Beiträge von SchmidtsKatze

    Hallo meine Lieben,


    Ich bin ja recht frisch im Job und es ist passiert: Ich bin die erste Lehrerin, die ein Kind bei einem Unfall antrifft.
    Sichtbare Verletzung (hämatom und schürfwund) am Auge. es war kurz vor Ende der Pause, ich habe dem Schüler gebeten, die Wunde kurz zu reinigen und ihm ein Kühlkissen gegeben. Dann habe ich ihn dem Klassenleiter, der als nächstes Unterricht hatte, übergeben mit den Worten: “... hat sich ziemlich doll wehgetan, kannst du ihn dir bitte ansehen?“ in der letzten Stunde hatte ich den Schüler nochmal im Unterricht, abgesehen von der Schwellung keine Auffälligkeiten.
    Am nächsten Tag stehen die Eltern in der Schule: wie hätte ich den Jungen einfach im Unterricht behalten können und auch noch allein nach Hause gehen lassen dürfen? Er hätte sich neben der offensichtlichen Verletzung auch noch einen Zahn abgebrochen und andere Hämatome.
    Der KL kam dazu und hat sich der Eltern angenommen.
    Nach dem Gespräch kam er zu mir und sagte mir: “Wieso.hast du nichts in HA-Heft reingeschrieben, dann hätten sich die Eltern gar nicht beschwert?“
    Ich war richtig geschockt und fühle mich natürlich richtig schuldig, dass ich mich scheinbar nicht ausreichend um den Verletzten gekümmert habe.


    Ich hatte mich gar nicht in der Pflicht gesehen, den Unfall und die Maßnahmen einzutragen, da ich weder den Unfall gesehen, noch den Jungen begutachtet habe, sondern ihn direkt an den KL (Unfallbeauftragter an unserer Schule) übergeben habe.


    Ich war so überrumpelt, dass ich in der nächsten Stunde einmal kurz rausgehen musste, um mich erstmal wieder zu fangen, weil mir sogar die Tränen kamen.


    Wie seht ihr das?


    LG


    PS: Meine wichtigste Lehre daraus ist, dass ich bei Unfällen und Unwohlsein direkt die Eltern informiere... dann bin ich auf der sicheren Seite.

    Glauben ist ja generell nicht mehr in... cherrypicking bei Traditionen ist doch eher Standard. Ist aber ein allgemeines Phänomen, denke ich.


    als Teil unserer Kultur (übrigens an gesetzlichen Feiertagen, Gepflogenheiten wie Weihnachtsmarkt, Ostereiersuchen etc. und sprachlichen Überbleibseln unverkennbar) finde ich Religionsunterricht eigentlich sehr wichtig für die Allgemeinbildung. Der Name ist eben etwas schlecht gewählt, da ja keinem Kind eine Religion beigebracht werden soll... es geht ja mehr um das kennenlernen.


    Ich wollte das auch gar nicht zu so einer unkoscheren Debatte über den Sinnn und Zweck des RU ausufern lassen.
    Danke an die Schreiber, die mir ein paar wertvolle Tipps gegeben haben. :)

    Ne, ist auch nicht gerade toll 8| Danke für das Mitleid :D


    Naja, wenn du mir jetzt unterstellen willst, ich hätte kein Verständnis für Atheisten oder nicht religiöse, dann kann ich dich nur enttäuschen:
    Ich bin ja auch nicht evangelisch, persönlich ist es mir auch total wichtig, dass alle Ansichten gehört werden. Ich war früher auf einer katholischen Schule und habe Religion, als ich konnte, abgewählt und hatte dann bis zum Abi “Werte und Normen“. Von daher stelle ich mich auf gar keine Seite, nur immer wieder sticheln lasse ich niemanden, auch wenn er in einem Unterricht sitzen muss, auf den er keine Lust hat.
    Ich kann hier gar nicht genau beschreiben, wie es bei mir im Unterricht gerade abläuft und wo die Auslöser liegen. toll ist es in keinem Fall.

