... was aber vor allen möglicherweise die nicht-promovierten so sehen
Was für eine wiiiiiiiiiiiderliche Aussage.
Wie oft erlebe ich diese Art von Scheinlogik in Diskussionen, in denen der vermeintlich Schlauere keine sinnvollen Argumente findet.
"Sie haben wohl keine Kinder, sonst könnten Sie das und das verstehen und würden das und das anders machen."
"Sie sind wohl nicht hochbegabt, sonst würden Sie verstehen, wie Justin-Cederik sich fühlt, wenn er blablabla."
"Sie haben wohl keinen Doktor-Titel, sonst würden Sie auch auf die Nennung bestehen."
Weder eine professionelle Einschätzung (die auf Studium, Ausbildung und Berufserfahrung basiert), noch eine persönliche Meinung müssen doch noch gestärkt werden, indem man sich selbst zu den Betroffenen zählt. Was, wenn der Mörder dem Psychologen seine Kompetenz abspricht mit dem Argument, dieser habe schließlich noch nie jemanden ermordet.
Und was, wenn ich jetzt doch Kinder habe? Diese aber gut erzogen sind und ich bestimmtes Verhalten aber trotzdem nicht erlaube. Sind meine pädagogischen Maßnahmen dann eher legitimiert?
Was, wenn ich aber selbst hochbegabt bin, es aber nicht auf meinem Namensschild steht? Sind meine Fördermaßnahmen dann sinnvoller?
Und was, wenn ich promoviert habe, der Gegenüber es aber genau deshalb nicht weiß, weil ich weder meine persönliche noch meine berufliche Existenz mit einem Titel schmücken muss?
Manchmal überlege ich, vielleicht doch mal 5 Jahre Freizeit zu investieren, um in diesen Momenten sagen zu können: "Doch, hier ist meine Promotionsurkunde, ätschibätschi, was machste jetzt?" Aber ist es das wert?
Neulich habe ich eine Diskussion Jordan oder LeBron James durch das Zeigen meiner Siegerurkunde der Bundesjugendspiele '93 im Keim erstickt. Sieg auf ganzer Linie.
Und nun meine Anekdoten zum Doktortitel:
1. Lehrer erwischt uns als Schüler auf dem Weg zum Bäcker (damals verboten) und zwingt uns, unseren Tadel selbst zu formulieren und handschriftlich zu verfassen, während er neben uns steht. Mitschüler schreibt: "Herr Arschloch (Name wurde geändert, d. Red.) hat uns erwischt...." Lehrer schreit uns an: "DAS HEIßT DOKTOR! ICH HABE KEINEN DOKTOR GEMACHT, UM HERR GENANNT ZU WERDEN!" Warum dann wohl? Genau.
2. Kollege am anderen BK begegnet einem der Teilzeit-Ärzte und möchte freundlich etwas wegen der Räumlichkeiten besprechen. "Ach, Herr Dummbirne (Name wurde geändert) ...." Dummbirne: "Das heißt DOKTOR Dummbirne. Ich bin DOKTOR. Nicht wahr? Das lernst du auch noch, Jungchen." Wörtlich so geschehen.
3. Ich komme ursprünglich aus Münster, wo in diesem Jahr die Landtagswahlen stattfanden. Da das Verschicken der Wahlbenachrichtigungen automatisiert ist, wurde der TITEL auf diesen nicht abgedruckt. Das Ergebnis? Beschwerden, Beschwerden und viele Beschwerden. Es hat die kleinwutzigen Leute wirklich aufgeregt, dass auf einem maschinell erstellten Papier, das niemand zu Gesicht bekommt, ihr Titel nicht abgedruckt wurde. Tausende Wahlbenachrichtigungen mussten neu erstellt und verschickt werden. Kosten: Eine 5-stellige Summe. Nachbarort Havixbeck hat direkt nachgezogen und den gleichen Müll auch gemacht.
4. Ein neuer, älterer Kollege wird auf der Konferenz mit Titel vorgestellt und erklärt sogleich, dass man ihn damit wirklich nicht ansprechen muss, auch weil das mit dem Beruf und dem was er tut, wenig zu tun hat. Ich hab ihn dann ge-Dutzt, wie alle da.