Ich muss doch mal etwas sagen und mache mich dann - wahrscheinlich - auch unbeliebt.
Um es im Voraus zu betonen, ich bin absolut für eine Gleichberechtigung von Männer und Frauen und bin da auch der Meinung, dass manches in unserer Gesellschaft nicht schnell genug voran geht. Abgesehen gibt es in manchen Berufen auch einen weiblichen Überschuss und da wäre es mir nicht bekannt, dass es eine "Männerquote" geben würde. Bsp. Grundschulen. Aber das ist ein anderes Thema.
Mir sind auch die Studien bekannt, dass der Ausdruck von weiblichen Berufsformen durchaus dazu führt, dass Mädchen bzw. junge Frauen auch öfters sich für die typischen "Männerberufe" entscheiden. Sprache macht also durchaus den Unterschied. Das vorne weg.
Ich persönlich "gender", wenn man das überhaupt so nennen kann, indem ich die weibliche Form benutze, wie z. B. Feuerwehrfrau (mal überlegt, wie man Feuerwehrmann richtig gendern möchte? Feuerwehrmann*innen ), Journalistin usw. Wenn ich von beiden spreche, eben dann Schülerinnen und Schüler usw.
Die Genderform mit Sternchen oder Strich finde ich persönlich einfach "gruselig". Sie stört mich beim Lesen, sie macht Texte unelegant und beim sprechen stört mich die Pause auch. Man kann es z. B. auf die Spitze treiben, hierfür ein Beispiel:
Aufgabe:
Arbeitet nun zu zweit. Lest den rechts stehenden Text folgendermaßen: Eine/r ist Zuhörer*in, der/die andere ist Vorleser*in. Eine/r liest den Abschnitt vor, der/die Zuhörer*in fasst das Gehörte zusammen. Der/die Vorleser*in muss angeben, ob die Zusammenfassung richtig war.
Zudem finde ich, dass man mittlerweile das Gefühl bekommt, dass es uns "aufgedrückt" werden soll. Wenn sich im Normallfall entwickelt, dann wird sie einfacher, z. B. wenn die Schüler bzw. Schülerinnen beim Reden die Artikel oder die Präpositionen weg lassen (Gehst du Bus?) Gendern hingegen verkompliziert die Sprache. Dann entstehen Stielblüten wie Mitglieder*innen oder Schülerschaft*innen (wirklich so vorgekommen). Vielleicht wäre es hingegen etwas eleganter, wenn man hingegen "das weibliche Mitglied oder das männliche Mitglied" schreiben würde, wobei Mitglied sowie eher beide Geschlechter mit einbezieht.
Letzten Endes geht es doch nicht um eine grammatikalische Veränderung der Sprache, sondern doch wohl eher um diegesellschaftliche Veränderung. Denn eigentlich sind Begriffe wie Arzt, Apotheker, Lehrer usw. Berufsbezeichnungen und eigentlich geschlechterneutral. Klar ist aber auch, wenn man vom Apotheker spricht, dann hat man einen Mann im Kopf, obwohl in Deutschland über die Hälfte der "Apotheker" weiblich sind (Funfact). Auch in unserem Beruf (zumindest in NRW) sind über 70 % der Lehrkräfte weiblich. Letzen Endes geht es um eine Veränderung in den Köpfen und dabei sollten wir Sprache nicht zu kompliziert machen. Ich weigere mich tatsächlich den Genderstern bzw. den Gendergap zu benutzen und werde ihn auch nicht benutzen. Sorry. Vielleicht bin ich dafür auch mittlerweile zu alt.