Ja, das ist ein Problem. Vielleicht sollten wir ganz auf Steuern verzichten. Sonst muss die noch jemand verwalten. Versteigern, Kohle kriegt der Staat.
Interessant, wie man sich hier an den 100% festbeißt. Oder:
Eben. Derzeit haben wir effektiv keine Erbschaftssteuer. Wenn es eine Verpflichtung gibt, die aus Eigentum entsteht, das ist mein Punkt, dann kommen viele der nicht nach. Und das wird auch nicht eingefordert. Erbschafts- und Vermögenssteuer sind da sehr deutliche Indizien.
Nein, in diesem Land verpflichtet Geld zu nichts (und in vielen anderen ist es auch nicht besser).
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Ja ich halt mich an 100% auf, denn diese Forderung ist aus verschiedensten Gründen einfach falsch.
Von der historischen Wiederholung von Enteignungen mal abgesehen:
1. Verfassungsrechtliche Problematik (Deutschland)
• Eigentumsgarantie: Das Grundgesetz schützt in Art. 14 Abs. 1 GG das Eigentum. Eine vollständige Konfiszierung des Erbes könnte als unverhältnismäßiger Eingriff in dieses Grundrecht gewertet werden.
• Beleg: Bundesverfassungsgericht, Urteil vom 17.12.2014 (1 BvL 21/12) zur Verfassungsmäßigkeit der Erbschaftsteuer. Hier wurde betont, dass Erbschaften als private Vermögensübertragung unter den Eigentumsschutz fallen.
• Familie: Art. 6 GG schützt die Familie und ihre wirtschaftliche Basis. Eine 100%ige Steuer könnte als Verstoß gegen dieses Schutzgebot ausgelegt werden.
2. Wirtschaftliche Auswirkungen
• Kapitalakkumulation und Unternehmertum: Familienunternehmen sind oft auf die Weitergabe von Vermögen angewiesen, um langfristig zu bestehen. Eine 100%ige Erbschaftsteuer könnte zur Zerschlagung von Unternehmen führen, da der Staat die Vermögenswerte verwertet.
• Beleg: Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln, 2020): Familienunternehmen tragen 57% zur Wertschöpfung in Deutschland bei. Eine hohe Erbschaftsteuer gefährdet deren Stabilität.
• Investitionen und Wachstum: Vermögen wird häufig in langfristige Projekte investiert. Die Unsicherheit durch eine 100%ige Erbschaftsteuer könnte Investitionsbereitschaft mindern.
• Beleg: OECD-Bericht 2021 zu Erbschaftsteuern: Hohe Erbschaftsteuern können Kapitalabfluss und geringere Investitionen zur Folge haben.
3. Gesellschaftliche Auswirkungen
• Leistungsanreize: Der Wunsch, Vermögen für Nachkommen zu sichern, ist ein starker Anreiz für unternehmerisches und berufliches Engagement. Wenn Vermögen nicht weitergegeben werden kann, könnten diese Anreize schwinden.
• Beleg: Bénabou und Tirole (2006), Belief in a Just World and Redistributive Politics: Die Aussicht auf Weitergabe von Vermögen steigert Produktivität und Innovationsbereitschaft.
• Ungleichheit der Generationen: Eine 100%ige Steuer würde bedeuten, dass jede Generation von Grund auf neu beginnen muss. Dies könnte die soziale Mobilität fördern, jedoch auch soziale Spannungen erzeugen, da Vermögen nicht mehr langfristig angelegt wird.
• Beleg: Bastani & Waldenström (2020), How Should Inheritances Be Taxed? – Erbschaftsteuern müssen so gestaltet sein, dass sie die soziale Balance wahren, ohne ökonomische Dynamik zu zerstören.
4. Praktische Umsetzbarkeit
• Verlagerung von Vermögen ins Ausland: Eine vollständige Besteuerung würde zu massiver Kapitalflucht führen, da Erblasser ihr Vermögen vor dem Tod ins Ausland transferieren könnten.
• Beleg: Gabriel Zucman (2015), The Hidden Wealth of Nations: Hohe Steuersätze auf Vermögen erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Steuerflucht erheblich.
• Bewertung und Verwaltung: Die staatliche Übernahme aller Vermögenswerte würde immense bürokratische Herausforderungen schaffen, insbesondere bei Immobilien und Unternehmensanteilen.
• Beleg: Bundesrechnungshof (2018), Bericht zu steuerlichen Vermögensbewertungen: Bereits die Bewertung von Betriebsvermögen bei bestehenden Erbschaftsregelungen ist fehleranfällig und kostenintensiv.
5. Philosophische und moralische Aspekte
• Gerechtigkeit vs. Freiheit: Eine 100%ige Steuer könnte als Verletzung der individuellen Freiheit betrachtet werden, über das eigene Vermögen zu verfügen. Viele argumentieren, dass der Wunsch, Familie oder wohltätige Zwecke zu begünstigen, moralisch legitim ist.
• Beleg: Rawls (1971), A Theory of Justice: Gerechte Umverteilung muss die Freiheit der Individuen respektieren und Anreize zur gesellschaftlichen Teilhabe fördern.