Beiträge von WillG

    Im Prinzip kann man nur bei der eigenen Unterrichtsvorbereitung abknapsen und genau das würde ich dann auch tun.

    Wichtig ist es, das nicht nur zu tun, sondern auch deutlich und öffentlich an geeigneten Stellen zu kommunizieren, wenn die SL dabei ist: Gesamtkonferenz; Elternabende etc.

    In jedem Fall wäre eine Alternative ein Sabbatjahr in Form einer unbezahlten Freistellung.

    Ich weiß nicht, ob das für alle Bundesländer gilt, aber ich kenne das so, dass bei einer Beurlaubung ohne Dienstbezüge auch der Beihilfeanspruch wegfällt. Das sollte man unbedingt im Vorfeld prüfen.
    Da ist ein Sabbatjahr als Form der Teilzeit sicherlich die bessere Lösung.

    Oft gibt es auch die Möglichkeit, dass man nur ein halbes Jahr anspart und dann ein halbes Jahr freinimmt. Vielleicht wäre das eine Option.

    Na ja, ich bin ja selbst an der weiterführenden Schule. Dann muss man halt ins Gespräch gehen.

    Oder man hat breite Schultern und lässt sie reden. Weil sich irgendwelche Kollegen beschweren, die nicht verstehen, dass sie durch das System ausgebeutet werden, fange ich sicher nicht an, mich selbst auszubeuten.

    Schön, dass du weißt, was für einen Job ich mache.

    Hm, also, nachdem wir in einem LEHRERforum sind, würd ich mich mal ganz weit aus dem Fenster lehnen und die steile Hypothese in den Raum werfen, dass du vielleicht irgendwie im schulischen Bereich unterwegs sein könntest.

    Hier in Bayern gibt es ja noch die Regelbeförderung.

    Ich habe das aber von Bekannten etc. mitbekommen, die in anderen Bundesländern arbeiten, dass sie eigentlich zuerst eine Aufgabe übernommen haben, die für sie interessant war und auf die sie Lust hatten. Da ging es um Selbstwirksamkeit etc. und darum, dass man gerne "sein eigenes Aufgabengebiet" haben wollte. Nach einiger Zeit wurde ihnen dann für genau diese Aufgabe A14 angeboten, obwohl das gar nicht ihr primäres Ziel war, das haben sie dann halt mitgenommen.

    Jetzt wird sich nicht jeder so eine Aufgabe aufbürden wollen, das ist eine individuelle Entscheidung. Dann ist aber tatsächlich A14 kein lohnendes Ziel, das ist völlig richtig

    Der Subtext unter Nachrichten, die um 6:20 oder freitags um 20 Uhr oder sonntags um 11 kommen, ist: "Schau her, wie fleißig ich arbeite/wie überlastet ich bin/wie engagiert ich mich um alles kümmere..."

    Was für eine Unterstellung. Und wie albern. Eine Nachricht , die ich um diese Zeiten kommt, heißt einfach nur, dass man halt um diese Zeiten arbeitet, weil man zu anderen Zeiten nicht gearbeitet hat. Das andere interpretierst du rein, um für dich auf seltsame Art eine moralische Überlegenheit zu schaffen, indem du dir einredest, du hättest andere darin überführt, sich moralisch überlegen zu fühlen.

    Der Vorteil daran war, dass man am Wochenende wirklich seine Ruhe hatte und niemand es krumm nahm, wenn man seine dienstlichen E-Mails nach Dienstschluss am Freitag eben erst irgendwann ab Dienstbeginn am Montag las und reagierte. Da fand ich, war die Behörde der Front einen großen Schritt voraus.

    Das wiederum halte ich für eine Selbstverständlichkeit auch im schulischen Mailverkehr.

    Also, ich bin auch jemand, der eher nachts arbeitet als nachmittags und dann natürlich auch Mails schreibt. Ich erwarte selbstverständlich keine schnelleren Antworten und gehe davon aus, dass die Mails *irgendwann* am nächsten Tag gelesen werden, tendenziell eher nachmittags oder abends, wenn halt die Kollegen aus der Schule heimkommen. Oder auch mal noch einen Tag später. Soweit so gut. Dass sich jemand dadurch unter Druck gesetzt fühlen könnte, war mir nicht so bewusst, deshalb habe ich die Diskussion recht interessiert verfolgt.

