Beiträge von Krystian

    Ich habe heute nochmal mit der Klassenlehrerin gesprochen. Natürlich war ich es, der zuerst zur Schulleitung ging und mit einem sehr netten Schulleiter und einer unterstützenden Lehrerin gesprochen habe. Sie stimmten mir zu, dass Beleidigungen ggü. Lehrern völlig indiskutabel sind. Der Schullleiter bot mir folgende zwei Optionen an: entweder mit der Lehrerin und dem Schüler das Gespräch suchen oder tatsächlich Anzeige erstatten. Nun sprach ich nochmal mit der Lehrerin und der der 17 Jährige hatte ihr den Vorgang anders dargestellt und die Beleidigungen als tatsächlich "ja, war blöd von mir" bezeichnet. Im weiteren Verlauf wurde mir gesagt, dass der Schüler sich in die Ecke gedrängt gefühlt hat und meinen Spruch missverstand, sich mit dem Makel Hauptschüler heruntergestuft gefühlt hat usw., dabei habe ich nur einen Verdacht gehabt und wollte nicht wie der Oberaufseher um die Ecke schleichen.
    Sie bot mir sogar an, noch ein Gespräch unter sechs Augen zu führen, was ich mit guten Argumenten ablehnte. Zum einen sah ich den Schüler zwei mal seit dem Vorfall. Heute bspw. stand ich 15 Minuten ca. sechs Meter von ihm weg. Ein Entschuldigung gab es nicht, denn dafür ist er zu feige. Die Lehrerin hat ihm sogar gesagt, dass er sich entschuldigen solle und für mich wäre die Sache gegessen.
    Die Argumente der Lehrerin entkräftete ich mit meinem Standpunkt, dass ich es nicht für pädagogisch verantwortlich halte, dem Schüler sonst wo reinzukriechen und gewissermaßen eine Entschuldigung zu erwirken oder ihn dazu zwingen, was unweigerlich passiert wäre. Ein Gespräch mit den Eltern wurde mir natürlich nicht angeboten, da es Elternarbeit in dieser HS praktisch nicht gibt. Eine Konferenz wurde mir auch nicht angeboten.
    Der Schüler hat es mit einer Verantwortung zu tun, der er nicht nachkommt. Bei einem 12./13-jährigen sehe die Sache natürlich ganz anders aus und man müsste ganz andere Mittel hinzuziehen.
    Schließlich teilte ich der Schulleitung mit, dass ich bei der Polizei Anzeige erstatte. Bei der Polizei hatte ich es mit einem Kontaktbeamten zu tun, der stark mit Schulen kooperiert und sich wunderte, dass ich bei ihm Anzeige erstattete. Soll heißen: bei ähnlichen Verstößen soll und muss ein Kontaktbeamter in die Schule bestellt werden,sodass Opfer und Täter (zunächst separat) vernommen werden können, um gemeinsam einen Konsens zu bilden. Dies wurde mir auch nicht angeboten, doch ab heute bin ich um einiges schlauer!
    Der Polizist verwies auch darauf, was Täter in der Schule für Augen machen würden, wenn die Polizei plötzlich autaucht.
    Ich habe der Schule heute auch erklärt, dass es wahrscheinlich zu diesem Vorfall nicht gekommen wäre, wenn die HS-Kollegen ihre Aufsicht wahrgenommen hätten. Schießlich habe die Schüler vor ihren eigenen Lehrern mehr Respekt.


    Kleiner Nachtrag. Zu meinem Konzept gehört es, bei Regelverstößen Maßnahmen zu ergreifen und dafür zu sorgen, dass diese nicht mehr begangen werden. Ich zeige den Schülern: "Das ist dein Fehlverhalten und das ist deine Strafe. Wenn du dich weiter so verhälst, ist XY die Folge.
    Deshalb bin ich nicht nachtragend und kann den Schülern wieder mit einem Lächeln begegnen, weil sie es einsehen, dass sie Fehler begangen haben. Ich halte dies für professionell und sehe es nicht ein, mich zu beugen und grobe Beleidigungen als kleine Entgleisung zu verzeihen. Damit würde ich mich nur lächerlich machen.

