Beiträge von MrsPace

    @ Mrs Pace: Ist es nicht unfair, jedem eine Studierfähigkeit hinterherzuwerfen, um dann an der Uni zu scheitern?


    Ich kann die Gedanken von Schokozwerg voll nachvollziehen.

    Man erhält eine Hochschulzugangsberechtigung wenn man eine Abiturprüfung besteht. In BaWü werden die Aufgaben zentral gestellt.


    Wer eine solche Prüfung bestehen kann, hat offenbar den Nachweis erbracht, dass er studierfähig ist.


    Selbiges gilt beim dualen Studium für die Fachhochschulreife-Prüfung.


    Keine einzige Lehrkraft hat in BaWü die Kompetenz irgendwem die Studierfähigkeit „nachzuwerfen“!


    Ich frage mich abermals, wie ein solcher Eindruck entstehen kann?!

    Das Problem ist ja was man als zwingend notwendig erachtet. Ich bezweifle arg, dass Mathe zwingend in Präsenzform unterrichtet werden muss.

    Laut unserer Schulleitung ist jeder Unterricht, der in 12 oder 13 in einem zukünftigen Prüfungsfach unterrichtet wird Prüfungsvorbereitung... Und damit wird es gerechtfertigt, dass Präsenzunterricht ist.


    In Mathe ist es natürlich nicht notwendig, Präsenzunterricht zu machen. Ich erstelle für jede Stunde Lernvideos und stelle ausführliche Lösungen zu den Aufgaben bereit. Die Kids können mich jederzeit fragen, wenn es wo klemmt. Meine 12er haben mich angebettelt, dass sie bitte zuhause bleiben dürfen. Defizite habe ich bisher nicht feststellen können. Die Wiederholung am Dienstag hat die meisten eher gelangweilt. Kommende Woche ist jetzt wieder online, weil ich mit Nachdruck drum gebeten habe. Vielleicht bekommt die Schulleitung nun doch noch kalte Füße... ;) Vor allem halt, weil sie wie gesagt nix organisiert bekommt.

    Noch zum Post von Schokozwerg

    Mich ärgert es, jeden Tag den gleichen Quatsch verzapfen zu müssen

    Dann frage ich mich tatsächlich, warum du den Lehrberuf ergriffen hast. Das ist unser Job, dass du immer wieder den gleichen Unterrichtsstoff an den Mann bringst. Wenn dich das nervt, musst du dich entweder fragen, ob du im richtigen Job bist oder halt jedes Jahr deinen Unterricht umstellen.


    "Jeder kann alles erreichen, auch du kannst dein Abitur machen, auch du bist intelligent genug um Medizin zu studieren, auch du kannst Ingenieur werden". Usw. Ich denke, unserer Gesellschaft ist innerhalbd er letzten 10-15 Jahre die Ehrlichkeit abhanden gekommen, dass eben NICHT jeder alles schaffen kann ...und das auch gar nicht muss.

    Das hat keiner gesagt, dass du das machen sollst. Macht auch keiner. Verlangt auch keiner! Woher bekommst du diesen Eindruck?! Im beruflichen Schulwesen geht es in der Regel um ganz andere Dinge als die Studierfähigkeit. Klar, beim BG natürlich schon. In Teilen vielleicht auch noch beim BK. Aber in meiner Flüchtlingsklasse zum Beispiel... Da geht es in erster Linie darum, dass die Kids A1-Sprachniveau erreichen, das ihnen im besten Fall ermöglicht, eine Ausbildung zu beginnen.

    Ich verstehe nicht, wieso heutzutage eine gute Lehre mit soviel Herablassung betrachtet wird, so dass jeder arme Tropf, der nach der 10. Klasse immerhin Vor- und Zunamen richtig schreiben kann, glaubt er/sie müsse unbedingt studieren, um glücklich zu werden.

