Beiträge von WillG

    Divida et impera.
    Sehe das so wie Kecks. Trotzdem würde ich erstmal den PR einschalten, der prüfen soll, ob solche Maßnahmen, wie du sie vage beschreibst, überhaupt zulässig sind.
    Damit meine ich die gegenseitigen Kontrollen. Was das Durchsetzen von Regeln angeht, würde ich das einfach in meinem Unterricht machen und mich innerhalb des Kollegiums verständigen, dass auf dem Schulhof nur noch die Anweisungen des SL (+nötigste Aufsicht, um die Aufsichtspflicht nicht zu verletzen).
    Wenn unser Schulleiter das mit dem Rauchen so lasch angehen würde, würde mir das keine grauen Haare bereiten. Dann sollen die das eben machen.

    Allgemein würde ich erwarten, dass man für eine Planstelle auch aus "Kulanz" aus seinem Vertrag gelassen wird, aber es gibt bestimmt irgendwo einen Idioten, der nur die §§ sieht und nicht menschlich handelt.

    Da ist die Sicht vielleicht ein wenig einseitig: Vielleicht gibt es auch in manchen Fächern einfach nur nicht ausreichend Lehrer , so dass man diejenigen, die man hat, nicht einfach wieder ziehen lassen kann.
    Trotzdem würde ich mir natürlich von meinem Arbeitgeber auch so viel Empathie und Kulanz wünschen, dass er mich für einen besseren Vertrag ziehen lässt. Nur, falls das halt nicht geschieht, muss es nicht gleich ein "Idiot" sein, der "nur die §§ sieht".

    Die meisten Kollegen bei uns berufen sich meist darauf, dass sie "auch nur Menschen" seien, während ich behaupte: Sicher, aber der Berufsethos sollte uns etwas bedeuten.

    Ich würde hier ganz klar differenzieren: Es gibt ja Situationen, in denen Kollegen aus dem Unterricht, aus Elterngesprächen oder anderen Situationen ins Lehrerzimmer kommen und sich erstmal Luft machen müssen. Das würde ich nicht zu hoch hängen, wenn auch die Ausdrucksweise dann manchmal wenig professionell ist. In diesem Kontext sehe ich das Lehrerzimmer als "geschützten Raum" und besser die Kollegen lassen ihren Ärger hier raus, um dann wieder runterzukommen, als dass sie den Frust mit ins Klassenzimmer tragen. Denn ja, wir sind "auch nur Menschen".


    Anders sieht die Situation auf Notenkonferenzen etc. aus, wenn es also gerade keinen konkreten Anlass für Frust gibt. Hier würde ich uneingschränkt zustimmen. Ich nehme auch an, dass wir alle diesen einen Kollegen haben, der entspannt Kaffee trinkend im Lehrerzimmer sitzt und dabei darüber schwadroniert, wie doof, unerzogen und generell abzulehndend doch die Schüler (und ihre Eltern) seien. Das halte ich für wenig professionell, außerdem zieht es die gesamte Stimmung im Lehrerzimmer runter.

    Die Zeit, die man als verbeamteter Lehrer verbracht hat, wird angerechnet. Wenn man kündigt, verliert man die Pensionsansprüche, aber wenn man wieder eine neue Beamtenstelle antritt, wird die Zeit, die man im Beamtenverhältnis verbracht hat, angerechnet. Wenn man zwischendurch mal nicht verbeamtet war, wird eben nur die "Lücke" nicht berechnet.
    Die Erfahrungsstufen bleiben gleich.

    Bist du dir sicher, dass das auch gilt, wenn man nach einer Entlassung aus dem Dienst ein neues Dienstverhältnis in einem anderen Bundesland aufnimmt? Dafür gibt es ja aonst eigentlich gerade die KMK-Vereinbarungen zu den speziellen Verfahren (Länderaustauschverfahren etc.).

    Normalerweise sollte das gehen. Du verlierst dabei wahrscheinlich deine Erfahrungsstufen und bisherigen Pensionsansprüche, was als Berufsanfäger ja noch nicht so wild ist. Ich würde mich aber nicht auf die Einschätzungen in einem anonymen Forum verlassen, sonder nochmal bei der Rechtsberatung deines Verbands nachfragen, um eine verlässliche Auskunft zu bekommen.


    Der "normale" Weg geht so:
    1.) Ländertauschverfahren: Hier muss dich dein Bundesland freigeben, dann kommst du in einen Pool von Tauschwilligen und die Bundesländer tauschen so lange fröhlich herum, bis (in der Regel) jedes Bundesland so viele Leute bekommt, wie es auch abgibt. D.h., wenn du in Niedersachsen bist und nach Bayern willst, dann muss kein direkter Tauschpartner für dich aus Bayern gefunden werden, sondern Bayern gibt vielleicht jemanden an Berlin ab, Berlin jemanden an Hessen und Hessen jemanden an Niedersachsen. Und dann könntest du die freie Stelle in Bayern besetzen (vereinfacht gesagt). Das ist häufig recht langwierig, weil der Prozess sehr intransparent ist. Ohne den Versetzungsgrund "Familienzusammenführung" ist es oft schwer. Außerdem ist es fraglich, ob dich dein Bundesland innerhalb der Probezeit dafür freigibt, da es sich formal um eine Versetzung handelt.


    2.) Du beantragst eine Freigabeerklärung bei deinem Dienstherrn. Damit erlaubt er dir quasi, dich in anderen Bundesländern zu bewerben und garantiert dir, dass du auch gehen darfst, falls du etwas findest. Und dann nimmst du einfach am normalen Stellenvergabeverfahren im Zielbundesland teil und hoffst, dass es klappt.


    Der Vorteil dieser beiden Wege ist, dass du deinen Beamtenstatus durchgängig behältst und dass du Erfahrungsstufen und Pensionsansprüche mitnehmen kannst. Der Nachteil ist, dass dein Dienstherr dir die Freigabe versagen kann.

