu…in-mit-dem-200er-bus.html
    Linie 100 ist eine "Kreislinie" die immer an den bekannten Sehenswürdigkeiten vorbei fährt.

    Ich war lange Jahre hier im Forum aktiv und habe die Kollegialität und Hilfsbereitschaft sehr geschätzt.
    Mit dem Aufkommen von Facebook etc. wurde der Tonfall immer rauer und unfreundlicher. Ich habe mich dann zurückgezogen und bin nun nur noch sporadisch hier unterwegs. Zahlreiche kompetente und hilfreiche KuK aus "der guten alten Zeit" haben sich ebenfalls zurückgezogen.
    Glücklicherweise auch einige der Lautsprecher aus unangenehmeren Zeiten.

    Nun - ich konnte bislang immer bei der Volksbank ein Namenskonto eröffnen, das zwar auf meinen Namen lief, jedoch über den Zusatz "Klassenkonto der Klasse... XYZ-Schule" gebührenfrei war.
    So ein Konto, auf das Eltern relativ hohe Beiträge einzahlen - teilweise in Raten über Jahre - ist rechtlich eine heikle Sache. Die Schule und auch Lehrer dürfen keine "Schwarzen Kassen" führen. Das Konto müsste eigentlich von Eltern verwaltet werden. Wenn man dann jedoch als Lehrer die Fahrt organisiert und wegen jedem Betrag beim Elternvertreter betteln muss, damit dieser den Betrag rechtzeitig überweist, begibt man sich gerne wieder in die Grauzone - zumal ich als Lehrer gegenüber säumigen Zahlern andere Mittel einsetzen kann, als ein Elternteil.

    Um rechtssicher handeln zu können, müsste man eigentlich einen Verein zur Förderung der Abschlussfahrt der Klasse.... usw" gründen - mit Satzung, Kassenprüfer, Vorstand usw. - aber wer tut sich das an?

    BTW: Neues Urteil: Die Schule darf keinen umsatzsteuerfreien Kuchenverkauf anbieten. Das dürfen nur Eltern als Privatpersonen.
    Im Prinzip gilt diese Regelung auch für den Verkauf von gebastelten Produkten auf dem Weihnachtsmarkt zur Finanzierung der Klassenfahrt.
    Ich bin gespannt, wann der erste Kollege wegen Steuerhinterziehung verurteilt wird ;)

    Kleiner Nachschlag zum "Abseitsthema Buchhandel vs. Amazon":

    Der lokale Buchhandel bezahlt von seinen Einnahmen Gewerbesteuer, die der Stadt (meinem Schulträger) ermöglicht, die Schule gut auszustatten.
    Amazon zahlt keine Gewerbesteuer und rechnet sich so arm, dass Amazon mit seinen Kamikaze-Lieferautos sogar die Straßen kostenfrei abnutzen kann.

    Eine Zeit lang war ich Stammkunde bei Amazon, habe dort auch mein eigenes Buch verkauft. Mittlerweile gibt es das Buch nur noch im Buchhandel und im Direktvertrieb.
    Und das ist gut so. Selbst wenn ich weniger Umsatz habe.

    Nun - Amazon hat mit seinen Algorithmen hier schon die Nase vorn. Die Software weiß ganz genau, was ich suchen wollte. Zuvor hatte ich nach Hundekrankheiten gesucht und passende Bücher gekauft. Auch die Verhaltensweisen und die Erziehung meines Hundes hatte mich interessiert.
    Nun suche ich nach Fachliteratur, weil in meiner Klasse ein autistischer Schüler aufgenommen wurde.
    Der Algorithmus gibt mir die Empfehlung für die beste, hervorragende und trefflichste Fachliteratur. Geliefert mit Rückgaberecht frei Haus.
    ;)


    Bei der Suche nach derartiger Fachliteratur wäre ich in der Buchhandlung nie in der Tierabteilung gelandet.
    Es ist erschreckend, dass zwischenzeitlich fast 70% der Buchabsatzes über den Onlinehändler geht.
    Es wird eine Verarmung des Angebotes geben.

    BTW - eine Analogie, die sicher nicht jede/r kapiert - mich jedoch schaudern lässt:
    Die amerikanische Luftwaffe fliegt derzeit Milchpulver aus der BRD in die Vereinigten Staaten, weil der dort ansässige "Fast-Monopol-Hersteller" Probleme mit der bakteriellen Verunreinigung hat und die Menschen der USA ihre Babys nicht mehr adäquat mit Nahrung versorgen können.

    Back to topic:
    Die Frage "Wofür nutzt ihr die Lehrer-Ipads"

    wäre bei Windowsrechnern im Linux-Netz niemals aufgetaucht. Da war immer klar, wozu die nützlich sind.
    Ich finde die Ausgangsfrage befremdlich und als Anzeichen für die Verschwendung von Haushaltsmitteln.

    Nun - es gibt einen gravierenden Mangel an Lehrkräften im Grundschulbereich. Gleichzeitig einen Überhang an Bewerbern im gymnasialen Bereich. Gründe dafür liegen in der Wahrnehmung der Lehrämter durch die Öffentlichkeit.
    Wenn sich ein/e Schüler/in der Abiklasse Gedanken über den Berufsweg macht, sind diese "Statusfragen" mit Ausschlag gebend. Die Ausbildung für das Lehramt an Grundschulen sollte von der Dauer an die universitäre Ausbildung angeglichen und gleichgestellt werden. Diese Forderung gibt es seit mehr als 40 Jahren. Ebenso wie es die Forderung gibt, die unsägliche Differenzierung zwischen "Studienräten" und "Lehrern" aus der Zeit des Kaiserreichs endlich ad acta zu legen.
    Letztlich kann man nur darauf hoffen, dass der Lehrermangel an der Primarstufe die Ministerien zur Einsicht bringt - und unsägliche Maßnahmen wie "Quereinsteiger" oder Abordnungen von "unqualifizierten" Gymnasiallehrkräften an Grundschulen ein Ende haben.
    Die Kinder der Grundschule haben ein Anrecht auf qualifizierte Ausbildung und auf fachlich qualifizierte Grundschullehrkräfte, die in diesem Bereich kompetent sind - und dafür den gleichen Lohn wie KuK anderer Schularten erhalten.
    Dann entscheiden sich die Schulabgänger für das Lehramt - und nicht mehr für den Status.

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