...dass es auch bei der Leistungsmessung im rein schriftlichen Bereich zu Beurteilungsfehlern kommen kann, ist in der Literatur gut dokumentiert.
Dass es dazu kommen kann, klar, wo wäre das nicht so?
Die Frage ist aber doch, ob diese Fehler tatsächlich größer sind als bei der Beurteilung der Mitarbeit durch Beobachtung von 25 Schülern neben dem eigentlichen Unterricht, in dem man ja in pädagogischer Verantwortung andere Dinge tun sollte (unterstützen), als den Lernprozess seiner Schüler zu bewerten-
Wie sich ein vertrauensvolles Lehrer-Schüler-Verhältnis aufbauen kann, wenn die eine Seite weiß, dass ihre Äußerungen laufend bewertet werden, ist nochmal eine ganz andere Frage...
Ich hatte mal eine Diskussion zum Thema mit jemandem aus dem Ausland, der erst eine Zeit benötigte, um zu verstehen, was da in D überhaupt passiert und dann recht erschrocken war und meinte, dass das ja das Lehrer-Schüler-Verhältnis ruinieren müsste, er würde sich dann ja kaum trauen, eine ggf. blöde Frage zu stellen...
Wie hier schon mehrfach beschrieben wurde, erfolgt die Bewertung der sonstigen Mitarbeit keineswegs "aus dem Bauch heraus", sondern durch vielfache unterschiedliche Erhebungen jeweils anhand transparenter Kriterien.
Naja, oben schreibt aber schon jemand: "Bei erfahrenen Kollegen ergibt sich nach dem berühmten „Bauchgefühl“ erfahrungsgemäß keine andere Note...".
Da muss dann aber zumindest einer schon damit arbeiten...
Und - bitte ehrlich: Wer macht tatsächlich eine Matrix mit den vielleicht fünf Kriterien für alle 25 Schüler, also 125 Kriterien pro Klasse und meint, er sei in der Lage, diese mindestens einigermaßen korrekt auszufüllen? Und dann eine (ggf. gewichtetes) Mittel der Einzelleistungen anhand dieser Kriterien??
Ich kenne das tatsächlich aus dem Ref. und auch dort hat man es sich in vielen Fällen "irgendwie hingebastelt", damit der Fachleiter zufrieden war, kenne aber aktuell keinen Kollegen, der das im Berufsalltag macht. Der Standard sind meiner Erfahrung nach Einzelnoten oder die berühmten "Plüsse und Minüsse" nach jeder Stunde...
Und damit eben doch "Bauchgefühl", auch wenn alle von sich überzeugt sind, dass sie es natürlich kriteriengeleitet machen.
...wie zum Beispiel, dass sich Fachleistung bei weitem nicht nur in der Niederschrift von Verfahren und Ergebnissen äußert und dass in der Berufswelt vielfach auch prozessbezogene und methodische Kompetenzen im Austausch mit anderen Personen gefordert sind?
Und diese Erkenntnis ist auf der ganzen Welt tatsächlich nur den deutschen Behördenvertretern (die diese Regeln ja vermutlich irgendwann einmal gemacht haben) gekommen?
Und bitte: "Vom Wiegen wird die Sau nicht fett!". Will sagen, dass selbstverständlich im Unterricht prozessbezogene Kompetenzen und Austausch gefördert werden, das sollte ja heute selbstverständlich sein. Aber ob dieser Prozess einer kontinuierlichen Bewertung unterliegen sollte, ist doch eine ganz andere Frage (s.o. was bedeutet das für den Lernprozess, wenn der Prozess selber und nicht das Ergebnis beurteilt wird?).