    So, jetzt hast du mich neugierig gemacht.
    Artikel 7 ist soweit klar. Da steht aber - du hast es ja selbst zitiert - lediglich etwas von "Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften". Einrichtungen wie die Missio Canonica ergeben sich dann aus Artikel 22 des Reichskonkordats. So weit, so klar. Jetzt habe ich auf die Schnelle das hier gefunden, wenn auch bei Wikipedia. Das bezieht sich auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 26. März 1957:

    Zitat von Wikipedia

    Das Grundgesetz habe vielmehr – im Gegensatz zur Weimarer Reichsverfassung – das Schulrecht ganz bewusst ausschließlich den Ländern zugewiesen. Art. 7 GG und Art. 141 GG (die sog. Bremer Klausel) zählten nach Willen des Parlamentarischen Rates die bundesrechtlichen Bindungen abschließend auf. Das ergebe sich schon daraus, dass die „Bremer Klausel“ gegen das Reichskonkordat verstoße und daher nicht gleichzeitig die Länder auf dessen Einhaltung verpflichten könne. Folglich seien die Länder jedenfalls nicht dem Bund gegenüber verpflichtet, die Schulbestimmungen des Konkordats einzuhalten.

    Für mich würde das heißen: Am konfessionellen Religionsunterricht führt wg. Art. 7 GG kein Weg vorbei. Da aber die Länder nicht dazu verpflichtet sind, die Schulbestimmungen des Konkordats einzuhalten, könnten sie die Einflussnahme der Kirche beenden, solange gesichert ist, dass eben die Inhalte des Religionsunterrichts nicht den Grundsätze der Religionsgemeinschaften widersprechen.
    Das würde heißen, die Religionsgemeinschaften bestimmen - entegen den Bestimmung im Reichskonkordat - nicht mit, wer Religion unterrichtet. Auch die Lehrplaninhalte sind erstmal Sache des Landes alleine und nur wenn diese den Grundsätzen der Religionsgemeinschaft widersprechen, können diese entsprechende Schritte einleiten.
    Oder sehe ich das falsch?


    Ich bin übrigens nach wie vor der Meinung, dass die rechtliche Situation in dieser hypothetischen Diskussion nur ein Teilaspekt ist.

    WillG: Mir gehen die "Volljuristen" hier langsam auf den Geist.

    Na dann solltest du vielleicht in einem Juristenforum schreiben? Nur so eine Idee.
    Sicherlich sind die rechtlichen Grundlagen - vor allem das Grundgesetz, aber natürlich auch die Länderverfassungen, Lehrpläne etc. - für so eine Diskussion relevant. Gleichzeitig kann man sich aber auch auf den Standpunkt stellen, dass diese Diskussion ohnehin rein hypothetisch ist, da sie an der Realtiät nichts ändern wird. Es ist wohl kaum davon auszugehen, dass irgendein Bundesland auf Basis unserer Argumente den Fächerkanon ändern. Also immer mit der Ruhe.
    Und solange die Diskussion rein hypothetisch ist, kann man auch diese Regelung im Grundgesetz in Frage stellen. Und bevor du dich wieder künstlich aufregst: Ja, mir ist bewusst, dass der Artikel 7 zu denen gehört, die man nicht ändern kann. Man wird ja wohl noch träumen dürfen



    Zitat von Urteil des BVerwG vom 16. 4. 2014 – 6 C 11.13

    Art. 7 Abs. 3 Satz 1 GG räumt den Religionsgemeinschaften als außerstaatlichen Bildungs- und Erziehungsträgern die Möglichkeit schulbezogener Mitwirkung im Interesse der Religionsfreiheit ein. Für die Forderung nach Einführung eines nichtkonfessionellen Ethikunterrichts als Ersatzfach für den Religionsunterricht bietet die Vorschrift keine Grundlage.


    Nachdem du ja im Gegensatz zu uns Volljurist bist: Mich würde interessieren, warum diese Entscheidung des BVerwG die Variante, die ich meinem letzten Post vorgeschlagen habe, verbietet: Ethik für alle und die Religionsgemeinschaften machen ein zusätzliches schulisches Angebot für diejenigen, die es interessiert. Dann wäre Ethik ja nicht einfach nur "Ersatzfach für den Religionsunterricht", der dann ja seine eigene Stellung hätte. Hatte nicht Berlin mal so ein Modell?

    Und Regelbeförderung auf A14 für alle gab es auch.

    Dann komm nach Bayern. Hier gibt es die am Gymnasium nach ca. 10-12 Jahren noch. Dafür bekommst du halt auch alle vier Jahre eine Regelbeurteilung, für die der Chef innerhalb der vier Jahre dreimal unangekündigt in deinem Unterricht sitzt. Bedeutet wenigstens, dass man keinen Entwurf schreiben muss. Und alle Klassenarbeiten werden routinemäßig stichprobenartig nachkorrigiert, um Anforderungsniveau und Korrketur mit dem Rest der Fachschaft abzugleichen.
    Andererseits braucht man bei Bewerbungen auf Funktionsstellen keine Revision durchmachen, weil einfach die aktuellste Beurteilung herangezogen wird. Hat halt alles seine Vor- und Nachteile. Ob sich das für die knapp €100 mehr beim Sprung von A13Z auf A14 lohnt, muss jeder selbst wissen.

    Nein? Welcher Art werden denn die Konsequenzen denn sonst sein, wenn du doch Probleme erwartest?

    Das hatte ich direkt im Anschluss an den Satz, den du zitierst beschrieben:



    Ein Schulleiter würde mich dann unter anderen Vorwänden absägen. Das kann aber einem schwulen Kollegen bei einem homophoben Schulleiter auch passieren. Oder einem 08/15-Normalo, dessen Nase dem Schulleiter nicht passt.
    Mit anderen Worten: Solange ich mich an das Grundgesetz halte, kann ich nicht institutionalisiert für meinen Lebenswandel bestraft werden.

