Man ist halt Azubi und sollte sich dessen bewusst sein. Auch wenn man keine 16 mehr ist. Natürlich sind Mentor*innen keine Kollegen sondern Ausbilder. Wie belastend du Prüfungen erlebst und ob du dir als Erwachsener noch von anderen Erwachsenen was sagen lassen kannst, weißt nur du selbst. Du brauchst Reflexiobsvermögen und solltest nicht das Leben anzweifeln, wenn dir jemand sagt, dass du Ziele festlegen musst, bevor du an Methoden feilst. Wenn du psychisch gesund bist, sollte ein oder 1,5 Jahre Ref zu verkraften sein, auch als Quer- oder Sonstwieeinsteiger.
Nein. Jemand mit einem abgeschlossenem Hochschulstudium ist kein Azubi! Dieser Aussage möchte ich wehement widersprechen.
Ja, man ist Anfänger, Berufseinteiger und lange noch kein Profi, aber ein Azubi hat per Definition keine Ahnung, jemand mit abgeschlossem Studium hat perfekte theoretische Kenntnisse und muss nur noch praktische Erfahrungen sammeln.
Ausbilder, Mentoren und Seminarleiter sollten daher auf Augenhöhe mit den Kollegen sprechen, nicht überheblich von oben herab.
Während meiner Berufsausbildung direkt nach dem Abi bin ich von Kollegen und Vorgesetzten niemals so unverschämt behandelt worden, wie im Referendariat. Das hat was mit persönlicher Haltung und Respekt zu tun.
Genau wie beim Feminismus, bei dem vielen die sprachlichen Feinheiten wichtig sind, sollten uns auch was das Referendariat angeht die sprachlichen Feinheiten wichtig sein.
Wir sollten nicht von Azubis, Anfängern o.ä. reden. Besser wären Analogien zu Traineeprogrammen der Wirtschaft. Von mir aus „Berufseinsteiger“ oder „Berufsneulinge“ aber eben keine abwertenden Begriffe. Von der Uni bringen die jungen Kollegen neues Wissen mit, haben vielleicht moderne Methoden erlernt und bringen frischen Wind in vielleicht auch mal eingefahrene Systeme. Sie sollten sich ausprobieren dürfen, auch mal auf die Nase fallen dürfen. Sollten Hilfestellung angeboten bekommen, aber auch nichts aufgedrängt, denn häufig gibt es in unserer Profession kein klares richtig oder falsch, sondern eben nur anders.
Fun Fact: nach einem halben Jahr im Referendariat habe ich die Schule gewechselt (planmäßig). Vorher habe ich 6 Jahre in der Erwachsenenbildung gearbeitet und habe auch an der VHS-Kurse gehalten. Die neue Schulleitung stellte mich der Klasse mit den Worten „Das ist die Frau Mars, die ist Referendarin, das heißt sie ist noch kein richtiger Lehrer und muss das erst noch lernen“ vor.