Ich versuche mal mich kurz zu halten, aber das berufliche Schulwesen ist sehr komplex.
- Berufsschule: das ist das, was sich die meisten Leute unter Berufsschule vorstellen. In der dualen Ausbildung gehen Azubis 1-3 Tage in der Woche zur Berufsschule, den Rest der Zeit lernen sie im Betrieb. Nach 2-3,5 Jahren machen sie eine Abschlussprüfung bei der IHK oder HWK. Die Berufe gehen von Verkäufer über Schreiner zu Frisör oder Zerspahnungsmechaniker. Ebenso das Vorwissen der Schüler. Von Förderschülern über Hauptschulabschluss, Realschule bis zu Studienabbrechern sitzt da alles. Zum Teil in der gleichen Klasse. Je nach Beruf sehr angenehm (finde ich)
- Abitur: in fast allen Bundesländern gibt es berufliche Schulen, die zum Abitur führen. In Bayern sind das BOS und FOS. In BW gibts noch Wirtschaftsgymnasien und wo anders heißen die Schulen wieder anders. In 2-3 Schuljahren werden die Schüler dort zur Fachgebundenen Hochschulreife, Fachhochschulreife oder zur allgemeinen Hochschulreife geführt. Vom System her ähnlich, wie bei Gymnasien, allerdings teilweise mehr Berufsbezug und auch mehr Leistungsdruck.
- Vollzeit-Berufsschule: manche Ausbildungen macht man ohne Betrieb, dann gehen die Schüler nur in die Schule und haben am Schluss eine Abschlussprüfung. Von Kinderpfleger, Erzieher, Hauswirtschafter, Altenpfleger über Physiotherapeuten zu MTA und PTA gibts da viele Berufe. Die Schüler haben wieder alle möglichen Arten der Vorbildung.
- Weiterbildung/Technikerschule: nach einer betrieblichen Ausbildung gibt es die Möglichkeit seinen Meister/Techniker/Diplom an der Schule zu erwerben. Die Schüler sind schon etwas älter und haben Berufserfahrung (ist normalerweise Voraussetzung). Dadurch meist gutes Arbeitsklima, aber auch viel Leistungsdruck. Teilweise läuft der Unterricht abends/neben deren Hauptjob.#
- Berufsqualifizierende Maßnahmen: Schüler, die keinen Ausbildungsplatz gefunden haben müssen die Berufsschulpflicht noch erfüllen, oder werden irgendwie "aufgehoben" in der Hoffnung, dass es im nächsten Jahr klappt. Von echt sinnvollen Maßnahmen, bei denen die Schüler den Quali nachholen können und Defizite abbauen über reine "Verwahrung/Beschäftigungstherapie" gibts da alles.
- in Bayern gibt es dann noch die Wirtschaftsschule, das ist vergleichbar mit dem Wirtschaftszweig der Realschule, also deutlich jüngere Schüler.
Ach so... und manche Schulen haben das gesamte o.g. Programm, dann unterrichtet man eben von all dem ein Bisschen. Das bedeutet, dass man sich oft umstellen muss und viele unterschiedliche Regelungen wissen muss (je nach Bildungsgang)
... und: man kann es sich als Lehrer nicht unbedingt aussuchen, was man von alledem abbekommt. Selbst wenn man in den ersten Jahren für die Abiturgänge eingestellt wurde, kann es später sein, dass man nur noch berufsqualifizierende Maßnahmen macht. Man kann zwar Wünsche äußern, aber man ist für all dass quailifiziert und muss es dann auch machen.
wie CDL schrieb, am Besten, du guckst dir das mal an. Meistens sind die Kollegien an Berufsschulen ziemlich locker, viele Kollegen kommen aus der Praxis. Quereinsteiger sind da keine Exoten.
Ah und zu den Fächern: in der Beruffschule hat man meistens eine berufliche Fachrichtung (z.B. Wirtschaft oder Metalltechnik) und dazu ein Unterrichtsfach (z.B. Mathe). In der beruflichen Fachrichtung gibt es dann Unmengen an Schulfächern, die darunter fallen.
Ich (Fachrichtung Wirtschaft) unterrichte Betriebswirtschaftslehrer, Bürowirtschaft, Büromanagementprozesse, Einzelhandelsprozesse, Allgemeine Wirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehrer, Buchführung, Kosten- und Leistungsrechnung, EDV-Anwendung... (je nach Beruf heißen die Fächer unterschiedlich) zusätzlich unterrichte ich noch Deutsch und Sozialkunde.