    Heute war es soweit:


    Ich hatte heute zusammen mit einer Kollegin die Pausenaufsicht und drei Schüler schlichen um den Pausenhof, um wieder zu rauchen. Man muss dazu wissen, dass unsere Realschule sich mit der Hauptschule den Schulhof teilt.
    Ich habe die benannten Schüler (Hauptschule) bereits zwei Mal beim Rauchen erwischt, weil sie sich dermaßen ungeschickt und dreist dabei anstellten. Damals erklärten sie ihrer Klassenlehrerin das Vergehen, bekamen ihre Strafe und kurz darauf war die Sache gegessen. Ich habe den Schülern gezeigt, dass sie gegen die Schulordnung verstießen und dennoch locker bleibe, weil sie ihr Vergehen einsahen. Gleiches passierte beim zweiten Mal.
    Heute gehe ich also locker und mit einer Prise Humor mit den Worten auf die Gruppe los: "Jungs, ihr seid auf Bewährung draußen. Wenn ihr auf dem Schulhof seid, möchte ich euch sehen. Schließlich weiß ich, was ihr im Schilde führt."
    Danach kam es zu einer Diskussion (ich denke, ich hätte professioneller reagieren sollen) und ich vertrat meinen Standpunkt und in nur wenigen Sekunden explodierte lauthals ein 16jähriger Schüler dieser Gruppe mit den Worten: "Sie können uns nicht verbieten hier zu stehen. Sind sie blind? Soll ich ihnen eine Brille kaufen? Sind sie behindert?"
    Als ich ihm sagte, er solle mir zum Schulleiter folgen und sich für sein Verhalten verantworten, weigerte er sich und sagte zu mir: "Sie können mir einen bl***n!"
    Die Klassenlehrerin ist informiert aber ich denke nicht, dass sein Verhalten sich bessert. In dieser Hauptschule gibt es praktisch keine Elternarbeit.
    Ich denke nun ernsthaft über eine Anzeige nach, da ich diese Beleidigung nicht mehr als Entgleisung einstufen kann, die man einfach so entschuldigen kann.

    Hallo Janosch1!


    Warum fühlst du dich in der Schule unwohl?
    Ich würde an deiner Stelle mir nicht so viele Gedanken machen, dass deine Klasse deinen Unterricht oder deren Inhalte schlecht findet.
    Du musst bedenken, dass es bezüglich des Unterrichtsstoffes Vorgaben gibt - die Umsetzung derer ist hingegen deine Sache!
    Natürlich kommen Schüler nicht mmer hochmotiviert zur Schule - es sind nunmal Kinder, die manchmal recht grob lauthals verkünden, was ihnen an deinem Unterricht stinkt. Du hast bereits dein Unterrichten verändert - gut so! Doch dein Publikum lächelt müde und will trotzdem nicht so, wie du es dir vorstellst und das ist ein großes Problem.
    Zunächst mal ist es wichtig, herauszufinden warum sie dich ablehnen. Hol dir also jemanden zu Hilfe (z.B. Sozialpädagoge/Vertrauenslehrer/Schulleitung etc.) und kläre, was das Problem ist. Lass dir auf gar keinen Fall einreden, dass du deinen Job nicht beherrscht und alles dafür tust, damit du endlich nach Vorschrift unterrichten darfst.
    Hast du Probleme mit Respektlosigkeit und mangelnder Arbeitsmoral zu tun? Dann verschaff ihn dir, indem du dich durchsetzt, klare Regeln definierst und deine Erwartungen verbalisierst (sozusagen ein pädagogisches Konzept) und stest danach handelst.

    Hallo liebe Lehrergemeinde,


    ich wende mich heute an euch, weil aus diesem Versetzungsprozedere nicht schlau werde.
    Zu mir: Ich bin jetzt etwas über zwei Jahre als Beamter auf Probe tätig und will nicht nur von meiner Schule weg (bis zum nächsten Schuljahr), sondern auch zurück in meine alte Heimat oder in die Nähe davon. Zudem bin ich ziemlich flexibel und der Umkreis, in dem ich später gerne tätig sein will, ist doch recht groß. Außerdem würde ich lieber auf dem Land unterrichten als in der Stadt. Die Großstadt schließe ich also als Arbeitsort aus.
    Nun habe ich nur Halbwissen, was eine Versetzung angeht und natürlich viele Frage.
    Soweit ich das verstanden habe, muss ich mich auf dem bekannten Portal registrieren, doch was muss man dort angeben?
    Muss ich zwingend eine Schule finden, die mich beschäftigen will oder geschieht solch eine Versetzung unabhängig davon?
    Wie kann ich vor allem begründen, dass ich woanders lieber arbeiten würde?
    Wie sinnvoll sind Initiativbewerbungen? Könnte ich mithilfe dieser angefordert werden?


