Beiträge von Physicist

    Die Sache ist sehr einfach: Es ist nicht zulässig, die Heftführung zu benoten, da nicht zweifelsfrei feststeht, wer die Leistung erbracht hat.


    (Und wir wissen doch, wie viele Eltern Abende damit zubringen, die Mappen ihrer Kinder "auf Vordermann" zu bringen!

    Also, auch wenn's viele Kollegen tun: Ein klares Nein.

    Das Gleiche gilt selbstverständlich für Hausaufgaben, auch wenn dies immer wieder gemacht wird.

    (Das hat auch nichts mit dem Bundesland zu tun)

    Falls jemand hier noch einmal hereinschaut:

    Joah, die Hattie-Studie...
    http://www.lehrerfreund.de/schule/1s/hattie-studie-verriss/4331

    Weiterhin bezweifelt Prof. Lind die Wissenschaftlichkeit von Hatties Vorgehen (S. 2f). Das zusammenfassende Urteil des kurzen Aufsatzes ist vernichtend: Der berühmte Psychologe Paul Meehl hat einmal einen guten Wissenschaftler definiert – und zwar als jemanden, der seinen Kopf statt einer Formel gebraucht.


    Es entbehrt ja nicht ein wenig der Ironie, dass schon hier im Text ein Beispiel für die angebliche Unwissenschaftlichkeit vieler Pädagogen erbracht wird:


    Meehl hat genau das Gegenteil gesagt:

    Zitat

    More than three decades ago, an article by Meehl (1957) asked, "When shall we use our heads instead of the formula?"
    He replied that if people have a formula, then they should use their heads only very, very seldom.

    http://citeseerx.ist.psu.edu/v…467.874&rep=rep1&type=pdf

    Sorry, Herr Prof. Lind, aber ein wenig bitter ist es schon...


    Das Originalzitat lautet:

    Zitat

    Shall we use our heads, or shall we follow the formula? Mostly we will use our heads, because there just isn’t any formula, but suppose we have a formula, and a case comes along in which it disagrees with our heads? Shall we then use our heads? I would say, yes—provided the psychological situation is as clear as a broken leg; otherwise, very, very seldom.

    When Shall We Use Our Heads Instead of the Formula?

    Und meine Überzeugungen äußere ich hier. Auch als Moderatorin. Ob es dir passt oder nicht. Und dein kleiner Versuch, das mit dem Hinweis darauf, dass deiner Meinung nach Moderatoren nur nett sein dürfen, hält mich davon auch nicht ab.

    Ob es mir passt oder nicht, ist klar, ich bin ja normales Forenmitglied und kann ohnehin nichts dagegen machen ;)


    Aber es ist nicht meine Meinung sondern die einer Landesakademie, der Uni Bayreuth und vieler anderer, siehe auch hier: Regeln für Moderatoren


    Warum meinst Du denn, dass die für Dich nicht gelten? Das würde mich wirklich interessieren!

    Neles Einwand möchte ich insofern noch ergänzen, dass mir ein kürzlich aus den USA zurückgekommener Schüler erzählt hat, dass sich an seiner Schule kaum einer aktiv am Unterricht beteiligt hat. Auf seine Nachfrage, warum dies so sei wurde ihm von seinen Mitschülern erklärt, dafür gebe es ja nichts und außerdem sei man bei dem einen oder anderen Lehrer voll damit beschäftigt, mitzuschreiben, damit man bloß nichts für die Tests verpasse.

    Das kann sicher so sein.
    Die Frage ist doch aber nicht, ob der Unterricht so läuft, wie wir uns das (aus Gewohnheit) vorstellen, sondern ob die Schüler später was können und wie viel.
    Das ist ja erst einmal nicht klar.


    wird in den dortigen Bildungskreisen heftig kritisiert

    Naja, das ist ja nun nicht soo verwunderlich, das wäre bei uns sicher auch so. Wenn man vorher praktisch machen konnte, was man wollte und sich jetzt einem Vergleich stellen soll, werden sicher viele nicht so glücklich sein...


