Ich hab das Ganze mal wahrscheinlichkeitstheoretisch analysiert. Beim letzten Streik hier fielen laut Angaben in der Presse 75% der Züge aus.
Intuitiv könnte man meinen, dass die Schülerin ihre Chance, pünktlich zur Schule zu kommen verdoppelt, wenn sie schon auf einen Zug früher an den Bahnhof geht. Dem ist aber nicht so. Die Wahrscheinlichkeit beträgt dann nur 43,75% (statt 2 x 25% = 50%). Sie hat ihre Chancen also nicht verdoppelt sondern lediglich ver-1,75-facht.
Man könnte untersuchen, wie viele Züge sie abwarten müsste, um auf dasselbe Niveau zu kommen. D.h. wie viele Züge muss sie abwarten, damit sie mit einer Wahrscheinlichkeit von mind. 75% pünktlich in der Schule ist? Equal odds, sozusagen. Das wären 4,81 Züge. Da es 0,81 Züge nicht gibt, runden wir auf 5 Züge. (Die Wahrscheinlichkeit, dass dann mindestens ein Zug kommt, der sie pünktlich in die Schule bringt, beträgt 76,3%.)
Nehmen wir an, die Züge kommen im Halbstunden-Takt, dann hätte sie statt kurz vor 9 bereits kurz vor 7 am Bahnhof sein müssen.
So, nun kann man argumentieren, es reicht ja "genau 1 Zug" und "mindestens 1 Zug" wäre zu viel verlangt. OK. Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass von 5 Zügen genau 1 Zug kommt, beträgt 39,6%.
So, und jetzt kann man sich selbst überlegen, wie sinnvoll die Taktik ist, einfach früher an den Bahnhof zu gehen und zu hoffen, dass schon ein Zug kommen wird...