Dass das tatsächliche Sitzenbleiben nur in wenigen Fällen wirklich etwas bringt, sehen ja die meisten Lehrer mehr oder weniger ähnlich. Die eigentliche Frage ist aber in meinen Augen: hat die Androhung der Nichtversetzung einen Einfluss. Beziehungsweise wie werden sich in Zukunft Schüler verhalten, die alleine aufgrund schlecher Arbeitshaltung Lücken aufbauen und die nicht mehr befürchten müssen, dass das irgendwelche mittelfristigen negativen Konsequenzen hat, weil sie ja trotz 7 mal "mangelhaft" im Zeugnis jahrelang durchgewunken werden und sie sich der Illusion hingeben, dass es ja völlig reicht sich dann im Abschlussjahr ein bischen anzustrenge, dann wird es mit dem Realschulabschluss oder dem Abi schon klappen.
Apropro Ilusionen: ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass die Bundesländer demnächst massenhaft Lehrerstellen in die Schulen pumpen um die versprochene "individuelle Förderung" umzusetzen? Die wird selbstverständlich mit Bordmitteln gemacht. Erst mal werden die Schulgesetze entsprechend geändert (weil ja die Lehrer bisher nur desshalb nicht individuell Fördern, weil sie es nicht müssen), wenn das dann nicht reicht kann man ja jedem Lehrer neben dem bisherigen Debutat noch zwei "Förderstunden" auferlegen. Oder man verlegt die Förderung in die Ferien - dann ist halt jeder Lehrer alle drei Jahre mal dran den vierwöchigen Förderkurs in den Sommerferien zu übernehmen, bei den 3 Monaten Ferien im Jahr, die Lehrer haben, ist das doch locker drin. In weiten Kreisen der Bevölkerung wird das sicher auf Zustimmung stoßen.
Die Abschaffung des Sitzenbleibens an sich ist gar nicht der Knackpunkt.
Allerdings sollte man nicht so naiv sein zu glauben, dass es dabei um die Umsetzung fachwissenschaftlicher Erkenntnisse geht. Nein, dabei geht es um Geld und darum die Abschaffung zu instumentalisieren um ganz andere Dinge zu erreichen (zum Beispiel darum, das klassische Gymnasium weiter aufzuweichen indem man immer größere Schülerströme in das Gymnasium lenkt und der Schulform gleichzeitig jede Möglichkeit nimmt überforderte Schüler irgendwann wieder an eine andere Schulform schicken zu können).