Beiträge von WillG

    Also, zu meiner Studienzeit in Bayern, oder vielleicht auch nur an meiner Uni, so vor knapp 30 Jahren, hieß das Fachstudium für Gymnasiallehramt "vertieft" und das Fachstudium für GS, HS und RS "nicht vertieft". Das hat bedeutet, dass die Studierenden in den "nicht vertieften" Studienfächern zwar prinzipiell die gleichen Fachseminare besucht haben wie ich, aber insgesamt im Fach weniger Scheine machen mussten. Da, wo ich zwei Hauptseminare gebraucht habe, haben diese Studierenden nur eins oder gar keins belegt etc. Dafür mussten die "nicht vertieft" Studierenden mehr Scheine in Didaktik machen.

    Auch im Staatsexamen war der Schwerpunkt doch erkennbar ein anderer, man konnte ganze Bereiche im "nicht vertieften" Studium aussparen (- für die meisten war das Mediävistik), in denen wir im vertieften Studium Examensprüfungen ablegen mussten.


    Unterm Strich haben die Studierenden im "nicht vertieften" Studiengang sicherlich nicht weniger geleistet, aber doch mit einer erkennbar anderen Schwerpunktsetzung. Ob die Schwerpunktsetzung im Einzelnen so sinnvoll war, kann man vielleicht anzweifeln, aber dass es solche Unterschiede zwischen den Schularten gab, macht schon irgendwie Sinn. Es ist also nicht "nur ein fehlendes Fach", das GS-Lehrer von Gym-Lehrern unterschieden hat, sondern auch eine andere fachliche Ausrichtung des Studiums insgesamt.


    Die Terminologie (vertieft/nicht vertieft) mag vielleicht an anderen Unis anders gewesen sein, das weiß ich nicht, aber grundsätzlich kamen die Vorgaben ja aus der Landesweit gültigen LPO I. So gesehen kann das zumindest damals nicht so anders gewesen sein. Keine Ahnung, wie das heute ist.

    Bei meiner Schwiegermutter habe ich gesehen, was zwei Korrekturfächer bedeuten. Die hat bis auf die Sommerferien quasi alle Ferien durchkorrigiert. Als Lehrer ohne Korrekturfach kann man die Belastung unter Umständen nicht nachvollziehen.Un

    Also, als jemand, der Deutsch und Englisch unterrichtet und beinahe ausschließlich in der Oberstufe eingesetzt ist, kann ich das jetzt nicht ganz so unterschreiben. Ja, der Korrekturaufwand ist enorm und für mich - persönlich - sind die Korrekturen auch die mit Abstand größte Belastung im Job. Nicht nur durch die schiere Anzahl, sondern auch durch die stupide und montone Art der Tätigkeit. Oder vielmehr: stupide und monoton einerseits, andererseits aber auch nicht so stupide und monoton, dass man einfach den Kopf dabei ausschalten könnte. Man muss sich trotzdem konzentrieren und ist dadurch gezwungen, sich voll Konzentriert auf diese eintönige Tätigkeit einzulassen.

    Trotzdem: Diese Aussage, die man öfter mal hört und liest, dass Kolleginnen oder Kollegen alle Ferien (außer die Sommerferien) durchkorrigieren, verwundern mich immer wieder. Ich korrigieren nie die kompletten Ferien durch. Und ich bin durchaus jemand, der seine Korrekturen so prokrastiniert, dass sie sich zu Ferienbeginn stapeln. Trotzdem gelingt es mir immer, auch mehrere Tage, in der Regel mehr als die Hälfte der Ferien, freizuschaufeln und Freizeit zu haben.

    Ich will nicht leugnen, dass es vereinzelt Kollegen so geht, wie deiner Schwiegermutter. Ich will das auch für sie bzw. für deine Beobachtungen nicht anzweifeln. Dafür mag es verschiedene Gründe geben, von Arbeitsorganisation und Perfektionismus bis hin zu persönlichen Dispositionen, die das gar nicht anders möglich machen. Trotzdem halte ich das auch mit zwei Korrekturfächern nicht für den Normalfall.