    Und ich wiederhole nochmals: Studiengänge sind in den letzten 10-15 Jahren förmlich aus dem Boden geschossen. Viele Ausbildungsberuf sind jetzt Bachelor-Studiengänge! Und bitte schau dir mal den Stoff an, der da im Studium durchgenommen wird... Ich habe mir letztens Mal aus Nostalgie die Übungsblätter der Mathe-Vorlesungen aus dem ersten Semester angeschaut und mit meinen alten Unterlagen verglichen. In Lineare Algebra hatten wir zum Beispiel Determinanten auf dem Blatt der dritten Semesterwoche. Heute ist es auf dem letzten Blatt, also dem Blatt der 12. Woche. Auch im Studium wurden die Anforderungen also deutlich heruntergeschraubt. (Das wird ja nicht nur Lehramt Mathe betreffen...)


    Die Frage ist natürlich, warum das so ist. Da kann man alle möglichen Gründe finden und drüber diskutieren. Aber es ist halt so und da wirst du daran nichts ändern können, auch wenn du noch so "ehrlich" zu deinen Schülern bist...


    Ich hadere mit dem Gedanken, Menschen dazu zu erziehen, möglichst unselbstständig, unwissend, anspruchsvoll und bequem zugleich zu sein.

    Naja, dann würdest du auch was falsch machen. Vielleicht informierst du dich nochmal darüber, was individuelle Förderung heißt. Vielleicht hast du das einfach falsch verstanden?

    Leider kommt der Auslandsdienst nicht mehr in Frage, wir haben nämlich letztes Jahr unser Traumhäuschen gefunden.

    Warum? Ein Kollege von mir hat auch vergangenes Jahr mit seiner Familie gebaut und plant nochmal in zwei bis drei Jahren Auslandsschuldienst. Lässt sich alles organisieren. Das Haus kann vermietet werden oder, je nach Orstzuschlag im Ausland, kann man sich vielleicht mit 9000€ netto auch leisten, das Haus zu halten ohne es zu vermieten. ;)


    Wir sind auch Eigentümer (zwar nur ne Wohnung, ok) und haben den Gedanken Ausland auch noch nicht ganz verworfen.

    s3g4


    Wobei man schon sagen muss, dass eine generelle Tendenz dazu erkennen ist, dass die Prüfungen (zumindest im Mathe) auch objektiv immer weniger anspruchsvoll werden. Wenn ich mir jetzt mal die neue Bildungsplanänderung für BaWü anschaue...


    Mathe ist bei uns in der Oberstufe ja bisher für alle Schüler vierstündig und die Abiturprüfung muss in Mathe schriftlich abgelegt werden. Ab kommendem Schuljahr wird es so sein, dass es einen vierstündigen Kurs ("grundlegendes Anforderungsniveau") und einen fünfstündigen Kurs ("erhöhtes Anforderungsniveau") gibt. Im Vierstünder ist Mathe nicht mehr verpflichtend als schriftliches Prüfungsfach. Es kann auch eine mündliche Prüfung gemacht werden oder auch gar keine. Das halte ich auch objektiv für deutlich weniger anspruchsvoll. Wenn man durch's Abi kommt ohne Mathe.


    Wenn man mal den neuen mit dem alten Bildungsplan vergleicht. Für den Fünfstünder wurde einfach zu den jetzigen Bildungsplaninhalten ein verpflichtend zu unterrichtendes größeres Wahlgebiet und ein paar kleinere Wahlthemen hinzugefügt. Man hat aber wie gesagt eine Stunde pro Woche mehr, also ca. 36 Unterrichtsstunden, also quasi neun zusätzliche Unterrichtswochen! Das ist schon dicke Zeit für so wenig zusätzlichen Stoff!


    Für den neuen Vierstünder ist die Änderung noch drastischer. Da wurden die derzeitgen Bildungsplaninhalte massivst in allen Bereichen zusammengestrichen. Und die verfügbare Unterrichtszeit ist aber die gleiche! Integral zum Beispiel ohne Riemann. Vektorielle Ebenen nur noch in Parameterform. Ich weiß jetzt nicht alles auswändig, aber ich war doch schon verwundert, als ich den neuen Bildungsplan durchgegangen bin.


    Und wenn ich das jetzt mal vergleiche mit der Abiturprüfung die ich 2004 geschrieben habe. Da waren Folgen und Reihen dran, Vektorbeweise, vollständige Induktion, Funktionsscharen, alles weg. Wird heute alles nicht mehr unterrichtet.

