Ich bin mittels Abordnung nun zu fast 100% in den Integrationsklassen, die in NRW in unterschiedlichen Schulen eingerichtet worden sind und eigentlich eine Parallelwelt innerhalb der Schule sind.
Konkret ist es hier ein Gymnasium, wobei es 3 IK Klassen gibt. Eine Alphabetisierungsklasse und 2 weitere Klassen mit bereits alphabetisierten SuS (was nicht heißt, dass sie Deutsch verstehen, nur können sie die lateinische Schrift). In den Klassen wird eigentlich nur Deutschunterricht erteilt laut Plan, 4h am Tag. Die Klassen werden immer wieder weiter aufgefüllt, die Schule bekommt von der Stadt SuS zugeteilt. So sitzen auch andere Nationalitäten darin. Zwar gibt es Unterrichtsbücher zur Alphabetisierung bzw. für Deutsch A1 etc., aber...
Ich sehe hier konkret ganz wesentliche Probleme. Nämlich:
1) Ziele unklar. Offiziell sollen die SuS innerhalb von 2 Jahren befähigt werden, an deutschen Regelklassen teilzunehmen. Dazu gibt es aber keine klar abgesteckten Lernziele, die sich z.B. mittels Klausuren verbindlich überprüfen ließen. Der Unterricht ist daher völlig beliebig und pendelt zwischen Mandalas, Hangman und Grammatikübungen.
2) Die Perspektive der SuS ist unklar... vermutlich glauben viele SuS auch, bald wieder heimkehren zu können. Bei den fahrenden Roma, die z.B. auch in den Klassen unterkommen, ist das genau so.
3) Dadurch, dass keine weiteren Fähigkeiten entwickelt werden z.B. durch Sport-, Kunst- oder Musikunterricht können sich die SuS auch nur teilweise entwickeln. Nur immer Deutschunterricht ohne Tests ist für 12-Jährige bestimmt keine Motivation.
4) Unausgebildetes Lehrpersonal und viele unterschiedliche Lehrer. Da die Klassen den Schulen einfach zugeteilt wurden und der Unterricht zusätzlich zum Regelunterricht vom vorhandenen Personal abgedeckt werden muss führt es dazu, dass auf einmal 3-4 verschiedene KuK Deutsch dort unterrichten, teils fachfremd. DaZ ist nur einer, Zufall. Zusätzlich kam nun ich (Englisch/(Geschichte) und ein Student Anfang 20, der sich etwas dazu verdienen will für einige Stunden.
5) Die Räume sind die schlechtesten der ganzen Schule. Während andere Räume Projektionen/Beamter/Dokumentenkameras etc. haben sind die Räume für die IK-Klassen altertümliche Klassenräume mit Kreidetafel. Grade hier wäre es doch schön eine Projektion zu haben mit Dokumentenkamera, um Hörverstehen zu üben und Gegenstände und Lösungen zu zeigen.
6) Die Inkonsistent innerhalb der Klasse: im Gegensatz zu normalen Klassen werden hier immer wieder SuS nachgeschult. Im Grunde könnte man mit denen wieder von vorne anfangen bzw. müsste dann 3-4 Unterrichte parallel machen, was mit einem Lehrer in der Klasse nicht zu leisten ist. Folge: die SuS fühlen sich überfordert, es kommt zu Störungen (Toilette, Wasser zapfen am Hahn, mit der Mappe wird gespielt und fällt runter, mit dem Handy spielen etc.) und Frustration beim Lehrpersonal.
Was soll man dazu sagen? Ich finde es nicht erstrebenswert, in den Klassen zu arbeiten.