Beiträge von Moebius

    PS: Die reale Datenlage spricht zB ganz eindeutig gegen die Durchführung von Volksfesten. Sie spricht ganz eindeutig gegen die Eröffnung von Clubs und Bars.

    Bei Restaurants wird es schon dünn, beim Einzelhandel ebenso.


    Das heißt nicht, dass die Maßnahmen von Mitte März falsch oder überzogen waren. Die Faktenlage war zu dem Zeitpunkt auch dünn und die Bedrohungslage dramatisch. Je mehr man aber auswerten und analysieren kann, was im März passiert ist, um so mehr ist die Politik auch in der Pflicht, zukünftige Entscheidungen auf Basis von Fakten zu treffen und nicht auf Basis von "Es könnte ja sein und vorsichtshalber machen wir mal..."

    Man merkt, dass ihr keine Naturwissenschaften studiert habt.

    Readingkompetenz. (Tipp: links unter dem Namen)


    Niemand redet davon, jede einzelne Infektion zu verorten, niemand redet davon, dass in Schulen kein Infektionsrisiko bestehen würde. Natürlich besteht das und es wird auch einzelne Infektionen in Schulen gegeben haben.

    Es gibt eine große Anzahl bekannter größerer Infektionsgeschehen die auch in den Medien ausführlich diskutiert wurden. Kein einziges davon hat in einer Schule stattgefunden. Es ist natürlich auch nicht auszuschließen, dass es ein erhöhtes Infektionsrisiko in Schulen gibt, aber die derzeitige Evidenzbasis liefert keine Hinweise für diese Behauptung. Ich stelle auch keine Theorien darüber auf, warum das so ist, ich stelle lediglich fest, dass es so ist.

    Du kannst uns gerne Gegenbeispiele nennen, das wäre produktiver als deine "jeder der nicht meiner Meinung ist, ist doch offenkundig bescheuert"-Rhetorik.

    Aber man hat doch am Anfang sofort die Schulen komplett geschlossen, wenn ein Verdacht da war. Heutzutage muss man doch bei den aktuellen Zahlen immer damit rechnen, dass irgendwo infizierte Kinder ohne Symptome in die Schule kommen. Uns es reicht doch, wenn ein Kind 5-6 weitere ansteckt. Das Ganze mit den exponentiellen Wachstum hatten wir doch schon.

    Die Schulen sind seit drei Wochen geschlossen, zu dem Zeitpunkt gab es etwa 10 000 entdeckte Infektionen. Und die angeblichen hochinfektiösen Kinder ohne Symptome hätte es damals auch schon geben müssen. Bis heute ist keine explosionsartige Verbreitung in einer Schulgemeinschaft bekannt, wenn du einen Fall kennst, wäre ich dir dankbar, wenn du das Beispiel verlinken könntest.

    Das Szenario "Massenhafte Verbreitung in einer Schule in kürzester Zeit" ist ein Schauermärchen, für das es - zumindest in der hier geschilderten Form - keine belastbare Grundlage gibt.

    Natürlich können Infektionen in einer Gruppe vorkommen, wenn ein Schüler erkrankt in der Schule ist, wird er auch mit größerer Wahrscheinlichkeit andere anstecken. Aber hier wird ja so getan, als ob ein Schüler krank in die Schule kommt, in der ersten Doppelstunde 20 Mitschüler samt Lehrer ansteckt, der Lehrer steckt dann in der großen Pause 30 Kollegen an, etc ... und am Ende des Schultages gibt es 500 Infizierte.

    Es gibt eine Reihe bekannte "Superspreader Ereignisse". Praktisch alle davon haben mit irgend einer Feier zu tun - Karneval, Bierfest, Berliner Club. Es gibt Fälle mit größeren Gruppen (um die 10) an Infizierten in Schulgemeinschaften, meines Wissens immer im Zusammenhang mit Fahrten. Bei den "Superspreadern" werden auch nicht in kürzester Zeit hunderte angesteckt, sondern durch eine Person meist 20 oder 30 andere, die hohen Zahlen in der Folge sind dann entstanden, weil die Erkrankung anschließend noch 1 bis 2 Wochen unerkannt zirkuliert ist und die Infizierten in ihrem direkten Umfeld jeweils die durchschnittlichen weiteren 3 angesteckt haben.

    Eine einheitliche Lösung muss nicht heißen, alle machen das Gleiche, selbst wenn das nicht sinnvoll ist.

