Beiträge von SchmidtsKatze

    So wie ich das hier verfolgt habe, stellen sich doch zwei essentielle Fragen zum "Classcrafter" und ähnlichen Gamification-Programmen:


    1. Bin ich bereit, ein Tokensystem (denn nichts anderes scheint mir dieses "Spiel" zu sein) mit all seinen Vor- und Nachteilen in meinem Unterricht einzusetzen?


    Wenn ja, dann stellt sich Frage 2:


    2. Bin ich bereit, das Tokensystem als Spiel anzubieten?


    Achtung, jetzt wird es etwas Off-Topic:


    Ich glaube, das ist ganz klar Präferenz des Einzelnen, wobei man bei so Szenarien, wie der "Tod" und solche Ranking-Systeme, die sich auf die gesamte Gruppe auswirken, wirklich aufpassen muss, dass die positiven Aspekte eines Tokensystems nicht darunter leiden.
    Viele meiner Kollegen haben Sternchen-/Smiley-/Kaugummikugel-/Muggelstein-/[insert token here]-Systeme, die ganz hervorragend funktionieren. Es ist ganz klar, wofür man die Tokens bekommt und was passiert, wenn 5, 10 oder 20 Tokens für den Einzelnen oder die ganze Klasse erreicht sind.
    Dabei ist es vermutlich ziemlich gleich, ob man virtuell oder analog Punkte zählt (wobei ich mir schon vorstellen kann, dass der digitale Zähler mit dem Gaming-Layout für viele SuS ein wenig interessanter ist.)
    Ich persönlich bin überhaupt kein Freund von Belohnungs- und Bestrafungssystemen. Ich empfinde sie meist als Zeiträuber und sie haben für meinen Unterricht und den Lernerfolg der gesamten Klasse keinen nennenswerten Mehrwert.
    Für einzelne SuS gibt es Rückmeldungssysteme, die mit den Eltern abgesprochen sind und über bestimmte Zeiträume laufen und dann ausgewertet werden.


    Dass das Loben einzelner SuS als Aufbau von Gruppendruck von Einigen empfunden wird, finde ich eine total interessante, wenn auch für mich nicht offensichtliche Perspektive: Ich lobe häufig einzelne Schüler, weil ich direktes und konstruktives Feedback für das Transparent-Machen von Lernzielen und auch für einen guten Beziehungsaufbau wichtig und angemessen empfinde.
    Dass ein solches Lob andere Kinder unter Druck setzen könnte, ist mir noch nie in den Sinn gekommen. Was wäre die Alternative? Nur noch pauschal Lob und Tadel aussprechen? Oder wie war das gemeint?

    echten Praxisbezug und offenen Austausch

    Alles andere ist auch wirklich Zeitverschwendung.


    Unsere Pädagogikmodule (für Gym und GemS mit Oberstufe) waren so ein Fall. Nett, aber nicht allzu sinnvoll... Da fühlte ich mich auch eher moralisch verpflichtet denn aus fachlichen Gründen motiviert hinzugehen.
    Da saßen wir mit Sprachen-, GeWi-, NaWi-, Musik- und Sportlehrern zusammen und jeder durfte zu allem seinen (meist minderqualifizierten) Senf dazu geben. Dann haben wir pädagogische Konzepte durchgekaut und irgendwelche Plakate oder Gruppenarbeiten gemacht, das war meist irgendwie öde und für die Praxis waren insgesamt 4 Module sinnvoll: Prävention, Störungs- und Classroommanagement und Schulrecht.


    Alles andere haben wir zur Genüge in den Fachmodulen geklärt.

    Ich plane und bespreche Stunden auch vor, üblicherweise per Entwurf per Mail, grob schon vorher im Lehrerzimmer. Das muss aber rechtzeitig geschehen, ich lese nichts, was ich irgendwann in der Nacht vor der Stunde bekomme. Passiert es zu häufig, dass ich die Sachen nicht rechtzeitig bekomme, dann bilde ich den Referendar nicht mehr aus

    Diese Art der Ausbildung finde ich, vor allen Dingen nach deiner Aufklärung zum Ausbildungssystem in NDS, total fair. Ich finde, ein paar Tage Vorlauf sollte man als Reffi, gerade weil man so wenige Stunden unterrichtet und nicht alle Stunden hospitiert werden, schon einplanen, einfach weil man ja auch Zeit braucht, das ganze Konstrukt zu durch-, über- und umzudenken.



    verlangst du von deinen Referendaren, dass sie zu jeder Stunde einen Entwurf im Voraus schicken? Oder handelt es sich nur um die begleiteten Stunden zu Beginn? Ich kenne Mentoren, die hier sehr streng sind und finde das auch sinnvoll, sofern sie die Situation des Referendars nicht aus dem Auge verlieren.

