Ein Vorschulkind hat einen aktiven Wortschatz von etwa 5000 Wörtern und kennt bestimmt 5 mal soviele. Möchte ein Grundschulkind jetzt etwas schreiben, hat es eine Auswahl unter unheimlich vielen Wörtern. Natürlich schreibt es die nicht alle richtig.
Nach der Klasse 5 am Gymnasium kennen Kinder etwa 1000 englische Vokabeln. Die schreiben sie auch nicht alle richtig...Aber es sind natürlich viel weniger Wörter, die sie von der Rechtschreibung her beherrschen sollen als im Deutschen! Von daher wundert es mich nicht, wenn das gelingt.
Den Grundwortschatz nach der Grundschule können Kinder im Deutschen genauso gut richtig schreiben lernen, doch reicht das nicht aus um z.B. im Deutschaufsatz eine gute Rechtschreibleistung zu zeigen -da benutze ich ja nicht bloß Wörter aus dem Grundwortschatz! Während der Englischlehrer zufrieden ist, wenn ich die 1000 Vokabeln verwende, würde sich der Deutschlehrer über einen zu geringen Wortschatz beklagen.
Ich finde, dass Rechtschreibung heute in der Grundschule und weiterführenden Schule zu kurz kommt und dass eher wenig Rechtschreibregeln vermittelt werden. Als ich selbst noch zur Schule ging, war meiner Ansicht nach einfach mehr Übungszeit dafür vorhanden. Heute lernen die Kinder dagegen z.B. Plakate zu gestalten, schreiben viel eher freie Texte, können mit dem PC umgehen, arbeiten in der Gruppe...Sie lernen nicht weniger, aber andere Dinge, die es beispielsweise zu meiner Grundschulzeit nicht gab. Das ist ja auch gut! Aber Rechtschreibung ist genau wie das 1mal1 Übungssache. Manche Kinder kommen mit wenig Übung aus, andere brauchen mehr. Letztendlich gilt: Wenn es nicht mehr soviel Übungszeit für Rechtschreibung gibt, lassen die Leistungen nach.
Meine lernbehinderten Schüler/innen haben alle eine sehr schlechte Rechtschreibung. Die Förderschüler/innen Lernen haben in der Regel eine schlechte Merkfähigkeit, einige haben visuelle Wahrnehmungsschwächen, andere auditive Wahrnehmungsprobleme, manche beides und zum Teil auch feinmotorische Schwierigkeiten. Dazu lesen sie alle nicht in ihrer Freizeit. Das Merken, Verstehen und Anwenden von Rechtschreibregeln gelingt ihnen kaum oder gar nicht. In Klasse 8 haben sie weder einen Grundwortschatz, den sie richtig schreiben können, noch das Großschreiben von Nomen drauf... Im Englischen sieht das bei ihnen nicht besser aus.
Auch Schüler/innen mit LRS tun sich mit der englischen Rechtschreibung normalerweise schwer!
Ich denke, deine Annahme hinkt daher .