    Auch "einheitliche Kriterien" wären eine einheitliche Lösung, die dann vor Ort zu verschiedenen Situationen führ, wenn die Voraussetzungen unterschiedlich sind.


    Ganz nebenbei wird jede einheitliche Lösung ganz genau von der Vereinbarung zwischen den Bundesländern bis zur nächsten Pressekonferenz von Herrn Söder halten, also voraussichtlich vom Abend des 14.4. bis zum 15.4. gegen 11:30 Uhr.

    Irgendwas in der Art wird es wohl sein. Ich habe ja schon mal geschrieben, dass ich sowohl eine komplette Wiederaufnahme nach Ostern, als auch eine kompletten Ausfall bis zum Sommer für ausgeschlossen halte. Wie jetzt einzelne Detailregelungen aussehen werden, ist Kaffeesatzleserei.

    Es ist einfach ein vernünftiger, pragmatischer Umgang von allen mit der Situation gefragt.

    Noch etwas aus der Kategorie: "Es wäre so lustig, wenn es nicht so traurig wäre":

    Die vom mir gestern schon mal erwähnte neue niedersächsische Corona-Verordnung vom Freitag ist heute - nach weniger als 48 Stunden - zum zweiten mal geändert worden. Knackpunkt dieses mal: die Regelung, dass nur noch "Verwandte in gerader Linie" zu Beerdigungen kommen dürfen. Die Formulierung schließt Geschwister nicht mit ein, wenn ich gestern also tot umgefallen wäre, hätten meine Eltern zu meiner Beerdigung kommen dürfen, meine Schwester nicht. Bei der ersten Überarbeitung gestern wurde diese Regelung hier vor Ort von den für die Umsetzung Verantwortlichen noch so bestätigt und wortreich verteidigt, heute kommt aus Hannover die Rolle Rückwärts mit der Erkenntnis, das man wohl nicht so recht verstanden hat, was "in gerader Line" bedeutet. Und diese zweite Änderung wird wohl nicht das Ende vom Lied sein:

    Zitat von noz

    Die niedersächsische Rechtsverordnung zur Eindämmung der Corona-Pandemie hat ein vernichtendes juristisches Zeugnis ausgestellt bekommen. Sie enthalte "unglaublichen Murks" und sei "bemerkenswert schlecht gemacht", sagte der Göttinger Staatsrechtsprofessor Hans Michael Heinig unserer Redaktion.

    Dabei gab es überhaupt keinen Anlass für diese Verordnung, die Änderungen sind größtenteils entweder marginal oder nicht überprüf- und durchsetzbar (Ich möchte mal erleben, wie die Polizei eine Beerdigung stürmt und 2 der 5 Trauergäste mit Handschellen rauszerrt ... .). Das ist reiner Aktionismus von Leuten, die versuchen mit der aktuellen Situation politisch zu punkten.

    Kompetentes Regierungshandeln:

    Niedersachsen hat gestern eine neue Verordnung zu den geltenden Corona-Beschränkungen erlassen.


    Baumärkte wurden heute (an einem Samstag) wieder eröffnet, dafür müssen Waschstraßen jetzt geschlossen bleiben, warum auch immer.

    Zu Beerdigungen dürfen jetzt nur noch Eltern und Kinder des Verstorbenen kommen, Geschwister nicht mehr.


    Kern der Verordnung war aber eine neue Besuchsregelung, die die Besuchsmöglichkeiten drakonisch einschränkt, auf praktisch Null mit der einzigen Ausnahme des Lebenspartners. Keine 24 Stunden später wird diese Verordnung heute wieder zurückgenommen, mit der Begründung "man könne die Verordnung so lesen, dass der Besuch zwischen Eltern und Kindern nicht mehr erlaubt wäre" (ja, kann man - weil das praktisch wortwörtlich in der Verordnung drin steht), das wäre den Verantwortlichen vorher nicht so richtig aufgefallen und ginge dann doch zu weit.


    So schafft man Vertrauen.


    Vielleicht könnte man einen aktuell unterbeschäftigten Deutschlehrer mal für die nächsten Wochen in die Landesregierung abordnen, damit der denen die nächsten Verordnungen einfach vorher noch mal langsam und deutlich vorliest, bevor sie beschlossen werden.

    Die Anzahl Intensivbetten im "Normalbetrieb" beträgt ca. 1400. Wir sehen allerdings gerade, dass diese Zahl noch mal deutlich erhöht werden kann. Die Statistik wird für Deutschland nicht anders aussehen, vermutlich sogar deutlich besser. Du kannst Dich jederzeit über die Auslastung der Intensivbetten in Detuschland informieren:


    DIVI Intensivregister

    Aktuell sind in Deutschland 50-60% der Intensivbetten belegt, im Normalbetrieb sind es im Durchschnitt 80%. (laut Spahn, letzte PK).

