Klingt für mich, als hättest du den Askept der Rollenfindung unterschätzt. Und vielleicht auch nicht (mehr?) so im Blick, wie gerade jüngere KollegInnen die bestehenden formalen Hierarchien vielleicht stärker wahrnehmen, als dies bei erfahreneren KollegInnen der Fall ist.
Wenn ich als 08/15 Lehrer, der vielleicht irgendeine Extraaufgabe hat, KollegInnen anspreche, ob sie in diesem Kontext dies oder jenes machen könnten oder ob man das nicht auf diese oder jene Weise machen kann, dann kommt das halt von einem Kollegen, der auch ganz formal auf Augenhöhe ist.
Wenn ein Mitglied der Schulleitung die gleiche Bitte oder den gleichen Vorschlag äußert, dann schwingt da eben immer die Schulleitung mit, die irgendwie auch mit einer mehr oder weniger diffusen Weisungsbefugnis einhergeht. Mehr oder weniger diffus, weil häufig ESL-Mitglieder darüber nicht so nachdenken, weil sie ganz selbstverständlich annehmen, dass nur der SL selbst weisungsbefugt ist, dass dies aber kein Thema ist. Aus Kollegiumssicht ist das aber häufig nicht so ganz klar oder es wird eben auch oft so wahrgenommen, dass zwar der ESL-Kollege Bolzbold selbt nicht wirklich weisungsbefugt ist, im Zweifelsfall aber der SL dahinter steht. Je weniger transparent solche Zusammenhänge auch ins Kollegium kommuniziert werden, desto diffuser wird es dann.
Das führt dann eben dazu, dass Bitten und Vorschläge von Kollegen als solche wahrgenommen werden, wenn sie von Kollegen kommen, aber eben Weisungscharakter zu haben scheinen, wenn sie von ESL-Mitgliedern kommen können.
Wenn jetzt eine gestandene Lehrkraft auch kein Problem hat, sich gegen solche Dienstanweisungen der SL zu wehren, dann wird sie das natürlich auch bei ESL machen. Wenn sich aber KuK aufgrund ihrer Position (Probezeit; unbefristet etc.) angreifbar fühlen, oder wenn sie aus früheren Dienstverhältnissen schlechte Erfahrungen mitbringen, dann haben sie vielleicht eher Hemmungen, sich direkt mit dem ESL-Mitglied auseinanderzusetzen. Ist ja auch irgendwie verständlich.
Ein weiterer Aspekt, warum dir das Aufeinandertreffen mit dem Lehrerrat neu ist, liegt natürlich daran, dass die Personalvertretung immer "nach oben" vertritt, nicht bei Konflikten von KuK untereinander. Bei Unstimmigkeiten mit KuK, die du vielleicht vorher erlebt hast, war der Lehrerrat einfach nicht zuständig. Jetzt ist er es eben.
Langer Rede kurzer Sinn: Natürlich ändert sich die Dynamik im Verhältnis zu den Kollegen, wenn in der ESL ist, auch wenn man "nur" Koordinator ist. Das liegt an den beschrieben Sachverhalten, aber auch am Herrschaftswissen, das aus den SL-Sitzungen entsteht und aus Sachzwängen, die anders wahrgenommen werden (müssen) und dazu führen, dass man andere Meinungen herausbildet als früher.
Das sollte man schon auf dem Schirm haben, wenn man diese Schwelle von A14 zu A15 überschreitet.