    Um das nochmal zu präzisieren: Wenn mein Schulleiter mitbekommt, dass ich privat Hardcore-SM (mit Volljährigen mit gegenseitigem Einverständnis) betreibe oder mich an Fotos von volljährigen Schulmädchen, die nicht meine Schülerinnen sind, errege (beides deine Beispiele!), dann kann es schon sein, dass ihm das nicht passt. Er kann aber keine formalen disziplinarischen, beamtenrechtlichen Schritte (Abmahnung; Disziplinarverfahren etc.) einleiten, weil beides nicht gegen Dienstrecht oder Grundgesetz verstößt.
    Aber natürlich hat ein Schulleiter andere Möglichkeiten, mir das Leben schwer zu machen: Stundenplan; unbequeme Dienstanweisungen etc. Außerdem gibt es im Lehreralltag (zumindest in meinem) oft mal Situationen, in denen man sicht nicht zu 100% dienstrechtlich korrekt verhält: Man kommt zu spät zur Aufsicht, weil man nochmal auf die Toilette gegangen ist; man gibt eine Klausur ein paar verspätet heraus etc. Normalerweise wird sowas hingenommen und nicht weiter hoch gehängt. Ein Schulleiter, der aber ein Problem mit mir als Person bzw. mit meinem Lebenswandel hat, daran aber formal nichts ändern kann, wird solche Gelegenheiten nutzen, um mir auf diesem Wege disziplinarische Konsequenzen anzuhängen. Deswegen "nicht institutionalisiert", anders als das eben bei Missio/Vocatio passiert.
    Das muss übrigens gar nicht aufgrund zweifelhafter Vorlieben wie in deinen Beispielen geschehen. Da reicht es auch schon, dass dem Schulleiter der Kleidungsstil eines Kollegen nicht passt, oder dass er schwul ist, oder dass er Migrationshintergrund hat etc.


    Wenn nichts sonst, dann zumindest eine um Längen effizientere didaktische Verpackung der Unterrichtsinhalte. Ich sagte es schon: Serienhelden und so.

    Für letzteres kann Religion nützlich sein. Auch das maße ich mir an zu beurteilen: ich hab Didaktik irgendwann mal ein klein wenig studiert. Und als Lehrer gilt meine persönliche Meinung über Unterricht eben nicht nur als solche, so wie deine ja auch nicht.


    Auch dazu habe ich mich schon geäußert. Gerne aber nochmal: Wie du deine Unterrichtsmaterialien auswählst, ist ganz allein dir überlassen. Wenn du Bibeltexte für die Werteerziehung als geeignet erachtest, dann kannst du das natürlich gerne machen. Als Deutschlehrer habe ich mehrere Bibelstellen, die ich im Unterricht einsetze, wenn es darum geht, Literatur zu interpretieren: Buch Hiob beim "Faust"; Schöpfungsgeschichte beim "Erdbeben von Chili" etc. etc. etc. Ebenso wie ich auch griechische Sagen (Ödipus) und andere Quellen heranziehe. Gar kein Problem. Aber das schreibt mir keiner vor, das ist meine didaktische Entscheidung.
    Und auch das nochmal: Ein nicht-konfessioneller Religions- oder Ethikunterricht sollte meiner Meinung nach durchaus einen gewissen Schwerpunkt auf die christliche Religion als Basis unserer abendländischen Kultur legen. Aber das eben sachlich, wissenschaftspropädeutisch etc. Dazu brauche ich keine Einmischung bzw. Kontrolle durch die Kirche. Dafür brauche ich lehrer, die fachlich fit sind und einen Lehrplan, der fachlich fundiert ist. Das bekommen alle anderen Fächer auch ohne die Einmischung von außenstehenden Organisationen hin. Warum soll das bei Religionswissenschaft großartig anders sein?




    Und noch ein Gedanke zum Radikalisierungsargument:
    Wenn alle Schüler verpflichtend Ethik oder nicht-konfessionelle Religionskunde belegen müssen, wäre wohl auch dem Grundgesetz genüge getan. Ich persönlich könnte gut damit leben, wenn man als Zusatzangebot nachmittags noch konfessionelle Angebote macht, die Schüler dann je nach Interesse belegen können. Damit könnte man sicher stellen, dass die religiöse, konfessionelle Erziehung nicht in die Hand von obskuren Organisationen gelegt wird, ohne den Kirchen gleich großen Einfluss auf den Regelunterricht zu geben.

    Ich bin kein Sprachenlehrer. Ich beobachte aber, dass Latein viel strukturierter unterrichtet wird als andere Fremdsprachen. Sprachen wie Englisch werden offenbar mehr in "Papageienmethode" unterrichtet, man plappert nach, ohne die Prinzipien verstanden zu haben.


    Dass da eine Sprache wie Latein mehr Struktur hineinbringt, liegt dann weniger an der Sprache selbst als daran, wie sie unterrichtet wird. Warum unterrichtet man andere Fremdsprachen nicht auch etwas "strukturierter"? Müsste man dann nicht auch die eigenen Grammatikkenntnisse stärken?

    Puh... ich finde, dass Latein ein wichtiges Unterrichtsfach ist. Aus den von Kecks dargelegten Gründen. Ich fände es schlimm, wenn es als Fach "aussterben" würde.
    Gleichzeitig kann ich goebas Argumentation gut nachvollziehen. Es stört mich als Deutschlehrer immer etwas, wenn als Argument angeführt wird, dass man durch den Lateinunterricht auch die deutsche Grammatik besser versteht. Nicht, weil es als Argument falsch ist - denn leider scheint es ja zu stimmen. Aber ich frage mich dann immer, was wir eigentlich im Deutschunterricht falsch machen, dass wir Latein als Hilfsfach brauchen, damit die Schüler Grammtik kapieren.
    In Bezug auf die modernen Fremdsprachen ist goebas Argument etwas polemisch formuliert, in der Sache aber nicht völlig abstrus. Es ist nach verschiedenen didaktischen Säuen, die durch das Fremdsprachendorf getrieben wurden, nicht ganz einfach, die richtige Mischung zu finden. Reiner normativer, regelgeleiteter Unterricht, wie ich ihn noch als Schüler in Latein erlebt habe, wird den Anforderungen und Zielsetzungen einer modernen, lebenden Fremdsprache nicht gerecht. Ein rein kommunikativer Ansatz erreicht aber zu wenige Schüler, die vielleicht mehr Struktur brauchen und vom Wissen über Grammatikregeln auch für den eigenen Sprachgebrauch profitieren würden.
    Ich will nicht gerade von einer Identitätskrise der mod. Fremdsprachen reden, aber zumindest in unserer Fachschaft ist es durchaus Thema, wie man die unterschiedlichen Ansätze mischt.
    Ähnlich übrigens auch bei den Positionen zum rein zielsprachlichen Unterricht. Auch hier ist die Didaktik ja ein wenig vom extremen Postulat abgekommen (vgl. Butzkamm et al.), aber auch hier erfordert es sehr viel Fingerspitzengefühl festzulegen, wann der Unterricht bzw. die Schüler von einem kurzen, gezielten, begrenzten Wechsel in die Muttersprache profitiert und wann es einfach der bequemere Weg ist. Nicht zu vergessen, dass man seine Klasse schon im Griff haben muss, wenn man dann auch schnell wieder in die Zielsprache wechseln möchte. Aber das ist hier vielleicht zu OT.