    Dabei ist noch nicht mit einberechnet, dass sich die Zahl der Betten in den nächsten Wochen noch einmal um einen fünfstelligen Wert erhöhen wird.

    Wenn es rein nach dem Infektionsschutz geht, bleiben wir alle noch ein Jahr in Kontaktsperre.

    Aber es gibt genügend Leute, die nach Normalisierung zugunsten der Wirtschaft rufen.

    Es ist auch der vermeintlich einfache und moralisch überlegene Weg jetzt einfach "Menschenleben über alles, die Wirtschaft muss zurück stehen" zu fordern.

    Die Realität ist, dass der wesentliche Unterschied zwischen Italien und uns darin besteht, dass wir ein relativ gut finanziertes Gesundheitswesen und eine leistungsfähige Verwaltung haben. Wie haben die meisten Intensivbetten, die höchste Anzahl Tests und viele Ärzte und ein Verwaltung, die die ganze Situation im wesentlichen handhaben kann und das macht den Unterschied zwischen 1 000 Toten und 10 000, nichts anderes.


    Und gleichzeitig haben wir in den letzten 4 Wochen den Effekt von 10 Jahren guter wirtschaftlicher Entwicklung und Sparen in den öffentlichen Haushalten pulverisiert. Der Schuldenstand von D wird im nächsten Jahr von 60% auf 80-90% vom BIP ansteigen und die Steuereinnahmen einbrechen - nicht nur wegen steigender Arbeitslosigkeit, die meisten Unternehmen werden in diesem Jahr Verluste machen und gar keine Steuern zahlen. Frankreich, Italien und Spanien werden am Rande des finanziellen Kollapses stehen und auch da wird Deutschland gefordert sein.


    Und in den Zeitungen schreiben Feuilletonisten darüber, dass wir jetzt aber endlich die Pflegeberufe besser bezahlen sollen. Die Schulen müssen natürlich viel besser ausgestattet werden und lass uns doch noch mal über das bedingungslose Grundeinkommen reden ... .

    Das ist Traumtänzerei! Im nächsten Jahr wird es darum gehen, die Haushalte um 5-10% zu kürzen, nicht aus Hartherzigkeit, sondern weil das Geld schlicht nicht mehr da ist. Und die Haushalte bestehen zu 2/3 aus Sozialleistungen, Daseinsfürsorge und Bildung.


    Wer jetzt dafür dafür Eintritt, auch an die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise zu denken, wird schnell als herzloser Kapitalist abgestempelt. Aber Wohlstand heißt für die meisten Menschen in diesem Land soziale Sicherheit, verlässliche medizinische Versorgung und Bildungschancen, nicht die Frage, ob ich mir die Politur für meinen Bentley noch leisten kann.

    Kannst du mir mal erklären, wie denn dein konstruktiver Umgang damit aussieht?

    Du hast z.B. unkonkret geschrieben "um den Schutz aller Lehrer im alltäglichen Geschäft muss man sich auch kümmern."

    Ja, wie denn?


    - Unterricht vorerst nur für Klasse 5/6 und Qualifikationsphase

    - Klassen auf zwei benachbarte Räume aufteilen, jeder Schüler sitzt an einem einzelnen Tisch

    - Mundschutzpflicht für Lehrer und Schüler

    - Klare Anweisungen an Eltern, jeden Schüler mit leichten Krankheitssymptomen zu Hause zu lassen, und an die Lehrer, im Zweifelsfall jeden kränkelnden Schüler sofort zu isolieren und abholen zu lassen

    - Kollegen ü60 und mit Vorerkrankungen bleiben zu Hause

    - Lehrer und Schüler zu den Gruppen da zunehmen, die grundsätzlich bei leichten Symptomen getestet werden und dafür auch die Kapazitäten vorhalten

    - jede Schule für eine Woche schließen, wenn ein Infektionsfall bei einem Schüler, Lehrer oder einer mit im Haushalt lebenden Person auftritt

    - selbstverständlich und nur der Vollständigkeit halber: Hygienemaßnahmen, Seife in jedem Klassenraum


    Ganz nebenbei:

    ob es so kommen sollte und ob man die Schulen überhaupt öffnen sollte, will ich jetzt noch gar nicht sagen, das hängt von der Situation in 1-2 Wochen ab. Ich will es aber eben auch nicht ausschließen.