    Für Ratschläge bin ich euch sehr dankbar!!

    Klar, das sind berechtigte Ideen und Betrachtungsweisen und in einigen finde ich mich auch wieder. Zu richtigen Konflikten kam es noch nicht (außer den mit der einen Klasse). Nun mache ich mir aber doch Gedanken, dass meine Klassenarbeiten wirklich schlecht ausfallen und ich mich ständig rechtfertigen muss.

    Endlich mal jemand, der mich versteht.
    Ich hasse diese Gefühl, vorne zu stehen, zu unterrichten und meine Schüler nehmen den Unterricht und das Thema nicht ernst. Das passiert mir immer seltener und in immer weniger Klassen (ja, ich reflektiere mich und kann auf 1,5 Jahre Tätigkleit zurückblicken, die von Erfolgen aber auch Misserfolgen gekrönt ist).
    Ich bereite mich recht gut vor (aber manchmal muss es eben auch Dienst nach Vorschrift sein), überlege mir etwas Lebensweltbezogenes und erkläre so gut wie immer, wofür meine Schüler den Stoff gebrauchen können. Wenn man aber hört: "Eine Fünf oder Sechs ist doch egal, brauche ich do soweiso nicht für meinen Beruf!" und meine Pappenheimer miserable Leistungen erbringen ist das schon unbefriedigend, wenn aber Leistungsunwille auch noch von den lieben Kollegen gebilligt wird ist das arg und verantwortungslos. Man kriegt sehr wohl mit, dass bestimmte Klassen bei bestimmten Lehrern mehr oder weniger gut sind und bei anderen wiederum schwach. Wenn man aber hinhört und genau hinschaut, bekommt man mit, wie Arbeiten mit Absicht so leicht gestaltet werden, dass sie den Vorgaben um Längen nicht entsprechen, Noten getürkt werden usw. Aber soetwas darf nicht laut, und schon gar nicht auf einer Konferenz, gesagt werden. Was rauskommt sind Schüler, die Glauben recht intelligent zu sein, da sie eine Realschule besuchen. Die Lehrer in den letzten Jahren können sich nicht geirrt haben. Und wenn dann ein engagierter Lehrer ankommt, der es auch noch wagt, Leistung zu erwarten, ja dann gibt es Ärger.


    Es ist ja auch nicht so, dass ich von den Schülern gehasst werde. Ganz im Gegenteil schauen viele Schüler zu mir herauf und meine 5. Klasse respektiert mich und sieht mich als denjenigen an, der die Spielregeln macht. Vieles von dem, was nicht gut funktionierte, lag überwiegend daran, dass das Ref und die Uni mich schlecht auf den beruf vorbereitet haben. Im nächsten Durchgang bin ich schon fitter, selbstbewusster und auf viele Situationen besser vorbereitet. Ich werde jedoch nicht kapitulieren, wie einige andere Lehrkräfte an der Schule. Vielmehr werde ich für meine Ideen kämpfen und Kollegen ins Boot, damit wir unserem Leitspruch gerecht werden, der explizit die Leistung in den Vordergrund stellt.