    Für mich bin jetzt, nachdem ich darüber nachgedacht habe, zu dem Schluss gekommen:

    • Ich werde weiterhin meine Emails schicken, wenn ich sie schreibe. Ich glaube, dass jeder Infos gerne so früh bekommt wie möglich und jeder hat andere Arbeitszeiten. Wenn ich eine Email um 1.22 Uhr morgens schreibe und Kollege XY vielleicht oft schon morgens im 4.30 Uhr aufstehen muss und zum Kaffee seine Mails checkt, ist es für ihn eben besser, dass er die Info im Zweifelsfall dann schon bekommt und nicht erst einen Tag später um 4.30 Uhr, weil ich den automatischen Versand auf 7 Uhr eingestellt hatte.
    • Ich habe bisher Kollegen, wenn ich ihnen zufällig über den Weg gelaufen bin, kurz gesagt, dass ich ihnen XY schon gemailt habe. Ohne Hintergedanken, einfach im Sinne von "Das ist schon in Arbeit". Mit Sissymaus Erklärung, dass sie die Mails schon unter Druck setzen, kann ich mir jetzt vorstellen, dass so eine Info vielleicht noch mehr Druck ausübt. Ich werde das also in Zukunft unterlassen.

    Ich glaube, da wir keine festen Arbeitszeiten haben, kann man es nicht jedem Recht machen. Aber ein wenig Rücksicht kann man schon nehmen.

    Ja, bei uns schafft es niemand der ordentlich arbeitet unter 40 Stunden zu bleiben.

    Die die es schaffen machen einen Teil ihrer Arbeit einfach nicht ordentlich und drücken sich ständig vor ihrer Arbeit.

    So kann man das sehen. Oder man sieht es so, dass der Dienstherr eben nicht die Arbeitsbedingungen schafft, um die erwartete Arbeitsleistung in der vorgegebenen, bezahlten Arbeitszeit zu schaffen und dass die, die deshalb mehr arbeiten, sich einerseits ausbeuten lassen und andererseits ein kaputtes System stützen, das bei vielen zu physischen und psychischen Erkrankungen führt. Alles eine Frage der Sichtweise. Ich weiß, welche Sichtweise ich besser finde.

    Wir sind natürlich jetzt ein gutes Stück von der arbeitsrechtlichen Ausgangslage weg, aber so funktionieren Forumsdiskussionen eben.

    Ich finde bei O. Meier - wie so oft - dass zwar die Art der Rhetorik etwas brüsk und dadurch fast provokativ ist, ihre Kernaussagen aber schon sehr korrekt sind.

    Wenn ich ihren Ansatz richtig verstehe, dann weigert sie sich, Emails außerhalb der Anwesenheit in der Schule zu lesen. Das kann man natürlich machen, solange wir keine Dienstgeräte zur Verfügung gestellt bekommen. Jetzt regen sich Gegenstimmen, die völlig zurecht argumentieren, dass man sich damit das Leben eventuell unnötig schwer macht. Denn klar, wenn ich Infos früher habe, kann ich besser darauf reagieren. Dass man sich dabei selbst der eigenen Freizeit beschneidet, nimmt man dabei mehr oder weniger bewusst in Kauf. Solange dies eine individuelle und freiwillige Entscheidung ist, ist das ja auch im Großen und Ganzen okay. Wenn jetzt aber Schulleitungen auf so Ideen kommen wie aus dieser freiwilligen Entscheidung eine Vorgabe abzuleiten, man müsse am Sonntagabend oder am Montagmorgen um 6 Uhr (!) seine Emails abrufen, dann läuft hier gründlich etwas falsch.

    Ich mag O. Meiers Rhetorik der Extreme nicht besonders, aber wenn man ihrer Logik konsequenter folgen würde, dann würden viel mehr der Missstände um unsere Arbeitsbedingungen deutlich werden.

    Ich möchte jetzt durchaus mal eine Lanze für die Ausgangsfrage brechen:

    Erstens hat die TE von einer theoretischen Frage gesprochen und rein theoretisch ist die Frage arbeitsrechtlich halt schon interessant. Natürlich kann man sagen "Lass es doch einfach!", aber damit ist die theoretisch-arbeitsrechtliche Seite nicht geklärt. Und ja, es gibt eben Menschen, die rechtliche Fragestellung interessant finden.


    Auf der praktischen Seite geht es letztlich um Resilienz, die bei verschiedenen Menschen unterschiedlich ausgeprägt ist. Die einen können am Freitagnachmittag nochmal was wegschaffen und dann den Stift wohlverdient fallen lassen und sich die zwei Tage Auszeit nehmen, die vorgesehen ist, ohne an die Schule zu denken. So sollte es sein. Anderen fällt dies eben schwerer. Da ist es mit einem "Lass es einfach!" ebenso wenig getan wie es einem depressiven Menschen hilft, ihm ein "Lächel doch einfach mal!" hinzuwerfen. Für Menschen, die diese Distanz alleine nicht hinbekommen, können klare Regelungen eben eine Hilfe sein. Jetzt kann man sich natürlich auf den Standpunkt stellen, dass man als Akademiker und erwachsener Mensch dazu in der Lage sein muss, Arbeit und Privat zu trennen, aber es muss schon erlaubt sein, über das Problem zu reden. Im Übrigen ist die Trennung natürlich einfacher, wenn ich einen Arbeitsplatz in einem Bürogebäude habe, an den ich am Wochenende nicht so ohne Weiteres rankomme. Dann kann ich halt diese wichtige Email, die ich am Freitag vergessen habe, nicht schnell mal eben am Sonntag schreiben. Und meistens geht die Welt davon auch nicht unter. Und wie aus "schnell mal eben 5 Minuten" oft gleich ein längerer Zeitraum wird, hat Chili ja dargestellt.


