Beiträge von Sommertraum

    Gut, vielleicht bin ich zu pessimistisch, aber ich habe keinerlei Illusionen bezüglich nachhaltiger systemischer Verbesserungen. Für den Moment ist es wichtig, erst einmal Druck aus dem Kessel zu nehmen und die Belastungen für die noch verbliebenen Lehrkräfte herunterzufahren, damit uns das Ding nicht komplett um die Ohren fliegt. Eine "schlechte" Lehrkraft mag für die Schüler keinen Mehrwert haben, für den Kollegen, der die Gruppe dank dessen Anwesenheit nicht vertreten muss, aber halt schon.

    Nachdem an meiner Schulart aufgrund langjährigen extremen Lehrermangels inzwischen jeder vor Klassen gestellt wird, der sich dazu bereit erklärt (Qualifikation offensichtlich nahezu egal), sehe ich das nicht mehr so. Die Auswirkungen sind so gravierend negativ, dass uns schon fast alles "um die Ohren fliegt". Aber das wird natürlich alles fleißig unter den Teppich gekehrt, alles ist ja ach so toll, die Vertretungs-, Brücken-, XYZ-Lehrkräfte sind eine irrsinnige Unterstützung und Bereicherung. Dazu noch Seiten- und Quereinsteiger, Zusatzqualifikanten etc - einfach nur toll, diese Vielfalt.

    Bei uns war auch von vornherein klar, dass wir unseren Kindern die Ausbildung finanzieren (soweit es uns möglich ist). Unsere Tochter studiert 300 km entfernt. Sie bekommt von uns das Zimmer im Studentenwohnheim gezahlt und 400 € für alles weitere (Lebensmittel, Kosten für die Uni, Zugtickets, ...). Damit kommt sie aus. Sie kann keine Riesensprünge machen, es bleibt ihr aber jeden Monat etwas übrig, das für den Urlaub spart. Insgesamt war sie im Umgang mit Geld immer schon sehr vernünftig.

    Auch meine Eltern haben mir mein Studium komplett finanziert und ich würde mich nicht als unselbständig bezeichnen. Ich wusste immer (genau wie unsere Tochter), dass Geld nicht einfach so vom Himmel fällt. Dafür habe ich flott studiert und unsere Tochter bisher genauso und dazu mit guten Noten. Das ist uns das Geld allemal wert.

    Das ist bei uns ähnlich. Im Herbst beginnt Kind 2 zu studieren und auch das werden wir stemmen. In den Semesterferien arbeitet sie und stockt damit ihr Einkommen auf.

    Auch ich habe von meinen Eltern eine ähnliche Unterstützung erhalten, obwohl deren finanzielle Situation deutlich schlechter war als unsere heute.


    Allerdings stelle ich im Vergleich zu meinen DINK- bzw. Single- Freunden fest, dass wir einen komplett anderen, viel sparsameren Lebensstil haben, ohne dass ich das als Einschränkung wahrnehmen würde. Wir fahren auch 2x im Jahr als komplette Familie in den Urlaub in gute Hotels und wohnen im abbezahlten Eigentum. Wo wir sparen, sind eher Kleinigkeiten im Alltag: selber kochen statt ständig essen gehen oder liefern lassen, wir sind nicht jedes Wochenende teuer unterwegs, geputzt wird selber, insgesamt nehmen wir viel weniger Dienstleistungen in Anspruch. Auch unsere Urlaubsziele unterscheiden sich. Aber nicht einmal in meinem Leben habe ich meine Entscheidung für Kinder bereut oder wäre gar neidisch auf deren Lebensstil gewesen. Ganz im Gegenteil, mir würde ganz schön viel fehlen, hätte ich meine große Familie nicht!

    Wie gesagt, lässt sich das so pauschal nicht sagen. In Bayern, bei verbindlicher Regelung, sind an der Realschule die Hälfte der Schüler dort, obwohl sie auch an ein Gymnasium könnten.

    Das liegt sicherlich auch daran, dass die Erfahrung zeigt, dass man sich mit einem Schnitt von 2,33 (oder auch 2,0, je nachdem wie hart die Noten durch häusliches Lernen erarbeitet wurden bzw. wie großzügig die GS die Noten verteilt hat) auf dem Gymnasium relativ schwer tut. Die Eltern dieser Kinder wählen deshalb häufig lieber die RS.

    An die MS kommen selten Schüler, die 2,66 oder besser hatten, deshalb findest du wohl auch keine Zahlen dazu (s. dein nächster Beitrag). An die MS geht man, weil man muss und nicht, weil man will.

    Am Gymnasium meiner Kinder nehme ich das auch so wahr: viele Frauen arbeiten unfassbar wenige Stunden, oft unter 10, manche sogar nur 4 oder 6. Ein verschwindend geringer Teil des Kollegiums fährt mit auf Klassenfahrt, sodass ein paar wenige Lehrkräfte ständig fahren müssen und sogar mehrfach pro Jahr unterwegs sind.


    An den GS und MS in meinem Schulamtsbezirk ist das anders. Wir bekommen außerhalb der Elternzeit gar kein unterhälftiges Deputat genehmigt und Lehrermangel sei Dank hat man eigentlich immer auch eine Klassenleitung. Die macht so viel Arbeit, dass die meisten TZler recht schnell auf um die 20 Stunden oder sogar mehr erhöhen (meist zumindest so viel, dass der Unterricht in der eigenen Klasse abgedeckt ist). Je nach Schulleitung wird auch keiner freier Tag o.ä. gewährt und auch sonstiges Entgegenkommen ist kaum möglich. Bei uns muss auch jeder Klassenlehrer seine Klassen auf allen Fahrten begleiten und es kommt äußerst selten vor, dass mal jemand daheim bleibt.

