Hallo Sylvie,
Sollte ich kündigen? Was meint ihr? Was lockt ist eben das Geld, das ich schon bräuchte, aber langsam merke ich, dass die Kohle, die Nerven, die ich mir kaputt mache nicht deckt. Die schwer verhaltensauffälligen Kinder, die schikanierende Chefin, die mich per Smartphone tyrannisiert, die massiv anstrengenden Eltern, die von kostenlosen Angeboten noch fordern, statt sich zu freuen, dass sie kein Geld bezahlen müssen.
Grundsätzlich eine miese Situation, gar keine Frage. Man muss sich auch nicht alles bieten lassen.
Aber ich gebe zu bedenken: deine Situation bildet den Arbeitsalltag einer Lehrkraft in einer Schule leider oft wider. Man befindet sich in einem Spannungsfeld zwischen Eltern die oft zufiel, meist aber zu wenig tun, Schulleitungen, die eigene Interessen verfolgen, Kinder mit herausforderndem Verhalten etc. Dein Hauptargument, dass euer Angebot kostenlos sei, trifft ebenfalls auf die Regelschule zu. Und genauso treten Eltern auch in Schule auf.
Ich gebe dir zu bedenken, dass eine Kündigung dich jetzt aus der Situation entfernt, dir aber nicht hilft die sicherlich kommenden zu bewältigen. Diese Situation wirst du in deinem beruflichen Lehrerinnenleben häufiger vorfinden. Mein Rat: nicht kündigen.
Meine Idee:
Du sagst, dass du keine ausgebildete Lehrerin bist. Klar, aber das entbindet sich leider nicht von der Verantwortung, deine Lerngruppe fachlich korrekt zu führen. Ich würde mich um Fortbildungen oder ggf. Literatur bemühen (Bücher zu Classroom Management oder Entwicklungstherapie / Entwicklungspädagogik (ETEP) nach Mary Wood kann ich empfehlen.
Fachlich bietet es sich an, mit den Eltern, Kindern und ggf. den Schulen inhaltliche Absprachen zu treffen, was im Unterricht behandelt werden soll. So entsteht eine Verbindlichkeit für alle Beteiligten. Evtl. würde dann Schule auch Unterrichtsmaterial empfehlen. Dies kann dir in deinen Argumentationen gegenüber Eltern und Vorgesetzten Sicherheit geben.
Die Eltern möchten hospitieren? Das würde ich mit deiner Chefin besprechen, so schlecht das Verhältnis auch sein mag. Aber auch ihr wird klar sein, dass man mit deiner Lerngruppe in Hochform keine Werbung für eure Einrichtung machen kann. Andererseits kann es für Eltern auch eine heilsame Erfahrung sein, wenn das eigene Kind mal "in Aktion" erlebt wird. Kurz und knapp: ich würde mich an die Politik eurer Einrichtung halten. Für den Fall, dass die Eltern tatsächlich hospitieren (sollen) würde ich klare Regeln vereinbaren (im Hintergrund sitzen bleiben, schweigen etc.). Wenn dies nicht klappt, dann wird die Hospitation beendet.