Beiträge von Frechdachs

    Bei mir müssen die Schüler nach vorgegebenen Kriterien Hefte führen. Diese Kriterien bespreche ich mit den Klassen zu Beginn des Schuljahres. Ich sammele die Hefte regelmäßig ein und beurteile sie.
    Hefteinträge sind dann schon klassisch: Überschrift in einer anderen Farbe und unterstrichen, Datum, zusammenfassenden Merksatz umkastelt, vollständige Sätze, Tabellen und Zeichnungen mit Bleistift und Lineal (Geodreieck, Zirkel,...), Bilder oder kleinere Kopien ordentlich eingeklebt, ...
    So sehen dann auch bei mir die Tafelanschriebe aus, d.h. auch ich benutze Geodreieck und Zirkel,... Die Länge der Tafeltexte variiert natürlich je nach Thema, kann aber durchaus schon mal etwas länger sein. Ich finde schon, dass sich die Schüler an eine ausdauernde Arbeit gewöhnen sollen, dass sie Inhalte auch in vollständigen Sätzen und einigermaßen korrekten Rechtschreibung und Grammatik wiedergeben können, Fachsprache anwenden können, ... Merksätze sind auswendig zu lernen. In Tests müssen die Schüler auch in vollständigen und sinnvollen Sätzen antworten.


    Von (vorgefertigten) Arbeitsblättern der Verlage und Lückentexte halte ich nicht viel. Die Schüler drücken sich so schon viel zu knapp und ungenau aus ("Ich Klo"- nicht unbedingt nur die Ausländer) und Arbeitsblätter stimme ich lieber auf die Klasse ab.

    Bei Mehrdienstleistungen oder wenn ich Überstunden aufgrund meiner nebenvertraglichen Pflichten (in Ö. C-Topf genannt) habe, bekomme ich sie auch ab der ersten bezahlt. Die 20 beziehen sich nur auf Vertretungsstunden. Ist ein bisschen kompliziert. Ich habe länger gebraucht, das zu durchschauen.
    In Deutschland war es bei mir so, dass 3 Vertretungsstunden pro Woche ohne extra Vergütung abzuleisten waren. Da bin ich jetzt besser dran.

    Ich bin im Bundesland Wien. Andere Bundesländer haben dieses Konzept ebenfalls. Auch alle Schulen österreichweit, die NMS heißen. Volksschulen sowieso. Für das österreichische Bildungssystem ist ein zwei Jahre alter Artikel sehr sehr veraltet. Hier dauert es nicht 10 Jahre, bis eine Neuerung umgesetzt wird. Schulversuche starten ständig.
    Nur weil es etwas in Deutschland nicht gibt, heißt es nicht zwangsläufig, dass es schlecht oder unmöglich ist (Tellerrand!). Beispielsweise dürfen wir streiken und tun dies auch öfter mal.


    Was etwas mehr zum Thema gehört: Wir müssen nur 20 "Überstunden" pro Schuljahr machen (Vertretungsstunden, etc.). Haben wir die 20 erreicht, bekommen wir alle ab der 21. Stunde bezahlt. Wird wahrscheinlich auch wieder angezweifelt, weil es das in Deutschland nicht gibt 8) .

    Arbeitest du nur in der Schule? Oder hast du berühmte Schublade im Küchentisch, von der mal eine Schulministerin faselte, als es um die steuerliche Absetzbarkeit von Lehrerarbeitszimmern ging?

    Ich arbeite zu 95% in der Schule. Wenn mir zu Hause eine Unterrichtsidee kommt, schreibe ich sie dann schon auf. Oder ich recherchiere irgendwas. Selten nehme ich auch mal einen Test oder Hefte mit heim. Dafür reicht mir dann der Küchentisch ;) . Absetzen muss ich nichts, da ich von der Schule alles gestellt bekomme. Im Lehrerzimmer ist mir aber oft zu viel los, weshalb ich mich in einen unserer kleineren Räume zurückziehe. Durch die Doppelbesetzung hat jeder Klassenraum noch einen Gruppenraum, sodass wir Klassen mal teilen können. Da findet sich immer einer. Oder ich gehe in den Physik-/Chemievorbereitungsraum, wo ich über einen Schreibtisch verfüge und oft sowieso dort vorbereiten muss. Vorteil: Wir sind insgesamt nur 4 Lehrer für diese Fächer, sodass ich immer ungestört bin (nur wir vier haben den Schlüssel für diesen Raum).