    Ich schreibe das, weil ich glaube, dass wir uns als Lehrer mit eher zweifelhaftem Ruf in der Gesellschaft keinen Gefallen tun, wenn wir ignoranten Stammtischweisheiten ("vormittags recht, nachmittags frei"; "12 Wochen Urlaub im Jahr") mit überzogenen Darstellungen oder Einzelfällen ("alle Ferien durchkorrigiert"; "jeden Tag Unterrichtsvorbereitung bis spät in die Nacht") begegnen. Eine differenzierte Darstellung der tatsächlichen Belastung unter Berücksichtung der besonderen empfundenen Belastung in Einzelfällen ist hier dem Diskurs sicherlich dienlicher.


    Gerade auch, wenn es darum geht, Kollegen zu helfen, die aktuell mit Burnout und Überlastung kämpfen. Deren Einzelschicksale sind eben gerade als Einzelschicksale ernstzunehmen und man erweist ihnen einen Bärendienst, wenn man dieses Gefühl der Belastung normalisiert, indem es so darstellt, als müsse es allen Korrekturfachlehrern so gehen. Die Message im Subtext ist nämlich, auch wenn das nicht die eigentliche Aussageintention ist: "Das ist halt so. Die anderen kommen ja auch irgendwie klar, warum brichst du darunter zusammen? Das muss wohl an dir liegen."

    Und das kann ja nun wirklich nicht die Message sein.

    Nochmal: Ich weiß, so war das nicht gemeint. Aber es ist eine Konnotation, die leicht ungewollt mitschwingen kann.


    Ergänzung: Zu dem unsäglichen Spruch, Korrekturfächer seien das Paradies auf Erden, sag ich jetzt lieber mal nichts. Der ist, insbesondere im Kontext des Threadthemas, sowas von unterirdisch, dass er mehr über die Person, die das äußert, aussagt als über Korrekturfachlehrer und deren Belastung.

    Ich bin der festen Überzeugung, dass die verschiedenen Lehrämter im vergleichbaren Maße belastet sind, wenn auch die Belastungen unterschiedlicher Art sind. Aus dem gleichen Grund war/ist das "A13 für alle" auch absolut überfällig.

    Ich finde es allerdings einigermaßen absurd, unbedingt bei den Einzelbelastungen mithalten zu müssen. Wenn Grundschullehrkräfte Oberstufenlehrkräften vorrechnen wollen, dass sie durch Korrekturen ebenso belastet sind wie diese, dann ist das ebenso absurd wie wenn Oberstufenlehrkräfte behaupten, sie seien durch pädagogische Arbeit und Elternarbeit ebenso belastet wie Grundschullehrkräfte.

    Ja, sowohl Korrekturen als auch pädagogische Arbeit und Elternarbeit fallen an allen Schulformen an. Nein, das Ausmaß, in welchem diese Einzelfaktoren eine Belastung darstellen, dürfte kaum vergleichbar sein. Nein, trotzdem sind Oberstufenlehrkräfte in der Summe nicht mehr belastet als Grundschullehrkräfte - oder umgekehrt.

    Und natürlich gilt das, was Schmidt schreibt:

    Was zum Burnout führt, ist individuell.

    Es kann individuell sehr unterschiedlich sein, wie extrem einzelne Belastungen wahrgenommen werden bzw. wie man damit umgehen kann.

    Ich bin aber trotzdem der Meinung, dass der Rat zum Schulformwechsel in den allermeisten Fällen eher problematisch sein kann, eben weil man von außen nicht so gut abschätzen kann, wo dort die Belastungen liegen.

