Beiträge von Frechdachs

    Ich habe mich hier schon oft sehr negativ über mein Seminar geäußert. Mein Ref ist aber schon viele Jahre her. Ich glaube nicht, dass ich dort noch Personen von früher treffen würde.

    Daher probiere es aus. Abbrechen kannst du immer noch (aber rechtzeitig, dass es nicht als durchgefallen gilt).

    Und zum Thema Stress: Oft empfinde ich meinen heutigen Alltag stressiger als das Ref damals. Es war halt anderer Stress.

    Bei mir im Seminar herrschte völlige Willkür. Mit Ausbildung hatte das System dort nichts zu tun. Sehr fähige Referendare wurde rausgekickt und teilweise heftige Nieten kamen durch (Verhältnis oder Verwandtschaft mit Seminarleiter, ...). Am meisten habe ich von einem sehr guten Mentor gelernt. Auf das Seminar hätte ich verzichten können.

    Nach meinem ersten Unterrichtsbesuch hatte ich auch eine Liste mit mindestens 40 Kritikpunkten. Ich war heftig geschockt.

    Bin dann diese Liste durchgegangen und habe jeden einzelnen Kritikpunkt zerpflückt.


    Was kann ich in der nächsten Unterrichtsstunde direkt ohne Aufwand ändern bzw umsetzen. Beispiel: größere Schrift an der Tafel.

    Bis zu: Wo habe ich erheblichen Beratungsbedarf und brauche Unterstützung? Beispiel: Chaos/Struktur. Für letzten Punkt blieben gar nicht mehr so viele Kritikpunkte übrig. Dann unterschied ich auch noch nach Dringlichkeit.

    Das wäre in der SEK I und in der SEK II als Schüler für mich ein Traum gewesen.

    Meine Mitschüler waren in der SEK I echt kacke und zum größten Teil (zumindest in meiner Klasse/Wp-Fächer) nicht die hellsten/angenehmsten Menschen.

    In SEK II hätt ich mich dann zumindest in einigen Fächern nicht so gelangweilt. Denk mal ca 50% hätt ich da in Selbstlernmodus genommen…..wenn da nicht die super bescheidene Internetverbindung damals wäre 😂

    Das sind auch die Vorteile, die mein Sohn erzählt. Weiterer Vorteil wäre laut ihm die Motivation der Mitschüler, die Präsenzunterricht wählen. Und, wenn er einen Krankenhausaufenthalt hat, wechselt er in Distanze Learning und verliert keine Zeit. Er beschreibt auch ein besseres Lehrer-Schülerverhältnis. Und ich gebe zu, dass ich schon den Gedanken hatte, an diese Schule als Lehrerin zu wechseln.

    Du meinst es natürlich gut und es soll aufbauend sein. Ich kann mit dieser aktuellen "neurodivers"-Haltung der Öffentlichkeit allerdings wenig anfangen. Die Gesellschaft richtet sich nach der Mehrheit und solange man zu einer Minderheit mit bestimmten Problemen gehört, muss man Strategien entwickeln, in dieser zurechtzukommen und erfährt permanent (soziale) Nachteile. Ich würde auch niemandem sagen "Depressionen haben auch was Gutes, sei dankbar dafür". Man muss halt damit leben lernen.


    Ich meine das nicht als Angriff, mich ganz persönlich beruhigen solche Aussagen jedoch nicht. Mir ist zum Beispiel bewusst, dass gerade Kinder mit ähnlichen Problemen eine besonders gefestigte Struktur brauchen, um die ich jedoch selbst kämpfen muss. Ob das Verständnis, das ich vielleicht dadurch mehr habe, das ausgleicht? Und muss man nicht auch genauso Verständnis für jede andere Problematik haben, auch wenn man sie nicht selbst erlebt hat?


    Aber ich lasse mich auch eines Besseren belehren, wenn jemandem wirklich Vorteile einfallen, die man durch dieses Störungsbild hat.

    Als Angriff verstehe ich deinen Beitrag gar nicht :rose:, sondern teile sogar viele deiner Argumente. Ich muss natürlich meinen Job als Lehrerin gewissenhaft usw erfüllen.