    Ich mag auch die Jugentlichen (7. bis 10. Klasse) am liebsten. Momentan habe ich eine 5. An die Grundschule könnte ich nur sehr ungern. Ich habe mal ein Jahr Sachunterricht in zwei Klassen an der benachbarten Grundschule gehabt und totale Achtung vor den Kollegen an den Grundschulen bekommen. Was die alles leisten - Hut ab! Oberstufe ist mir wieder zu ruhig.

    Konsequenzen für Fehlverhalten gibt es auch bei uns, nur das Wort Strafarbeit ist verpönt.


    Strafarbeiten bei mir:
    Zuspätkommen: Abschreiben der versäumten Unterrichtsinhalte (also Nachholen des versäumten Stoffes). Das ist aber eigentlich keine Strafe, sondern gilt ja auch, wenn jemand gefehlt hat.


    Die Schüler müssen sich mit einer bestimmten Anzahl von Wörtern (abhängig von der Altersstufe) mit ihrem Fehlverhalten auseinandersetzen. Zum Beispiel: Beantworte mit ca. 150 Wörtern, warum sollte man keine Gegenstände aus dem Fenster auf die Straße werfen? Oder zum Beispiel: Schreibe 200 Wörter zum Thema Ruhe. Letzteres ist dann oft interessant, was die Kinder schreiben und lässt sich in einem Gespräch gut verwenden. Manche Kinder schreiben dann einfach oft: Ich muss ruhig sein oder 200x das Wort Ruhe. Selten wird auch was gemalt. Sie geben sich dann richtig Mühe. Ich nehme mir auch Zeit, mit den Kindern darüber zu sprechen und greife dann auch auf ihre Texte zurück.


    Oft muss ich es nicht einsetzen. Noch seltener, wenn ein Schüler im Werkunterricht oder während Experimenten in Physik sehr unruhig ist, muss er schon mal neben sitzen und aus dem Buch abschreiben.

    Ich habe auch schon die Schule gewechselt, weil sie mir ein besseres Angebot gemacht hat. Das war in meinem Fall tatsächlich höherer Lohn, bessere Ausstattung, mehr Verantwortung (sodass ich auch Schule etwas mehr mitgestalten kann,...). Mangelfächer und Referenzen sind natürlich von Vorteil.

    Woher nimmt der Staat seine Einnahmen? Literatur der VWL wird hier weiterhelfen.


    Wer sorgt dafür, dass zum Beispiel Toiletten funktionsfähig bleiben? Wer macht sie sauber? Wer versorgt alte Menschen oder repariert die Autos? Wo wird echte Wertschöpfung betrieben? An der Börse - ernsthaft? Durch Noah Becker (war bestimmt auf einer Privatschule), Paris Hilton (wahrscheinlich ebenfalls)?

    Doch, das geht. Da kenne ich auch einige. Es gibt mehrere Wege, um Waldorflehrer zu werden.


    Auf jeden Fall würde ich den Staus "endgültig durchgefallen" vermeiden. Auch wenn man ins Ausland geht und dort die Lehrerausbildung vollendet. Wegen der freien Wohnsitzwahl in der EU muss Deutschland abgeschlossene Lehrerausbildungen aus dem Ausland anerkennen (Aber es gelten ein paar Voraussetzungen!).

    Hier sind die Lehrer an Privatschulen eventuell auch schlechter ausgebildet. Es gibt nicht den Zwang wie in Deutschland, dass der Lehrer an einer Privatschule eine gleichwertige Ausbildung wie ein Lehrer an einer staatlichen Schule hat. Und auch Schüler "erkaufen" sich an manchen Privatschulen ohne Anspruch, aber mit hohen Gebühren, den Abschluss.