    :lach: Falls diese Formatierung aus dem Original stammt: Was hat das KM denn da geraucht?



    MrsPace Wie ging es denn bei euch dann aus, hatte deine SL auf deine Frage noch reagiert?

    Ja, diese Formulierung ist der Wortlaut aus dem Schreiben vom KM. Ich habe auch keine Ahnung was sie geraucht haben... ;)


    Auf jeden Fall ist bei uns Präsenzunterricht in den Prüfungsfächern für die 12, die 13 und die Abschlussklasse der Berufsfachschule. Diese Klassen sind also jeden Tag für 1-3 Doppelstunden in der Schule. Außerdem natürlich die Lehrkräfte, die Unterricht halten ("müssen", muss man in diesem Fall fast sagen).


    Schulorganisatorisch ist natürlich nichts organisiert. D.h. die Schüler haben jeden Tag Übergange zwischen Distanz- und Präsenzunterricht, die sie gar nicht leisten können. Bis 11.15 Uhr Mathe in der Schule, ab 11.30 Uhr Chemie online. Schulbusse fahren keine. Mit dem normalen ÖPNV sind die Kids dann teilweise zwei Stunden einfache Strecke unterwegs. Bei den Lehrkräften ist der Übergang natürlich auch problematisch. Bei mir geht es zwar einigermaßen, aber es ist trotzdem einfach nur stressig. Ich höre in der Schule fünf Minuten früher auf, fahre heim und fange dann zuhause halt 10 Minuten später an. Dann hab ich 30 Minuten für den Arbeitsplatzwechsel. Ohne Stau ist das machbar. Würde ich wie sonst mit dem ÖPNV fahren aber nicht!


    Dem ÖPR, der hier eigentlich in der Mitbestimmung ist, wurde die Entscheidung nachträglich lediglich als fix präsentiert. Jegliche Hinweise, dass der Präsenzunterricht schulorganisatorisch so zu planen ist, dass es für LuL machbar ist, wurden ignoriert bzw. mit dem Argument abgetan, dass man ja in der Schule arbeiten könne, wenn man den Übergang zeitlich nicht schafft. Den Stundenplan umstellen, das ginge nicht.


    Auch einzelne Lehrkräfte und auch die Schüler haben sich massiv beschwert. Hatte aber leider null Wirkung.


    Bis 14.2. geht es nun so weiter weil unsere Landesregierung nicht den Mumm hat, eine klare, unmissverständliche Regelung zu treffen. Danke für Nichts... :autsch:

    Öhm, ist Sinn und Zweck von Abitur nicht die studierfähigkeit? Wie kann ich das eigenmächtig due Anforderungen Steuer runterstufen das diejenigen, die nicht studierfähig sind, das genaue bescheinigt bekommen?

    Dann mach ich doch meinen Job einfach nicht richtig. Die SuS pudern fährt doch nur zu mehr Frust auf allen Seiten.

    Die Anforderungen schraube ja nicht ich runter. Vergleiche doch mal bitte Abiturprüfungen in Mathematik aus den Jahren 1970, 1990, 2000 und 2020... ;) Selbiges gilt für Englisch, Deutsch, etc.


    Es ist politischer Wille, dass mehr Schülerinnen und Schüler die Hochschulreife erlangen. Da werde ich mich als poppelige Lehrkraft wohl kaum widersetzen können... ;)

    Hallo Schokozwerg,


    ich möchte dir eine neue Perspektive eröffnen: Du kannst dich sehr glücklich schätzen. Offenbar hast du was Bildung betrifft jede erdenkliche Chance nutzen können und von deinem Elternhaus her so gute Voraussetzungen gehabt, dass du unbesorgt Abitur machen und studieren konntest. Leider hat nicht jedes Kind bzw. nicht jeder Jugendliche dieselben guten Bedingungen. Auch nicht in Deutschland.