    Anders kann das bei Variationen innerhalb ähnlicher Schulformen sein. Hier kann der Rat, ggf. von einer Sek I auf eine Sek II Schule (oder umgekehrt) oder von der Berufsschule an das grundständige Gymnasium (oder umgekehrt) durchaus evtl. hilfreich sein, je nachdem, welche Aufgaben als besondere Belastung gesehen werden. Aber ein "Geh doch an die GS, da musst du nicht so viel korrigieren!" oder ein "Geh doch an die Hauptschule, da musst du fachlich nicht so fit sein!" scheint mir recht kurzfristig und wird sicherlich diesen Lehrämtern auch nicht gerecht.

    Vor weiteren Weltuntergangsszenarien, Björn Höcke, zu viel Vanilleeis und den Kletten des Todes

    Was soll denn jetzt das Vanilleeis in dieser Aufzählung.

    Also, wenn Bernd Höcke irgendein Eis isst, dann ja wohl eher das braune Schokoeis!

    Vanilleeis wird unser aller Rettung sein!

    Ich hab den damals für im Studium und für meine Examensprüfungen auch gelesen. Das war aber noch fast im alten Jahrtausend.

    Also, wie soll ich sagen, der war damals schon gut, aber keine in-30-Jahren-wird-es-immer-noch-nichts-geben-was-besser-ist-gut.

    Ich wünsche dir alles Gute. Ich kann den anderen nur zustimmen und möchte nur eins ergänzen:

    Das Ganze ist mir so wahnsinnig unangenehm.

    Du solltest versuchen, diesen Gedanken abzulegen. Du bist erkrankt, das, was du hast, ist nicht anders zu bewerten wie ein Beinbruch oder eine Lungenentzündung. Krankheiten sollten dir nicht unangenehm sein. Auch nicht, dass dein Ausfall oder deine Einschränkungen das System irgendwie belasten könnten. Das System hat diese Erkrankung erst verursacht oder zumindest ermöglicht.

    Achte auf dich selbst, kümmere dich nicht darum, was andere evtl. denken oder brauchen.

    Und gute Besserung.

    In 99% der Fälle sind Planetenmodelle falsch konzipiert. Da werden die Größen der Planeten im Maßstab verkleinert und dann nebeneinander aufgehängt - was die gewaltigen Abstände im Weltall unterschlägt und ein falsches Bild in die Köpfe der Kinder setzt.

    Mit sind die Abstände durchaus bewusst. So etwas kann man aber natürlich wunderbar anschaulich darstellen bzw. erarbeiten lassen, dafür gibt es ja entsprechende Konzepte etc. Also genau passend für eine AG


    Ergänzend zu meiner Liste oben fällt mir noch ein:

    Experimente mit Sonnenprojektionen, Lochkameras etc. - ist natürlich auch deutlich weniger gefährlich als die direkte Sonnenbeobachtung mit Sonnenfilter, gerade wenn man selbst gebastelt hat.


    Ansonsten gibt es natürlich die Bausätze von Astromedia: https://astromedia.de/

    Sicherlich bei einem Budget von €200 zu teuer, um diese für die ganze Gruppe anzuschaffen, aber da kann man sich sicherlich auch noch Ideen holen, was man so alles basteln kann, mit ein wenig Geschick und Kreativität (was ich beides nicht habe) auch ganz eigenständig, ohne fertigen Bausatz.

    Wie wäre es mit einer Astronomie AG. Man kann Modelle vom Planetensystem basteln, drehbare Sternkarten - daran auch die Himmelsmechanik kennenlernen. Man kann auch für wenig Geld einfache Teleskope aus Abwasserrohren basteln. Mit €200 Budget ist dann sogar ein wenig Filterfolie für Sonnenfilter drin, zur Sonnenbeobachtung, sonst einfach ein paar SoFi-Brillen, auf der Sonne ist gerade viel los.

    Halb konkrete Ideen, wenn deine Frage gewesen wäre "wie bringe ich meine SuS, 7. Klasse Gym, zum Lesen?"
    - Kooperation mit der Stadtbibliothek: Besuch, Ausweis machen, dort einiges entdecken

    - oder habt ihr sogar eine Schulbibliothek?