    Je nachdem, was du als "Entwurf" definierst, kann das schon VIEL zu VIEL sein. Bei uns waren die Entwürfe auf 3 Seiten plus Raster und Materialanhang begrenzt, sodass man zumindest nicht seitenlange Lerngruppenbeschreibungen o.ä. verfassen musste.
    Dass Referendare sich zu jeder Stunde einen Verlaufsplan machen und den ggf. ihrem Mentor/Ausbilder etc. zur Verfügung stellen, damit er gute Tipps zur Passung, Planung und Durchführung geben kann, finde ich allerdings legitim. Außerdem hilft es, wenn man gezwungen, ein bisschen im Voraus planen. Zumindest empfinde ich das so: Ich hatte durch meine langfristige Reihenplanung immer etwas Luft für spontane Veränderungen und Anpassungen, musste aber unter der Woche nicht andauernd Nachtschichten einlegen. (Das hätte ich als tendenzieller Frühaufsteher auch gar nicht geschafft!)

    Abschaffung der Seminartage, das Wichtigste für den Reffi ist der Unterricht (sei es Ausbildung, sei es eigenverantwortlich) an der Schule, Seminare am Nachmittag haben früher auch gereicht.

    Das Seminar wird gemeinhin als lästige Zeitverschwendung empfunden - in der Regel jedenfalls.


    Da muss ich klar dagegen halten: Wir hatten immer mittwochs Modul, dreimal im Monat, also immer einen Mittwoch frei. Das war fast immer total wertvoll, weil wir da immer Unterricht von unseren Mitreferendaren gesehen haben und dann intensiv den Unterricht nachbesprochen haben.


    Auch die Inhalte des Seminars waren in großen Teilen sinnvoll. Wir haben Unterrichtsstunden und -reihen geplant und Tests und Klassenarbeiten konzipiert und korrigiert. Meine Fachstudienleiterinnen waren superversierte Ausbilderinnen, die es fast immer geschafft haben, die Module so zu gestalten, dass diese Spaß machten und man viel mitnehmen konnte.


    Was mir allerdings TOTAL missfallen hat, war das ständige Gegurke durch das gesamte Land: von Flensburg bis Wedel und Heide bis Wentorf bei Hamburg war alles dabei. Man hatte keinen richtigen Seminarstandort, sondern eierte jede Woche mind. eine Stunde durch die Weltgeschichte hin zum Modul und eine Stunde wieder zurück. Online-Seminare sollen das jetzt aufbrechen, aber so richtig klasse funktioniert das auch nicht.

    Team-Teaching ist was ganz wunderbares!


    Im Ref wurde es bei uns, als Teil der Ausbildung in den Bereichen Inklusion und Sonderpädagogik, verpflichtend von allen LiVs eingefordert. Man konnte das in verschiedenen Settings ausprobieren: one teach - one drift, one teach - one observe, Klassen teilen, abwechselnd unterrichten und echtes Team-Teaching mit zwei Lehrern in einem Klassenraum, die beide vorne unterrichten. Bei uns war es sogar relativ normal, dass Modulbesuche als Team-Teaching aufgezogen wurden, weil das eben die einzige Möglichkeit war, das auch mal auszuprobieren und von den Studienleitern Feedback dazu zu bekommen.
    Im echten Lehrerleben findet das an Gymnasien nur in der Intensivierung (Mathe, Deutsch, FS) statt, die es in g9 nicht geben wird. Meine Kollegen haben das aus Gründen, die ich selten begreife, nicht gerne genutzt.
    An Gemeinschaftsschulen ist Doppelsteckung meist für I-Schüler stundenweise gegeben (Schulbegleiter außen vor, die sind ja nur für ein Kind zuständig.), aber so wie Exodus sagt, an Grundschulen kannte ich das auch, da hatte ich oft doppelt gesteckte Kollegen, Sonderpädagogen oder ich war die Zweitbesetzung, sodass wir wirklich intensiv mit den Kindern arbeiten konnten. Ich liebe es und bedauere zutiefst, dass das an meiner neuen Schule nicht so läuft.