    Und der Thread basiert m.E. nicht in erster Linie auf Wahrnehmungen einzelner Personen, sondern mindestens zu einem guten Teil darauf, dass ein Teil der Foristen bei allem, wo irgendwo "Kirche" dran steht, ziemlich unreflektiert an die Decke geht...

    Ich fühle mich einfach mal angesprochen, weil ich ja auch viel mitdiskutiere.
    Ich gehe keinesfalls an die Decke, wenn irgendwo "Kirche" dran steht. Sonst wäre ich aus dem Verein längst ausgetreten. In der Tat engagiere ich mich privat auch in zwei Gruppen, die kirchlich organisiert sind, weil sie eine gute, soziale Sache vertreten. Viele Menschen in diesen Gruppen sind sicherlich gläubiger als ich, aber das ist kein Problem. Weder für mich noch für sie. Aber das mache ich eben privat.
    Privat kann jeder zu Religion und Kirche stehen, wie er möchte. Aber in der Schule, bzw. in einer staatlichen, allgemeinbildenden Schule hat das - meiner Meinung - einfach nichts verloren. Zumal ich immer noch nicht sehe, welchen Mehrwert der konfessionelle Religionsunterricht hat, der durch Ethik nicht erreicht werden kann. Gute Argumente in diese Richtung kamen ja auch nicht.


    (Wie gesagt, mit Ausnahme des Radikalierungsarguments - das ich übrigens von dir bei einer ähnlichen Diskussion hier als Erster gehört habe.)

    Ich halte mich auch an das Grundgesetz, wenn ich praktizierender Hardcore-SMler wäre, der sich daran aufgeilt, Frauen zu schlagen (natürlich bei gegenseitigem Einverständnis ) oder der auf katholische Schulmädchen-Fotos bezopfter Blondinen abgeht. Ich glaub schon, dass so eine Veranlagung von Interesse für meine Vorgesetzten wäre, insbesondere über den Umweg der Eltern meiner Kinder. Persönliche Eignung und Lebenswandel ist unabhängig vom studierten Fach.

    Nein. Wenn der Hardcore SM-Sex einvernehmlich ist und wenn die katholischen Schulmädchen-Fotos von erwachsenen Models - die nicht meiner Schülerinnen sind - gemacht sind, dann hat es meinen Schulleiter nicht zu interessieren.
    Dass ich in der Realität vermutlich mit solchen Vorlieben Probleme bekomme, ist klar. Aber ich muss keine offiziellen dienstlichen Konsequenzen befürchten, wenn ich solche Fotos auf meinem Rechner habe oder von einem Schülervater im Hardcore-SM-Saunaclub erwischt werde. Ein Schulleiter würde mich dann unter anderen Vorwänden absägen. Das kann aber einem schwulen Kollegen bei einem homophoben Schulleiter auch passieren. Oder einem 08/15-Normalo, dessen Nase dem Schulleiter nicht passt.
    Mit anderen Worten: Solange ich mich an das Grundgesetz halte, kann ich nicht institutionalisiert für meinen Lebenswandel bestraft werden.


    101 in Aussagenlogik: Wenn gilt: "Wenn es regnet, wird die Straße nass." gilt deshalb nicht zwangsläufig: "Wenn die Straße nass wird, regnet es."
    Wenn aus Religion => "konfessionslose" Ethik, heißt das nicht zwangsläufig: "konfessionsloses" Fach => religiöse/nicht-staatliche Variante dieses Faches

    Es tut mir leid. Ich habe es ehrlich immer noch nicht verstanden. Also, deine theoretische Erläuterung schon, aber ich sehe nicht, warum sie zwangsläufig auf mein Argument zutreffen muss.

    Weiß ich nicht. Irgendwo wirst du ja Unterrichtsmaterial benutzen. Irgendwer wird das aussuchen. Sofern es kommerzielle Anbieter sind, die sie bereit stellen: qed.

    Ich unterrichte vornehmlich Oberstufe. Unterstufe in nur in Deutsch. Da suche ich mir mein Material aus der Tagespresse und aus der klassischen Literatur zusammen. Also keine kommerziellen Anbieter von didaktisierten Unterrichtsmaterialien.


    Ich möchte gerne meine Frage wiederholen:
    Welchen Mehrwert hat der konfessionelle Religionsunterricht innerhalb des staatlichen Schulwesens, der nicht durch nicht-konfessionelle Religionskunde bzw. Ethikunterricht ebenso - und ohne Einfluss der Kirche - geleistet werden kann. Abseits von der Vermeidung von Radikalisierung.

    Das sind Vokabeln, die die Lehrbefugnis in zwei bestimmten Fächern bezeichnen. Gibts für jedes andere Fach auch und nennt sich schlicht erstes Staatsexamen.

    Wird alles nicht mehr so heiß gegessen, wie es serviert wird. Es gibt sogar homosexuelle Religionslehrer, die offen zugeben, in einer Beziehung zu leben.