    Das ganze hat dort zu schweren Schäden am Bildungssystem geführt

    Das wusste ich nicht, find' aber leider auch nix im Netz dazu, außer dass Lehrer da geschummelt haben sollen ;)
    Worin bestehen die Schäden denn?

    warum meine ganz tolle Mitarbeit (ich war wirklich seeeeehr aktiv und durchaus gut) nicht ein Vorteil im Vergleich zu meiner absolut stillen Nachbarin darstellt.

    Weil Schule, zumindest in meinen Augen, nicht den Charakter einer Person beurteilen sollte.
    Das kann m.E. wenn es denn sein soll in Form einer extra ausgewiesenen Beteiligungsnote geschehen, aber steht uns Lehrern wirklich zu, aktive, kommunikative Schüler besser zu bewerten als stille, in sich gekehrte??
    Ohnehin ist, wie ich denke, eine gerechte mündliche Bewertung nicht möglich: Welche Note bekommt diese drei Schüler:


    1. Meldet sich häufig, lässt, wenn er drankommt, aber leider nur erkennen, dass er den Stoff noch nicht verstanden hat?
    2. Meldet sich kaum oder nie, wenn man ihn drannimmt, kann er aber beste Beiträge / die richtige Lösung ohne Probleme liefern?
    3. Meldet sich häufig, redet viel, liefert dabei aber kaum innovative Beiträge zum Unterricht.
    4. Meldet sich kaum, arbeitet aber im Heft hervorragende Lösungen aus.


    Unseren subjektiven Vorlieben und Abneigungen sind durch die mündlichen Noten Tür und Tor geöffnet! Ein Zustand, der, wie ich finde, bei den Schülern Charakterzüge befördert, die nicht unbedingt wünschenswert sind... (Daher oben auch meine Vermutung, dass es sich um Relikte wilhelminischer Disziplinierungsmethoden handelt, die es ja zumindest in der Schweiz und Frankreich nicht gibt...)

    Liebe Moderatorin Meike!


    Muss es jetzt mit Angriffen weitergehen, statt als Moderatorin die Sachebene anzustreben?
    Ist es wirklich anmaßend, eine "Keule", von einer Moderatorin bestimmtes, mäßigendes Verhalten zu erwarten, wenn sie schon überhaupt Stellung bezieht?


    Du schreibst, Du habest meine Aussage als subjektive Wahrnehmung dargestellt. Das finde ich als Beitrag völlig OK. In deinem ersten Beitrag steht aber was von "wahnhaften". Das ist in meinen Augen schlicht despektierlich und ich denke, dass man recht objektiv sagen kann, dass das als Verhalten einer Moderatorin eher "nicht angesagt" ist.


    Du sprichst von "Ausbrüchen". Auch, wie ich finde, nicht unbedingt ein sachlicher Ton, wie er... nun ja, als Moderatorin soll ich Dich ja nicht ansprechen ;) BTW: Welche Aussagen meinst Du dabei?



    Aber ich bekomme immerhin langsam eine Ahnung, woher die ...nennen wir es Distanz ... zum normalen Lehrerkollegium herkommt.


    Ja, klar, kein Problem, ich weiß nicht sicher, was Du ahnst, aber wenn Du es auf meine Herkunft als Quereinsteiger zurückführst, hast Du sicher Recht. Die Fächer mögen ein Übriges tun ;)



    Könnte man, wenn auch sicher in einem anderen Thread, nicht sachlich eine Diskussion darüber führen, ob es gut ist, dass die meisten Lehrer nie das Schulleben verlassen haben? Oder ob vll. ein zwei Jahre vorherige Berufstätigkeit, wie bei vielen Berufsschullehrern nicht der Schulqualität dienlich wäre?

    Mein Gott, ist das jetzt wirklich das Niveau, auf dem die Diskussion geführt werden soll?


    Das Anliegen wohl der meisten Schreiber hier ist es doch, Problematiken, die systembedingt im Kontext mit Studienseminar und Schule auf Grund bestimmter Bedingungen auftreten, zu benennen und zu diskutieren...
    Gefahren, die uns alle betreffen, die zu Ungerechtigkeiten auf Grund unserer Machtposition unseren Schülern gegenüber auftreten, darzustellen.