    Dem steht natürlich gegenüber, dass viele Lehrkräfte von der freien Zeiteinteilung profitieren und lieber am Dienstag-, Donnerstag- und Freitagnachmittag am Tennisplatz stehen - um ein Klischee zu bemühen - und dafür nachts und am Sonntag arbeiten. Das ist natürlich auch eine legitime Einstellung. Ich finde aber, dass ein konstruktiver Austausch über die Vor- und Nachteile unter Berücksichtigung der arbeitsrechtlichen Situation produktiver ist, wenn man sich das Problem differenziert ansieht und nicht auf ein "Lass es doch" reduziert.

    Es ging dabei weniger um die reine Arbeitszeiterfassung und den Umgang mit Minderleistern. Es ging darum, dass man nicht einfach im Nachgang behaupten kann "Chef, ich musste übrigens aufgrund der Korrekturen im letzten Monat täglich 10 statt 8 Stunden arbeiten....bitte sorgen Sie dafür, dass ich jetzt auch 25% mehr Gehalt überwiesen bekomme".

    Jein, das hängt ja natürlich zusammen - allerdings vielleicht weniger im Sinne der 25% mehr Gehalt, sondern durch Abfeiern der Überstunden.

    Also, als Beispiel: In einem Bürojob mit Gleitzeit kann natürlich ein Angestellter langsam arbeiten, dadurch Überstunden anhäufen, die er dann als Gleitzeit an anderer Stelle abhängt. Ein effizienterer Kollege hat diese Überstunden gar nicht erst angehäuft, weil er die Arbeit halt in der vorgegebenen Zeit schafft. Wenn dies dauerhaft vorkommt, wird das irgendwann auffallen und der Minderleister muss sich rechtfertigen. Hier gibt es dann entsprechende Wege, von Arbeitgeberseite damit umzugehen.

    Wenn der gleiche Effekt nun bei Lehrkräften auftreten würde, gäbe es aufgrund des Beamtenstatus eben weniger Möglichkeiten, den Minderleister zu einer effizienteren Arbeitsweise zu erziehen.


    Ich weiß übrigens gar nicht, ob ich das gut finde. Prinzipiell lehne ich dieses Leistungsdenken nämlich ab und es gibt oft, sehr oft, gute Gründe, warum Kollegen in bestimmten Phasen Minderleister sind. Dass wir in einem System arbeiten, in dem das aufgefangen werden kann, finde ich nicht prinzipiell schlecht. Ich finde nur eben immer, dass der Aufschrei, dieses oder jenes, was in der Arbeitswelt ganz normal ist, sei bei Lehrkräften einfach nicht umsetzbar, oftmals einfach falsch ist. Und falls er doch stimmt, dann liegt es halt doch oft am Beamtenstatus, auch wenn das einzelnen hier vielleicht gegen ihr persönliches Narrativ geht.

    Bei normalen Lehrern? Nein danke. Dann bekommt ja der ineffiziente Langsamkorrigierer noch Geschenke, das kann nicht des Rätsels Lösung sein.

    Ich wundere mich immer wieder, dass für den Lehrerberuf so besondere Umstände deklamiert werden, so dass dieses oder jenes angeblich bei uns nicht möglich sei. Ich behaupte, alle Branchen haben das Problem, dass es effizientere und weniger effiziente Mitarbeiter gibt und eben auch echte Minderleister. Was im Büro hinter verschlossenen Türen passiert kann man genau so wenig erfassen wie das, was Lehrkräfte zu Hause im heimischen Arbeitszimmer erledigen. Warum sollte es also schwieriger sein, für Lehrkräfte die Arbeitszeit zu erfassen und mit den Daten entsprechend umzugehen als es für andere Arbeitnehmer ist - insbesondere seit das Home Office sich in vielen Sparten so etabliert hat.

    Das Problem ist weniger die spezifische Art und Weise der Arbeit von Lehrkräften, sondern vielmehr der Beamtenstatus, der es eben schwieriger macht, auf Minderleister entsprechend zu reagieren.

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