    Das kann doch nicht euer ernst sein. Das Staatsexamen ist eine rein fachliche Qualifikation und sagt nichts über meinen Lebenswandel aus. Das ist meiner Ansicht nach schon ein deutlicher Unterschied. Den müsst ihr doch auch sehen? Solange ich mich an das Grundgesetz halte, interessiert es niemanden, wie ich mein Sexualleben oder mein Familienleben gestalte.
    Und wie "heiß das gegegessen" wird, ist völlig unerheblich. Die reine Möglichkeit einer nicht-staatlichen Organisation die Auswahl des Lehrpersonals mitzubestimmen ist schlimm genug. Dann könnte man auch gleich der amerikanischen Botschaft das Recht einräumen, über die Auswahl der Englischlehrer mitzubestimmten, je nachdem, wie sie dem aktuellen Kurs folgen. Würde bestimmt auch nicht so heiß gegessen...
    Im Übrigen kenne ich mindestens einen Fall, wo eine Referendarin an unserer Schule die Missio nicht bekommen hat, weil sie nur standesamtlich verheiratet war. Der Ehemann wollte keine kirchliche Hochzeit. Das finde ich schon recht "heiß gegessen", dafür dass es ja nur "Vokabeln" sind.



    Das war nicht der Punkt: Der Lehrer hat die Freiheit, nach Ansehen der Lernbedingungen die Mittel zu wählen, die ihn seine Inhalte mutmasslich am Besten vermitteln lassen. Du kannst ja gerne wütend mit dem Fuß aufstampfen aber im Grundschulalter ziehen religiöse Märchen mehr als generische Tim/Lisa-Geschichten aus dem Ethikbuch oder irgendeinem Heft für soziales Lernen. Die Bibel ist voller Serienhelden. Keine separaten Kurzgeschichten. Klar ist das einfacher.

    Ich stapfe überhaupt nicht wütend auf. Das überlasse ich den religiösen Eiferern. Und natürlich hast du die freie Wahl bei der Auswahl deines Unterrichtmaterials. Als Deutschlehrer verwende ich selbstverständlich auch regelmäßig Bibeltexte - bspw. einen Auszug aus dem Buch Hiob beim Faust etc. Dagegen ist ja auch nichts einzuwenden, den selbstverständlich ist unsere Kultur - for better or worse - christlich geprägt. Aber dazu brauche ich keine eigene Erlaubnis der Kirche und mein Fach braucht dafür keine Sonderstellung. Das ist also auch kein Argument für den konfessionellen Religionsunterricht. Meine Güte, als ob ich fordern würde, alle christlichen Inhalte aus dem Unterricht zu entfernen. Im Gegenteil: Oben schreibe ich, dass ein Fach wie "Religionskunde" oder "Ethik" selbstverständlich einen Schwerpunkt auf das christliche Abendland legen sollte. Aber nochmal: Ich sehe nicht, wozu man dafür die Konfessionen und die Kirche braucht


    .


    Entwerft und druckt ihr eure Schulbücher selber? Und Nein, auswählen ist keine Alternative, sofern ihr hierbei nur die Verlage wechselt. Du bist auch sicher, deine SL, hinauf bis zum Schulrat, haben ihr Parteibuch abgegeben, als sie in Bildungsfragen verbeamtet wurden?

    Ich verwende gar keine Schulbücher. Und jetzt? Darf ich jetzt nicht mehr unterrichten? Oder ist da vielleicht doch ein Unterschied, ob eine nicht-staatliche Organisation klare Vorgaben macht oder ob ich mich entscheide, die Angebote einer nicht-staatlichen Organisation zu nutzen?
    Und dass es - eventuell (ich halte das nämlich eher für eine Legende) - politische Mauscheleien bei der Besetzung von Funktionsstellen gibt ist ja wohl kaum eine Rechtfertgigung dafür, solche Mauscheleien auch an anderer Stelle zu akzeptieren. Dann sollte man lieber über den (angeblichen) politischen Einfluss bei der Stellenbesetzung reden und wie man den verhindern kann.



    Das Argument sieht logisch falsch aus. Aus einer Injektion folgt nicht zwangläufig die Rückrichtung.

    Dann würde ich mich freuen, wenn du mir erklären könntest, wo du den Unterschied siehst.


    Bislang fand ich nach wie vor nur das Argument mit der Radikalisierung halbwegs einleuchtend. Alle anderen Aspekte lassen sich auch durch nicht-konfessionellen religionskundlichen Unterricht verwirklichen. Und viel zu oft gehen die Argumente in die Richtung "stört ja nicht" und "wird nicht so heiß gegessen".

    Sie nimmt keinen derartigen (wie derartig? - wie zu deiner Schulzeit??!) Einfluss in eine staatliche Einrichtung. Wie wärs mal mit überzeugenden Argumenten dagegen?

    Allein durch Missio/Vocatio wird schon ziemlich starker Einfluss genommen. Wie wärs mal mit überzeugenden Argumenten dagegen?
    Ich weiß tatsächlich nicht, in welchem Umfang kirchliche Organisationen auch auf die Lehrplangestaltung Einfluss nehmen. Da in den Gremien aber (auch) Fachlehrer sitzen, kommt hier zumindest indirekt auch wieder der Einfluss durch Missio/Vocatio zum Tragen.


    Die Erfahrungen, von denen ich berichtet habe, waren nicht nur in meiner Grundschulzeit. Auch am Gymnasium war das nicht anders. Und die Erfahrungen, von denen ich aus meinem jetzigen Berufsleben berichte, beziehen sich auf mind. zwei bayerischen Gymnasien. Das ist sicherlich nicht repräsentativ, aber das sind eben meine Erfahrungen.
    Verdammt, wir haben hier sogar noch Kreuze in den Klassenzimmern. Stören die jemanden? Wahrscheinlich nicht. Aber ein Bild meiner Freundin würde wahrscheinlich auch keinen stören (- ich finde sie sehr gutaussehend -) und ich hänge es trotzdem nicht auf.