    Ist ja wunderbar, dass du da mit einem “mimimi“ rausgehst, ich tu es nicht. Ich finde, das ist überhaupt keine passende Reaktion darauf, wenn jemand wirklich davon getroffen ist.


    Ich persönlich finde solche Aussagen vollkommen akzeptabel; 9-jährige strenggläubige Kinder, die in einem konfessionsgebundenen Religionsunterricht sitzen, tun das nicht. Sie können ja auch gar nicht so tolerant und offen sein, schließlich sind sie ja erst 9. Vor allem bei Kindern mit hoher Identifikation mit dem Glauben sind solche Aussagen sehr verstörend.


    Es ging auch um allgemeine Verhaltensweisen, die eben im Religionsunterricht besondere Ausmaße annehmen, da hier eben ein hohes Maß an Empathie und Respekt gefordert sind, die in dieser Klasse fehlen.

    Naja, der Lehrplan ist da nicht so streng formuliert: ich kann alle Themen so auslegen, dass jedes Kind was mitnimmt. --> Luther hab ich jetzt geschichtlich aufgezogen, Weihnachten werde ich wohl vergleichend mit anderen Religionen behandeln. Da finden sich schon Lösungen :)


    Aber Aussagen wie “Gott gibt es nicht und wer das glaubt, glaubt an eine Lüge“ machen mir halt zu schaffen, damit werden die Gefühle von einigen Kindern verletzt. Da kann ich noch so oft Toleranz predigen, es müssen disziplinierende Maßnahmen her, das hab ich jetzt gemerkt.

    Tja, gute Frage... Ethik haben wir nicht. warum, weiß ich nicht, ich bin aber auch neu an der Schule 8|


    Naja, im Religionsunterricht wird ja nicht indoktriniert, sondern eine Kultur.näher gebracht; außerdem wird ja nicht der Glaube bewertet, sondern, wie schon erwähnt, Fakten und Kompetenzen. Ich will ja keine Kinder zu irgendwas bekehren, sondern dass sie möglichst eine tolerante Haltung gegenüber allen/vielen Lebensweisen bekommen.


    Es ist auch indiskutabel, ob und wie jetzt mal flott ein Ethikunterricht eingerichtet werden muss, sondern wie ich am besten mit der aktuellen Situation umgehen kann!


    @LittleAnt: sich dem Religionsunterricht zu verschließen, macht das Problem der Intoleranz ja nicht besser.
    Aber gut... ich wollte jetzt auch keine Diskussion zum Thema “Reli - ja oder nein?“ lostreten.


    Ich kann nun als Vertretungslehrerin mit befristetem Vertrag bis nächsten Sommer wohl kaum das System umändern.

    Vom Religionsunterricht abgemeldete und konfessionell nicht gebundene Schü-lerinnen und Schüler erhalten anderen Unterricht (§ 7 Abs. 2 Satz 3 SchulG) in einemPflichtfach, das zum Religionsunterricht thematisch vergleichbare Erziehungs- und Bildungszieleverfolgt.

    Da sind wir schon wieder an dem Punkt, an dem der ReliUnterricht durch Philosophie o.ä. ersetzt wird. An meiner Schule kann zur Zeit kein Ersatzunterricht stattfinden, dieses Halbjahr sowieso nicht mehr.


    Heute hat es, dank engmaschig geplantem Frontalunterricht, schon besser geklappt. :)

    Warum sitzen denn so viele nicht- oder andersgläubige Kinder dort?

    Naja, Religion ist eben ein ordentliches Lehrfach in S-H und solange der Ausbau der Lehrer für Philosophie und/oder katholischen und muslimischen Religionsunterricht nicht passiert ist, kann man eigentlich keine Kinder vom Unterricht ausschließen.


    Solange sie nicht explizit aus gewichtigen Gründen befreit worden sind, müssen sie teilnehmen, jedenfalls soweit ich weiß.


