Interessanterweise habe ich die Konsequenz von "fehlendem" Fachwissen in meinem Vorbereitungsdienst direkt erleben dürfen:
Weil sich Referendare beschwert haben, sie hätten an der Uni nicht genug über soziokulturelle Inhalte und passende literarische Werke gelernt, die für die Schule relevant sind, durften wir im Modul/Seminar ebendiese in Referatsform vorstellen und für unsere MitRefs zugänglich machen.
Da denke ich mir ehrlich gesagt: Wenn ich studiert habe, bin ich in der Lage, mir flott ein umfassendes Bild von einem soziokulturellen und/oder literarischen Unterrichtsgegenstand erarbeiten. Das ist das, was ich im Studium gelernt habe. Das Orientierungswissen habe ich bekommen und mir das Detailwissen, das für den Unterricht bedeutend ist, anzueignen, ist nun mal meine Aufgabe als Lehrkraft.
Ich könnte beschwören, dass es völlig normal ist, dass sich Lehrkräfte (egal welcher Fachrichtung) in bestimmte Themenbereiche einlesen müssen. Jeder hat sein Steckenpferd, wo man die Einheiten ganz locker aus der Hüfte schießt, und auch seinen Pferdefuß, bei dem man sich erstmal einarbeiten muss und dann eher mühsam seine Unterrichtssequenz zusammenschustert.
Das hat wenig mit der Qualität des Studiums, sondern mit der enormen Fülle an Fachwissen zu tun, das man nun mal in 4, 5 oder 8 Jahren nicht erlernen kann, zumal ja, vor allen Dingen in der modernen Fremdsprache, immer wieder neue Literatur hinzukommt.
Da hat Latein einen ganz klaren Vorteil: Das literarische Opus erweitert sich nicht dauerhaft, dafür ist es aber immer schwieriger, Schüler für deren Inhalte zu begeistern.