    Ich finde auch, dass Bibelkunde durchaus zum Allgemeinwissen gehört. Man versteht doch die Hälfte aller Hollywood-Filme nicht, wenn man die Anspielungen an die Heilsgeschichte nicht verorten kann

    100% Zustimmung! Gerade als studierter Germanist kann ich das gar nicht anders sehen. Dazu braucht man aber meiner Meinung nach keinen konfessionellen Religionsunterricht. Ein nicht-konfessioneller religionswissenschaftlicher Unterricht, der gerne auch einen Schwerpunkt auf dem christlichen Abendland haben kann, könnte das auch leisten.




    1949 fanden das die Menschen eben wichtig.

    Das ist ja nun auch schon fast 70 Jahre her.


    Mir ist wichtig, dass meine Kids sich nicht mehr wegdrehen, wenn sich auf dem Schulhof jemand ein Knie aufgeschlagen hat (oder noch besser: anfangen hämisch zu lachen). Ob man das "gegenseitig helfen" oder "tätige Nächstenliebe" nennt, ist mir da sehr egal.

    Wenn wir das nicht auch ohne konfessionellen Religionsunterricht hinbekommen, dann läuft in unserem Schulwesen deutlich mehr schief, als ich bisher angenommen habe.



    Aber du hattest um eine sachliche Auseinandersetzung gebeten. Und ich merke selbt, wie meine Argumente trotz ernsthafter Grundhaltung leicht polemisch formuliert sind. Darum nochmal sachlich:


    * Ich lehne es ab, dass nicht-staatliche Organisationen Einfluss auf Inhalte und Personalien von staatlichen, allgemeinbildenden Schulen haben. Ganz egal, wie groß dieser Einfluss ist.
    * Ich sehe keinen Mehrwert im konfessionellen Religionsunterricht. Alle Inhalte können (fachlich oder wertbezogen) auch durch nicht-konfessionellen religionswissenschaftlichen Unterricht (aka Ethik) vermittelt werden.
    * Das Argument, dass ja keiner den konfessionellen Religionsunterricht besuchen muss und stattdessen in Ethik gehen kann, gilt nicht. Ebenso könnte man für alle anderen Fächer Alternativen einrichten, die durch nicht-staatliche Organisationen mitgeprägt werden.


    Welche Argumente sprechen denn nun wirklich für einen konfessionellen Religionsunterricht? Ich akzeptiere und verstehe, dass es besser ist, die religiöse Erziehung nicht irgendwelchen Fanatikern in undurchsichtigen außerschulischen Organisationen zu überlassen. Aber war es das schon? Gibt es sonst nichts?

    Wenn ich auch das Auftreten des TE hier ziemlich disqualifizierend finde, habe ich mir doch auch schon mehrfach ähnliche Fragen gestellt.
    Ich habe den Religionsunterricht als Schüler auch als sehr missionierend erlebt - mit Gebet zu Beginn der Stunde, subtile Abfragen, um herauszufinden, ob man als Schüler auch am Sonntag den Gottesdienst besucht hat, Schulgottesdiensten etc.
    Zum Teil erlebe ich das an meiner jetzigen Schule ähnlich. Ich finde, dass das absolut inakzeptabel ist. Das Argument, man müsse ja nicht daran teilnehmen, ist in keinster Weise überzeugend. Man könnte auch Apple oder Microsoft das Recht einräumen, alternativ zu Informatikunterricht mit eigenen Lehrplänen und mit eigener Lehrerlaubnis Unterricht in öffentlichen, allgemeinbildenden Schulen anzubieten und argumentieren, dass die Schüler ja nicht gezwungen werden, in diese Stunden zu gehen. Sie können ja auch in den normalen Informatikunterricht. Das ist doch albern.


    Ich frage mich also wirklich, mit welchem Recht die Kirche auch heute noch derartig Einfluss in eine staatliche Einrichtung nehmen darf. Moralische, ethische und religionswissenschaftliche Erziehung kann auch das Fach Ethik liefern, ohne dass nicht-staatliche Gruppen darauf Einfluss nehmen können (zumindest nicht mehr als Lobbyistengruppen auf andere Fächer - anderes Thema).
    Das einzige Argument, das mich bislang zum Teil überzeugt hat, ist, dass man den Religionsunterricht lieber doch unter staatlichem Dach lässt, um Radikalisierung vermeiden zu können. Das sehe ich ein. Aber gibt es denn noch andere überzeugende Argumente?

    Ich kenne mich in Hessen und RLP nicht aus.
    Trotzdem meine rechtliche Einschätzung:
    Das Ländertauschverfahren wird in Form einer "Versetzung" umgesetzt. Das heißt, du müsstest die gleichen Möglichkeiten haben, wie bei jeder anderen Versetzung auch. In den meisten (allen) Fällen sind Personalvertretungen hier in der Mitbestimmung. Hier könntest du ansetzen. Du müsstest also herausfinden, welche Personalvertretung hier zuständig ist (öPR, GPR etc.) und hier darum bitten, die Zustimmung zu verweigern.
    Gleichzeitig kannst du dich natürlich an die betroffenen Behörden wenden und schriftlich Widerspruch einreichen.
    Wie effektiv das alles ist, kann ich nicht beurteilen. Immerhin hast du die Versetzung ja auch selbst beantragt - wenn auch mit anderen Hoffnungen.

    (Wobei ich noch bei keinem von ihnen in die Situation gekommen bin, die Note herabsetzen zu müssen, weil die auch MIT Spcikzettel bisher immer im Keller war.)

    Das ist auch meine Erfahrung. Ich wüsste auch nicht, was ein Spickzettel in meinen Fächern (Sprachen) und bei den gängigen Aufgabenformaten bringen könnte. Deshalb hänge ich das auch nicht so hoch.
    Interessant fand ich im anderen Thread zum ähnlichen Thema neulich allerdings die Ideen, wie man mit Handy, versteckter Kamera und Kopfhörern betrügen kann. Aber reine Spickzettel. Bei mir dürfen sie auch die eigenen Lektüren (mit Eintragungen) verwenden, wobei die Eintragungen deutlich Randnotizen sein müssen. Ganze Tafelbilder bzw. ganze Texte sind verboten. Aber auch das kontrolliere ich nur stichprobenartig... weil auch das den Schülern im Zweifelsfall nicht hilft, ihre eigene Argumentation zu entwickeln.