    Dann kommt ein Angriff unter der Gürtellinie (ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass ich von der Moderatorin gemeint war, zumal sie ja mich im Satz davor direkt angesprochen hat). Ich bin etwas irritiert ob dessen, dass ausgerechnet die Moderatoin so agiert, benenne den Angriff, weise mit Rückgriff darauf hin, was eigentlich ein Moderator tun sollte, und jetzt kommt 'ne Antwort, die ich eher aus der 8. Klasse kenne...


    Ach Mench, muss das so sein???


    Kann nicht auch die Moderatorin wieder so wie die meisten anderen Schreiber hier an der Sache argumentieren und nicht persönliche Angriffe fahren, warum auch immer?

    Mündliche Noten im Sinne von Mitarbeitsnoten können bei uns nur gegeben werden, wenn eindeutig protokolliert wurde wie diese Note zustande kommt - d. h. praktisch niemand gibt Mitarbeitsnoten weil es viel zu aufwendig ist.

    Das finde ich bemerkenswert. Ich meine, bin aber nicht sicher, dass die mündlichen Noten ohnehin eine deutsche Besonderheit (als Relikt wilhelminischer Repression) sind, die's kaum woanders in der Ausprägung und Gewichtung gibt.


    --> Vielleicht wissen ja andere Forenteilnehmer dazu was??





    meike: Der Thread driftet schon länger in Richtungen, die nicht mehr so richtig zum eigentlichen Thema passen. Vll. kannst Du ja mal geschickt eingreifen und ggf. verschieben?

    Also wenn ich mir das Geschacher in unseren Zeugniskonferenzen, vor allem in denen, die sich um die Abschlussvergabe drehen, so anschaue, dann komme ich zu der Überzeugung, dass unsere Schüler von dem System Lehrer=Prüfer (und v.a. Klassenlehrer=Fürsprecher) erheblich profitieren.

    Heißt profitieren, dass sie bessere Noten bekommen? Da könnte man ja die Schule recht leicht noch weiter verbessern, indem man einfach noch mehr Einsen gibt...


    Geht es nicht um eine gerechte Beurteiliung? Neutral, auf das bezogen, was der Schüler oder die Schülerin in dem betreffenden Fach wirklich kann? Frei von persönlichen Zuneigungen und damit auch möglicherweise geringeren Zuneigungen? Möglichst (vollständig ist das nie erreichbar, aber Ziel sollte es doch immer sein) vergleichbar auch über Schulgrenzen hinweg?


    Von der Außenwelt werden Zeugnisse so angesehen, eine "Eins" in Englisch sollte doch heißen, "Kann für die ...Klasse richtig gut Englisch" und nicht "Ist nett", "hat nie Ärger gemacht", "war dem Klassenlehrer sympathisch", "Hat sich immer gemeldet" oder ähnliche Charaktereigenschaften, die zu beurteilen uns, wie ich denke, nicht zusteht...

    Die Menschen, die einem ganzen - oder dem Großteil eines - Kollegiums maßlos überlegen zu sein meinen, sind statistisch meist selbst die wahnhaften.


    Forenteilnehmer als Moderator (und Lehrerin) in Verbindung mit einer Geisteskrankheit bringen... Wow...


    Die Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen hat da vll. Lesenswertes zu bieten:



    Moderat heißt gemäßigt. Wenn man als Moderatorin oder als Moderator ein Gespräch, eine Sitzung, eine Diskussion oder eine Veranstaltung leiten soll, so nimmt man ebenfalls eine „moderate“, d. h. gemäßigte und neutrale Haltung ein. Moderation (abgeleitet aus dem lateinischen Verb „moderare“) bedeutet denn auch ursprünglich Mäßigen oder Schlichten zwischen einzelnen oder mehreren Personen
    Bei einer Moderation neutral sein, beinhaltet:



    • Nicht Partei ergreifen
    • Beiträge weder werten noch kommentieren
    • Alle Teilnehmer gleichermaßen zu Worte kommen lassen
    • Kein Teilnehmer hat Recht oder Unrecht

    War vor meinem Lehrerdasein in der freien Wirtschaft beschäftigt.

