Liebe Lolarena,
ich kenne das Problem. *seufz*
Ich hatte im letzten Jahr eine sehr problematische Klasse, die ich jetzt zwar nicht mehr unterrichte, die mir aber zum Dank für meine Gutmütigkeit noch andere Gruppen dahingehend "impft", was man bei mir angeblich alles darf.
Seit dem Ende meines Refs ist jetzt noch kein Dreivierteljahr vergangen und ich kann mittlerweile nur bestätigen, was mir meine Kollegen schon immer gesagt haben: Mit Liebsein kommt man bei den SuS meist nicht weit. Ich spreche jetzt (leider) von den SuS im Allgemeinen - bei einzelnen SuS kommt man damit nämlich sehr weit. Nur sind das dann meist sowieso diejenigen, die unter der ganzen Situation am meisten leiden müssen.
Nach den Erfahrungen des letzten Jahres (die mich wirklich ziemlich zermürbt haben) bin ich nun absolut auf der Hut davor, meine Fehler zu wiederholen. Ich fordere nun konsequent Ruhe und die Einhaltung der anderen Regeln ein und handele so konsequent wie möglich, bleibe dabei aber freundlich und bestimmt.
Meine persönliche Erfahrung ist in der Tat, dass der Ruf eines Lehrers, streng zu sein, Ruhe in die Klasse bringt. Es ist traurig, aber es gibt immer wieder Schüler, die die Gutmütigkeit und das Entgegenkommen eines Lehrers schamlos ausnutzen, was dann die Situation irgendwann zum Kippen bringt.
Auch wenn es von 20 SuS nur 5 sind, die letztlich die Chance nutzen, dich nach Strich und Faden zu "verar......", wird oftmals irgendwann die ganze Gruppe mitangesteckt.
Schwierig wird es vor allem dann, wenn man weniger streng ist als Kollegen und auch mal fünfe gerade sein lässt. Natürlich ist man dann beliebt, hat aber hintenrum den Ruf "mit der kann man alles machen", was sich dann irgendwann in massiven Disziplinproblemen niederschlägt.
Sagen wir so: Die breite Masse der SuS ist vernünftig und fair und nutzt deine Schwächen nicht aus. Der Teil der SuS, der mangelnde Strenge nur als Schwäche empfindet und den du im Prinzip in fast jeder Gruppe sitzen hast, kann dir alles kaputtmachen. Und dann fangen die Netten an zu leiden, du bist der Buhmann, weil du plötzlich so streng bist und die Situation droht zu eskalieren.
Eine frühere Kollegin hat mal gesagt: "Ich werde nicht dafür bezahlt, dass mich die SuS mögen." Diesen Spruch finde ich bedenkenswert. Natürlich will ich als Lehrerin, dass ich mit meinen SuS gut klarkomme und wir eine schöne Arbeitsatmosphäre haben und ich beliebt bin. Ich darf mich aber nicht davon abhängig machen, dass ich gemocht werde, sondern muss zuallererst sicherstellen, dass jede/r in meiner Gruppe die Chance hat etwas zu lernen. Notfalls auch durch Strenge und unpopuläre Maßnahmen. Den (vernünftigen) SuS (und das ist die Mehrzahl) ist nämlich wichtig, dass Ruhe herrscht und man in Ruhe lernen kann und dann bist du auch beliebt - versinkt die Klasse im Chaos, verlierst du deinen Beliebtheitsbonus nämlich sehr schnell.
Das sind so meine eigenen schmerzhaft gemachten Erfahrungen. Ich denke, andere können sie in ähnlicher Form bestätigen.
Was deine Klasse angeht, so würde ich das Nachsitzen auf jeden Fall durchziehen in der Hoffnung, dass es innerhalb der Klasse zu einem Selbstregulierungsprozess kommt. Vorsichtig sein musst du allerdings mit Kollektivstrafen, da diese nicht zulässig sind. Stimm dich in all deinen Schritten mit dem Klassenlehrer ab, das ist effektiver und du bist (gerade als Ref.) auf der sichereren Seite.
Liebe Grüße,
Carla-Emilia