Da nie jemand eine Hochbegabung in Erwägung zog, dachte ich, es liegt ein seinem sensiblen Wesen und dem Übergang in die Grundschule.
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Und nein, mein Kind ist leider nicht glücklich, wenn es schnell fertig ist. Es ist schon unglücklich, wenn es sieht dass es am dritten Homeschoolingtag hintereinander schon wieder einen Text abschreiben soll, in dem man Nomen gegen Pronomen austauschen muss. Einmal geht hier problemlos, danach wird es schwierig. Als ich eine Aufgabe mit 3 Pronomenarten hinlegte, bearbeitete er diese viel länger dauernde Aufgabe mit großer Motivation ab.
Und genau hier stecke ich als Mama. Momentan können wir wählen zwischen Anpassung und unglücklich sein oder Vertiefung und Zufriedenheit.
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Dass dein Sohn beim Abgeben geweint hat und sich schlecht hat trennen konnte, finde ich völlig normal. Er hatte schon einige Wechsel zu verarbeiten: Tagesmutter, Kinderkrippe, Kiga 1, Kiga 2, GS 1, GS 2 - Ich kenne im Freundes- und Bekanntenkreis viele Kinder, die nicht gerne in den Kiga etc. gehen bzw. gegangen sind und die sicher auch damit Probleme gehabt hätten. Meine Nichte z.B. hat in 5 Jahren Kita dort aus Protest nie geschlafen und nicht gegessen. Der Sohn meiner Freundin war zufrieden bei seiner Tagesmutter, aber als die ihn dann in den Kiga bringen sollte und nachher wieder abholen, war er todunglücklich. Das war ihm zuviel. Ich selber hatte -für meine Generation ungewöhnlich- als Kind zwei Vollzeit arbeitende Eltern. Ich war zwar einerseits stolz, dass meine Mama keine Vollzeithausfrau war, aber damit auch nicht glücklich immer die Erste morgens im Kiga zu sein und als letzte abgeholt zu werden, meist von der Kinderfrau. Letztendlich sind eben alle Kinder verschieden, manche kommen leichter mit wechselnden Bezugspersonen/ Umfeld zurecht als andere. Ob mit oder ohne Hochbegabung. Du schreibst ja selbst, dass dein Sohn Strukturen braucht und mag, jeder Wechsel bedeutet aber neue Strukturen und Umstellungen.
Vor dem Hintergrund würde ich ihn in der Klasse lassen. Wenn er dort Freunde hat, ist das meiner Meinung nach wichtiger als Langeweile im Unterricht.
Als völlig durchschnittlich Begabte fand ich Schule übrigens auch oft sehr langweilig. Je länger ich zur Schule ging, desto weniger gern bin ich hingegangen. Und in vielen Fächern habe ich noch heute das Gefühl, es war reine Zeitverschwendung. Meine eigenen Kinder gehen nur aus 2 Gründen zur Schule, weil sie einen (guten) Abschluss möchten und weil sie dort ihre Freunde treffen. Dass sie dort etwas Lernen könnten, der Antrieb ist nur in wenigen Fächern gegeben.
In der Grundschule haben aber die meisten Kinder den Wunsch zu lernen, daher solltest du natürlich überlegen, wie du Lernfreude bewahren kannst. Kann man denn mit der GS-Lehrerin keinen Kompromiss finden, dass er z.B. einen Text schreibt, in dem Nomen gegen Pronomen ausgetauscht werden und dann eben zusätzlich schwierigere Aufgaben erledigt. Wenn ich als KL-Lehrerin das nicht hinkriege, ihm immer schwierigere Aufgaben zu geben, sollte ich mich an ihrer Stelle doch freuen, wenn du ihm z.B. eine alternative Aufgabe raussuchst, die er dann macht. - Vielleicht könntest du mit der Lehrerin zusammen überlegen, welches Material sich eignen würde, um ihn zu „füttern“.