Tut mir leid, wenn ich jetzt nochmal aus der anderen Richtung interveniere, aber ich habe schon das Gefühl, dass hier einige Dinge durcheinander geworfen werden.
Wenn ich würfeln würde, wäre meine Arbeit nur ein Zehntel. Ich habe dieses Jahr zu 8 Kindern Bemerkungen in Hauptfächern und zu zweien in je drei Nebenfächern schreiben müssen. Dazu habe ich 100 Kinder, die ich in mehreren Fächern auch mit meinen Notizen bewerten muss. Und ich wurde nie geschult, das zu tun und habe lediglich durch meine 4 Jahre in der Grundschule eine halbwegs brauchbare Bewertungskompetenz in Kompetenzen erhalten. Denn Regelnoten basieren auf gezeigter Leistung. Klassenarbeiten die Hälfte. Die andere Hälfte Vorbereitung (Hausaufgaben, Plakate, Referate), Mitarbeit, Arbeit in den Stunden, Arbeit in Gruppen und Paaren. Es geht nicht um zu erwerbende Kompetenzen in erster Linie. Diese bei einem Förderschüler nachzuhalten ist mit erheblich mehr Zeitaufwand verbunden und kann bei der Klassengröße auch oft genug nicht geleistet werden, da mein Hauptgeschäft die Gruppe und nicht der Einzelne ist.
Sorry, aber das höre ich ich als Sonderpädagoge in Abordnung immer wieder und frage mich stets, ob das ein Witz sein soll oder ernst gemeint ist?! Effektiv geht es doch in einem kompetenzorientierten Zeugnistext um folgende Dinge:
- Was wurde gemacht?
- Was konnte der Schüler/die Schülerin innerhalb der Themen leisten?
- Was hat dem Schüler/der Schülerin Schwierigkeiten bereitet?
- Welche Unterstützung war nötig und unter Umständen hilfreich?
Da kommen dann in jedem Schreibprogramm ca. 7-9 Zeilen bzw. 900-1000 Zeichen (mit Leerstellen) raus. Wenn man zeiteffektiv vorgeht, kann man entsprechende Kompetenzen über Schlüsselwörter abstufen (selbständig, mit wenig/großer Unterstützung...usw.). Das sollte jeder Lehrer meiner Meinung nach hinbekommen.
Dass sie z.B. die Förderkinder mal rausnehmen, eine Lernstandsanalyse machen und dann Zeugnisse tippen.
Jepp.
Ich bspw. bin zuständig für 15 SchülerInnen mit FSP:LE (Kinder mit anderem Förderbedarf gar nicht erst eingerechnet). Sollte ich jetzt innerhalb der letzten 2 Wochen vor den Zeugniskonferenzen 180 Zeugnistexte schreiben? (15 SuS x 12 Fächer, angenommen jeder Fachlehrer würde die Zeugnistexte auf den Sonderpädagogen "schieben").
Das frage ich mich jeden Tag. Die L Kinder sind oft die harmlosesten. Schlimmer sind die ESE Kinder, von denen es neben den 2 mit Förderstatus auch noch X gibt, die ihn nicht haben, aber dringend brauchen könnten. Dann Kinder, die sich nicht konzentrieren können, Flüchtlinge mit Traumata. Ist auf jeden Fall kein leichtes Brot, das wir da kauen.
Die "ES-Kinder" bekommen doch aber Zeugnisnoten, werden zielgleich unterrichtet (genau wie KME, SQ, HK...). Kindern den FSP:ES zuzuschreiben bringt effektiv gesehen kaum etwas, weil es an deren Beschulung (auch im Hinblick auf Zeugnisse) nichts bringt. Man hat es halt dokumentiert, kann mit den Eltern u.U. auf anderer Ebene sprechen, SPZ, KJP etc einschalten, Psychopharmaka empfehlen etc.. Dir als Lehrer "bringt" es aber erstmal nichts.
Mir ist nach wie vor auch schleierhaft, wie Regelschullehrer denken und sagen können, dass die SuS mit Förderschwerpunkt die SuS der Sonderpädagogen wären?! Das sind EURE (oder besserenfalls: UNSERE) SuS. In euren Schulen wurden keine "kleinen Förderschulen" aufgebaut.