An meiner jetzigen Schule haben wir einen Trainingsraum, in den man die Schüler/ innen nach zweimaliger Verwarnung schicken kann: Erst kommt man auf gelb, dann rot. Rot heißt Trainingsraum. An meiner früheren Förderschule hatten wir das nicht, aber ich habe die Schüler/innen nach demselben System verwarnt: ein gelbes und daneben ein rotes Rechteck an die Seitentafel malen. Nach der ersten Verwarnung wird derjenige in die gelbe Spalte geschrieben. Beim zweiten Mal gibt es rot. Ggf. kann man sie zwischendurch in eine orange/ gelbrote Spalte schreiben. Dann musst du dir vorher überlegen, welche Folgen es hat, wenn man in der roten Spalte landet. Entweder bekommen die Schüler Texte zum Abschreiben mit, in denen es um die Verhaltensstörung geht oder du gibst ihnen etwas mit, das zum Stoff passt, den sie aufgrund ihrer Störung, in dem Moment verpasst haben. Oder du bestellt sie zu einem Termin zum Nacharbeiten ein, das habe ich bei den Schülern gemacht, die zuhause gar nichts erledigt haben. Auf jeden Fall habe ich nach der Stunde immer mit den „Störenfrieden“ gesprochen. Außerdem kannst du dafür sorgen, dass die Eltern über die Störung informiert werden: Unterschrift einfordern, entweder unter die Extraarbeit oder du vermerkst einfach mit Datum, Unterrichtsstunde und deinem Kürzel: z.B. stört wiederholt durch Zwischenrufe. Wird die Unterschrift nicht vorgezeigt, die Eltern telefonisch informieren.
Letzteres ist mir jetzt auch passiert, allerdings als Mutter. Meine 14-jährige Tochter quatscht im Moment auch sehr gerne und ist von Pubertätsdemenz betroffen, der unterschriebene Zettelmwurde zweimal nicht vorgezeigt ...
Zusätzlich zu der Stillarbeit kannst du z.B. kurze wöchentliche Vokabeltests am Stundenbeginn einführen. In den Stunden ohne Tests machst du z.B. Vokabelübungen als Vorbereitung auf den Test zu Beginn, so dass der Anfang der Stunde immer gleich abläuft. Die Schüler werden sich im Laufe der Zeit daran gewöhnen und es ist erstmal ruhig.
Du kannst ja für die Stillarbeitsphasen auch mal interessantere Arbeitsblätter z.B. mit Rätsel einsetzen, muss nicht immer das Buch sein Ich bringe den Kids zwischendurch auch mal was Süßes mit, damit es netter ist, z.B. jetzt zur Adventszeit oder es gibt mal ein YouTube-Filmchen passend zum Thema, damit die Stunde etwas aufgelockert wird.
Ich hatte in einer Klasse 8, Förderschule Lernen montags die sechste Stunde Deutsch-Förderunterricht- sonst hatte ich in der Klasse keinen Unterricht. Es war anfangs sehr unruhig, in meiner ersten Stunde dort bekamen sich gleich zwei Schüler zu Beginn in die Wolle. Der eine (120 Kilo schwer, 1,80 m groß- ich 50 Kilo und 1,60 m) flippte aus, kippte seinen Tisch um und wollte sich auf den anderen stürzen, der zum Glück so schlau war, schnell aus der Klasse zu rennen... Kein schöner Einstieg und einen Bezug zu den Schülern herzustellen, war durch die Einzelstunde nicht wirklich gut machbar. Da ich eine eigene Klasse hatte, wollte ich meine Energie auch ehrlich gesagt lieber mehr in die Klassenleitung stecken und der Vorbereitungsaufwand für diese einzige Stunde sollte gering sein. Mein Wunsch war nur, Ruhe reinzubekommen! Da hat am besten geholfen, dass ich die Verwarnungsgesxhichte konsequent durchgezogen habe und vor allem dass jede Stunde komplett gleich ablief. So wurde es tatsächlich ruhig und die Schüler fanden es nach eigenen Angaben sogar gut, weil es immer dasselbe war: Entweder ein Lesetext aus dem Buch oder eine Kopie zum Lesen, Vorlesen des Textes, Klären unbekannter Wörter, Fragen an der Tafel ins Heft abschreiben und Antworten in Einzelarbeit verfassen. Zum Schluss Vergleichen der Antworten. Ich sammelte die Hefte ein und die gab es nächste Woche zurück. So konnte ich dann sogar mal mit einzelnen leise lesen üben, während die anderen geschrieben haben und vor allen Dingen war es ruhig. Die Kids waren zufrieden, weil sie wussten, was auf sie zukam, jeder wusste, er kann das gut schaffen und weil sie selbst die Ruhe im Endeffekt auch genossen haben.
Es kann nur besser werden! Du nimmst deine Probleme ja in Angriff! Die Fortbildung über Classroom Management würde ich als Hilfe sehen, ich finde, dass man da durchaus das eine oder andere an Tipps bekommen kann. Und das Coaching durch den Kollegen- wenn du mal bei ihr oder ihm hospitieren kannst, kann doch auch ganz aufschlussreich/interessant sein.