    Das ist ein anderes Thema, das hier nicht angesprochen wurde, aber meiner Erfahrung nach auch eine erhebliche Rolle spielt (ich bin auch Quereinsteiger, mir geht es genauso, wie Du schreibst):


    Der Großteil der Kollegen und Ausbilder hat die Schule in ihrem ganzen Leben nie verlassen. Von der Schule sind sie zur Hochschule und dann wieder zur Schule gegangen (abgesehen von manchen Berufsschullehrern).


    Als vom Planeten des "echten Lebens" aus eingeflogener Quereinsteiger bin ich dann auch mit zum Teil schräg realitätsfernen Einstellungen, ineffizienten Arbeitsweisen und skurrilen Verhaltensweisen zum Teil heftig kollidiert ;)


    Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir! Nur von wem? Unsere Lehrer kennen es zum großen Teil jedenfalls nicht...


    @mögliche Einwender mit einem Gegenbeispiel: Ich habe nicht gesagt: "Alle Lehrer". Ich weiß, dass es Ausnahmen gibt!

    Hm, das klingt verdammt nach den Bedingungen, unter denen ich Sprachen unterrichte.
    Ich bilde meine Schüler aus und bewerte sie.


    Ja, wie ich an vielen Stellen gesagt habe, halte ich das für einen Fehler des Systems Schule, der zu den angesprochenen Problemen führen kann:


    Duckmäusertum bei den Schülern und möglicherweise ungünstigen Einfluss auf die Persönlichkeit der Lehrer. Nicht immer, nicht bei allen. aber die Tendenz ist eindeutig da. Das Zentralabitur hat das etwas verbessert, aber so lange es noch mündliche Noten gibt und viele Prüfungen von der unterrichtenden Person gestaltet und bewertet werden, ist das so.


    Deswegen sind nicht alle Lehrer Vollpfosten, aber es wir sollten uns stets dieser Gefahr sehr bewusst sein. Nicht umsonst ist, wie ich ja oben schon mal geschrieben habe, unsere Berufsgruppe bei Handwerkern und anderen Dienstleistern gefürchtet ("Die haben immer Recht").


    Sind jetzt alle Sprachenlehrer inkompetent oder Idioten?

    Nein, das steht auch nirgendwo. Es bestehen nur die Gefahren für die Persönlichkeit, die ich an mehreren Stellen im Thread beschrieben habe. Und es hat eine Wirkung auf die Abhängigen, unsere Schüler.


    Dass sprachliche Leistungen nicht so eindeutig zu beurteilen sind wie eine Matheaufgabe ist ein gängiger Vorwurf an sprachliche Fächer

    Ist es denn so oder nicht?
    Vorwurf klingt nach etwas, das der davon betroffene besser machen könnte.
    Ich denke, bei sprachlichen Fächern liegt das z.T. in der Natur des Faches, wenn man mehr als Grammatik und Vokabeln prüfen möchte. Die in letzter Zeit hinzu gekommenen Hörverständnisprüfungen sind m.E. auch schon ein Schritt in eine gerechtere Richtung.


    Es wird aber, und das ist wie gesagt kein Vorwurf, in sprachlichen Fächern nie eine so scharfe Beurteilung wie in Mathematik geben können.


    Daher ist es umso wichtiger, dass wenigstens die restlichen Kriterien wie Wegfall der Personalunion zwischen Prüfer und Ausbilder und Wegfall der mündlichen Noten (nicht mündlicher Prüfungen!) stattfinden.

    Okay:
    ISS mit allem Drum und Dran incl. Inklusionsschüler und solche, die es werden wollen;-):
    derzeit 3 Kurse im 8. Jg. (Testosteron bitte in Litern messen!) einen im 10. und (okay...) einen LK.
    Wenn wir Seminarklasse machen, leihe ich unbekannte Klassen - geht terminlich nicht anders - und gleiches Recht für alle!
    Arbeit muss nach Schule stinken;-)

    Ich denke, wir sollten versuchen, eine Analyse der Gesamtsituation an STS zu trennen von der Beurteilung einzelner Personen, insbesondere Forenteilnehmern...


