Beiträge von WillG

    Ich kann mich selbst als klugscheissende Deutsche genauso auf die Schippe nehmen wie der exaltierte italienische Kollege sich selbst über seinen Caffettiera-Fetisch amüsieren kann.

    Vielleicht ist der Unterschied ja auch das "sich selbst"

    Hier ist klar, dass "schwul" als Schimpfwort gebraucht wird und dass damit eine grundsätzlich abzulehnende Lebensart gemeint ist.

    Na ja, der Kontext der Verwendung des "türkischen Basars" war sehr deutlich negativ konnotiert. Der Subtext war ganz klar, was sich die Schüler herausnehmen, wenn sie es wagen, über Noten verhandeln zu wollen. So sehr unterschiedlich finde ich die beiden Punkte gar nicht, sie unterscheiden sich eher in ihrer Dimension als im generellen Vorgehen: Eine bestimmte Gruppe, die per se nicht negativ ist, wird verwendet, um einen negativen Kontext zu erzeugen.
    Ich stimme dir aber natürlich so weit zu, dass ich jeden, der den Begriff "schwul" in dieser Art und Weise verwendet, ansprechen würde, während ich das mit dem "türkischen Basar" eher in Hinblick auf etablierten Sprachgebrauch linguistisch interessant finde.

    Nachdem du mich zitierst: In meinen Posts kam der Begriff "Rassismus" nur an einer Stelle vor, die sich nicht direkt auf den "türkischen Basar" bezogen hat, sondern auf eine Analogie, die gerade aussagt, dass es ja nicht unbedingt Rassismus sein muss, aber dass man eben manche gewohnten Verhaltensweisen und Ausdrucksweisen durchaus überdenken kann:

    Als Kind war ich oft Sternsinger und habe mir auch immer mal wieder das Gesicht schwarz angemalt. Das macht mich nicht zum Rassisten, schon gar nicht rückblickend, wenn ich heute aber in die Verlegenheit käme, Sternsinger zu betreuen, würde ich darauf sicherlich verzichten.


    Das findet auch teilweise auf dem deutschen Flohmarkt statt. Darum geht es aber nicht.

    Diesen Punkt habe ich übrigens auch schon angesprochen. Es ist immerhin interessant, dass es deutsche Beispiele gibt, die aber eben nicht herangezogen werden: Flohmärkte, Bauernmärkte etc.

    Sprachhistorisch kann man vor diesem Hintergrund schon die Frage stellen, warum für das tertium comparationis in dieser Metapher gerade ein türkischer Basar herangezogen wird. Das geht auch ganz ohne Aufregung und Empörung.

    Und es ist typisch für unseren Berufsstand sich über sowas künstlich aufzuregen.

    Wer regt sich denn auf? O. Meier hat auf eine bestimmte Lesart der Formulierung hingewiesen, ich bin an einem Austausch an Sprache interessiert. Zum Teil wird das ins Lächerliche gezogen, hier wird mit Winnetou "gedroht" etc.

    Ja, aber da spielen die TürkInnen tatsächlich keine Rolle.

    Vielleicht, vielleicht auch nicht. Als Jugendliche vor ein paar Jahren alles, was irgendwie schlecht oder negativ war, als "schwul" bezeichnet haben, haben Schwule auch keine Rolle gespielt, und trotzdem war das nicht okay. Oder ist das CIS Savior Syndrome?

    Wie gesagt, ich finde ja eigentlich gar nicht, dass man das so unbedingt breit treten muss, schon gar nicht muss man sich empören.

    Ich finde aber durchaus, dass es nicht schaden kann, den eigenen Sprachgebrauch zu reflektieren. Und das kolpotieren von Stereotypen, zumal in negativen Kontexten, erscheint mir eben durchaus geeignet dazu. Aber ist vielleicht nicht jedermanns Sache. Meinetwegen.

    Es ist aber durchaus typisch für eine bestimmte Geisteshaltung, das dann ins Lächerliche zu ziehen.

    Die wurde aber nicht durch den Nutzer der Formulierung "türkischer Basar" impliziert, sondern durch diejenigen, die hier Rassismus vorwerfen.