    - habt ihr einen "Sommerleseclub" in der Stadt? Jetzt drüber sprechen, überlegen, wer mitgemacht hat, was toll war, ob man interne kleine solche AKtionen machen kann...

    - herausfinden: warum lesen einige nicht und was verstehen sie unter "Lesen"? Geht es "nur" um Romane? Wie sieht das Interesse (bzw. überhaupt die Informiertheit) für Sachbücher, Graphic Novels, Comics, Lieder/Songs, Gedichte, Kochrezepte, Gebrauchsanleitungen...?
    - einen bestimmten Rhythmus im Schuljahr abmachen, in welchem man bestimmte Aktionen macht? Zusammen zur Bibliothek? mit der Kunstlehrkraft ein Projekt zu Comics oder Graphic novels? Mit einem Sachfach-Kollegen etwas mit Sachtexten / Sachbüchern machen, die man selbst gestaltet? Poetry Slam organisieren? klassen- oder schulintern?

    - geschützte Räume bieten, damit keine*r "gezwungen" wird, etwas vor der ganzen Klasse zu präsentieren...

    Die Ideen sind alle ziemlich gut. Allerdings sind manche davon dann doch wieder "zielgerichtet", was zumindest meinem Ansatz bspw. mit den Lesekisten als Vermittelung des "Lesens als Selbstzweck" ein wenig widerspricht.

    Ganz wichtig finde ich aber den vierten Gedankenstrich: Schüler*innen vermitteln, dass "lesen" nicht immer gleich dicke Bücher oder Romane bedeuten muss (besonders gut gefällt mir in diesem Kontext das genannte Beispiel "Kochrezepte"). Ich sag das gerne auch mal Eltern in der Mittelstufe, die sich beklagen, dass das Kind nicht lesen möchte: Erstmal ist es fast egal, was es liest, ob das jetzt Romane oder meinetwegen der "Kicker" ist. Solange man ein wenig den Blick darauf hat, dass die Sprache halbwegs "normal" ist, weswegen ich das doom scrolling auf Reddit oder Social Media in diesem Kontext ausklammern würde.

    Ich glaube, dass wir als Deutschlehrer aufgrund der Kompetenzpläne und Lernziele oft gezwungen sind "gatekeeper" zu sein: "Buch XY ist als Klassenlektüre nicht geeignet, weil es zu einfach, thematisch zu weit weg, zu XY ist". Im Bildungsbürgertum begegnet man dieser internalisierten Einstellung oft, wenn Kollegen - gerade oft Fremdsprachenlehrkräfte - im privaten Gespräch sehr apologetisch "zugeben", dass sie beruflich so belastet sind, dass sie "nur" Krimis oder historische Romane lesen. Und das ist doch Unsinn. Lesen soll erstmal Freude machen, da muss es nicht Juli Zeh sein oder Heinrich Böll oder Saša Stanišić. Und eigentlich sollte man diese entspanntere Einstellung unbedingt den Schüler*innen vermitteln.

    Dass man natürlich im Sinne der Wissenschaftspropädeutik im eigentlichen Unterricht mit anderen Texten arbeitet und auch ander mit den Texten umgeht, ist ja auch okay. Auch diese Diskrepanz kann man Schülern ja vermitteln. Im Übrigen verwende ich auch im Unterricht oft als Beispiele für narrative Strukturen und Elemente eher populäre Filme oder Computerspiele ("Katharsis" am Beispiel von Titanic"; Charakterentwicklung am Beispiel von "The Last of Us", Erzählstrukturen am Beispiel von beliebigen RomComs oder von James Bond und deren Unterminierung am Beispiel von "Game of Thrones" etc.)


    Ich kann auch Spaß an Blumen und Bäumen haben und ein wenig im Garten dilletieren, ohne mich vertieft mit Botanik zu befassen. In der Biologie sieht die Herangehensweise sicherlich anders aus, aber warum sollte nicht ein Biolehrer einfach mal einen lockeren Spaziergang durch einen Blumengarten machen, ohne gleich zu klassifizieren (und was Biologen vielleicht sonst noch so alles machen). Und wenn ich dann selber anfange, mal ein paar Blumen im Garten auszusäen, dann kommt irgendwann die Beschäftigung mit dem eher fachlichen Hintergrund von selbst und intrinsisch motiviert.