    Es geht hier doch nicht darum, ob T-T durch regelmäßigen Unterricht unter anspruchsvollen Bedingungen "geerdet" ist, sondern ob das immer / häufig / manchmal oder selten der Fall ist. Ich weiß nur, wie viel meine Ausbilder noch unterrichtet haben, und das war nicht ernst zu nehmend... Bei T-T ist's offenbar anders. Wie es allgemein ist, wäre schön, zu erfahren, dazu bräuchten wir aber mehr Infos.


    Es lohnt doch nicht, den Hinweis auf generelle Tendenzen, so sie denn existieren, mit "es gibt aber auch" Infos zu beantworten.
    Gut wären Infos wie "Im Bundesland X müssen alle FSL mindestens Y Stunden in den Schulformen Z in den Jahrgängen ABC unterrichten." Wenn die jemand hat: Her damit :)

    auch hier arbeiten zumindest die FSL noch in der Schule

    Wie viele Stunden denn in welcher Klasse?


    Mein ehemaliger FSL arbeitete auch noch in der Schule: Er hatte einen Physik-Leistungskurs an einem der "angesehensten Gymnasien der Stadt". Also das bildungswilligste, zahmste, "lümmelfreiste", was wohl eine Schule zu bieten hat.
    Eine achte Klasse unter vollem Testosteron- bzw. Östrogendruck hat er seit Jahren nicht mehr selber unterrichtet...

    Das System erhält sich selbst, jeder fürchtet Nachteile, deswegen wagt keiner etwas anzusprechen. Und ja, das System stinkt.

    Ja, es ist das System, was dazu führt!
    Menschen sind nicht perfekt.


    Das muss immer berücksichtigt werden, wenn Systeme etabliert werden! Bei Flugzeugen ist es der Copilot, bei der Bahn elektronische Systeme, in der Verwaltung der Rechtsweg, vor Gericht Anwälte und Zuschauer. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen.


    Wird dies nicht berücksichtigt, geht es schief!


    In den STS sind im System massive Fehler angelegt:


    1.) Ausbilder und Prüfer sind die selbe Person.
    2.) Ausbilder/Prüfer unterliegen keiner externen unabhängigen Kontrolle.
    3.) Die Prüfungsleistungen sind (in gewisser Weise natürlich naturgemäß) nicht so eindeutig zu beurteilen wie eine Mathematikaufgabe.


    Die Kombination dieser drei Fehler führt zu der totalen Abhöngigkeit der Refs vom Goodwill der FSL , es bleibt den Refs nur der Weg, um Sympathie zu buhlen.
    Das Ergebnis ist dann eine Atmosphäre, die die FSL genießen, weil sich die Refs genau so verhalten, wie sich die FSL "den optimalen Lehrer" wünschen.
    Weiter oben im Thread wurde das auch schon beschrieben: "sich für feedbacks ausdrücklich bedanken (auch wenn diese definitiv nicht nur positiv sind)","untereinander ohne Konkurrenzdruck kooperieren", "keine Probleme haben, ihre Fehler und schiefgelaufenen Stunden zur Diskussion zu stellen", "am Ende der Sitzung [...] diskutierend zusammensitzen", "werde nach dem Examen alle vermissen!". Dass so ein Verhalten real und freiwillig praktisch nicht auftritt, weiß jeder aus der Lebenserfahrung, und erlebt es im Lehrerzimmer.


    Für die FSL ist dies letzlich hochgefährlich, weil sie selber keine echte, wirklich kritische Rückmeldung mehr erhalten. So werden sie sich ihrer Sache sehr sehr sicher.


    Wer jetzt wagt, diese Illusion zu stören, hat ein Problem...

    Auch ich habe es einmal gewagt, eine kritische Bemerkung zu machen, kann ich nur jedem davon abraten, es wird zu deinem Nachteil sein.


    Ich will gar nicht sagen, dass alle FSL A... sind, nur führt die Konstruktion des Systems mit der totalen Abhängigkeit der Refs vom Goodwill der FSL dazu, dass auch ein anfangs völlig normaler FSL im Laufe der Zeit unter diesen Bedingungen, nun ja, sagen wir mal "gefährdet" ist. Das ist nur menschlich.


    ABER FATAL, für die Refs häufig eine Katastrophe, die, wie oben erwähnt, zum Teil bis zum Selbstmord führt!


