Beiträge von WillG

    Letztendlich muss jeder für sich entscheiden, wie er es hält, solange auf allen Ebenen klar ist, dass Aufgaben und Vorbereitungen keinesfalls eingefordert werden dürfen.

    Dabei sollten aber meiner Meinung nach alle folgende Aspekte im Blick behalten:

    1. Es kann eine Erwartungshaltung bei Schülerinnen/Schülern, Eltern und eben auch Dienstvorgesetzten erzeugen, wenn Kollegin*innen Aufgaben aus der Krankheit schicken - egal warum sie krankgeschrieben sind. Es gibt Kollegin*innen, die können solchen Druck schulterzuckend aushalten, andere aber vielleicht nicht und die handeln dann wider dem eigenen Wohlbefinden, wenn sie dem Druck nachgeben.


    2. Die Sorge darum, wie es der Klasse gibt und ob die Klasse gut versorgt wird, obwohl man selbst krank ist, halte ich für befremdlich und letztendlich kann sich so etwas auch langfristig auf die eigene Gesundheit auswirken. Wir sind alle ersetzbar, langfristig wie kurzfristig und dass ich mich darauf verlassen kann, auch wenn ich krank bin, ist für mich eine große Erleichterung. Und wenn man lange krank ist und deswegen den "Stoff" nicht schafft? Dann ist das halt so.

    Es kommt ja auch immer darauf an, welchen Zweck ich mit dem Zitat verfolge.

    Wenn ich jetzt aus irgendeinem anonymen Forum die Aussagen des Users "SchoolSuxxxx" als Beleg für neuste fachdidaktische Erkenntnisse anbringen möchte, ist das vielleicht wenig wissenschaftlich.

    Wenn ich aber eine linguistische Arbeit für die Sprache in Internetforen oder Blogs schreibe, kann/muss ich natürlich auch solche Quellen berücksichtigen.

    Ich habe den Eindruck, dass die Schule des TE dieses Thema mal bei "Verschiedenes" ansprechen sollte. Scheint mir nämlich auch sehr unausgegoren.

    Oder eben nicht unter "Verschiedenes", sondern einen eigenen TOP dafür beantragen. In vielen BL liegt es im Entscheidungsbefügnis der GeKo "Grundsätze für die Verteilung von Aufsichten" festzulegen.

    Wenn das bei euch auch so ist, kann man einen entsprechenden Antrag formulieren, dass Aufsichten XY Tage vorher bekannt sein müssen, dass man an unterrichtsfreien Tagen nicht zur Aufsicht herangezogen werden kann oder eben andere Grundsätze. Dann braucht man halt noch eine Mehrheit im Kollegium, aber wenn der Antrag durchgeht, muss sich die SL daran halten.
    Sofern dies bei euch eben auch in den Aufgabenbereich der GeKo fällt. Ein Blick ins Schulgesetz oder die Konferenzordnung kann da aufklären.

    Also, ohne jetzt auf alle Punkte einzugehen:

    • Abfragen sind nicht verbindlich, sie sind eher Teil der schulischen Kultur in Bayern, wenn man so will. Ich würde mal behaupten, der Großteil der KuK macht sie, aber nicht alle.
    • Eine Abfrage ist eine Teilnote der gesamten mündlichen / sonstigen / kleinen Leistung (oder wie auch immer das Gegenstück zu schriftlichen Klassenarbeiten / Klausuren im jeweiligen Bundesland heißt). In anderen BLs habe ich erlebt, dass KuK nach jeder Stunde eine Note notieren, die dann als Teil in die Gesamtnote einfließt. So muss man sich das vorstellen
    • Ich finde nicht, dass eine Abfrage immer alle drei AFBs beinhalten muss. Ein EWH ist auch nicht nötig, oder eine BE Einteilung, die haben die SuS ja auch nicht bei diesen mündlichen Noten, die andere KuK in anderen BLs nach jeder Stunde notieren. Dennoch sollten die SuS eine Vorstellung davon haben, was in so einer Abfrage allgemein erwartet wird und welche allgemeinen Kriterien gelten - wie halt auch bei Noten zu Unterrichtsbeiträgen. Deshalb auch die Frage nach der Benotung bei praktischen Arbeiten in Kunst.
    • Mögliche Abfragen können sein: klassische Vokabelabfragen (Wortgleichungen; macht man eigentlich kaum mehr); man projeziert einen Absatz aus einen fremdsprachlichen Text und der SuS muss Begriffe darin im Kontext erklären oder grammatische Phänomene, evtl. auch warum diese oder jene Form hier steht und nicht eine andere (Simple Past / Present Perfect); ein Zitat zu einem landeskundlichen und literaturgeschichtlichen Thema der letzten Stunde und der Schüler soll es kurz in Kontext setzen und in Bezug auf die letzte Stunde / die Lektüre / entsprechende Theorien erläutern; eine These in den Raum stellen, zu der ein Schüler mit Bezug zum Inhalt der Vorstunde Stellung nehmen soll
      Dauert alles nicht lange, nur so 3-4 Minuten. Die anderen SuS sind angehalten, mitzudenken bzw. schriftlich mitzuarbeiten. Man kann auch am Ende der Abfrage die schriftlichen Notizen eines anderen Schüler zur Abfrage nutzen, um andere Antwortmöglichkeiten abzuklären