    Positiv bei mir ist zum Beispiel: Ich bin zwar ein totaler Chaot (im ersten Moment negativ, insbesondere dann, wenn andere Nachteile haben. Solange es nur mich betrifft, kann es anderen wurscht sein), wenn ich aber eine Struktur aufgebaut und verinnerlicht habe, erschüttert sie nichts mehr. Aus dem Nachteil wird ein Vorteil. Kollegen erkennen die Vorteile dieser Strukturen und übernehmen sie (bim letzten Mal Zeitersparnis für alle). Ich habe auch sehr viel Energie, die nicht einfach im Laufe des Tages nachlässt. Kann für Kollegen anstrengend sein, hat aber auch Vorteile (übernehme zum Beispiel mal für ein paar Stunden ein schwieriges Kind, sodass erschöpftere Kollegen mal durchatmen können). Usw

    Mein jüngerer Sohn ist auf einem Gymnasium, auf dem er für jedes Fach als Präsenzunterricht, Distance Learning oder komplett ohne Anleitung wählen kann. Bei der letzten Option macht er kurz vor Notenschluss eine Semesterprüfung.

    Er ist auch nicht in jedem Fach in der selben Klassenstufe. Ein Fach hat er einfach nochmal angefangen und belegt dieses doppelt. In anderen Fächern ist er kurz vor der Matura, daher hat er keinen Zeitverlust durch das Fach, dass er neu begonnen hat. Sitzenbleiben gibt es also so nicht. Höchstens ein Modul wiederholen. Er könnte aber rechtzeitig mehr Stunden belegen.

    Er ist sehr zufrieden damit.

    Das kommt mir so bekannt vor. Habe im ersten Staatsexamen die Prüfungsrbeit wiederholen müssen. Hab erst eine Woche vorher angefangen zu tippen. Ich hatte alles auf Zettel. Jeden, den ich abgetippt hatte, verbrannte ich mit Vergnügen. Ich wollte zwei Tage vor Abgabetermin die Arbeit ausdrucken und binden lassen. Hab sie aus Versehen gelöscht (inklusive Papierkorb usw).

    Bin oft voll der Chaosmensch. Hatte als Kind und als Jugendliche auch die Diagnose ADHS.

    Ich würde dir auch empfehlen, dir Tipps von gut strukturierten Menschen zu holen.

    Habe mittlerweile selbst eine gute Struktur. In meinem Klassenraum ist zum Beispiel jede Lade und Fach usw beschriftet (teils mit Symbolen). Ich habe auch eine Pinnwand in der Klasse mit den wichtigsten Infos, Terminen usw.

    Listen führen habe ich aufgegeben. Ich verliere sie eh oder vergesse, dass ich eine habe. Manchmal existieren mehrere Listen parallel. Ich nutze das Handy als Organiser und habe eine sehr geduldige Chefin (zum Glück). Hab auch lernen müssen, mit meinen Konzentrationslöchern zu leben.

    Kinder mit ADHS bzw Autismus kommen bei mir gut zurecht. Mach dir deine Stärken bewusst. ADHS hat nicht nur Nachteile.

    plattyplus

    Der Begriff Wirtschaftsflüchtling hat für mich einen sehr negativen Beigeschmack. Ich gebe Dir Recht, wenn Du sagst, dass unter den Flüchtlingen durchaus viele sind, die nicht die Kriterien für politisches Asyl erfüllen. Dennoch wäre ich in ihrer Lage auch geflüchtet. Wenn es keine Perspektive mehr in dem Land gibt aus dem man kommt, dann habe ich absolutes Verständnis dafür, wenn jemand jedes aber auch jedes Register zieht um sich dem zu entziehen.

    Verständnis habe ich dafür auch. Aber ich habe kein Verständnis dafür, dass das Asylsystem dafür missbraucht wird.

    Der von dir erwähnte Lehrer wurde über einen sehr langen Zeitraum übel gemobbt. Wahrscheinlich existieren 1000 Videos von ihm, aber das eine, wo er nach mehreren Monaten auszuckt, ging an die Medien.

    Leider ist dies immer mehr auf sozialen Medien zu beobachten, dass ein Teil der Schüler Lehrer provoziert und ein anderer Teil filmt und veröffentlicht, wenn doch dem Lehrer mal der Kragen platzt.


    Wie wir mit Respektlosigkeiten umgehen?

    Hängt von deiner Persönlichkeit ab und man lernt auch Strategien. Hängt auch von der Situation ab.

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