    Wie gesagt, ich meine das nicht als Widerspruch, sondern eher so als Ergänzung.

    Als ebenfalls unkreativer, didaktisch nicht auf dem Stand stehender Deutschlehrer, der vorwiegend Oberstufe unterrichtet:

    Ich finde die Idee gar nicht schlecht, man muss halt sehen, ob es auch angenommen wird.

    Generell kommt aus meiner Sicht in der Schule das Lesen aus reiner Lesefreude, also als Selbstzweck, oft zu kurz. Ich köntne mir vorstellen, weiß es aber nicht, dass jüngere Generationen nicht mehr in dem Maße vorgelesen bekommen, wie es bei uns vielleicht eher noch der Fall war, da wäre das eine schöne Begegnung mit dem Lesen. Und 10min pro Woche finde ich zeitlich unproblematisch, ich finde, das lässt sich in Deutsch ganz gut auffangen, insb. wenn es der Beziehungsarbeit dient.


    Was ich auch schon öfter mal gemacht habe, auch in der Oberstufe, ist, dass ich Bücherkisten mit einer bunten Auswahl an Büchern (Belletristik, Jungedliteratur, Graphic Novels, Stephen King, Fantasy, Krimis etc.) mitgebracht habe. Die Schüler*innen sollten sich dann eins aussuchen, das sie irgendwie anspricht, durften sich einen schönen Platz auf dem Schulgelände suchen und eine Stunde lang einfach schmökern. Am Ende gab es eine kurze Blitzlichtrunde, in der die Schüler*innen kurz gesagt haben, ob ihnen das Buch gefallen hat oder nicht mit einer ganz knappen Begründung.

    Das war eigentlich auch immer ganz schön, aber ich mach es nicht mehr, seit ich kein Auto habe.


    Zur Lektüreauswahl: Ich würde etwas suchen, was wirklich nur Spaß macht. Viele der klassischen Schullektüren sind moralisierend oder behandeln Probleme. Wenn ich Lesefreude fördern möchte, würde ich mir keine Gedanken über den inhaltlichen oder literarischen Anspruch machen. Vielleicht die "Flüsse von London" von Ben Aaronovitch? Sehr abgedreht ist auch "Morgen mehr" von Tilmann Rammstedt. Hier ist auch die Entstehungsgeschichte witzig. Der Roman wurde als Fortsetzungroman im Internet geschrieben. Rammstedt hat die Kommentare unter jeder Veröffentlichung als Inspiration für das nächste Kapitel genommen. Die Kapitel sind entsprechend kurz und es gibt jede Menge inhaltliche Volten, die es sehr witzig und spannend machen. Allerdings ist es schon eine Weile her, dass ich es gelesen habe. Man müsste mal sehen, ob es für eine Mittelstufe geeignet ist.

    Du bekommst dann für deine NRW-Zeit (bei Eigenkündigung und keine Direkt-Übernahme!) gar keine Pension, sondern Rente.

    Deswegen ist der Ländertausch finanziell viel sinnvoller (aber manchmal geht es nur nicht immer ums Geld)

    Möglicherweise ist das auch abhängig von den beteiligten Bundesländern, aber ich weiß von einem Wechsel zwischen Hessen und Bayern, der nicht über den Ländertausch vollzogen wurde, sondern über Direktbewerbung (mit Freigabeerklärung des abgebenden Bundeslandes). Dort wurden die Pensionsansprüche übertragen.

    Sonst ist vielleicht auch die Bewerbung auf eine Funktionsstelle immer eine Möglichkeit, wobei das vor dem Hintergrund der Aussage zu den Fächern und zum Lehramtswechsel vermutlich auch wegfällt.