    Ich verstehe schon, dass das nicht jedermanns Sache ist und dass es in anderen BLs unüblich ist. Uns es gibt sicherlich auch Gründe, die dagegen sprechen. Und darüber kann man natürlich reden. Aber viele der Gründe, die hier vorgebracht werden, sind einfach albern. Also ob sonst alles, was wir so im Unterricht hätten, völlig und zu 100% perfekte Methoden wären, die keine Nachteile hätten.

    Im gleichen Maß wie sie das halt in anderen Formen der Leistungsabnahme auch wissen. Sie wissen, dass sie ca. 50% erreichen müssen, um auf eine ausreichende Leistung zu kommen. Sie wissen, dass ihre Darstellung kohärent und strukturiert sein muss und dass sie Fachterminologie verwenden müssen.

    Wissen deine Schüler in Kunst immer ganz genau, was sie für eine 1, 2, 3 etc. leisten müssen, wenn sie praktische Arbeiten anfertigen?

    Ich zitier mich mal selber:

    Allerdings ist das natürlich ein völlig anderes Menschenbild als es in anderen Bundesländern vorherrscht, wo nach Möglichkeite gefördert wird und immer wieder neue Chancen eröffnet werden.

    Was am Ende des Tages besser ist, ist vermutlich eher eine ideologische Fragen; in Hinblick auf so standardisierte Tests ist der bayerische Weg sicherlich der erfolgsversprechendere.

    Natürlich muss keiner das bayerische System gut finden. Dass die Bayern in dieser Form des Tests in der Regel besser abschneiden, muss ja auch nicht unbedingt heißen, dass sie insgesamt "besser" sind. Dazu müsste man eben erstmal genauer definieren, was das Schulsystem eigentlich erreichen will.

    Aus meiner Erfahrung in anderen Bundesländern kann ich (anekdotisch) sagen, dass die Schüler*innen, die durch ein Gesamtschulsystem gegangen sind, in der Regel weniger "leistungsstark" waren als es Schüler*innen am bayerischen Gymnasium waren. Dafür waren sie sozial deutlich besser aufgestellt und insgesamt freundlikcher, höflicher und umgänglicher. Wie gesagt, alles anekdotisch und pauschalisiert.

    Wenn ich jetzt will, dass ein Abiturient auch nach 30 Jahren noch Stilmittel in einem Gedicht findet, eine Funktion ableiten kann oder eine grobe Vorstellung vom Zitronensäurezyklus hat, dann ist vielleicht das bayerische System besser. Wenn es darum geht, dass Schüler*innen mit entsprechenden Soft Skills abgehen, dass vielleicht mehr Schüler*innen das Abitur bestehen etc., sind andere Systeme vielleicht geeigneter. Aber dann frage ich mich, warum man so viel Wert auf diese standardisierten Tests legt, die eben genau das nicht abbilden können.

    Nachdem wir vorhin schon bei der anekdotischen Evidenz waren:

    Als ich zwischendurch in anderen Bundesländern unterrichtet habe und dort die regelmäßige Vokabelabfrage eingeführt habe (- sehr zum Entsetzen der Schüler*innen -), habe ich durchaus eine Vergrößerung des Wortschatzes erleben können.
    Vereinzelt (!) habe ich dies auch nach dem Abi von Oberstufenschüler*innen als Feedback bekommen, dass sie die Abfragen zwar gehasst haben, dass sie aber selbst gemerkt haben, dass es etwas gebracht hat.

    Noch (!) vereinzelter haben sich schwache Schüler bedankt, dass sie so eine Möglichkeit hatten, ihre Noten zu verbessern. Aber ich will diese Rückmeldungen nicht verallgemeinern, das waren wirklich Einzelfälle.