    Deswegen ist das Problem die Konstruktion des Systems STS, die aus den FSL in vielen Fällen das macht, was man dann später erlebt.


    Leider kommt noch ein zweites Problem hinzu: Es sind noch nicht einmal normale, durchschnittliche Lehrer/Menschen, die dort als FSL anfangen und dann evtl. später so werden, denn...


    Auch ich habe es so erlebt, dass diese Leute unvorbereitet, fachlich nicht kompetent waren, hatte oft das Gefühl, die Noten wurden nach der Nase vergeben und mich oft gefragt, wie sie überhaupt an diesen Posten gekommen sind.

    Die FSL werden NICHT von außen ausgewählt z.B. durch Evaluation nach dem Abschluss ("Wo haben wir am meisten gelernt?") und dann abgeordnet, sondern bewerben sich selber. Wer bewirbt sich nun von der Schule weg? Ein Schelm, wer Schlechtes dabei denkt... Die Prüfung, die die Bewerber durchlaufen, ist ähnlich der der Refs eine realitätsferne Schaustunde. Ergänzend gab es bei uns z.T. einen Vortrag vor der Seminaröffentlichkeit. Was ich dort gesehen habe, war vom Niveau unterirdisch, ich war nach Jahren an der Hochschule und manchen Probevorlesungen dort schlicht, man kann es nicht anders sagen, entsetzt, was mir dort als Probevortrag immerhin für A15 gezeigt wurde.




    Sind die Leute erst einmal STS, sind sie dort, Beamtenwelt sei dank, i.A. bis an ihr Lebensende sicher. Ich habe persönlich von einem STS gehört, in dem ein Alkoholiker jahrelang FSL war, von den Refs gefürchtet, von der FSL-Leitung gedeckt.


    Zusammenfassend kann man, glaube ich, festhalten:

    • Es werden nicht unbedingt die besten Lehrer zu FSL, da sie nicht nach Eignung ausgewählt werden, sondern sich selber von der Schule wegbewerben.
    • Die STS sind vom System her so angelegt, dass durch schlichte psychologische Effekte auch aus vll. zunächst guten FSL mit der Zeit mit hoher Wahrscheinlichkeit selbstverliebte, kritikunfähige Personen werden.

    Das ist keine Pauschalanklage, sondern eine Analyse der Situation! Und man könnte die Situation relativ leicht ändern!


    Da aber, anders als in der Wirtschaft, das Überleben des Systems Schule nicht von der erreichten Qualität abhängt, ist der Antrieb, etwas zu ändern, minimal, da jeder seinen Posten natürlich erhalten möchte.
    Änderung geht vermutlich nur über Politik / Öffentlichkeit, vll. einen Skandal???


    Ich finde es persönlich sehr sehr schlimm, dass täglich tausende Refs darunter leiden müssen, Lehrer völlig praxisfern ausgebildet werden und letzlich auch die Schüler die Leidtragenden sind.

    haben wir gemeinsam beschlossen nach unseren Prüfungen die aktenlage an die hsl weiter zugeben.

    Alle möchten nach den Prüfungen die Aktenlage an die Seminarleitung weitergeben. Warum nur?? Vielleicht, weil es genauso ist, wie viele Kritiker hier behaupten: Dass auf Grund der unscharfen Kriterien jedem bewusst ist, dass Kritik zu schlechter Beurteilung führt?
    Eigentlich müsste man die Kritik ja so bald wie möglich weiterleiten, damit man von den theoretisch ja beabsichtigten Verbesserungen noch profitieren kann.

    Die Begründung des 2. ubs im 3. Semester ist: zusätzliches Beratungsangebot.

    Wunderbar :) So kenne ich das auch: Wenn die Refs Probleme mit dem unmenschlichen System haben, brauchen sie bestimmt Beratung! Und zwar von der Verursachern ihrer Probleme. Zynismus ist noch ein schwaches Wort...
    Braucht es noch Belege für den Effekt der völligen Realitätsentrückung der FSL?