    Die negative Konnotation ergibt sich aus dem Kontext, in dem das sprachliche Bild gebraucht wird. Das Verhandeln um Noten wird als nervig und unangemessen angesehen, was die negative Konnotation ergibt.

    Ehrliche Frage, chemikus08:

    Wenn ich mich richtig erinnere, bist du ja in der Schwerbehindertenvertretung aktiv, richtig?

    Wir haben bei uns im Schulhaus einen Aufzug, den Schüler nur dann benutzen dürfen, wenn sie bspw. eine Knieverletzung oder so haben.

    Wenn du jetzt beobachten würdest, wie ein Lehrer einen Schüler mit der Frage: "Bist du etwa behindert, oder was?" auffordern würde, den Aufzug zu verlassen, würdest du das unangemessen finden?

    Mach das. Niemand will dir deinen Karl May verbieten.

    Also, mal ehrlich, ich verstehe nicht, dass so viele mit so viel Empörung reagieren, wenn sie mal alte Gewohnheiten hinterfragen sollen.

    Niemand verbietet dir deinen Winnetou. Idealerweise ist dir aber schon bewusst, dass die Darstellung von damals heute nicht mehr zeitgemäß wäre und nicht der Realität entspricht.

    Niemand verbietet dir, in Bezug auf Notenbesprechungen von einem türkischen Basar zu sprechen. Idealerweise bist du aber in der Lage, dich zu fragen, warum es einer solchen kulturellen Zuordnung bedarf und warum man nicht einfach von einem Bauernmarkt, Flohmarkt oder von Ebay Kleinanzeigen spricht. Die Konnotation wäre eine andere.


    Als Kind war ich oft Sternsinger und habe mir auch immer mal wieder das Gesicht schwarz angemalt. Das macht mich nicht zum Rassisten, schon gar nicht rückblickend, wenn ich heute aber in die Verlegenheit käme, Sternsinger zu betreuen, würde ich darauf sicherlich verzichten.


    Ich breche mir keinen Zacken aus der Krone, alte Gewohnheiten zu hinterfragen, Befindlichkeiten zu erkennen und auch zu respektieren. Da muss man sich doch nicht immer so aufregen.

    chemikus08

    Das Problem ist ja nicht, ob das Handeln an sich verwerflich ist, auch nicht, ob Türken darauf stolz sind oder nicht, sondern dass der Kontext, in dem der Basar mit solchen Aussagen gebracht wird, eindeutig negativ gemeint ist.

    Ich hingegen korrigiere in fast allen Ferien durch.

    Ehrliche Frage: Woran liegt das denn? Ich lese das immer wieder.

    Mit meinen Fächern Deutsch und Englisch bei voller Stelle und meinem Einsatz beinahe ausschließlich in der Oberstufe korrigiere ich auch in den meisten Ferien, aber ich korrigiere niemals die ganzen Ferien durch. Schon gar nicht so, dass ich auf eine 40 Stunden Woche käme.

    Ob diese Diskussion ob einer Redewendung unbedingt sein muss, weiß ich nicht.


    Tendenziell sehe ich es aber schon eher so wie O. Meier.

    Die Frage ist ja nicht, ob in der Türkei auf Basaren oder auf Märkten in Thailand gefeilscht wird oder nicht, sondern die eindeutig negative Konnotation, die durch den Kontext der Verwendung impliziert wird - und hier dann mit einer bestimmten Kultur assoziiert wird.

    Ähnlich wäre es, wenn ich über eine Frau sagen würde, in ihrer Wohnung gehen die Männer aus und ein wie im Bordell. Da kann ich auch sagen, das sei ja nicht sexistisch, weil im Bordell doch die Männer wirklich aus und ein gehen. Trotzdem ist es natürlich eine sexistische Aussage, weil ein Urteil über das Verhalten mitschwingt. In diesem Fall ist es halt noch offensichtlicher.
    Um es auf den Punkt zu bringen: Wenn bei meinem zugespitzten Beispiel der Subtext ist, die junge Frau habe so viele Sexualpartner wie eine Sexarbeiterin, dann wäre analog der Subtext beim "Notenbasar", dass die Schüler*innen so (nervig, denn so ist es ja gemeint) verhandeln wie die Türken. Das hat in dieser Lesart schon etwas mit Aburteilen einer Kultur zu tun.