    Und nein, im mündlichen Abitur läuft das anders. Das ist alles andere als ein Frage-und -Antwort-Spiel, und um Auswendig Gelerntes geht es lediglich im AF 1

    Sag ich doch. Abfragen sind eben auch kein Frage-Antwort-Spiel, bei dem es um auswendig Gelerntes geht. Hier kann man auch über Zusammenhänge reden, oder Wissen anwenden. Ich verstehe nicht, woher diese Idee des Frage-Antwort-Spiels kommt.

    Wir wurden natürlich auch in fast allen Fächern ständig abgefragt. Das fand ich nicht so wild, auch wenn ich mal nicht gelernt hatte.

    Das normalisiert sich alles, es erwischt jeden Mal kalt, so wie Schüler halt auch im Unterricht nicht immer eine Frage beantworten können. Das wird nicht so hoch gehängt, also auch nicht von den Mitschülern, wenn es halt zum Alltag gehört.

    Was ich hingegen immer schrecklich fand war, vor der Klasse etwas an der Tafel vorrechnen zu müssen. Obwohl ich gut in Mathe war.

    Ich habe in drei verschiedenen Bundesländern unterrichtet, eben auch in Bayern.

    Es ist meine Erfahrung, dass der größte Unterschied die Selektion ist. In Bayern wird sehr stark selektiert, durch das streng dreigliedrige Schulsystem und durch die konsequente Umsetzung. So etwas wie Förderpläne etc. gibt es hier kaum, dafür ist es in Zeugniskonferenzen sofort ein Thema, ob ein Schüler vielleicht doch auf die nächst niedrige Stufe abgehen sollte, wenn er das Klassenziel nicht erreicht hat.

    So kommen insgesamt homogenere Lerngruppen heraus, die natürlich einfacher zu unterrichten und fördern sind. Zumindest jetzt aus Sicht eines Gymnasiallehrers, der ich ja nun mal bin.

    Allerdings ist das natürlich ein völlig anderes Menschenbild als es in anderen Bundesländern vorherrscht, wo nach Möglichkeite gefördert wird und immer wieder neue Chancen eröffnet werden.

    Was am Ende des Tages besser ist, ist vermutlich eher eine ideologische Fragen; in Hinblick auf so standardisierte Tests ist der bayerische Weg sicherlich der erfolgsversprechendere.

    Vielen Dank, Stefan!

    Ich habe mich als Referendar angemeldet, damals noch unter anderem Namen, als die Eltern noch so richtig rumgezickt haben.

    Vielleicht sollten wir Enja nur für heute, für den Ehrentag, einen temporären Account geben, um diese Zeit entsprechend zu ehren ;)

    Ich habe über die Jahre hier viel gelernt und viele spannende Diskussionen geführt. Danke für deine Bemühungen und dein Engagement, auch wenn es manchmal nicht so einfach war.

    Ich weiß nicht, wie vertraut du mit dem Prozedere bist.

    Die Daten aus deinem Personalbogen werden in eine Datenbank eingepflegt, auf die die Schulleiter der Auslandsschulen zugreifen können. Diese wenden sich dann an die Bewerber und machen ihnen ein Angebot. So zumindest der offizielle Weg, dass es trotzdem in der Realität auch Initivativbewerbungen und unverbindliche Anfragen etc. gibt, ist natürlich klar.

    So gesehen macht es schon Sinn, solche Angaben zu machen, da du nie weißt, welche Schwerpunkte eine Schule hat oder ob eine Schule nicht gerade vielleicht ein bestimmtes Angebot entwickeln oder ausbauen möchte.

    Ich verstehe schon, was du meinst, kleiner gruener frosch

    Es ist ja auch eine Gratwanderung. Keiner möchte in einem toxischen Umfeld arbeiten, in dem jeder nur an sich selbst denkt und auf Prinzipien herumreitet. Und jeder freut sich über Kollegen, die auch mal unkompliziert und unbürokratisch Lösungen anbieten. Soweit bin ich da ganz bei dir.

    Und natürlich ist da auch nichts dabei, ich biete mich schon auch mal an, um eine Vertretung zu übernehmen oder eine Aufsicht, wenn halt mal Not am Mann ist.