    Einige von ihnen werden bereits mit kognitiven Einschränkungen geboren. Weil die Mutter in der Schwangerschaft geraucht, getrunken oder andere Drogen konsumiert hat. Andere Kinder wurden vielleicht in Kriegsgebieten geboren und sind irgendwann mit ihrer Familie nach Deutschland geflüchtet. Manche Kinder stammen aus sehr einfachen Verhältnissen; andere aus zerrütteten Elternhäusern. Und bei manchen Kindern können oder wollen sich die Eltern einfach nicht angemessen kümmern. Kinder und Jugendliche mit dieser oder einer ähnlichen Vita findest du gehäuft im beruflichen Schulwesen.


    Vielen von ihnen wird schon ihr ganzes Leben lang erzählt oder das Gefühl gegeben, dass sie nichts taugen, dass sie ihr Leben lang Harz 4 sein werden. Ja, und dann hocken sie halt irgendwann am BK... "Freiwillig", ja... Kommt drauf an, was man unter "freiwillig" versteht...


    Wenn du im beruflichen Schulwesen bleiben willst, würde ich dir sehr raten, deine fachlichen Ansprüche drastisch runterzuschrauben. Ja, im Endeffekt bescheinigen wir ihnen die Studierfähigkeit... Aber sorry, heute muss man doch auch fast jeden Sch**** studieren... Früher ging man zur Uni, wenn man Arzt, Anwalt oder Lehrer werden wollte, so grob gesagt. Heute braucht (gefühlt) die Kassiererin bei Rewe ein abgeschlossenes Hochschulstudium... Ich übertreibe...


    Ich bin seit 2010 im beruflichen Schulwesen (Ref); seit 2011 mit fester Stelle. Ich würde (im Moment) an keine andere Schulart wollen. Ich schätze die Ehrlichkeit und die Unkompliziertheit der Schüler. Es sind junge Erwachsene, mit denen man durchaus vernünftig reden und auskommen kann, wenn man sich auf sie einlässt und sie respektvoll behandelt.


    Dass sie oft fachlich nicht auf der Höhe bzw. sehr schwach sind, hat eine Vielzahl von Gründen in die man in der Regel (bis sie bei uns ankommen) keinen guten Einblick mehr gewinnen kann. Da kommen oft mehrere Dinge zusammen. Und jetzt sind sie halt bei uns und unser Ziel ist es, sie soweit fit zu machen, dass sie ihren Teil zur Gesellschaft beitragen können.


    Mein Ziel ist es, die Kids soweit für meine Fächer zu begeistern, dass sie gewillt sind, darin zu investieren. Extrinsische Motivation ist gut, intrinsische Motivation ist besser. Und dann drücke ich ihnen die Daumen und hoffe mit ihnen zusammen, dass es ihnen für den Abschluss reicht. Wenn das der Fall ist, habe ich mein Ziel erreicht.


    Bei Schülern die mehr können und leisten, gerne. :) Die kann ich auch soweit pushen, dass sie in den Prüfungen in den 1er-Bereich kommen. Aber bei allen Anderen freue ich mich, wenn sie am Ende ein Abschlusszeugnis in der Hand halten.


    Lg,

    Mrs Pace

    Im Februar kommt erstmal der Mega-Lockdown. Hoffentlich. Da wird keine Schule auch nur teilweise öffnen können.


    In anderen Ländern hat man beide Corona-Wellen in wenigen Wochen besiegt und kann dort wieder normal leben. In Deutschland eiern wir seit fast einem Jahr rum weil keiner den Mumm hat, die richtigen Maßnahmen zu treffen.


    Bei mir an der Schule ist übrigens Präsenzunterricht für die Abschlussklassen.

    Danke! Hast du mir einen Link zum Dokument? Bin RP Freiburg.

    Hallo zusammen,


    vielleicht kann mir jemand helfen: Meine SL möchte bereits ab kommenden Montag regelmäßig in den Abschlussklassen Präsenzunterricht fahren. Also jeden Tag mehrere Unterrichtsstunden. Geplant war es zunächst in allen Fächern, da jedes Fach theoretisch Prüfungsfach sein könnte. Die SL meint jeder Unterricht im Prüfungsfach sei als Prüfungsvorbereitung anzusehen. Meiner Meinung nach gibt das das Schreiben vom KM nicht her.


    Die SL ist leider uneinsichtig. Was meint ihr? Gewerkschaft? BPR? ÖPR kommt wie gesagt nicht weiter.