    Wie gesagt, ob man darüber jetzt so viel diskutieren muss, weiß ich auch nicht, aber in der Sache sehe ich das schon eher so wie O. Meier.

    Bayer hat es ja schon übersichtlich dargestellt.

    Zur Ergänzung: Die Note spielt für die Ortszuweisung zumindest offiziell selbst keine Rolle, allerdings muss man natürlich erstmal eine Planstelle erhalten, dafür ist die Note wiederum natürlich relevant.

    Im Bereich Gym war es zu meiner Zeit weniger München, wo alle hingeschickt wurden, sondern eher Franken, aber ob das immer noch so ist, kann ich nicht sagen.


    Zu Versetzungen: Ich habe von Leuten gehört, die über 15 Jahre lang versucht haben, in beliebte Gegenden zu kommen (v.a. Unistädte). Das kann man nur schwer steuern, höchstens durch die Gründe, die Bayer genannt hat.

    Allerdings gibt es einen Trick. Die Ortzuweisungen laufen in einer bestimmten Reihenfolge: 1. Wiederkehrer (aus Elternzeit/Abordnungen/Auslandsschuldienst etc.); 2. Versetzungen; 3. Neueinstellungen; 4. Einsatzreferendare

    Wenn man sich also in eine Situation begibt, in der man "Wiederkehrer" ist, hat man bessere Chancen - allerdings gibt es auch dann keine Garantie.

    Genau wie 80% der Konferenzen auch nur E-Mails wären, wenn die einladenden mal länger darüber nachdenken würden.

    Wir (als PR) sprechen so etwas dann in der Konferenz direkt an, wenn wir es nicht ohnehin in einer gemeinsamen PR Sitzung mit der SL schon thematisiert haben.

    Konferenzen sind Entscheidungsgremien. Wenn eine Konferenz auch durch eine Email ersetzt werden kann, also reiner information dump ist, dann ist das eine massive Fehlplanung. Das immer wieder zu thematisieren hat durchaus zu Veränderungen geführt, bei der SL, die Konferenzen anders plant, aber auch bei Kollegen, die Konferenzen jetzt anders wahrnehmen.

    Das habe ich nicht gesagt. Aber wenn ich mich frage, ob ich mich gut oder schlecht bezahlt fühle, dann vergleiche ich mich halt mit anderen Leuten, die eine ähnliche Qualifikation haben, nicht mit dem Chefarzt, dem Topmanager oder dem Selbständigen Ingenieur.

    Alles andere erscheint mir wenig sinnvoll, ganz egal wie mein Bekanntenkreis ist.

    Im Übrigen kenne ich auch Versicherungsvertreter, einen Busfahrer und eine Krankenschwester. Soll ich mich mit denen auch vergleichen?

    ein Verdienst in den oberen 10-20% der abhängig Beschäftigten (je nach Schulform) bei gleichzeitig leichter JobzugänglichkeitJe nach Umfeld ist das einfach nicht war. Da verdient man teilweise sogar recht wenig

    Als Deutsch/Englisch-Lehrer traue ich mich jetzt einfach mal zu sagen, dass es für uns Neuphilologen - und das bist du ja auch - schon so ziemlich zutrifft.

    Weder bis vor kurzem bei mir in VZ und nun in TZ wurde jemals nach meinen Wünschen zum Stundenplan gefragt

    Habe ich mal für dich ergooglet:

    Zitat

    Hessische Lehrerdienstordnung §8(1)

    Lehrkräfte haben keinen Anspruch darauf, dass ihnen der Unterricht, freiwillige Unterrichtsveranstaltungen und betreuende Maßnahmen zu bestimmten Zeiten, in bestimmten Klassen, Schuljahrgängen, Kursen, Lerngruppen, Schulstufen oder Schulformen oder die Fortführung einer bestimmten Klasse übertragen werden; ihnen ist Gelegenheit zu geben, Einsatzwünsche zu äußern [...]


    Deine Schulleitung muss dich also nach deinen Wünschen zu fragen, sie muss diese aber nicht erfüllen.

    Es gibt ja neben der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch noch die Fürsorgepflicht (§45 BeamtStG). Das sollte der PR - oder falls dieser das nicht macht eben die einzelne Lehrkraft - in solchen Fällen mal dringend ins Feld führen.