    Ad ABs per Hand erstellen: Geht, finde ich, gar nicht. :staun: ich finde persönlich, es macht einen superunprofessionellen Eindruck, vor allem vor dem Hintergrund, dass wir unsere SuS dazu anhalten, den PC zu verwenden (was ihnen auch nicht immer gelingt :pfeifen: )


    Außerdem würde es mir persönlich viel zu lang dauern... Unter anderem weil meine Handschrift nicht immer die schönste ist :victory:

    Hey Exodus,


    fühl dich erstmal fest gedrückt!
    Ich hab keine große Ahnung vom sächsischen Schulsystem, aber meine Idee wäre zunächst erstmal, für alle Lehrwerke die Lehrerhandreichungen zu besorgen.
    Das macht den Alltag schon mal deutlich leichter :)


    Und dann würde ich mal schauen, ob es einschlägige Methodiken / Didaktiken gibt, in denen man nachschlagen kann.


    Für Spanisch und Latein gibt es so Standardwerke, die echt praktisch zum flotten Planen sind.



    Viel Kraft und Durchhaltevermögen! Es ist alles schaffbar und die Zeit des toralen Durchdrehens ist zum Glück begrenzt :)

    Nie war von Interesse, ob oder was die SuS bei mir gelernt haben und wie sie mich sehen und bewerten (natürlich evaluiere ich regelmäßig meinen Unterricht).

    Das ist so schade, dass es dir so doof ergangen ist.
    Da kann ich deine Wut auf die Dinge total nachvollziehen. Es sind richtig viele Sachen völlig schief gelaufen bei dir. Mein Ref war aus ähnlichen Gründen, wie du sie beschrieben hast, die absolute Oberhölle. Nie in meinem Leben hatte ich solche Selbstzweifel und war so desorientiert ob der unklaren Anforderungen in den UBs. Noch nie musste ich so viel Dreck fressen wie im Vorbereitungsdienst! Jetzt bin ich fertig und denke: oh man, noch nie bin ich so über mich hinausgewachsen!


    Auch du hast es geschafft! Du bist Lehrer geworden und zwar einer, der sich wünscht, dass es fair und transparent abläuft. Das kannst du so toll in der Schule weitergeben und somit ein ganz großartiger Lehrer sein.
    Sei klug und biete dich, sobald du kannst, als Mentor an und hilf den Referendaren, die nach dir kommen und genauso wie du vor einiger Zeit im Trüben fischen. Sei ihnen Helfer, Vorbild und Gut-Zureder!


    Sei der Lehrer, der du immer sein wolltest und behalte deine Schäfchen im Blick!
    Schule macht so viel Spaß! Lass dir das nicht verderben mit schlechten Gedanken an dein beschissenes Ref!

    Auch in der SekII geht es nicht nur um die Vermittlung von viel Wissen in wenig Zeit, auch hier geht es um Entwicklungspsychologie, Motivation, Classroom-Management und den allgemeinen Erziehungsauftrag, den wir Lehrkräfte haben.
    In unserem Modulen (SekII für Gymnasien und Gemeinschaftsschulen mit Oberstufe) wurde H. Meyer oft als erster Ansatzpunkt für die Konzeption von Unterricht hergenommen.
    Aber auch Kounin, Hattie, Brüning&Saum und Leisen gehörten bei uns zu den BIG5 der Unterrichtsplanung. Dazu kamen die einschlägigen Fachdidaktiker, für Spanisch und Latein jeweils die Lokalpatrioten Sommerfeldt und Jesper.


    Ich finde auch nicht, dass SekII-Lehrer "professioneller" arbeiten als Lehrkräfte für andere Schulformen. Ich würde eher annehmen, dass die Lehrkräfte professioneller sind, die sich in der Pädagogik/Psychologie/Didaktik besser auskennen und das sind meiner Erfahrung nach, die ich an Gymnasium, Grundschule und Gemeinschaftsschule sammeln durfte, eher die SekI- und Primarlehrer.