    Lg und danke,

    MrsPace

    Probleme mit den Schülern hat man dann, wenn man sich selbst für was Besseres hält und den Schülern regelmäßig (verbal oder non-verbal) zu verstehen gibt, das man nichts von ihnen hält und ihnen nichts zutraut. Klar sind das teils noch Jugendliche/Heranwachsende, aber Menschen sind sie trotzdem. Wie es in den Wald rein schallt, so schallt es raus. Und besonders Schüler an der BBS sind dafür empfänglich, weil ihnen eben teils schon das ganze Leben erzählt wird, dass sie eigentlich für nix taugen. Nur auf die Hauptschule geschafft, da wartet Harz4, usw.

    Hallo,


    so, jetzt komme ich zum Antworten. Erstmal zu deinem zweiten Beitrag:


    Also müsste man die Art des Einsatzes an der jeweiligen Schule immer erfragen, wenn ich das richtig verstehe.

    Ja, wobei dir die Schule da erst kurz vor knapp zuverlässige Auskünfte geben kann. Was die Schulleitung im August plant, kann dann bei Schulbeginn im September wieder ganz anders aussehen. Generell musst du damit rechnen, dass du in jeder Schulart eingesetzt wirst. Und als "Neuling" wirst du jetzt auch sicher nicht die Rosinen vom Kuchen abbekommen sondern erstmal das nehmen müssen, was "übrig" ist. Aber das geht idR jedem Neuling so und wäre an jeder anderen Schulform ähnlich.

    ziemlich endgültig sein könnte

    Endgültig insofern als dass du selbst wohl nicht mehr zurück ans AG wollen würdest. Ich wüsste jetzt zum Beispiel ad hoc keinen Kollegen der erst an der BS gelandet ist und dann später zurück ans AG ist. Theoretisch ist es natürlich möglich, ja. Aber praktisch kommt es in meiner Erfahrung wie gesagt nicht vor.


    Ich selbst würde zum Beispiel auch nie ans Allgemeinbildende Gymnasium wollen obwohl ich zwei allgemeinbildende Fächer unterrichte. Die Arbeit mit den Eltern schreckt mich doch sehr ab. Auch kann ich mit jüngeren Schülern (bis 12 Jahre) eher nicht so. Ich kann mich da einfach nicht so einfühlen. Mit jungen Erwachsenen (so ab 15 Jahre), mit denen man teilweise schon vernünftige und reflektierte Unterhaltungen führen kann, komme ich weitaus besser zurecht.

    Ich war nur sehr kurz an einem AG für eine Zusatzlehrprobe in der Unterstufe. Diese habe ich eigentlich nur gemacht, weil ich mir den Auslandsschuldienst offen halten wollte. Und nicht deshalb weil ich u.U. mal ans AG will. Da wurde ich wie eine Aussätzige behandelt. "Das ist die vom Beruflichen". Dass sie nicht "Igitt, schnell weg!" gesagt haben, ist alles.

    Die Kollegen an der BS erlebe ich hingegen als größtenteils bodenständig und umkompliziert, oft aber auch sehr kernig und direkt und es herrscht oft ein etwas rauer Ton/Umgang. Ich finde das aber angenehmer, als das was mir meine Freundinnen vom AG oft berichten.

    Es wird eher mit Druck und Kontrolle gearbeitet und wenig Raum für Innovation gegeben oder mit den SuS auf Augenhöhe interagiert.

    Das habe ich auch so wahrgenommen. Das liegt nicht an der Tatsache, dass du Referendar bist..

    Und ich vermisse ein bisschen, dass man nicht, wie in meinem vorherigen Kollegenteam zusammen auf ein Ziel hin arbeitet, sondern an der Schule Alle so für sich einzeln nebeneinanderher arbeiten.

    Das wird an der BS allerdings größtenteils auch so sein. Es wird sicher einzelne Kollegen geben, mit denen du produktiv zusammen arbeiten kannst, das wird aber eher die Ausnahme bleiben.