    @Kapa: Ohne Rechtschreibung überbewerten zu wollen (sie wird das in meinen Augen wirklich zu oft): Bist du bei 20-30 Rechtschreibfehlern in einem Post sicher, dass der Lehrerjob der Richtige ist? Immerhin musst Du ja später auch die Schülerarbeiten auf Rechtschreibung und Grammatik korrigieren... Oder vll. wenn nicht Muttersprachler, noch mal 'n Kurs belegen?

    Dennoch ist es erschreckend, wie sich so ein System selbsterhaltend etablieren konnte. Sprecht ihr nicht mal mit Seminarleitern über diese Sachverhalte? z.B. nachdem "euer" Referendar seine Lehrproben mit einem unsinnigen Methodenfeuerwerk bestanden hat, könnt ihr ja mal den SL kurz zur Seite nehmen und mal Klartext reden, dass seine Vorstellungen von gutem Unterricht völlig lebensfremd und so nicht auf Dauer umsetzbar sind oder überhaupt auch nur einen Lernerfolg bringen. Euch und dem geprüften Referendar kann er ja nichts mehr anhaben, so dass ihr ihm eine offene und sachlich formulierte Meinung sagen könnt. Es klingt zumindest oft so, als ob die Seminarleiter nur selten "geerdet" werden.

    Ja, das ist erschreckend.
    Es gibt durchaus immer wieder Kollegen, die versucht haben mit den FSL über die Realitätsnähe der gesehenen Stunden zu sprechen, aber dies änderte nix, da die erfahrenen Fachlehrer, wie uns die FSL offen sagten, ja leider von den aktuellen pädagogischen Erkenntnissen keine Ahnung haben... Ältere Fachlehrer wussten das und haben sowieso nix mehr gesagt und nur in Abwesenheit der FLS den Kopf auch uns Refs gegenüber geschüttelt und uns bedauert.

    Die Stunden wurden "von 1 bis 5 beurteilt" - aber ein Abweichen von diesem Schema hatte "fatale Folgen"? Welche Folgen denn, wenn eine gute Note durch das Schema nicht garantiert ist, sondern eine solche Stunde genau so in die Hose gehen kann, wie jede andere auch?

    Eine Stunde die abwich, konnte nicht von 1 bis 5 beurteilt werden, dort war die 5 sicher. Ganz einfach ;)



    Und du sagst auch nicht, warum der Fachleiter rät, bei dem Schema zu bleiben.

    Um die sichere 5 zu vermeiden, da "nach den neuesten Erkenntnissen der Pädagogik" Gruppenunterricht nunmal sinnvoll ist. Punkt.


    Vielleicht liegen die Gründe ja auch darin, dass ein Lehrervortrag, eine Erklärung natürlich mitunter schwieriger ist, da man als Lehrer mehr im Vordergrund steht und man dadurch natürlich angreifbarer ist - und man dann eben auf etwas zurückgreift, bei dem man nicht ganz so im Vordergrund steht? Vielleicht meinte der Fachleiter das auch als gut gemeinten Tipp, weil du oder auf wen auch immer ihr euch bezogen habt, diese Vortragsphasen (noch) nicht so gut beherrschen und er wollte, dass ihr mit guten Noten abschließt (und das Lernen im Ausbildungsunterricht, also eben nicht der Prüfungssituation macht)?

    Das ist natürlich möglich, klar. Dass es Menschen, leider auch NW Lehrer gibt, nach deren Erklärungen man das Gefühl hat, weniger zu verstehen also vorher, ist leider auch m.E. so. Wenn aber ohne eine Ausnahme alle Schaustunden so ablaufen, müsste das ja heißen, dass alle Refs Erklärungsnieten waren...


    Meine allererste Kennenlernstunde hielt ich "klassisch", also mit einer Erklärung des neuen Themas vorweg und anschließender Übungsphase. Der FSL meinte anschließend sinngemäß: "Wunderbar, prima, es haben sicher die meisten viel verstanden und gelernt, aber in Zunkunft werden Sie nicht so weitermachen können".

    Ich persönlich habe das im Referendariat durchaus als Tipp gehört, dass man die Schüler möglichst viel machen lassen soll - nicht wegen irgendwelcher pädagogisch-didaktischen Theorien, sondern weil man dann selber nicht so viel agieren muss und weniger Fehler machen kann.