    Ich habe es als Mentorin mehrfach erlebt, dass Referendar*innen keine Hilfe wollten. Hinweise wurden abgebügelt (Bsp.: Ich: "Du hast mich hilflos angesehen in der Stunde, hast du es gemerkt? die Schüler verstehen dich nicht. Schreibe dir Arbeitsanweisungen vorher auf, verwende leichte Sprache" wurde z.B. beantwortet mit "doch, sie verstehen mich, ich mache das gut so. Das Seminar sagt, die Stunde, die ich auf dem Papier gezeigt habe, wird gut"). Auch das Gegenlesen von Unterrichtsentwürfen wurde abgelehnt- wahrscheinlich, weil ich beim ersten Mal die 25 Rechtschreibfehler einer ehemaligen Germanistikstudentin mit angemerkt hatte). Ideen von mir und Kollegen wurden abgelehnt (och nöö, das ist ... beliebiges Adjektiv einsetzen, das will ich alles nicht machen). Wer nicht will, der hat.

    Das konnte ich immer schwer nachvollziehen, dieses Verhalten.


    Ich habe regelrecht um Hilfe geschrien, aber ich wurde nicht gehört.

    Wie könnte man das Referendariat verändern?
    Die Referendare sollen ihre Planungen so machen dürfen wie sie es für richtig halten und wie es zu ihrer Person passt. Fachlich muss es natürlich stimmig sein, aber viele Wege führen nach Rom.

    Was ich persönlich gut fände, wäre, wenn man den Referendaren helfen würde, ihren eigenen Stil zu finden und sie in dem zu bestärken, was sie gut machen und transparent mit ihnen darüber zu kommunizieren, wie man an den Problemstellen arbeiten kann.
    Das hat mir oft gefehlt: deutlich kommunizierte Tipps und Hilfe am Anfang des Refs. Da wurde ich viel einfach laufen gelassen, sodass sich "Überlebensmechanismen", die zwar funktionierten, aber völlig umständlich oder nicht zielführen waren, die ich dann zum Ende des Refs wieder mir wieder abgewöhnen musste. Aber generell das, was @lamaison schreibt.

    Und jetzt komme ich zur gemeinsamen Planung: Als Mentorin setze ich mich gern mal mit meinem Ref zusammen, um seine Reihenplanung in Augenschein zu nehmen. Meine Planung zu meinen Klassen stelle ich gern vor, gebe ABs und Tipps, didaktische Literatur, Praxisbücher etc. Bei UBs und Examensprüfungen gebe ich natürlich ausführlicher Rückmeldung und Ideen. Aber: ich habe überhaupt keine Zeit, jede einzelne Stunde durchzuplanen. Ich habe eine volle Stelle, unterrichte nur Sek II, ein Korrekturfach, jedes Jahr Abschlussprüfungen und nicht zu vergessen ein kleines Kind zu Hause. Die Stundenpläne mit meinen bisherigen Refs haben pro Jahr max! eine gemeinsame Freistunde enthalten.

    Im Prinzip gebe ich dir Recht!
    Jede Stunde gemeinsam zu planen, ist weder sinnvoll noch möglich. Aaaaaber gerade zu Beginn braucht man deutlich mehr Anleitung, damit man tatsächlich guten und didaktisch/methodisch fundierten Unterricht planen und erteilen kann. Wenn man keine guten Strategien hat, um den Unterrichtsstoff so zu verwursten, dass er für die SuS schaffbar ist und zugleich methodisch so gut aufbereitet, dass die Kinder im besten Fall sogar Spaß haben, dann verstrickt man sich leicht in Details und verliert u.U. den Blick für das Wesentliche.
    Ich hatte im vierwöchigen Rhythmus Fachmodule, in denen ich das gelernt habe. Aber da kann man sich ja ausrechnen, wie schnell man an solche Strategien rankommt. Ich hatte ganz tolle Fachstudienleiter, die mir super Strategien beigebracht haben, aaaaaber bis die Themen, die mir Schwierigkeiten bereitet haben, dran waren, dauerte es teilweise MONATE!



    Daher bin ich der Ansicht, dass man fertig studierte Lehrkräfte einer PH ohne Probleme sofort in den eigenständigen Unterricht schicken könnte; Hospitationen und gepamperte Stunden hat jeder Student in ausreichendem Maße bereits hinter sich.