    Es diskutieren hoch gebildete Akademiker in einem Thread, in dem es um Notengebung geht, über die Etymologie des türkischen Basars.

    Dann findest also, dass linguistische Fragen eher etwas für bildungsferne Bevölkerungsgruppen sind?

    Bezüglich des off-topics hast du sicherlich recht, ob es unnötig und nicht zutreffend war... let's agree to disagree.

    Ich hatte ja von Beginn an geschrieben, dass ich nicht weiß, ob man das jetzt so ausbreiten muss. Dass ich dann selber dazu beigetragen habe, liegt zum einen daran, dass ich die linguistische Dimension hier tatsächlich sehr interessant finde, und zum anderen daran, dass es so eine schöne Ablenkung von meinen letzten Korrekturen ist...

    Ich kann deine Sorgen gut verstehen und sicherlich tragen sie nicht gerade zu deiner Genesung bei.

    Die Frage ist allerdings, wie wir hier helfen können. Rein formal darfst du sicherlich nicht wegen einer Erkrankung deinen Job verlieren. Wenn du allerdings einen befristeten Vertrag hast, der bald ausläuft, kann der Arbeitgeber natürlich alle möglichen anderen Gründe konstruieren, warum du nicht verlängert wirst. Erfahrungen von anderen dürften hier kaum hilfreich sein, da es dadurch doch zu einer recht individuellen Situation wird.

    Habt ihr so etwas wie eine Schwerbehindertenvertretung, die dich beraten könnte? Sonst würde ich mich mit diesen Sorgen an den zuständigen Personalrat und/oder die Gewerkschaft wenden.

    Alles Gute für deine baldige Genesung.

    Wir drehen uns hier im Kreis, deswegen nur nochmal schnell zur Richtigstellung.

    Offenbar klingt der Begriff des Feilschens in manchem deutschen Ohr negativ. Handeln muss man dann wohl besser sagen.

    Der Begriff "feilschen" kam im Originalpost mit dem "türkischen Basar" nicht vor. Ich möchte hier niemandem Worte in den Mund legen und keinen Strohmann einbringen.

    Ich habe das Zitat aus der FAZ angeführt, weil "feilschen" für mich (!) - und anscheinend auch für andere hier - mit dem Basar assoziiert wird, da es ja im Kontext genau um dieses Verhalten ging und nicht etwa um exotische Gewürze oder so. Und weil ich auf die Schnelle nichts zur Konnotation von Basar gefunden habe. Ich wollte damit aber niemanden auf die falsche Fährte führen.

    Feilschen ist eine orientalische (aber nicht ausschließlich orientalische) Kulturtechnik. Den besten Preis für sich herauszuholen ist auch alles andere als verwerflich.

    Im Kontext des Threadthemas ging es aber eben genau um den Vorwurf, also durchaus negativ gemeint, an die Schüler, Notengespräche dazu zu verwenden, (mehr oder weniger) objektive und valide Noten noch verhandeln bzw. um Noten "feilschen" zu wollen. In diesem Kontext wurde dann eben auch das Bild des türkischen Basars verwendet.
    Es war ja gerade nicht anerkennend gemeint, um darzustellen, wie weltoffen und kulturbeflissen die Schüler in dieser Situation sind.

    Das ist einfach nicht wahr. Es geht um überhaupt keine Gruppe, es geht um das Feilschen auf Basaren, auf denen Waren offen ausliegen und Feilschen zum Kaufprozess gehört.

    Na ja, ich wiederhole die Frage, die ich oben gestellt habe: Etymologisch ist es immerhin interessant, dass sich der "türkische Basar" eingebürgert hat, nicht etwa der Bauernmarkt. Im Prinzip scheint Kern der Redewendung der Bezug zu einer orientalischen Bildlichkeit zu sein, das ist zumindest mal bemerkenswert. Darin sehe ich schon einen mithin unbewussten Bezug zu einer Gruppe. Der negative Kontext wird im konkreten Beispiel (- in beiden Beispielen! -) nicht durch die Bezugsgruppe erzeugt, sondern durch das Framing: Das Verhandeln um Noten wird als negativ empfunden, zum Teil als Anmaßung und diese Einschätzung wird durch die Verwendung des sprachlichen Bilds ausgedrückt.


