@ Roeroarneis:
Weißt du, es ist nicht ganz so, wie du es hinstellst. Ich nehme meine Klassen nicht nur als Ganzes wahr, sondern sehe jeden Schüler durchaus auch als Individuum an. Ich weiß, dass nicht jeder Mensch die gleichen Fähigkeiten und Talente mit in die Schule bringt - wäre ja auch ganz schön langweilig und keiner in der Klasse müsste mehr mit einem Mitschüler zusammen arbeiten, weil das Ergebnis ja nicht besser würde. Ich versuche immer, meinen Unterricht so aufzubauen, dass er möglichst viele Schüler anspricht, arbeite gerne mit Stationsarbeit, Gruppenarbeiten usw., mache aber auch mal Frontalunterricht, weil es ja auch Schüler gibt, die mit dieser Arbeitsform besser klar kommen als mit anderen. Und selbstverständlich ist bewusst, das ADS oder auch LRS keine Frage der Intelligenz ist und das beides auch am Gymnasium auf mich zukommen kann! Aber ist dir schonmal aufgefallen, dass Kinder, deren Eltern zu Hause schon die Kontrolle über ihre Kinder verlieren, sie ohne jede Sozialkompetenz in die Schule schicken und dann sagen er/sie hat wahrscheinlich ADS? Das Verhalten der Schüler am Gym ist oft ein ganz anderes, weil sich viele Eltern dort noch für ihre Kinder interessieren - und das macht die Arbeit für einen Lehrer häufig angenehmer.
Was das Thema Selbstreflexion betrifft: Glaubst du ernsthaft, ich hätte nicht auch selbst überlegt, was ich falsch mache und was ich ändern muss? Ich habe durchaus nicht erwartet, dass ich jemandem einfach nur meine Probleme erzähle und dass man mir die Lösung dafür auf dem Silbertablett präsentiert. Ich hatte nur gehofft, dass sich zumindest meine Mentoren, wenn ich ihnen schildere, was mir Schwierigkeiten macht, bereit sind, mal in meinem Unterricht zu hospitieren und mir als Außenstehende zu sagen, wo evtl. Fehlerquellen liegen. Manchmal hat man nämlich ein Brett vor dem Kopf und sieht das selbst nicht, sondern dreht sich gedanklich nur noch im Kreis.
Ich habe oft um Unterstützung gebeten. Aber an meiner Schule ist es leider so, dass jeder Lehrer (inklusive der Mentoren) sein eigenes Süppchen kocht und Angst davor hat, andere könnten merken, dass auch bei ihm/ihr nicht immer alles wie am Schnürchen läuft. Deshalb bin ich an der Schule bei der Suche nach Unterstützung auf Granit gestoßen. Vielleicht habe ich ja wirklich die falsche Einstellung, wenn ich denke, dass Kollegen sich gegenseitig unterstützen sollten und dass das Referendariat eine AUSBILDUNG zum Lehrer ist, was letztlich beinhaltet, dass ich noch nicht alles auf Anhieb kann, sondern ganz klar an manchen Stellen noch benötige.
Lassen wir das! ich kann dir nur einen Tipp mit auf den Weg geben: Frag doch mal genauer nach, welche Hintergründe jemanden zu einer Frage wie meiner bewegen, anstatt dir anhand weniger Zeilen ein Urteil über jemanden zu bilden, den du nicht näher kennst!
@ alle anderen:
Vielen Dank dafür, dass ihr mir Mut zu sprecht und mir Tipps gebt, wie ich meine Probleme lösen kann! Bin wirklich dankbar dafür und werde mich bemühen, einiges davon umzusetzen!
Lieben Gruß,
doro