    Ansonsten: Auf was du dich definitiv einstellen musst, ist dass das Schülerklientel ein ganz anderes ist. Da hast du oft viele Schüler aus bildungsfernen Haushalten bei denen das Interesse an Schule generell eher weniger ausgeprägt ist. So kommt es zu hohen Fehlzeiten die einen hohen Aufwand an Verwaltung verursachen. In meiner BFR-Klasse (Berufsfachschule Fahrzeugtechnik) sind nominell 13 Schüler angemeldet. Regelmäßig am Unterricht teilnehmen tun allerdings nur 10 Schüler.


    Die Klassen sind oft sehr heterogen, manche mehr, manche weniger. Darauf muss man sich einstellen und damit muss man umgehen können. Daher sollte man auch seine fachlichen Ansprüche wie man sie vllt vom Gymnasium gewohnt ist, stark herunterschrauben. Was du in einer Gymnasialklasse vielleicht in einer Doppelstunde schaffen würdest, dafür brauchst du in einer vergleichbaren BS-Klasse mindestens die doppelte Zeit. Generell würde ich dir auch empfehlen, eher handlungsorientiert und schülerzentriert zu unterrichten. Für mehr als 10 Minuten Lehrervortrag reicht die Aufmerksamkeit in BS-Klassen selten aus.


    Ausnahme hier ist vielleicht das Berufliche Gymnasium. Je nach Richtung (TG, WG, SG, etc.) liegen die Interessen der Schüler für dein Fach vllt günstig. Meine TGler sind top in Mathe. Interessiert, fit, fleißig. Aber frag mal meine Deutsch-Kollegin. ;) Am SG hingegen konnte ich mit Mathe keinen Blumentopf gewinnen.


    Fazit: Gerade wenn du "aus der Wirtschaft" kommst, kann ich dir die BBS nur ans Herz legen. Ich glaube, du wirst dich da wohl fühlen. Falls du DaZ benutzen möchtest, schaue eher nach Gewerbeschule, wie gesagt.

    Hallo,


    da ich auf dem Sprung bin, nur kurz zu deinen Fragen:

    1. Ist diese Fächerkombination denn gefragt an BBS (ich habe gelesen, dass Ethiklehrer gesucht werden und DaZ kann bestimmt nicht schaden)?

    Grundsätzlich ja! Die Fächer werden in jeder Schulart unterrichtet. Wenn du DaZ unterrichten willst, gehe eher an eine gewerbliche BS.

    2. Was würde mich als Berufseinsteiger im Falle einer Einstellung denn für Schulformen innerhalb einer BBS erwarten: Nur berufliches Gym. oder ist alles möglich?

    Grundsätzlich wirst du in allen sich an der Schule befindlichen Schularten eingesetzt werden.

    3. Wenn mir das nicht läge, könnte ich dann nach ein paar Jahren versuchen an ein allg. Gym wechseln, oder kommt man dann nicht mehr zurück (so wie man sich das über Gemeinschaftsschulen erzählt)?

    Theoretisch ja. Praktisch wirst du eher an der BS bleiben (müssen).

    4. Gibt es Lehrer hier, die in einer ähnlichen Situation waren und die mir von ihren Erfahrungen berichten könnten?

    Nicht ganz ähnlich, da ich bereits das Ref an einer BS gemacht habe, aber einen kleinen Bericht kann ich trotzdem nachher kurz schreiben.


    Lg,

    Mrs Pace

    Danke, das ist wirklich mal eine Auskunft, mit der ich gegenwärtig auch etwas anfangen kann.

    Der Tipp mit der Bewerbung fürs Ref und gleichzeitiger Ausbildungssuche erscheint mir auch sinnvoll - vor allem, wenn die Möglichkeit besteht, dass ich mich ohne Sanktionen auch wieder vom Ref abmelden kann.


    Wie ist das generell mit Ref? Kann ich mich nur konsequenzlos abmelden, sofern ich es noch nicht angetreten habe, oder kann ich mich jederzeit abmelden und es zu einem späteren Zeitpunkt ggf. nochmal aufnehmen?

    Solange du noch nicht angetreten bist, kannst du dich ohne Konsequenzen abmelden. Sobald du angetreten bist, „musst“ du es wahrscheinlich weiter machen. Aber offen gestanden kann ich dir das nicht beantworten. Vllt weiß da CDL Bescheid?

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