Wenn ich mal die allgemeine Harmonie etwas stören darf:
mit der Reduzierung auf das hier übliche "hauptsache man bleibt autentisch"-Mantra macht man es sich in meinen Augen etwas zu leicht.
Natürlich sollte man sich nicht verstellen.
Aber dass man sich mit jedem beliebigen Subkultur-Outfit in die Schule begeben kann und die Schüler finden das alles klasse und sind automatisch begeistert von der ehrlichen "privat bin ich halt Goth / Emo / Backenbartfan und das will ich auch in der Schule zeigen" Art der Lehrperson stimmt so auch nicht.
Wir hatten vor 2 Jahren eine Referendarin, die ausgeprägter Goth war, die in der Szene unserer Stadt regelmäßig so unterwegs war und das in der Schule durch ihr Outfit auch gezeigt hat. Die Kollegin (schon Mitte 30) hatte erhebliche Probleme - nicht mit den Kollegen oder Eltern sondern mit den Schülern, die das überhaupt nicht lustig und cool fanden, sondern eher irritiert waren. Da hörte man dann schon mal so Sprüche wie "In's X kann man am Wochenende nicht mehr gehen, da kommt die Y immer zum sterben hin". Jugendkultur ist aus Sicht der Jugendlichen vor allem ihre Kultur, Jugendliche wollen sich damit aber eben auch abgrenzen. Erwachsene dürfen da gerne eine gewisse Verbundenheit zeigen, wenn es eine bestimmte Grenze überschreitet, wird das sehr schnell als unpassend und anbiedernd empfunden (selbst wenn die betreffenden Personen vielleicht schon ihr Leben lang in dieser Subkultur unterwegs sind).
Außerdem ist man in der Schule eben nicht "privat" sondern auch in der Lehrerrolle. Wenn man zu sehr freizeitmäßig unterwegs ist, kommt das auch schnell als "ich nehme die ganze Nummer hier nicht ernst" rüber. Und als Lehrer muss man unter andem auch oft Urteile über Leistungen und Fähigkeiten von Schülern fällen und damit letztlich über Lebenschancen entscheiden. Da möchte ich persönlich schon eine gewisse Professionalität zum Ausdruck bringen und Kleidung kann da durchaus ein Mittel sein. "Verkleiden" bringt da natürlich nichts, aber es schadet auch nicht, wenn man versucht einen gewissen Anspruch an sich selber zu haben.