    Ändern kann und will ich es nicht, dass sie nun da sitzen; ich möchte es ihnen auch nicht so schwer machen. Jetzt ist es aber genau umgekehrt: Sie machen mir das Leben schwer, indem mind. ein Drittel eine heftige Verweigerungshaltung gegenüber dem Unterricht hat.


    Spätestens wenn die Versetzung in Gefahr ist wird sich das Arbeits- und Sozialverhalten ändern.

    Ganz zauberhafte Vorstellung, das zieht aber leider nicht bei allen, vor allen Dingen nicht bei denen, denen der Reli-Unterricht auf gut deutsch da vorbeigeht, wo die Sonne nicht hinscheint.


    Ich kann und will die Schüler nicht raushaben aus meinem Unterricht, ich möchte produktiv arbeiten, weiß aber nicht so recht wie.


    Freies Arbeiten lasse ich jetzt jedenfalls erstmal sein. Und den Rest muss ich noch mal überlegen, damit ich nicht selbst den Glauben an die Menschheit verliere :D

    Ein Unterrichtsfach, in welchem Kompetenzen und Wissen vermittelt werden. Und auf der Basis dessen kann doch jeder Teilnehmer benotet werden.

    Genauso ist es. Reli ist ein ordentliches Unterrichtsfach. Man ist zwar nicht gezwungen teilzunehmen, aber jeder, der teilnimmt, soll auch eine Beurteilung seiner Leistung erhalten. Ich meine, Geschichten und ihren Inhalt zu lernen, hat ja nichts mit Missionierung zu tun :)

    In Hessen muss man in der Tat nicht teilnehmen. Allerdings begenet mit im ev RU ganz oft die Haltung "Mit Religion und Kirche und diesem Quatsch habe ich nichts am Hut, aber mein Kind soll sich das ruhig in der Schule mal anhören". Dummerweise transportieren diese Kinder aber auch Verhaltenweisen in den RU, die eine ganze Stunde sprengen können und können sich auf "religiösere" Themen im RU gar nicht einlassen. Rausschmeißen kann man diese Kinder dann aber auch nicht, weil die Eltern ja die Teilnahme wünschen...

    Genau, da liegt nämlich der Hase im Pfeffer. Sie nehmen den Reli-Unterricht überhaupt nicht ernst.



    Aber so etwas eher Vergleichendes müsste doch auch für die Kleinen machbar sein.

    Es geht gar nicht um die Themen, die sind unabdingbar im Lehrplan festgelegt. Ich wollte zum Thema Weihnachten auch Ramadan und Channukah behandeln. Das Problem ist, dass der Unterricht für quatschig gehalten wird. Ich höre so häufig Kommentare wie "Interessiert mich alles sowieso nicht, weil das eh nicht stimmt."


    Bekommen alle deine Kids eine Note? Bei uns gäbe es da große Probleme, wenn die muslimischen Kids Noten für ev. Religionsunterricht erhalten sollten.

    Wir hatten gestern Reli-FaKo und dort haben wir über das Problem der Bewertung gesprochen: Es gilt der Erlass: "Wer am RU teilnimmt, muss auch beurteilt werden." Ein "teilgenommen" darf ich nicht ins Zeugnis schreiben.
    Ein Junge ist vom Religionsunterricht befreit, alle anderen nehmen teil und werden (wie seit letztem Schuljahr schon) benotet. Das ist nicht das Problem.

    Wäre das jetzt nicht die Chance gegenseitigen Respekt und Akzeptanz zu entwickeln, besser als wenn jeder nut im eigenen Saft schwimmen würde?

    Darum geht es gar nicht, ich möchte das Ganze gerne als Chance nutzen. Allerdings gelange ich gar nicht an die Stelle, in der Respekt und Akzeptanz entwickelt werden könnten, da das Sozialverhalten so desolat ist. Ich finde es generell überhaupt nicht problematisch, dass ich eine bunte Mischung drin habe, aber es fehlen grundlegend die Empathie und Verträglichkeit gegenüber anderen Verhaltens-, Denk- und Lebensweisen. Das ist aber in anderen Fächern auch so: Null-Toleranz-Politik gegenüber anderen Ansichten, Ideen und Herangehensweisen.


    sitzen die da alle freiwillig?

