Persönlich finde ich es zu generalisierend zu sagen, die Seiteneinsteiger seien fürs Unterrichten nicht geeignet.
Diese Pauschalisierung hat auch von denen, die den Seiteneinstieg insgesamt eher kritisch sehen, niemand gebracht.
Wir hatten hier schon den Vergleich mit den Referendaren... Die sind zum Teil eventuell auch nicht geeignet Auch nach dem Ref nicht.
Kommt es nicht letztendlich auf den einzelnen an und nicht auf die Kategorien "Seiteneinstieger" oder "richtiger Lehrer"?
Natürlich kommt es auf den Einzelnen an, aber daraus umgekehrt zu folgern, dass durch das Seiteneinsteigerprogramm effektiv und im Durchschnitt genau so gute oder schlechte Lehrer ausgebildet werden, wie durch das normale Referendariat, geht einfach an den Realitäten vorbei.
Ich habe bisher 6 Seiteneinsteiger kennengelernt. Einer davon ist ein hervorragender Lehrer geworden, den ich heute noch sehr schätze, ein weiterer ist durchgerutsch, obwohl er eigentlich außerhalb der Schule besser aufgehoben wäre. Die übrigen 4 sind an der Ausbildung gescheitert - alle mit gutem Grund. Und diese Quote entspricht auch ungefähr dem Gesamtbild, das sich so über das örtliche Seminar ergibt. Und leider verschlechtert sich die Quote in letzter Zeit eher, nach meinem Eindruck weil durch das "Bewerben" der Seiteneinsteigerprogramme und die öffentliche Diskussion um den Lehrermangel nicht nur, aber zunehmend die falschen Leute für den Seiteneinstieg motiviert werden.
Und zu "neiden" gibt es da nichts - unter denen, die gescheitert sind, waren zum Teil wirklich ganz arme Schweine, die unter den zwei Jahren noch deutlich mehr gelitten haben, als die Schüler die sie unterrichtet haben oder die Kollegen, die versucht haben, sie auszubilden.
Unterstützt wurden die übrigens alle. Über mangelnde Hilfestellung hat sich noch nie ein Seiteneinsteiger bei uns beklagt, und die Schule hat auch kein Interesse daran, da irgendjemanden "hängen zu lassen", denn derjenige bleibt ja so oder so 18 Monate an der Schule und natürlich versuchen wir alles, um die Geschichte zumindest einigermaßen in geordneten Bahnen zu halten - schon weil die Eltern dem Schulleiter sonst irgendwann die Tür eintreten.
Ich persönlich würde dafür plädieren, den Seiteneinstieg zu ermöglichen - aber nur über das ganz normale Referendariat und zu den gleichen Konditionen und Ausbildungsbedingungen.
Und um die Frage "Wer aus der freien Wirtschaft wäre denn bereit zu diesen Konditionen zu kommen?" direkt zu beantworten: Diejenigen, die wirklich aus Überzeugung Lehrer werden wollen, sind nach meiner Erfahrung auch bereit diese 18 Monate in ihre Ausbildung zu investieren.
Unter den übrigen Kandidaten der Sorte "zum Referendariat bin ich nicht bereit, zum besser bezahlten Seiteneinstieg aber schon" gibt es sicher auch den ein oder anderne Brauchbaren, die Quote ist aber so verschwindend gering, dass sich der Aufwand nicht lohnt.