    Das Koordienieren von Arbeiten wird bei uns auch gemacht bzw. soll gemacht werden und da fangen die Probleme an: Ich habe eine Kollegin, die mich nicht leiden kann. Ich sollte zum ersten Mal einen bestimmten Inhalt unterrichten. Bezüglich dieses Inhalts sollten die SuS individuell etwas in wochenlanger Arbeit schriftlich angefertigen, dass benotet wird und für den Abschluss wichtig ist. Ich habe zwei Mal darum gebeten (Monate im Voraus), dass Sie mir die Informationen für die SuS und für die Lehrer u.v.w. geben mögen, da ich nichts hätte. Sie konzipierte als Fachbereichsleitung den ganzen Kram und war im Besitz der wertvollen Informationen. Sie wimmelte mich zwei Mal ab. Beim zweiten Mal wurde sie sogar richtig böse, weil ich in der Konferenz gewagt hatte, nach Informationen zu fragen, die sie mir hätte geben müssen.
    Als erfahrene Lehrerin muss sie auch immer wieder neue Klassenarbeiten konzipieren. Teilweise einen Abend vorher, legt sie sie mir dann morgens auf den Tisch, die ich dann schreiben lassen soll. Ich biete allerdings immer an, die Arbeiten zusammen zu konzipieren, aber immer wenn ich Zeit habe, hat sie keine Zeit oder wimmelt mich ab. Darauf habe ich auch keinen Bock mehr.


    A prospos Vernetzung: Gibt es bei uns allzuhäufig nicht. Will man kooperien, ist man oft der einzige Dumme, der sich "so viel Arbeit" macht.

    Zum Thema "reinen Wein": Ich habe den SuS meinen Standpunkt erklärt und gefragt, wie dieses Ergebnis zustande kam. Antwort von den SuS: "Viele hören nicht zu, machen nicht mit und vergessen ständig ihre Hausaufgaben." Natürlich sanktionierte ich in dieser Zeit viel und nun ist Ruhe.


    Zum Thema Beschwerde: Alles, aber wirklich auch alles wurde von den SuS kritisiert und dies ohne Grund. Ich ließ sogar die Sozialpädagogin bei mir hospitieren mit dem Ergebnis, dass ich das meiste richtig mache und die Klasse nur darauf lauert "auszubrechen".


    Zum Thema Abfrage mit der Mappe: Die Kollegin möchte Vorwissen abfragen/aktivieren, fragt aber meiner Meinung nach ungewollt die Leseleistung ab.
    Ich komme selbst von der Realschule und machte mein Abi am Fachgymnasium. Als in der 11. Klasse die Lehrerin meinte, wir seien zu undiszipliniert, startete sie regelmäßig Abfragen nach dem Zufallsprinzip. Jeder musste im Prinzip vorbereitet sein.


    Zum Thema Therapie: Dies soll zeigen, dass bei uns Problemschüler in einer Klasse zusammengepfercht werden. Wie kann man sich das erklären, dass ein Schüler, der zwei Jahre nicht zu Schule gegangen ist, sich pötzlich als 18jähriger in der neunten wiederfindet und eigentlich den HS-Abschluss geschenkt bekommen hat? Wie kann es sein, dass bei uns ein Schüler aus der zehnten zurücktritt in die neunte. Dann die zehnte neu beginnt, rein gar nichts leistet, die HS aber nicht besuchen will, sondern die zehnte wiederholen wird (eigene Aussage). Bei uns möglich!


    Zum Thema regelmäßige Tests: Die SuS kennen mich seit einem Jahr aus anderen Fächern. Sie wissen, dass ich ein umgänglicher und hilfsbereiter Mensch bin. Als ich dann mit einem neuen Fach in Geschichte begann, konnte ich praktisch nicht unterrichten, weil die Klasse außer Rand und Band war (war auch bei anderen Lehrer so). Ich musste nur sanktionieren und dazu gehörten auch eben die Tests. Sogar die Lehrerin sagte, dass die gesamte Klasse (es sind 20) häufig überhaupt nicht lernt und glaubt, gut durchzukommen. Sie stärkt mir sogar den Rücken, wenn ich, sagen wir, acht Fünfen in den Zeugnissen verteile.
    Ach ja. Mittlerweile hören mir die meisten gebannt zu und machen mit! Ist allerdings sehr spät.



    Zum Thema Leistungsstand: Ich habe zahlreiche SuS, die in einfachen Tests versagen. Ich sage in den Klassen genau Bescheid, was dran kommt und was zahlreiche Male behandelt wurde und trotzdem hagelt es Vieren und Fünfen? Einzelfall? Anderen Kollegen können ein Lied davon singen!