    Es wird dich überraschen, aber ich arbeite auch in einer Schule. In Räumen mit Wänden. Die Zustände sind mir bekannt. Ich versuche trotzdem konstruktiv mit er Situation um zu gehen.


    Und es ist eine reichlich billige Taktik, jedem, der die eigene Meinung nicht teilt, pauschal mit "du hast es nicht verstanden" zu kommen.

    Er hat es nicht verstanden.

    Bisschen polarisieren bringt halt Daumen nach oben.

    Um Risikogruppen muss man sich kümmern, um den Schutz aller Lehrer im alltäglichen Geschäft muss man sich auch kümmern.


    Wer seinen eigenen Standpunkt verkürzt auf "wenn mir der Weg nicht passt, lass ich mich halt krankschreiben":

    Meine Ärztin schreibt mich bis zum Sommer raus, falls es nötig sein wird.

    Stehe im ständigen Austausch mit meinen Kollegen, und sollte es im April wieder losgehen, sind locker 30-40% nicht dabei.

    muss sich nicht wundern, wenn er auch mal eine deutliche Antwort bekommt. All zu viel gibt es da auch nicht miss zu verstehen.

    Irgendeine Entscheidung fällt in 11 Tagen. Ob dann eine Wiedereröffnung der Schulen kommt, mit welchen Jahrgängen, wie genau die aussieht und welche Schutzmaßnahmen getroffen werden können und sollen, kann man aktuell überhaupt nicht absehen.


    Ich denke, dass wichtigste bis dahin ist, dass wir die Zeit nutzen uns täglich gegenseitig zu versichern, dass das alles Irrsinn ist, die Situation auf jeden Fall für uns unerträglich und unzumutbar sein wird. Auf die Situation der Lehrer wird definitiv keine Rücksicht genommen werden, ich rechne damit, dass sich die Kollegen, die der Risikogruppe angehören, morgens vor der Schule aufstellen und von den Schülern anspucken lassen müssen. Auch eine plastische Schilderung über den Ablauf einer schweren Coronainfektion, die uns definitiv allen bevorstehen wird, wäre hilfreich, gerne mit Bildern.



    Ernsthaft Leute, jedem hier ist klar, dass wir uns um unsere eigene Sicherheit kümmern und unserem Dienstherrn kritisch auf die Finger gucken müssen, wenn es wieder los gehen sollte. Den meisten hier ist auch klar, dass es keine 100%-Vollkaskoversicherung für Lehrer geben kann, bei der wir alle optimal geschützt werden, in dem wir für die nächsten 6 Monate bei vollen Bezügen und ohne weitere Aufgaben zu Hause bleiben (und denjenigen, denen das nicht klar ist: das wird definitiv nicht passieren). So eine Erwartungshaltung empfinde ich auch als unsozial den 70% der Bevölkerung gegenüber, die aktuell normal arbeiten, und sich da auch an der ein oder anderen Stelle einem Restrisiko ausgesetzt sehen.


    Ein mulmiges Gefühl haben wir alle, wer aber meint, das eigene subjektive Sicherheitsempfinden zum alleinigen Maßstab machen zu können, hätte sich vielleicht besser für eine selbständige Tätigkeit entschieden, da ist man nur sich selber verantwortlich (und trägt die Konsequenzen dann auch selber).

    Ich habe ihm das persönlich am seine offizielle E-Mail Adresse rückgemeldet (...) und vielleicht finden sich noch ein paar KuK, die das tun möchten.

    Ich betreibe dieses Forum nicht, aber wenn ich das täte, würde ich ganz empfindlich darauf reagieren, wenn hier irgendjemand irgendwelche Emailadressen veröffentlichen würde mit dem mehr oder weniger direktem Aufruf des in irgendeiner Art und Weise zu nutzen.

    Aktuell ist weder die Zahl an Infektionen noch die der Verstorbenen in Schweden auffällig hoch.

    (Das wäre jetzt auch noch nicht unbedingt zu erwarten.)

    Ich persönlich bevorzuge schon den deutschen Weg gegenüber dem, was die Schweden machen, aber ich wäre im Augenblick äußerst vorsichtig mit meinen Kommentaren gegenüber Schweden. Der Kurs ist ein erhebliches Risiko, jeder andere aber auch und es ist nicht völlig auszuschließen, dass die Schweden am Ende des Tages besser durch die ganze Krise kommen, als viele andere Europäer.

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