    Finanziell gut gestellte Privatschulen sind den staatlichen Schulen meistens schon überlegen. Das gilt aber nicht nur für Österreich, sondern für alle Länder (z.B. Privatschulen in England, USA,...). Dieselbe Diskussion gibt es in vielen Ländern, auch in Deutschland.


    Nur ein sehr geringer Anteil der Schüler geht auf Privatschulen oder wird im häuslichen Unterricht beschult. Die hohen monatlichen Kosten für Privatschulen kann nur eine kleine Minderheit aufbringen (Einkommensverteilung ähnlich wie in anderen Ländern auch: wenig Reiche, viele Menschen mit mittlerem Einkommen, gewisse Anzahl mit niedrigem Einkommen - Arbeitslehrethema).
    Das heißt der Großteil der Leistungserbringer stammt nicht aus Privatschulen, sondern hat staatliche Schulen besucht.


    Kleiner Gedanke: nationale oder sogar internationale Wettbewerbe werden nicht ausschließlich von Schülern aus Privatschulen gewonnen. ;)

    Und ein Referendariat, welches in nur sehr wenigen Ländern wie Deutschland gibt, entscheidet über Ungeeignetheit oder nicht? Viele Länder kennen diese Ausbildungsform nicht.


    Hier in Österreich gibt es sowas zum Beispiel nicht und trotzdem werden die Schüler gut ausgebildet. Die Österreicher sind auch im Bereich Forschung und Entwicklung stark und zählt auch zu den Ländern, die in die EU mehr einzahlen, als sie herausnehmen. Die Arbeitslosenzahlen sind auch im moderaten Bereich. Internationale Unternehmen errichten hier Standorte, auch mit der Begründung, dass gur ausgebildete Fachkräfte vor Ort wären. Das Bildungssystem kann also gar nicht so schlecht sein.
    Was ich damit sagen will, hier unterrichten sehr sehr viele Lehrer, die noch nie eine Lehrprobe hatten, oder angeleiteten Unterricht,... und sind trotzdem geeignet, machen den Unterricht oft erstaunlich gut (Ausnahmen gibt es natürlich, die gibt es aber auch trotz Referendariat).
    Unterschied ist, dass mir manches etwas leichter fällt als vielen Kollegen. Z.B. Vertretungsstunden in einer fremden Klasse, Methodenvielfalt, Differenzierung, Reflexion von Unterricht bzw. Schule als Lernort, Beratung von Schülern in Bezug auf Lernprobleme,... Aber wie gesagt, es fällt mir etwas leichter und heißt nicht, dass meine Kollegen das nicht auch könnten. Einige schauen sich aber schon gerne Stunden bei mir an, um sich weiterzuentwickeln. Aber auch ich übernehme gute Ideen usw. von meinen Kollegen. Diese Zusammenarbeit bringt uns als Team weiter.

    Buntflieger, lies meinen Beitrag bitte komplett. Deine Antwort zeigt, dass du es nicht tust.


    Ich habe schon erlebt, dass durchaus fähige Refis durchfielen. Nicht jeder ist total ungeeignet, manchmal sind einfach gewisse Umstände gegen einen. DU kannst das am allerwenigsten beurteilen.


    Aber ich erwähnte auch die Refis mit Kindern
    (und bin es langsam leid, hier alles dreifach posten zu müssen, damit es gewisse Personen lesen und kapieren - werde ich künftig nicht mehr tun und diese Personen ignorieren. Ich setze künftig voraus, das Menschen hier im Forum zumindest die Studierfähigkeit erreicht haben sollten. Was dazu gehört, sollte auch jedem bekannt sein.)


    Und diese "Degradierung" mit Perspektive ist schon besser als vor dem Nichts zu stehen (es ist nicht jeder Seiteneinsteiger, der zurück in seinen Beruf kann).

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