    Wo ich aber eine klare Grenze ziehe, wenn ich mich selbst dabei ausbeute (- in meiner Schulform bzw. bei meinen Fächern ist das die Linie im Sand ganz klar bei zusätzlichen Korrekturen ohne Entlastung an anderer Stelle -) oder wenn ich dadurch in dienstrechtlich unklare Situationen kommen würde. Aber so verstehe ich dein Post auch, dass du so etwas auch nicht fordern würdest.

    Aber in genau dieser Grauzone liegt es halt auch, Kollegen zu "ermutigen" Arbeitsmaterial zu schicken, wenn sie krank sind, auch wenn es nicht explizit gefordert wird. Der soziale Druck, gerade bei jüngeren Kollegen ist hier echt nicht zu unterschätzen. Und der muss gar nicht vom SL ausgehen.


    Und, trotzdem, es bleibt im Prinzip auch dabei, dass man mit all diesen Hilfestellungen und Entgegenkommen ein System stützt, dass es sich zu einfach macht. Ja, bis die Maßnahmen greifen (würden), würde es noch lange dauern. Aber die Maßnahmen werden ja gar nicht erst eingeleitet, solange alles irgendwie funktioniert. Und ich weiß nicht, wie es bei dir am Schulamt ist, aber als ich im Amt gearbeitet habe, war durchaus die (unausgesprochene) Devise, dass ja alles irgendwie okay ist, solange der Laden irgendwie läuft - und vor allem, solange es keine Beschwerden gibt.

    Danke für die Antwort, laleona, aber das war eher als rhetorische Frage gemeint in dem Sinne, dass es eigentlich nicht das Problem der Lehrkraft sein kann.

    Aber ich verstehe schon, dass es auch für die Lehrkraft weniger stressig ist, wenn sie zwei Klassen halbwegs ruhig halten kann, indem sie doppelte Aufsicht führt. Aber ist es das wert, dafür in der Verantwortung zu stehen, falls doch mal etwas passiert?

    Also, diese Diskussion zeigt irgendwie, wie sehr es der Dienstherr schafft, seine eigenen Unzulänglichkeiten an die Lehrkräfte abzuwälzen.

    Ja, ich kann mir vorstellen, dass vieles an der Grundschule nicht so einfach ist wie an weiterführenden Schulen. Aber: Wie sehr hier die Verantwortung übernommen wird für Dinge, die die einzelne Lehrkraft nicht zu verantworten hat, auch unter Gefährdung der eigenen Gesundheit oder indem man sich selbst in Situationen bringt, in denen man dienstrechtlich angreifbar wird, ist schon erschreckend.

    Ja, Unterrichtsausfall ist ungünstig. Und ja, wenn viel Unterricht ausfällt, wird die Erfüllung des Lehrplans unter Umständen schwierig. Aber wenn der Dienstherr eine Personalversorgung zur Verfügung stellt, die echten, inhaltlichen Vertretungsunterricht nicht möglich macht, dann kann es einfach nicht Aufgabe der Lehrkraft, schon gar nicht der erkrankten Lehrkraft (!), sich hier in der Verantwortung zu sehen, diese Unzulänglichkeit aus eigene Kraft auszugleichen.

    Und was passiert, wenn kein Unterricht möglich ist, weil man nur vier Klassen mit zwei Lehrern in der Aula beaufsichtigen kann? Was passiert, wenn die Klassenlehrerin so lange krank ist, dass nicht alle Buchstaben eingeführt werden können oder die schriftliche Multiplikation nicht behandelt wurde? Was passiert, wenn zwei weitere Klassen unter dem Ausfall leiden, weil die einzige Möglichkeit ist, die Kinder "verlässlich" zu beaufsichten, auch den Unterricht in anderen Klassen beeinträchtigt?

    Ja, dann ist das in jedem Fall nicht das Problem der Lehrkraft. Weder der Lehrkraft, die ausfällt, noch der Lehrkraft, deren Unterricht durch die Vertretungslösung gestört wird. Das sind systemische Probleme, die hausgemacht sind, die durch unzureichende Ressourcen verschuldet sind. Die dadurch verschärft werden, dass es immer wieder genügend Lehrkräfte gibt, die sich hier in der Verantwortung sehen und ein völlig fehlerhaftes System auf eigene Kosten (buchstäblich und im übertragenen Sinne) am Laufen halten.

    Nochmal: Es ist nicht die Aufgabe der einzelnen Lehrkraft, ein verkorkstes System am Laufen zu halten. Es ist - sehr bedingt - Aufgabe der Schulleitung, dies innerhalb der eigenen Schule zu tun, aber auch diese wird an ihre Grenzen stoßen. Und dann ist das halt so.

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