    Ein echtes Problem sind bei uns aber auch die Nachschreiber, v.a. in der Oberstufe. Mein SL stellt sich auf den Standpunkt, dass eine pauschale Attestpflicht bei Klassenarbeiten nicht zulässig ist.

    Zitat von Lukas

    Frage 5: Hat man als Lehrer unter seinen Kollegen einen schlechteren Ruf, wenn man sowas macht wie Ethik bzw. ist die Ansehens-Reihenfolge so, dass Lehrer mit zwei Hauptfächern am meisten angesehen sind, mit einem Hauptfach am zweitmeisten und mit zwei Nebenfächern am wenigsten (pauschal gesagt, wenn man die individuellen Persönlichkeiten nicht berücksichtigt)?

    Im Lehrerkollegium hängt der Ruf eher vom Engagement ab. Der Ethik/Geschi-Kollege, der sich in Arbeitsgruppen einbringt und mit seinen Schülern Projekte auf de Beine stellt, wird einen besseren Ruf haben als der Mathe/Physik-Kollege, der als Single ohne Verpflichtungen mit Unterrichtsende im Cabrio sitzt und in die Sonne fährt. Die Fächer selbst haben hier kaum Auswirkungen - in den Kollegien, die ich bisher kennengelernt habe, waren sie eher Mittel für freundschaftlichen, spöttischen Schlagabtausch, indem man sich gegenseitig mit den Vorurteilen über die Fächer ärgert.
    Bei den Schülern kann es aber schon sein, dass man als Nebenfachlehrer einen schwereren Stand hat, da die Hauptfächer fürs Weiterkommen relevanter sind. Ein halbwegs brauchbarer Lehrer kann das aber recht einfach durch Lehrerpersönlichkeit etc. ausgleichen.



    Zitat von Lukas

    Frage zu Französischlehrern


    Hier habe ich keine besonderen Beobachtungen. Sie Frage 5.



    Zitat von Lukas

    Verliert man die Lust am Korrigieren?


    Nachdem ich niemals gesagthätte, dass man sehr gerne Aufsätze korrigiert, bin ich hier derFalsche, aber: Alles verliert zu einem gewissen Grad seinen Reiz, wennman es immer und immer wieder macht. Als ich das erste Mal "AmercianDream" oder "Faust" gemacht habe, fand ich das super und spannend undhabe mich total reingehängt. Jetzt ist es halt schon sehr stark Routine, die ich aufbreche, indem ich meine Sequenzen umgestalte, andereSchwerpunkte setze, andere Methoden und Medien wähle etc. Diese Freiheit hast du beim Korrigieren nicht. Korrigieren ist halt Korrigieren. Waswill man da schon großartig abwechseln.

    Frage 1: Wenn man Englischlehrer ist, und hat als Zweitfach ein zweites Korrekturfach, also Deutsch oder Französisch, ist man dann während seines Berufslebens immer neidisch auf Lehrer die keine Korrekturfächer oder nur eins haben, auch wenn man die beiden Fächer genommen hat, die man am meisten mag, oder ist das nur Gerede und im Endeffekt ist der Unterschied nicht sooo groß?

    Es geht ja nicht um Neid. Okay, manchmal schon - wenn man in Stressphasen stark am rotieren ist, dann schielt man vielleicht schon mal auf Kollegen mit Nebenfächern und ertappt sich bei einem Moment des Neids. Aber eigentlich geht es eher um die eigene Belastung. Was mir von Anfang an an deinen Posts aufgefallen ist, war dass du immer wiederholst, wie gerne du Aufsätze korrigieren möchtest. Lass dir gesagt sein: Die überwiegende Mehrheit der Korrekturfachlehrer, vor allem der Deutschlehrer, würde das Korrigieren als den schlimmsten Teil des Berufes ansehen. Nicht wenige, die prinzipiell an ihrem Beruf und an ihren Fächern Freude haben, würden das Korrigieren als den einzigen Nachteil des Jobs bezeichnen. Ich habe in 15 Jahren Berufspraxis noch nicht einen Kollegen gehabt, der gerne korrigiert. Nun kann es schon sein, dass du die große Ausnahme bist - das meine ich ganz ironisch. Aber das kannst du jetzt noch nicht wissen, weil du einfach noch nicht die Erfahrung gemacht hast, wie es ist, 25-30 schlecht formulierte, schlecht strukturierte Texte über banale Erkenntnisse lesen, dekodieren, verbessern und differenziert bewerten zu müssen. Das meine ich nicht mal abwertend gegenüber den Schülern - ihnen fehlt eben die Erfahrung beim Verfassen tiefgründiger, rhetorisch ausgefeilter Texte. Dieses Verständnis für die SuS macht es aber für mich bei der Korrektur nicht angenehmer. Und als Korrekturfachlehrer hast du nicht alle paar Wochen mal so einen Klassensatz, sondern du hast zwischen Ende September und Mitte Juni IMMER mindestens zwei bis drei solcher Stapel auf dem Schreibtisch liegen, so dass du gleichzeitig immer den Zeitdruck hast. (Es gibt eine kurze Pause von ca. 2-3 Wochen um das Halbjahreszeugnis herum). Da dürfte auch vielen Idealisten die Lust am Korrigieren von Aufsätzen vergehen. Ob das bei der Fall sein wird, weiß keiner. Die Wahrscheinlichkeit ist meiner Erfahrung nach aber recht hoch.
    Dazu kommt, dass - bei mir zumindest - die Belastung durch Korrekturen so viel Energie frisst, dass alle anderen "Baustellen" (Unterrichtsvorbereitung; Elternarbeit; päd. Arbeit; außerunterrichtliches Engagement; Extraaufgaben an der Schule) eklatant darunter leiden, was zu weiterer Unzufriedenheit führt, den in der Regel sind wir ja alle mit einem gewissen Idealismus angetreten und wollen unseren Job gut machen. Das birgt hohes Frustrationspotential.
    Jetzt die gute Nachricht: Man kann lernen, damit umzugehen. Man findet besseres Zeitmanagement, man entwickelt Korrekturstrategien, man baut sich einen Fundus an Unterrichtsmaterialien auf etc. etc. Allerdings bleibt die "große Einsamkeit", wenn man bei der stupiden Korrekturarbeit am Schreibtisch sitzt und das Gefühl, dass man seine Zeit so viel besser damit verbringen könnte, sich anderen Aufgaben zu widmen.
    Wie gesagt, wie sehr dich das alles betreffen wird, weiß keiner. Allerdings muss dir bewusst sein, dass du wirklich, wirklich die große Ausnahme wärst, wenn du dir mittelfristig weiterhin die Lust am Korrigieren erhalten könntest.