    Das kann ich leider so nicht bestätigen, habe aber an einer Uni studiert für SekII.
    Da hätte mir die PH wohl sicher bessergetan! :)

    @state_of_Trance, absolut! Meine Kollegen bekamen dafür nichts, wenn sie angeleiteten Unterricht mit mir gemacht haben und meine Mentoren bekamen genau zwei Entlastungsstunden, die direkt in eine Mentorenstunde und eine Hospitationsstunde in meinem Unterricht umgewandelt wurden.


    Da krankt das System und zwar total.


    Ich habe ja auch oben bereits geschrieben, dass man für die Ausbildung der LiVs hier fast immer einen guten Teil seiner Freizeit/Freistunden aufwenden muss. Das darf aber von vorn herein nicht so sein.

    Zu Abbrecherquoten kann ich gar nichts sagen, @CDL.


    Meines Wissens nach brechen tendenziell wenige ab, in meinen Modulen vielleicht 1, von denen ich weiß.
    Interessant ist eben auch, dass auch nicht viele den Vorbereitungsdienst verlängern, zumindest nicht freiwillig. Ich habe das ja gemacht und dann kenne ich noch eine andere LiV, die verlängert hat. Mir persönlich hat es geholfen, das Ref gut zu bestehen, auch wenn es mir in der dienstlichen Beurteilung nicht positiv ausgelegt wurde.


    Allerdings muss ich sagen, dass ich das Prinzip, direkt eigenverantwortlich einzusteigen, nicht verändern würde. Es war gut, dass wir gleich Verantwortung für unsere Klassen getragen haben und als vollwertige Lehrkräfte vor den Schülern wahrgenommen wurden.
    Was mir gefehlt hat, war eine sinnvolle Vorbereitung darauf, die durch die Studienleiter erfolgen sollte und nicht erst im Nachhinein in Modulen besprochen wird.


    Wie seid ihr, eure Kollegen und eure Schüler mit dem Rollenwechsel zurecht gekommen? Euch erst als Hospitanten und später dann als eigenverantwortliche Lehrkraft wahrzunehmen?


    Ich weiß nicht, aber ich glaube, ich fand es für mich klarer, dass ich sofort Noten gegeben, Klassenarbeiten geschrieben etc. habe. Ich fühlte mich auch im Kollegium immer als vollwertige Lehrkraft.


    Diese Rolle, gleichzeitig Anfänger und trotzdem volle Lehrkraft zu sein, schlug sich auch in den Bewertungen nieder. Da war es irgendwie auch so uneindeutig:
    Wir wurden insgesamt zwischen mindestens 8 und maximal 11 Mal von drei verschiedenen Studienleitern (zwei Fachstudienleitungen und eine Pädagogikstudienleitung) besucht, immer zu Beratungsbesuchen. Keiner davon zählte in die Examensnote. Sie durften auch gar nicht bewertet werden; die SLen dürfen einem nicht einmal sagen, ob man bestanden hätte oder nicht.
    Am Tag des Examens werden dann die Stunden und deren Reflexion bewertet und man hat drei mündliche Prüfungsteile: eine Fallbeispielaufgabe aus einem der Bereiche Pädagogik, Fachdidaktik, Diagnostik oder Schulentwicklung, eine Prüfung zu Schulrecht und einem Prüfungsgespräch zur Ausbildungsdokumentation, die man über das gesamte Ref schreibt. Da kommt es dann auch noch mal drauf an, was man da reinschreibt, dazu wird man dann befragt und soll dazu reflektieren.
    Insgesamt fand ich es ziemlich heftig, dass alles an einem Tag war und man vorher nie genau wusste, wo man steht.

    Ganz konkret hätte ich Stunden lieber mal nicht nur nachbesprochen, sondern auch gemeinsam vorbereitet. Aber dafür blieb oft wenig Zeit.


    Auch der sog. Unterricht unter Anleitung findet so statt, dass man einfach von einem Kollegen oder Mentor die Klasse übernimmt. Für gemeinsame Vor-& Nachbereitung bleibt eigentlich keine Zeit, zumindest nicht, wenn man keine Freizeit dafür nutzen will/kann.


    Mal didaktische oder methodische Alternativen zu diskutieren oder auszuprobieren, ist quasi nur im ersten Halbjahr des Refs möglich. Im zweiten Halbjahr schreibt man seine Examensarbeit und da müssen die Didaktik und die Methodik sitzen.


