Faul?
Faul finde ich, wenn sich Lehrer gleich mit Pausengong in den Flieger setzen und das Klima aktiv schädigen, während ich zu Hause mit dem Fahrrad herumfahre und Unterricht vorbereite.
Ich höre da schon gar nicht mehr hin, wenn die Leute sich darüber unterhalten, dass sie am Wochenende mal eben auf Malle waren. Mich ärgert das maßlos. Klimawandel ist auch Fluchtursache. Faul finde ich, darüber überhaupt nicht nachzudenken, sondern weiter lustig SUV zu fahren und Fleisch in Unmengen zu vertilgen. Und eben diese ewige Fliegerei. Fürchterlich. Und den Schülern sagen wir, sie sollen Wasser sparen und eine Brotdose mitbringen.
Kurzum ist jeder der viel verreist der Typ, der den dicken SUV fährst und eine Menge Fleisch ist?
Finde ich recht überheblich, jeder setzt seine Priorität anders und ja, es ist durchaus fraglich wenn man insgesamt nen Pups auf die Umwelt gibt und den Schülern gleichzeitig sagt "aber immer schön an die Umwelt denken!".
Was das viele Fliegen angeht, fühle ich mich von dir jetzt angesprochen und ich bleibe doch einfach mal bei dem von dir angesprochenen faul:
Ich finde es faul, wenn Kollegen in einem Raum, in dem genug Taglicht scheint das Licht anmachen bzw. über Stunden anlassen (das betrifft auch das Lehrerzimmer und Fachräume bzw. die Toilette mit Fenster).
--> Da werd ich immer doof von den Kollegen angeschaut, wenn ich das Licht ausmache und drum bitte, darauf zu achten.
Ich finde es faul, wenn Kollegen statt Fahrgemeinschaften zu bilden oder mit den Öffentlichen zu fahren lieber alle mit dem eigenen Wagen zur Schule kommen.
--> Ich bilde eine Fahrgemeinschaft mit Leuten, die zwar nicht im gleichen Job, aber in der gleichen Stadt wie ich arbeiten. Ich könnte auch die Öffentlichen nutzen, die fallen hier auf der Strecke aber häufig aus und benötigen 2h länger. Dafür wird halt mit Hybrid bzw 2x die Woche mit einem reinen Elektroauto gefahren.
Ich finde es faul, wenn Menschen insgesamt eine Menge Plastik verbrauchen und auch beim Einkaufen die Paprika etc. unbedingt in Tüten packen müssen.
--> Auch da werd ich immer doof an der Kasse angeschaut, wenn ich dann doch jedes Stück einzeln aufm Band habe.
Ich finde es faul, wenn man nicht über seine Ernährung nachdenkt und stattdessen das volglepumpte Fleisch/Gemüse in den großen Märkten kauft, statt auf regionale Produkte einzugehen.
--> Deswegen kauf ich auch nur saisonelles Gemüse und mein Fleisch (was ich selten esse) beim regionalen Fleischer meines Vertrauens.
Ich finde es faul, wenn man jede Strecke mit dem Auto fahren muss.
--> Deswegen fahre ich zum Beispiel nur Mittel- bzw. Langstrecken, die nicht ohne Weiteres anders lösbar sind. Ich laufe zum Beispiel richtig gerne zum Einkaufen auch wenn das nen 4km Fußweg betrifft.
Ich finde es faul, wenn man Wasser unbedingt ständig kaufen muss, statt auf die uns vorhandene Quelle zurück zu greifen.
--> Deswegen habe ich einen Wasserfilter und eine Nalgeneflasche mit 1,5l Volumen. Reicht vollkommen aus für den Arbeitstag udn ist auffüllbar.
Ich finde es faul, alle möglichen Fertigprodukte mit massig Zucker zu kaufen, gerade was Nahrung angeht.
--> Deswegen krieg ich auch immer die Krise, wenn ich außnahmsweise doch mal ungezuckerte Ananas suche. Und deswegen koch ich meine Tomatensoße etc. auch alleine.
Ich finde es faul, in entfernte Reiseregionen mit dem dicken Flieger zu fliegen.
--> Deswegen nehm ich den auch nur für entfernte Ziele, die nicht anders zu erreichen sind bzw. alternativ mehrere Tagesreisen weg liegen. Deswegen hab ich auch schon einige 1000km zu Fuß als Hiking-/Wandertourist drauf (inklusive Trampen etc.). Weiteste Tramping-/Wanderreise bisher: 6000km.
Ich finde es aber auch faul, anderen Faulheit vorzuwerfen und denen zu unterstellen, dass sie darüber nicht nachdenken wie sie leben.
Was mich betrifft: Ich bin faul bzw. bequem geworden was Fernreisen angeht und greife deswegen auch auf den Flieger zurück. Warum? Nach insgesamt über 42000km zu Fuß/als Tramper/mit "öffentlichen" Verkehrsmitteln habe ich genug erlebt was mir gezeigt hat, dass sichere Reisen doch recht angenehm sein können. Auf dem Weg in die Mongolei wurde ich z. B. 5x ausgeraubt und duzende Male fast über den Haufen gefahren. Bei Glinovka (Kasachisch-chinesisches Grenzgebiet) wurde ich von einem Wilderer fast über den Haufen geballert. In Mexiko wurde der Bus, mit dem ich fuhr, 2x von Gangs angehalten und wir durften zur "Personenkontrolle" und "Steuerabgabe" aussteigen. In der Türkei haben mich mehrere Male streunende Hunde angegriffen.
Ich habe dafür aber auch Energiesparlampen, achte immer auf meinen Wasserverbrauch, versuche meinen Müllkonsum so gut es geht zu reduzieren und unterstütze verschiedene Umweltprojekte weltweit bzw auch Projekte, die für ein wirtschaftliches Wachstum auf ökologisch verträglichere Art in Entwicklungs- und Schwellenländern eintreten. Nur weil wir faulen Westler das nicht geschissen bekommen haben in der Vergangenheit und uns jetzt meinen als Umweltbullen darzustellen, heißt das ja nicht, dass wir (auch eben hinsichtlich des Klimawandels und des Themas Flucht) denjenigen, die wir in der Vergangenheit ausgebeutet haben jetzt die wirtschaftliche Minderwertigkeit aufdrücken müssen.
Ich gehör übrigens trotzdem zur Sorte, und das obwohl ich gerne und viel Reise und das auch gerne weit und somit mit dem Flieger, Lehrer, der seinen Schülern versucht näher zu bringen, warum Umweltschutz so wichtig ist. Leider bin ich aber nun auch der Typ Mensch, der so viel wie möglich von der Welt sehen will und so einige Sachen vor Ort verstehen lernen möchte, die eben nicht vom heimischen PC aus gehen.
@yestoerty Find ich gut, das du das deinen Kiddies antust! Bin auch als Reisebalg aufgewachsen und meine Kinder werdens da nicht anders haben. Geht alles wenn man da früh genug mit anfängt!