Also meine Meinung wird jetzt recht unpopulär sein?
Du hast mittlerweile zwei Berufe erlernt. In keinem von beiden warst du "glücklich". Was macht dich so sicher, dass du mit dem Beruf "Lehrerin" glücklich sein wirst? Ich bin mir zu 100% sicher, dass sich auch beim Lehrerberuf Aspekte finden lassen, die dich potentiell unglücklich machen könnten... Und was dann? Einen vierten Beruf lernen? Ein drittes Studium absolvieren?
Wie wäre es damit, sich einfach mal mit dem zufrieden zu geben, was man hat? Den Beruf als das zu sehen, was er ist: Eine Möglichkeit, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Und ja, auch mit befristeten Stellen und netto unter 2000€ kann man einen Lebensunterhalt bestreiten. Wieso muss man sich in seinem Beruf unbedingt "selbst verwirklichen"? Muss mich mein Beruf "glücklich" machen?
Vielleicht hilft ein Wechsel der Perspektive: Viele meiner Kollegen beklagen sich, dass der Lehrerberuf jede Flexibilität nimmt. Schon für's Referendariat bekommt man eine Schule und ein Seminar zugewiesen. Je nach Fächerkombination hat man danach auch nicht gerade die freie Auswahl, an welcher Schule, in welcher Stadt, in welcher Region man arbeiten möchte... Man wohnt bei Freiburg und es heißt es gibt eine Stelle in Bad Mergentheim. Ja super, danke für Nichts. Wenn man dann mal länger im Beruf ist, dann möchte man vielleicht mal die Schule wechseln. Besonders wenn man pendelt. Oder einfach mal was Anderes sehen. Vielleicht nochmal ins Ausland. Da kann ich nur sagen, viel Spaß. Immer ist man angewiesen auf den good will seines Dienstherrn. Und "spontan" geht sowieso schon einmal gar nichts.
Man kann immer das Negative sehen, wenn man möchte. Zum Jammern gibt es immer was. Aber bringt dich das weiter? Nein.
Du bist 31 Jahre alt. Du hast beruflich noch keinen Fuß auf den Boden bekommen. Du hast vermeintlich schlechte Lebensentscheidungen getroffen. Dein Versuch nachzubessern, bringt dich in immer mehr Schwierigkeiten. Statt es besser zu machen, wird es schlimmer.
Und wie gesagt, es ist unklar, ob dir Lehrerin einer BBS zu sein dann zusagen würde. Hast du vor dem Studium ein Praktikum an einer BBS gemacht? Oder zumindest mal hospitiert? Kennst du das "Klientel" das da teilweise unterwegs ist? Hast du dir ein umfassendes Bild über die Anforderungen dort gemacht? Ich bin gerne an den BBS und möchte von dieser Schulart nicht mehr weg. Aber ich weiß von einigen Kolleginnen und Kollegen die das gänzlich anders sehen.
Klar, kann dir niemand Fremdes in einem Forum sagen, wie du dein Leben gestalten sollst. Du machst, was du für richtig hältst. Aber ich würde dir empfehlen, möglichst schnell die Füße auf den Boden zu bekommen. Entscheide dich, ob du weiter studieren möchtest oder nicht und dann zieh das durch. So schwierig ist das doch nicht. Hast du mit 31 wirklich noch Lust zu studieren? Ehrlich? Mit Anfang/Mitte 20-Jährigen rum zu diskutieren, wer beim Gruppenreferat welchen Part übernimmt? Dich von Ende 30-Jährigen Professoren beurteilen und über deine berufliche Zukunft entscheiden zu lassen?
Was ich an deiner Stelle machen würde? Erstmal andere Prioritäten setzen im Leben. Oft hilft das schon Wunder. Und dann würde ich mir einen Job als Rechtsanwaltsfachangestellte suchen, meine 1.600€ netto verdienen, mir damit ne schnucklige 1-Zi-Wohnung anmieten. Und von da aus mein Leben neu gestalten. Mal mehr mit Freunden unternehmen, oder mit den Kollegen. Vielleicht lernt man ja auch einen netten Rechtsanwalt oder so kennen. Mit eigener Kanzlei. Und dann ist die Sache eh geritzt.
So, wie es jetzt ist, ist es ja nichts. Das sagst du ja selbst.