    Ich bin leider nicht der einzige, der denkt, dass etwas an unserer Schule schief läuft. Auch anderen Kollegen geht es so, sie sagen dies auch ständig in unseren Konferenzen aber letzendlich passiert nichts oder man akzeptiert nicht das, was sie sagen.



    Ach ja. Natürlich stelle ich nach der Probezeit einen Umsetzungantrag, da ich sowieso nicht beabsichtige für immer in der Region zu bleiben.



    Mich würde noch eure Meinung interessieren zum Thema Türken von Noten in Tests und Klassenarbeiten!

    Ein herzliches Hallo an alle!


    Dies ist mein erster Post, da ich mich in letzter Zeit an meiner Schule kaum verstanden fühle.
    Es geht um Folgendes:


    Ich unterrichte an einer kleinen Realschule in einer kleineren Gemeinde und mag meinen Beruf und glaube (immernoch) etwas bewirken zu können und Schüler nachhaltig zu prägen oder vielleicht erziehen zu können. Leider fallen mir diese Punkte in meiner täglichen Arbeit immer schwerer, da zahlreiche Kollegen (aber auch die Schulleitung) die Schüler zu wenig fordern, immer nett sein wollen, Sympathie bei den Schülern gewinnen wollen oder einfach nur glauben: "Schüler von heute können immer weniger, also fordere ich auch immer weniger!"
    An einigen Beispielen kann ich gut erläutern, mit welchen Problemen ich zu tun habe oder was mich enttäuscht.


    - Ich lasse eine Werte und Normen - Arbeit schreiben und das Ergebnis fällt folgendermaßen aus: 50 % 5 und 6, zwei 1en und eine zwei. Bei der Rechtfertigung bei der Schulleitung hieß es, dass nochmal solch eine Arbeit nicht genehmigt werde. Ich habe allerdings mit den Schülern zahlreich geübt, genauestens erklärt, alle wussten, was drankommt und die Fragen waren wirklich einfach (sagte auch die Fachbereichsleitung). In Wirklichkeit haben wahrscheinlich wenige gelernt, viele fehlen dauernd (Di und Mi ist Werte und Normen), Hausaufgaben werden oft nicht gemacht, viele schwache Schüler (einige mit HS-Empfehlung, einer wurde in die 6. Klasse versetzt, damit es nicht zu viele Sitzenbleiber gibt), viele haben große Schwierigkeiten zu denken oder glsauben, Werte und Normen ist eine Laberstunde, in der man nichts tun muss. Ich habe nun den Schülern reinen Wein eingeschenkt und warte den nächsten Test ab - Widerstand gab es keinen.


    - Ich habe zwei 10. Klassen in Deutsch. Eine läuft super, die andere lief lange Zeit nicht. Die, die nicht gut lief, hat sich mindestens 8 Monate nahezu täglich bei der Schulleitung und der Sozialpädagogin beschwert: Immer, wenn es schlechte Zensuren gab (die Klasse ist wirklisch sehr schwach) gab es Beschwerden. Wenn ich in der 5 Minuten Pause mit der Klassenarbeit beginnen wollte, hieß es, dass ich den Schülern die Pause wegnehme. Es kursierten auch böse Gerüchte über mich und eines Tages verstanden sie, dass ich der Lehrer bin und die Regeln mache und ihnen nichts Böses will.
    In dieser Klasse befinden sich zahlreiche Schüler, die in psychotherapeutischer Therapie waren oder sind. In der 9. Klasse hatte ich einen Achtzehnjährigen, der nur seinen HS-Abschluss bekam, weil ich ihm noch gerade so eine 4- statt einer 5 gab (die Mutter wollte uns bzw. mich bei der Landesschulbehörde melden).
    Grundsätzlich herrscht in dieser Klasse mehr oder weniger ein Unwille, Leistung zu zeigen, aber gute Noten wollen alle. Hier noch ein Beispiel aus der 9. Klasse: Zwei Schüler sollen vorne präsentieren, wissen rein gar nichts (okay die Überschrift konnten sie noch ablesen) und erhalten eine 6, weil sie nichts sagen konnten und auch nicht präsentieren wollten, obwohl ich darum bat, das vorzustellen, was sie wüssten. Hinterher: Massive Anschuldigungen, Beschwerden. Danch musste ich der ganzen Klasse erklären, wie wenig Leistung man zeigen muss, um eine 6 zu erhalten.
    Ein Schülerin, 17 Jahre liest ein Jugendbuch. Von den Eltern kommen Anschuldigungen, dass ich den Schülern vieles nicht beibringe, was absolut gelogen ist (ich habe mich bei den Eltern an diesem Tag durchgesetzt und es herrschte Ruhe). Diese Schülerin behauptete dann auch noch, dass 350 Seiten sie überfordern würden, wobei sie mindestens 6 Wochen Zeit hatte, das Buch zu lesen.
    Ich fragte mich immer wieder, warum diese Klasse so schräg ist. Die Antwort:


    Die Klassenlehrerin (habe zu ihr einen guten Draht) übt mit ihrer Klasse immer für eine Klassenarbeit, indem sie eine Probeklausur mit ihnen durchpaukt und eine Woche später landet eine nahezu identische Klassenarbeit auf dem Platz der Schüler, wobei einige Wörter und Kleinigkeiten ausgetauscht wurden (so sagte sie es einem Kollegen).


    Weitere Beispiele:


    - In einer 10. Klasse macht eine Kollegin regelmäßig eine Abfrage, wobei jeder Schüler dabei in seine Mappe schauen darf.
    - Ich lasse eine Arbeit in der 6. Klasse Geschichte schreiben (alle Fragen stammen aus dem Schülerbuch oder der Mappe oder aus Hausaufgaben, die so gut wie keiner machte). Einwand von einer Kollegin: "Oh die ist aber schwer!" Dabei konzipierte ich die Fragen genau nach Lehrplan, Buch, Operatoren, Kerncurriculum usw.
    - In der gleichen Klasse lasse ich jede Woche einen Kurztest über die letzte Stunde schreiben (einfache Fragen, alles in der Mappe). Ergebnis: Fast ausschließlich 5 und 6 und dies immer.
    - Die Matheabschlussarbeiten fallen jedes Jahr weit unter dem Landesdurchschnitt aus.
    - In der letzten Zeugniskonferenz wurden etliche in die 6. Klasse versetzt (obwohl sie nicht hätten versetzt werden dürfen), damit wir zwei statt drei 5. Klassen führen können.
    - Ein Schüler bekam schon die vierte Konferenz. Ergebnis: Er erhält nun Smileys, sobald er sich gut benommen hat, dem er nicht nachkommt. Er wird ständig gemobbt und drohte schon, alle, die ihn ärgern würden, abzustechen.
    - Die schlechteste Einschätzung im Sozial- und Arbeitsverhalten erhalten nur die absoluten Kracher. Respektlose und faule Schüler kommen meistens mit einem blauen Augen davon.
    - Trotz miserabler Leistungen halten sich viele Schüler in der Realschule (Dunkelziffer: 30%). Sie entsprechen absolut nicht dem Leistungsstand eines Realschülers. Wir haben sogar einige 18jährige in den 10. Klassen (bei mir war in der neunten auch schon ein 18jähriger).



    Mein Einschätzung dieser ständig wiederkehrenden Vorfälle ist Folgende: Die Schüler werden verhätschelt und die Lehrer haben Angst vor Stress mit Eltern und der Schulleitung.
    Aus sicherer Quelle weiß ich, dass Ergebnisse in den Klassenarbeiten ins Positive grückt werden, damit diese nicht genehmigt werden müssen. Ein Hardliner an unserer Schule ließ sich in einem halbjahr 8 Arbeiten genehmigen. Nur wenige haben den Mut, ihr "Programm" durchzuziehen. Ich zähle mich zu denen, die sich absichern und nicht lumpen lassen. Ich halte es für verantwortungslos, den Schülern gut Noten zu geben und später stellen sie fest, dass sie massive Rückstände haben. Unsere Schule hat auch den Ruf, dass bei uns jeder seinen Realschulabschluss schafft. Im Prinzip wird also jeder mitgezogen.


    Habt ihr Tipps, wie man in diesem Wahnsinn halbwegs gut durchkommt, ohne sich Feinde zu machen? Ich möchte nun nach meiner 1,5 jährigen Tätigkeit nicht das Verhältnis zur Schulleitung zerstören.

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