    Frage 2: Merkt man als Hauptfach-Lehrer oft, wie sich Nebenfach-Lehrer darüber freuen, dass sie viel weniger zu tun haben als man selber?

    Wenn man ein halbwegs normales Kollegium hat, dann wird sich der Nebenfachlehrer nicht gerade spottend ins Lehrerzimmer stellen und darüber schwadronieren, dass er ja nichts arbeitet. Aber ernsthaft: Es ist ja nicht so, dass nur die Korrekturfachlehrer etwas arbeiten. Andere Fächer haben ihre eigenen Belastungen. Mit 30 präpubertären Kindern in einer hallenden Sporthalle halbwegs geordneten Sportunterricht abzuhalten, ist sicherlich auch nicht gerade ein Ponyhof. Als Musiklehrer zum Ende des Schuljahres hin mit ausgelaugten Schülern neben dem Unterricht Auftritte auf Sommerfest, bei Theateraufführugnen etc. einzüben, während sich dann die Korrekturfachlehrer endlich den eingewachsenen Rotschrift amputieren haben lassen und an die konkrete Urlaubsplanung gehen, dürfte auch ziemlich kräftezehrend sein. Und Wenn man Geschi/Geo unterrichtet, dann hat man zwar in der Sek I keine Klausuren, dafür aber bis zu 12 Lerngruppen (im Gegensatz zu den 4-6 Lerngruppen, die die Hauptfachlehrer in der Regel haben). Das bedeutet Mehraufwand bei der Verwaltung, mehr Notenkonferenzen etc. Natürlich hat man immer das Gefühl, dass man selbst besonders benachteiligt ist - bei mir liegt es daran, dass ich alles, alles lieber machen würde als zu korrigieren - aber auch wenn manche Kombinationen (möglicherweise) schon besonders belastet sind, ist es ja nicht so, dass manche Kollegen 10% und andere 140% geben. Okay, das ist schon so, aber das hängt eher an den Persönlichkeiten als an den Fächern.

    Frage 3: Ist man als Lehrer an nicht-Gymnasien oft neidisch auf Gymnasiallehrer weil die eigentlich einen einfacheren Job haben?

    Ich bin Gymnasiallehrer, deshalb antworte ich mal allgemeiner: Es gibt immer wieder Diskussionen, an welcher Schulart man nun mehr und an welcher man wengier arbeiten muss bzw. wo der Job einfacher ist. Du wirst viele Gymnasiallehrer finden, auch hier im Forum, die es genau andersherum sehen: [/Übertreibung on/]Der Gymnasiallehrer ist viel mehr belastet, da er auf fachlich viel anspruchsvollerem Niveau unterrichten muss, stundenlange anspruchsvolle Korrekturen stemmt, die Ausbildung der zukünftigen Akademiker verantwortet und das längere, fachlich anspruchsvollere Studium absolviert hat. Die Grundschulkollegen studieren nur kurz, indem sie ein paar billige Seminare belegen, müssen niemals irgendwas korrigieren und ihre Unterrichtsvorbereitung besteht aus basteln und laminieren. Außerdem können sie spätestens um 13 Uhr nach Hause gehen. [/Übertreibung off/]
    Das ist natürlich totaler Schwachsinn und wer solche Argumente bringt, zeigt, dass er keinen Zentimeter über den eigenen Tellerrand hinausschauen kann. Auf jeder Schulart sind die Kollegen stark belastet, überall allerdings in verschiedenen Bereichen: pauschal gesagt entweder eher fachlich oder eher pädagogisch (- das ist stark generalisiert und müsste für die einzelnen Schularten ausdifferenziert werden). Diese Belastungen zu quantifizieren ist schwer bis unmöglich. In meiner Wahrnehmung ist das aber so in etwa ausgeglichen, bzw. hängen die konkreten Belastungen eher von den Rahmenbedingungen (Lage der Schule; Schülerklientel; Elternschaft; Kollegium; Schulleitung) ab als von der Schulart. Der eigentliche Skandal ist und bleibt die ungleiche Bezahlung zwischen den Schularten (A13/A14 für Gym; A12 für GS). Hier kann ich mir einen gewissen Neid der GS-Kollegen vorstellen und hier ist er auch gerechtfertigt.

    Was mMn nicht geht, ist, dass Vollzeitler einen freien Tag haben und einige Teilzeitler an allen fünf Tagen kommen müssen.

    Im Prinzip stimme ich dir da zu. Wenn ich eine Schulleitung bzw. einen Stundenplanmacher habe, bei denen man voll darauf vertrauen kann, dass sie versuchen, alle Kollegen fair zu behandeln, dann kann ich mir aber auch zumindest theoretisch eine andere Konstellation vorstellen: Nämlich, dass möglicherweise der Unterricht eines TZ-Kollegen so ungünstig auf irgendwelchen Bändern liegt, dass er einfach keinen freien Tag bekommen kann. Wenn dann ein VZ-Kollege - völlig unabhängig davon und ohne Einfluss auf den Stundenplan des TZ-Kollegen - einen freien Tag bekommt, dann ist das erstmal kein prinzipielles Problem. Eher ein Problem der Wahrnehmung und Kommunikation im Kollegium.

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