    Ja, Kinderbetreuung schafft Sachzwänge, die zu sehr speziellen Bedürfnissen führen kann. Aber das heißt ja nicht, dass alle anderen nur Verfügungsmasse ohne Fürsorgebedarf sind.

    Bei uns läuft das so wie bei ChatNoir88 und CDL

    Tatsächlich erlebe ich unsere Schulleitung und unser Stundenplanteam so, dass sie sich sehr viel Mühe dabei geben, Bedürfnissen und Wünschen gerecht zu werden. Trotzdem kommt es zum Teil zu Irritationen und zu Problemen. Die drei größten Probleme sind (ohne mit Hierarchisierung):

    1. Den fertigen Stundenplan gibt es erst zu Beginn des Schuljahres in der Anfangskonferenz. Für Eltern heißt das, dass sie sich nicht langfristig um Kinderbetreuung kümmern können, wenn Wünsche nicht erfüllt werden können. Die Stundenplaner klären solche Fälle aber meist vorab telefonisch, also noch in den Ferien, um wenigstens ein wenig Vorlauf geben zu können.
    2. Es kommt immer wieder vor, dass TZ-Kräfte deutlich überzogene Vorstellungen davon haben, wann sie zur Verfügung stehen müssen. Es gibt nicht wengie Fehler, wo eine TZ-Lehrkraft den Einsatz in den ersten beiden Stunden (- wir haben quasi nur Doppelstunden -) und gleichzeitig den Einsatz im Nachmittagsbereich ablehnt. Wenn dies von mehreren TZ-Kräften gewünscht wird, sind diese alle gar nicht von der 3. bis zur 6. Stunde unterzubringen. Von Benachteiligung der anderen KuK, die dann früh erscheinen und lange bleiben müssen und dazu noch große Lücken im Stundenplan haben (siehe unten) ganz zu schweigen. Im Einzelfall kommt es auch vor, dass TZ-Kräfte so schmale Zeitfenster angeben, zu denen sie zur Verfügung stehen, dass ihre Stundenzahl selbst bei perfekter Umsetzung ihrer Wünsche gar nicht untergebracht werden könnten.
    3. Die absolute notwendige und verfassungsrechtlich festgeschriebene Vereinbarkeit von Familie und Beruf führt zwangsläufig dazu, dass Vollzeitkräfte oftmals extrem ungünstige Stundenpläne haben. Wir sprechen hier von 12 Hohlstunden bei 24 Unterrichtsstunden und großen Lücken (siehe oben). Natürlich ist es richtig und korrekt, dass TZ-Kräfte hier in gewissem Umfang bevorzugt werden, sie zahlen ja buchstäblich dafür, aber dies negiert nicht die Fürsorgepflicht des Schulleiters für alle Lehrkräfte. Das ist bei uns immer wieder Thema.

    Von Seiten des PR haben wir die Erarbeitung eines TZ-Konzepts angeregt, das zumindest Rahmenbedingungen festhält (bspw. wie viele freie Tage bei welcher Reduktion; welche Wunschkombinationen können garantiert werden: nur vormittags bei frühem Anfang; nur später Anfang bei Bereitschaft zum Nachmittagsunterricht etc. etc. Aber auch Anwesenheit bei Konferenzen, am Elternsprechtag, TdoT etc.). Obwohl die Probleme oben (vor allem 1. und 2.) bei TZ-Kräften häufig zu Unzufriedenheiten führen, wurde ein solches Konzept abgelehnt. Ich habe verschiedene Erklärungen: keine TZ-Kraft hat Ressourcen, ein solches Konzept mit zu erarbeiten, und alleine "von außen" durch den PR alleine macht es keinen Sinn; trotz der Probleme und Irritiationen haben TZ-Kräfte das Gefühl, dass ihren Bedürfnisse ganz gut begegnet wird; einzelne TZ-Kräfte haben vielleicht das Gefühl, dass sie ohne verschriftlichte Regelungen "mehr herausholen" können.

    Ich halte diese Gründe für legitim, ziehe aber daraus den Schluss, dass wir als PR nur in sehr extremen Fällen tätig werden können, da uns ein wenig die Handlungsgrundlage fehlt.

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