Ich glaube nicht, dass die Bevölkerung in der BRD ab 2011 um 2 bis 10 Millionen Einwohner steigen wird. Selbst bei Einführung der Freizügigkeit in diesen osteuropäischen Ländern ist nicht garantiert, dass die Bundesrepublik von einem Zuwanderungsgewinn profitieren könnte. Ich halte dieses Simulationsmodell für sehr unsicher. Außerdem werden diese Länder wohl alles daran setzen, ihre gut ausgebildeten Fachkräfte im eigenen Land zu halten, um ihren eigenen Wohlstand zu sichern und auszubauen.
Was die Bevölkerungsentwicklung Deutschlands angeht: hierbei vertraue ich doch eher den derzeitigen statistischen Daten und Vorausberechnungen. Fakt ist: Die niedrige Geburtenrate in Deutschland von 1,4 Kinder pro Frau wird sich in den nächsten Jahren kaum ändern. Der Sterbeüberschuss betrug 2005 143 000. Im gleichen Jahr lag der Zuwanderungsgewinn (= Wanderungssaldo) nur noch bei 79 000. Die Bevölkerung Deutschlands schrumpft seit etwa 2003. Ohne Wanderungen wird die Bevölkerung Deutschlands von derzeit 82 Mio. bis zum Jahr 2050 auf 50 Mio. und bis zum Jahr 2100 auf 24 Mio. Menschen zurückgehen. Selbst bei einem unterstellten jährlichen Wanderungssaldo von 250 000 jüngeren Menschen pro Jahr ergäbe sich bis 2050 ein Rückgang auf 66 Mio. und bis 2100 auf 50 Mio. Dieser Wanderungssaldo ist sehr hoch. Um das Verhältnis von Erwerbsfähigen und Rentnern auf dem jetzigen Stand zu halten, müsste Deutschland bis 2050 sogar die völlig utopische Zahl von 188 Mio. Zuwanderern aufnehmen (die Ergebnisse stammen von Herwig Birg).
Mal weg von diesen ganzen verwirrenden Zahlen: die Bevölkerung Deutschlands nimmt ab und wird noch stärker abnehmen. Betroffen davon sind eben schon jetzt in vielen Regionen Kindertagesstätten, Grundschulen und Hauptschulen. In den Kindergärten können keine Gruppen mehr gebildet werden und viele Einrichtungen sind nur noch zu erhalten, indem man das Angebot auf die Betreuung von unter Dreijährigen erweitert. Grundschulen werden geschlossen oder durch die Bildung jahrgangskombinierter Klassen am Leben erhalten. Die Teilhauptschulen sind in Bayern fast schon alle weg und natürlich trifft es irgendwann auch die reinen Hauptschulen, die sicherlich auch aufgrund ihres schlechten Image (siehe sunshine_lady) vom Schülerrückgang betroffen sind. Gymnasien und Realschulen werden auf Jahre hin gesehen bestimmt auch von dem Bevölkerungsrückgang betroffen sein.
Was sollen die Politiker deiner Meinung nach tun alias? Auf derartige Simulationsmodelle bauen und trotz fehlender Schüler nicht am Erhalt dieser Schulen rütteln? Sie gehen einfach vom status quo aus und der lautet: zu wenige Schüler, ergo keine Klassenbildung möglich, Schließung der Schule. Natürlich wäre es für uns alle traumhaft mit 10-15 Schülern zu arbeiten. Aber irgendwo kommt das eben alles zu teuer. Daran ändern können wir nichts.
Abschließend: ich glaube, dass sich die Geburtenrate in Deutschland nicht groß verändern wird. Schulschließungen aufgrund rückläufiger Schülerzahlen werden sich noch drastischer verstärken, da stehen wir erst am Anfang. Zuwanderung mag auf den ersten Blick ein Hoffnungsschimmer sein, andererseits stellt sich die Frage, ob Deutschland fähig ist, hohe Zuwandererraten auf verschiedenen Ebenen zu verkraften.
Stellen wir uns als Junglehrer (die meisten in diesem Forum dürften das sein) also auf ereignisreiche Veränderungen (nicht nur) in unserem Berufsfeld ein.
LG, Alex