    Naja, ganz und gar freiwillig wohl nicht.



    Das Hauptproblem ist aber in der Gruppe auch eher das Sozialverhalten, als die Themen. Oder? Dann würde ich zunächst rigoros durchgreifen. Wer andere beschimpft, beleidigt und nicht mitarbeitet sitzt nach, wird zeitweise in eine erste Klasse gesetzt etc. wie in Mathe halt auch. Erst wenn sie angemessen teilnehmen, könnt ihr solche intimen Sachen besprechen und mal mehr als Frontalunterricht wagen.

    Das werde ich jetzt auch so handhaben. Heute habe ich in jugendlichem Leichtsinn mal ein Gruppenpuzzle versucht; ist natürlich komplett in die Binsen gegangen, weil sie einfach nicht in Gruppen zusammenarbeiten können/wollen.


    Aber die Idee mit dem konsequenten Frontalunterricht mit ganz eingegrenzten Strukturen werde ich jetzt auch verfolgen.



    Ich passe die Themen nicht an, versuche aber natürlich Toleranz vorzuleben

    Das ist eigentlich auch mein Ansatz. Aber die springt auf die Kids nicht so richtig über.


    Ich bin eben noch am Anfang des Lehrerlebens und brauche irgendwie praxistaugliche Tipps für schnell funkende Erziehungsmaßnahmen, damit eben solche Beleidigungen und diese "Lari-Fari"-Haltung gegenüber den Themen nicht immer überhand nehmen und wir auch produktiv arbeiten können und ich nicht immer so viel meckern muss :D

    Hallo ihr Lieben und vor allen Dingen liebe Reli-Lehrkräfte,


    ich bin zur Zeit an einer Grundschule in SH eingesetzt, in der ich zwei Klassen in evangelischer Religion unterrichte (Jg. 2 und 4).
    Die Gruppenzusammensetzung könnte heterogener nicht sein: Protestanten, Katholiken und orthodoxe Christen, Muslime und vielen konfessionslose Kinder sitzen bunt gemischt in meinem Unterricht. An meiner Schule gibt es nicht die Möglichkeit eines Ersatzunterrichts wie Philosophie oder der entsprechenden Konfession, ich muss aber explizit evangelischen Religionsunterricht halten.


    Die Problematik besteht darin, dass die Kinder meiner 4. Klasse von der Zusammensetzung her schon recht schwer sind (viele KL-Wechsel, allgemeines Arbeits- und Sozialverhalten ist teilweise sehr egoistisch und empathielos). Da sind sensible Themen wie der Glaube auch häufig Anlass für Streit und Hänselei. Ich habe deswegen den Unterricht bisher strikt nach Lehrplan gehalten, das gefällt mir allerdings noch nicht ganz so gut; die Inhalte habe ich bisher sehr "weltlich" und neutral gehalten, um allen Schülern möglichst gerecht zu werden. (Das bot sich beim aktuellen Thema "Luther" sehr gut an, da es auch der gesellschaftliche Aspekt da mehr in den Vordergrund gerückt werden kann.) Trotzdem kommt es immer wieder zu beleidigenden Konfrontationen zwischen den gläubigen und nicht-gläubigen Kindern. Heute hat ein Mädchen (sehr gläubig) sogar geweint, weil sie sich so stark beleidigt fühlte.


    --> Ich habe keine richtige Idee, wie ich das halten soll.


    Hat jemand Erfahrung mit solchen Situationen und vielleicht Ideen, wie ich den Unterricht so umsetzen kann, dass sich möglichst viele Schüler angesprochen fühlen?


    Zerknirschte Grüße,


    SchmidtsKatze

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