    Denn wie oben geschrieben: solange man im rechtlichen Rahmen bleibt, ist die Antwort auf die Frage "Warum sollte man sein Privatgerät nutzen wollen?" Ganz einfach.


    Warum nicht.

    Weil es immer mehr Vorgesetzte gibt, die erwarten, dass man über die Smartphones immer und überall erreichbar ist und kurzfristig auf Anweisungen reagiert. Je mehr Kollegen mitspielen, desto ungemütlicher wird es mit der Zeit für alle. Mit Dienstgerät ist es wesentlich leichter, für Abstand zu sorgen, als mit dem Privatgerät.

    Über diese Zeugnis-Druck-Diskussion kann ich jedes Mal aufs Neue nur müde lächeln. Die Wochen rund um die Zeugnisse sind ja die, in denen ich meine Kollegen anderer Schularten sehr beneide. Bei mir lief es an jeder meiner bisherigen Schulen immer gleich aufwändig:

    Als KL sammle ich die Noten von allen in der Klasse umterrichtenden Lehrkräfte ein. Vom Sekretariat gibt's einen Stick mit Word-Dateien zu allen SuS der Klasse (über ASV generiert). Diese fülle ich mit Bemerkungen und trage händisch alle Noten ein. Wenn alles überprüft ist, drucke ich die (2seitigen!) Zeugnisse auf das offizielle Zeugnispapier. Im Anschluss muss ich sie noch kopieren und in den Schülerakten abheften. Außerdem fertige ich - wenn so gefordert - Kopien für getrennt lebende Elternteile mit Sorgerecht und lasse sie über das Sekretariat versenden. All das frisst verdammt viel Zeit und man macht es, egal ob man VZ oder TZ arbeitet.

    Vermutlich läuft es an den meisten bayerischen GS und MS so.

    Hm, ob ein Zusammenhang existiert zwischen dem Umstand, dass Bayern und Sachsen immer Bildungssieger sind und die Kinder dort jeweils noch etwas mehr tun müssen als Arbeitshefte auszufüllen? :flieh:

    Ich bin tatsächlich regelmäßig irritiert, wenn ich hier im Forum von dem (für mich) exzessiven Arbeiten in Arbeitsheften lese. Das kenne ich weder aus meinem Unterrichtsalltag, noch von Kollegen oder meinen Kindern. Ursache dafür kann jedoch auch sein, dass mir die AHs für meine Schulart in der Regel wenig zusagen.

    Mathe/ Deutsch ohne Arbeitsheft? Im ersten Schuljahr wohl eher nicht denkbar, da ist ja sogar das Mathebuch Verbrauchsmaterial.

    Ich kenne es hier aus Bayern nur so, dass Eltern alle Arbeitshefte selbst bezahlen müssen und entsprechend nur sehr wenige angeschafft werden. Deutsch und Mathe ohne Arbeitsheft ist hier durchaus üblich, auch in Klasse 1. Für das Mathebuch wurde bei meinen Kindern z. B. Folien angeschafft, die auf die Buchseite gelegt und beschrieben wurden (und daheim wieder gereinigt).

    Man könnte meinen, du beschreibst unsere Mittelschul-Referate bzw. das typische Verhalten vieler unserer Schüler!

    Wenn ich um 9:00 Uhr mit Migräne, die mich am Arbeiten hindert, aufwache, dann rufe ich um 9:05 Uhr an.

    Ein Traum, wenn man mit Migräne so lange schlafen kann. Bei mir ist da schon immer die Nacht die Hölle!


    Abgesehen davon hat an meiner Schulart der für den Vertretungsplan zuständige Konrektor 24 Stunden Unterrichtsverpflichtung und ist entsprechend den größten Teil des Vormittags im Unterricht. Für mich ist es selbstverständlich, dass er gerne bis 7 Uhr die Krankmeldungen hat um seinen Plan zu erstellen!

    ? Auf dem Papier oder generell? Ich habe bisher immer Klassenleitungen gehabt, in der Regel immer vier Jahre, dann gab es sofort eine neue erste Klasse. An meinen Schulen gab es keine Abordnungen von Vollzeit-Klassenlehrern.

    Nach deinem Zitat hätte ich in Bayern - sagen wir mal innerhalb der letzten 3 Jahrzehnte - auf jeden Fall mindestens zwei Jahre an einer anderen Schule eine Vertretungsstelle ausfüllen müssen? Wie wird so etwas denn organisiert?

    Du bist in dieser Zeit nicht fest an einer anderen Schule, sondern wirst vom Schulamt hingeschickt, wo in deinem Landkreis gerade jemand gebraucht wird. Das kann für 1 oder 2 Tage, mehrere Wochen oder auch länger sein. Auf deine Ausbildung wird wenig Rücksicht genommen, sodass du als GS-Lehrer auch in einer 9. oder 10. Klasse vertreten musst bzw. als MS-Lehrer in einer 1. oder 2. Klasse.

    Solltest du keinen Einsatz haben, hilfst du an deiner Stammschule aus.

    Blöde Frage, aber müsst ihr das machen?

    Ich meine nicht das mit der Mobilen Reserve, man wird ja wissen, ob man das machen möchte oder nicht, und wenn das jemand möchte, ist das auch völlig ok, ich stelle mir das auch noch spannend vor. Aber Klassenleitung übernehmen, wenn man nur so wenig Stunden hat und Material liefern für Quereinsteigende und Studenten?

    Ja. Auch Mobile Reserve macht man nicht freiwillig, die muss jeder im Laufe seiner Dienstzeit minimum 2 Jahre machen, wenn es dumm läuft auch länger. Gilt jedoch nur für GS- und MS-Lehrer

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