Wir kommen etwas ab, falls sich dieser "Was sollten uns Lebensmittel wert sein"-Diskussion noch weiter hinzieht, könnte ein Mod vielleicht über Abtrennung nachdenken.
Vorweg: der untenstehende Teil ist nicht als Angriff gegen dich gemeint, du stehst für mich hier nur stellvertretend (vielleicht auch teilweise unberechtigt) für eine weit verbreitete mangelnde Wertschätzung (im wahrsten Wortsinne) gegenüber Lebensmitteln, die ich immer wieder bedauernd bemerke, auch bei Lehrer-Kollegen.
Ich denke gerad ernsthaft drüber nach, selbst gekochtes Essen kostet bei uns ca. 10 Euro am Tag (inkl. Frühstück, allerdings OHNE Süßigkeiten für die Kinder oder den Euro, den mein Sohn mitnimmt, um sich etwas beim gesunden Frühstück in der Schule zu kaufen- das sind Dinge, die prinzipiell *überflüssig sind*, ich habe auch nicht den MCDonalds Besuch mit eingerechnet, der im Hart4 Satz aber in meinen Augen berücksichtigt ist). Es ging hier in meinen Augen tatsächlich um "Ernährung", Süßigkeiten, das Teilchen vom Bäckeer u.ä. zähle ich zu Luxus.
Gastronomierausgaben ist im Harz4 Regelbedarf noch mal ein Extraposten, wenn auch ein kleiner (der dürfte bei der 4köpfigen Familie mit ca. 22 € pro Monate für etwa einen McDonalds-Besuch reichen). Enthalten in den 14,50 € pro Tag sind noch Getränke und Tabakwaren.
Ich habe von Durchschnitt gesprochen. Ich habe die Ernährung heute mal bewusst und ehrlich (also Salami auf dem Brötchen vom Sohn mitgerechnet) und der Preis liegt heute bei knapp über 7 Euro. Am Wochenende habe ich aber ganz sicher auch mal für 20 Euro gekocht....
Ich kaufe übrigens NICHT ausschließlich bei Aldi o.ä. ein und kaufe auch vieles nur von *Marke*... trotzdem werden wir jeden Tag satt...
Am Sattwerden zweifle ich nicht, schon eher am Einkaufsverhalten.
Wer für ca. 10-12 Essen (2-3 Mahlzeiten mal 4 Personen) mit durchschnittlich 10 € auskommt, kauft im Regelfall seine Brötchen sicher nicht beim Bäcker (Stück 30 ct), seine Äpfel sicher nicht beim Obsthändler (Stück 30 ct) und seine Salami sicher nicht beim Fleischer (100g, 1,99€), sondern wird größtenteils auf Discounterware zurückgreifen müssen (Brötchen 8ct, Apfel 12 ct, 100g Salami 0,99€), sonst kann diese Rechnung niemal aufgehen. Alleine ein einfaches Frühstück läge sonst schon bei mindestens 1 € pro Person (1 Bötchen 30 ct, 2xAufschnitt/Käse 50 ct, Butter 10 ct, Kaffee/Milch/Tee 20 ct).
Das Discounterlebensmittel qualitativ auch in Ordnung sein können, beistreite ich überhaupt nicht, was mich grundsätzlich viel mehr dabei stört, ist, dass man sich auf einen Teil der Lebensmittelindustrie stützt, der so nur funktionieren kann, weil er jedes mögliche Quäntchen ökonomische Optimierung bis ins letzte ausreizt. Hier im norddeutschen Schweinegürtel haben wir in letzter Zeit zB viele empörte Medienberichte über Schlachthöfe, die ihre komplette Belegschaft entlassen und durch rumänische Schlachterkolonnen mit Werksverträgen ersetzen, die dann für 4,50 € die Stunde arbeiten und mit 4 Mann pro Zimmer in einer Sammelunterkunft leben. Die Leute lesen es, schütteln empört den Kopf und gehen anschließend nach Aldi um die Nackensteaks für ihren nächsten Grillabend zu kaufen. Alles hat seinen Preis - manchmal zahlt ihn nur ein anderer.
In einem anderen Thread hier wird über mangelnde Wertschätzung dem Lehrerberuf gegenüber geklagt. Auch Lebensmittel werden von Menschen produziert. Wer erwartet, dass ihm selber mit einem gewissen Respekt begegnet wird, sollte meiner Meinung nach auch bereit sein, für solch elementare Dinge wie handwerklich hergestellte Lebensmittel einen Preis zu bezahlen, der den Menschen die damit zu tun haben die Bestreitung ihres Lebensunterhaltes ermöglicht. Das halte ich bei 2,50 € pro Tag und Person für unmöglich. Wenn Menschen, die finanziell am unteren Limit sind, sparen wo sie können, kann ich das verstehen. Wenn Familien, die pro Monate 3000 € oder 4000 € netto zur Verfügung haben, immer noch nicht bereit sind für Lebensmittel mehr zahlen, weil es ja problemlos möglich ist, mit so wenig über die Runden zu kommen, eher nicht. Ganz davon abgesehen, dass man sich in meinen Augen auch um viel Lebensqualität bringt, wenn man sich bei Spagel im Frühling, Steinpilzen im Herbst oder mal einem stück artgerecht aufgezogenem Fleisch immer direkt "ist das nicht zu teuer?" fragt.