    Ich hab auf die Schnelle (- ich lenke mich hier von Korrekturen ab -) nichts zur Konnotation von "Basar" konkret gefunden, immerhin aber zum "feilschen", was zumindest für mich zumindest die Assoziation im Kontext der Notenbesprechungen war. Ich geb gerne zu, dass im Originalbeitrag, in dem der "türkische Basar" eingeworfen wurde, nicht die Rede vom feilschen war, da ging es um den Begriff "Besprechung". Vielleicht ist es also nur meine Assoziation (- und scheinbar die von anderen hier; wenngleich offenbar nicht von allen).

    Zitat

    Um das Image des Feilschens steht es nicht zum besten. Das belegt ein deutsches Sprichwort: "Der viel feilscht, hat wenig Geld". Feilschen - das tut man nicht. Beim Kauf wird nicht gehandelt. Der Kunde wartet bitteschön geduldig, ob ihm der Verkäufer vielleicht einen Preisabschlag einräumt. "Rabatt" und "Skonto" klingen auch gleich viel sauberer, jedenfalls nach korrekter Buchhaltung. Im Wort feilschen klingen unangenehme Töne mit. Es ist abwertend gemeint.

    Der Große Duden läßt daran keinen Zweifel. Dort ist feilschen so definiert: "beim Kauf durch hartnäckiges, kleinliches Handeln einen möglichst günstigen Preis für etwas zu erreichen suchen" oder "den größtmöglichen Vorteil" herauszuschlagen. Damit scheint der Ausdruck eng verwandt mit dem ebenfalls negativ besetzten "schachern", das aus dem Hebräischen stammt. Gefeilscht - oder geschachert - wird nicht nur auf dem Basar. Kleinliches Gezerre gibt es auch in der Politik (um Kabinettsposten), in der Wirtschaft (um den Preis des Übernahmekandidaten) oder im Sport (um das Nachwuchstalent).

    Quelle: https://www.faz.net/aktuell/ge…s-feilschens-1282251.html

    Ich wiederhole es gerne: Ich habe den Begriff "Rassismus" hier nicht eingebracht. Mir geht es um einen reflektierten Umgang mit Sprache, auch und vielleicht gerade von Sprachverwendung, an die wir uns unreflektiert gewöhnt haben. Ich halte auch nicht jemanden für einen Rassisten, der für Schokokuss und Paprikaschnitzel andere, eher obsolet gewordene Begriffe verwendet, finde aber, es schadet niemandem, sich darüber Gedanken zu machen, welche Implikationen die verwendete Sprache nunmal haben kann.

    (EDIT - Ergänzung: Bei "Jedem das seine" sehe ich es ähnlich. Ich persönlich verwende es nicht, finde aber, dass es linguistisch durchaus einen Unterschied gibt zwischen Wendungen, die es seit langer Zeit gibt und die von den Nazis missbraucht worden sind, und solchen, die die Nazis für sich entwickelt haben. "Arbeit macht frei" geht gar nicht, bei "Jedem das seine" sollte man zumindest wissen, was hier der historische Hintergrund ist und sich dann reflektiert entscheiden, ob man sie einsetzt.)


    Oder anders gesagt: Ich verwende in meinem Unterricht, wenn es um das Verhandeln von Noten geht, sehr bewusst das Bild vom Flohmarkt statt das vom Basar, da ich viele Schüler*innen mir arabischen Hintergrund habe und ich verhindern möchte, dass sich diese durch die kulturelle Assoziation speziell angesprochen fühlen. Muss man das machen? Nein, aber es tut auch nicht weh, ebensowenig wie es weh tut, ein Paprikaschnitzel zu bestellen. Die abendländische Kultur geht dadurch auch nicht unter.

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