    Im dritten Halbjahr hat man meist spätestens nach 10 Wochen Unterricht die Examensprüfung.


    Ich fand, es war einerseits gut, dass ich von Anfang an als verantwortliche Lehrkraft vor der Klasse stand, andererseits war es auch zu Beginn eine regelrechte Überforderung.

    @Krabappel, ich hätte mir zum Beispiel gewünscht, dass ich vor dem Schuljahresbeginn die ersten Einheiten und Stunden mit jemandem besprechen kann.


    Denn genau 3 Tage vor dem Start an der Schule kriegte ich meinen Stundenplan und meine Klassen.
    5 Tage zuvor hatte ich 3 Tage pädagogische und vor allen Dingen organisatorische Einführung, in denen man mir in einem Kurzvortrag Beispiele gab, wie so eine erste Stunde in einer neuen Klasse auszusehen hat.


    Dann hatte ich noch das Problem, dass ich zumindest in einem Fach keinen guten Mentor hatte. Bei expliziten Fragen bekam ich von Beginn an oft die Antwort : "Naja, da musst du dir genau überlegen, wie du das machen willst." das hat mich überhaupt nicht vorangebracht, ehrlich gesagt.

    Also, ich glaube, es hängt ganz stark von dem Bundesland ab, in dem man das Ref macht.


    In Schleswig-Holstein zum Beispiel hat man vom ersten Tag an 10 Stunden zu unterrichten, dazu noch Hospitationsstunden plus sog. Unterricht unter Anleitung, d.h. eine Einheit pro Halbjahr und Fach sollte man von einem Mentor oder Kollegen die Lerngruppe übernehmen und die Stunden mit dem Kollegen / Mentor gemeinsam planen.


    Da hat man die totale Eigenständigkeit, denn von den 10 Stunden werden genau 2 von den jeweiligen Mentoren hospitiert und der Rest passiert alleine.
    Ich durfte Ausflüge selbst organisieren, Klassenfahrten begleiten und Projekttage gestalten.
    Was ich als besonders stressig und belastend empfunden habe, war das Gefühl, ständig nicht gut genug zu sein und immer wieder allein in komplizierten Situationen alleine gelassen worden zu sein.



    Aber an Selbstständigkeit hat es mir im Ref gar nicht geangelt, eher an der passenden Hilfe an den richtigen Stellen.

    Irgendwie verstehe ich das mit dem "Rest" nicht so ganz. Die SuS sollen Begriffen brainstormen oder irgendwo erarbeiten und dann Cluster, sprich sortieren nach Themen, die im Nachhinein als Oberbegriffe/-Kategorien benannt werden sollen. Hab ich das richtig verstanden?
    Begriffe, die doppelt sind oder zu ähnlich können entweder aussortiert oder übereinander gehängt werden.


    Die Benennung soll bloß kein Spiel sein, sondern eine weitere Erarbeitungsphase oder eine Vertiefung, je nachdem, wie du das didaktisch anlegst.

    Hallo :)


    Ich habe mit meinen Lerngruppen häufiger Mindmaps bzw. Cluster erstellt und je nach Thema und Stundenziel die Oberbegriffe entweder noch vor dem Brainstorming / der Erarbeitung oder am Schluss der Clusterphase von den SuS benennen lassen.


    Wenn die SuS die Kategorien vor dem Clustern benennen, kann man die Zuordnung im Plenum besprechen und die SuS erläutern lassen, weshalb sie bestimmte Begriffe wohin geordnet haben.
    Die Kompetenz wäre dann auf der Ebene Begründung und Erläuterung anzusiedeln.


    Man kann aber auch umgekehrt vorgehen:


    Die SuS Clustern (vielleicht sogar stumm?) die Begriffe und müssen am Ende passende Oberkategorien benennen. Da geht es dann unter Umständen um Sprachsensibilität und den Gebrauch von Fachvokabular.
    Im Nachhinein kann dann darüber diskutiert werden, ob die Oberkategorien stimmig sind und ob alle Begriffe korrekt zugeordnet worden sind. Da wäre man dann wieder bei Begründung und Erläuterung.


    Ist die Mindmap denn die Sicherung eines Arbeitsergebnisses oder ein Gerüst zur Erarbeitung weiterer Inhalte?

Werbung