    Ich denke, hier muss auf jeden Fall zwischen Naturwissenschaften und Mathematik auf der einen Seite und Geisteswissenschaften bzw. sprachlichen und musischen Fächern unterschieden werden. Dass Schüler viel selber machen müssen, ist, denke ich, Konsens. Nur ist das in den MINT Fächern eben in vielen Fällen nicht ohne vorherige (gute...) Erklärung der häufig komplizierten Zusammenhänge möglich.


    Welche Antwort erhält man, wenn man im Bekanntenkreis fragt, was einen guten Mathe/NW-Lehrer ausmacht? I.A. doch "einer der gut erklären kann".


    Wenn Schüler aufgrund des Gruppenarbeitsdogmas in 20 Minuten selbständig herausfinden sollen, wofür Newton 20 Jahre gebraucht hat, ist das m.E. nicht nur lächerlich sondern führt vor allem auch dazu, dass schwächere Schüler abgehängt werden. D.h. in MINT sind ausführliche (gute!) Erklärungen ein zentraler Punkt, die Schüleraktivität muss natürlich anschließen.


    In Sprachen ist es, denke ich, auch wenn ich davon keine Ahnnung habe. vermutlich häufig anders, können neue Texte, Stilmittel o.ä. ohne vorherige Erläuterung zumindest gelesen / erarbeitet werden?

    Ich misstraue dem Versuch, Sprache (und deren Entwicklung, und damit der Entwicklung von Denken) mathematisch messen und formalisieren zu können. Ist schon der gute Wittgenstein dran gescheitert.

    Bewertest Du denn Deine Schüler nicht am Schuljahresende?
    Machst Du Dir keine Stundennotizen und bildest später einen Durchschnitt, denn das wäre ja Statistik?
    Man kann also nicht sagen, dass ein Schüler, der bei Dir drei Punkte bekommen hat, die Sprache schlechter beherrscht als jemand mit 14 Punkten?



    Messe ich mich nun an den Erwartungen der anderen? Wieso?

    Vielleicht sind meine Ziele ja ganz andere als die der Kriterienerheber


    Ich denke eigentlich nicht, dass man als Lehrer das Recht hat, sich selbst und seine eigenen privaten Vorstellungen bezüglich der Lernziele über das zu stellen, was in einem (sicher nicht immer optimal verlaufenden) mehr oder weniger demokratischen Diskussionsprozess entschieden worden ist.



    Ich halte nichts von diesen Verallgemeinerungen "alle Lehrer", "die meisten Fachleiter" oder gar lückenhaften Schlüssen wie "WEIL nicht evaluiert wird, sind alle schlecht, QED".

    Ich auch nicht, es hat m.E. hier auch nie jemand behauptet. Ich hab bezüglich aller Lehrer nur von einer großen Gefahr besprochen, die aus dem permanenten Abhängigkeitsverhältnis, vor allem aufgrund der mündlichen Noten und der von uns Ausbildern gestalteten Prüfungen, resultiert.



    Und mehr als eine Sammlung ist sie auch nicht. Die Interpretation emprischer Daten ist nochmal eine eigenen Wissenschaft. Eine umstrittene.

    Natürlich ist die Interpretation empirischer Daten eine eigene Wissenschaft. Vor allem eine anspruchsvolle. Aber dass es pauschal umstritten ist es ja wohl nicht, empirische Daten überhaupt zu interpretieren, sonst würde man ja auch keine Berichte über Armut, Hunger oder ähnliches schreiben können.


    Was bisher nie jemand erwähnt hat, waren Dinge wie "dass sich unser Kurs von einem Schnitt von X,x auf Y,z gesteigert hat. Interessiert die nicht.

    Das wundert mich sehr. Ich höre von jungen Leuten oft, dass ihnen Ihr Abiturschnitt sehr wichtig ist, und wenn es nur ist, weil sie die Zulassung zu einer bestimmten Hochschule erlangen möchten. "Ich habe viel gelernt" zählt bei anonymen Kommentaren zu Lehrern in der Schülerzeitung an unserer Schule schon (bei bestimmten Kollegen ;) ) zu den häufigeren Aussagen.

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