Beiträge von WillG

    Ich glaube nicht, dass sich die Ergebnisse signifikant von dem Unterscheiden, was eine "volle Korrektur" ergeben würde.

    Jein. Auf jeden Fall dann nicht, wenn die 10min eben nicht für eine "gründliche" Korrektur von Anfang an so weit, wie man eben kommt, genutzt würden, sondern um sich einen schnellen Gesamteindruck aller bearbeiteten Aufgaben zu verschaffen. Aber wenn man einfach "oben" beginnt, 10min gründlich korrigiert und dann irgendwo in der Mitte der zweiten Seite abbricht, kann schon ein Unterschied entstehen - gerade bei dem in NRW üblichen "3-Schritt": Reproduktion, Anwendung, Transfer. Da können sich die drei einzelnen Bestandteile in der inhaltichen Qualität schon sehr unterscheiden.

    Aber natürlich wäre es so oder so juristisch nicht haltbar.

    Interessant wäre es deshalb - als Gedankenspiel - wenn sich eine signifikante Anzahl an Kollegen finden würde, die das konsequent in Abiturprüfungen durchziehen, mit der dafür vorgegebenen Korrekturzeit. Die Bewertung müsste dann einen entsprechenden Vermerk enthalten ("Die Bewertung basiert auf der Korrekturleistung, die auf Basis der vorgegebenen Zeit möglich war.") und man müsste Schüler, die konsequent ermutigen, Einsicht in ihre Bewertung zu nehmen und auf eine ganze Reihe von Klagen hoffen. Natürlich würden die Verfahren darauf hinauslaufen, dass die Bewertung nicht sachgemäß erfolgt ist und deshalb dem Widerspruch stattgegeben werden muss. Es wäre dann interessant, ob man dieses Urteil als Basis irgendwie für ein Vorgehen gegen die Berechnungsgrundlage für die Korrekturzeiten nutzen könnte. Wie gesagt, nur so ein Gedankenspiel.

    Auf jeden Fall hasst der Dienstherr nichts so sehr wie unnötigen Aufwand und negative Publicity. Irgendeine Reaktion würde man auf jeden Fall bekommen.

    Es muss einer Lehrkraft gegeben haben, die nach 10 Minuten per Stempel und Strich das Ende der Korrekturzeit markiert hat und die Arbeit nur anhand dessen, was innerhalb der 10 Minuten gelesen wurde, bewertet hat.

    Das finde ich einfach nur großartig. Wir sollten alle so konsequenz und mutig sein!

    Wolfgang Autenrieth

    Dass du in Salamitaktik neue Details nachreichst, macht es nicht einfacher, über den Sachverhalt zu diskutieren.

    Erst heißt es, die neuen Refs "bewirten" die Besucher, was nach vollumfänglicher Verantwortung (Orga; Einkauf; Kosten) klingt:

    Die Referendare, die ihre Prüfung bereits absolviert haben, bewirten die "Besucher" ihrer Nachkommen.

    Dann relativierst du, dahingehend, dass sie zumindest keine Kosten haben, aber das Zeug besorgen müssen. Außerdem übernehmen sie die hauswirtschaftlichen Tätigkeiten. Und natürlich hat das einen Beigeschmack, dass diese Tätigkeiten an den schwächsten Gliedern in der Kette hängen bleiben, so wie halt Praktikanten auch oft zum Kopieren oder eben zum Kaffee kochen geschickt werden. Kollegialität auf Augenhöhe sieht anders aus.

    Der Kaffee stammt aus der Kaffeemaschine im Lehrerzimmer und wird von der Schulleitung gestiftet, ebenso die Butterbrezel und die Kekse. Die Referendare des Vorkurses übernehmen die Organisation, holen beim benachbarten Bäcker die Brezeln, stellen Tasse, Thermoskanne, Teller und Kekse im Besprechungsraum bereit und räumen anschließend wieder auf.

    Erst viel später schiebst du nach, dass es dafür auch eine gewisse Entlastung gibt:

    Die neuen Referendare (am Beginn des Referendariats) werden für 2 UE Ihrer Laufbahn aus der Verpflichtung der Hospitation entlassen und organisieren in dieser Zeit Geschirr, Kaffee und schauen danach, dass der Besprechungsraum frei bleibt, indem sie an die Türe ein Schild kleben.

    Jetzt könnte man natürlich das Fass aufmachen, dass Ausbildungsinhalte dafür geopfert werden, dass die Ausbilder einen frischen Kaffee und Butterbrezeln hingestellt werden. Aber so weit will ich gar nicht gehen.

    Ich teile die hier geäußerte Sichtweise, dass es ein "Geschmäckle" hat, wenn Menschen in großen Abhänigkeitsverhältnissen dazu aufgefordert (und auch eine Bitte kann in so einem Abhängigkeitsverhältnis wie eine Aufforderung oder eine Anweisung klingen; so viel Kommunikationstheorie sollten wir alle drauf haben), solche Aufgaben zu übernehmen.

    Ich kann mich mit dem Gedanken anfreunden, dass es eine Frage der Gastfreundschaft ist, "Gäste" zu bewirten, auch wenn ich daran zweifle, dass Menschen, die im Rahmen ihrer dienstlichen und bezahtlen Tätigkeit an Schulen kommen, als Gäste zu bezeichnen sind. Aber meinetwegen. Dann ist das aber Aufgabe des Gastherrn, nämlich des Schulleiters als Hausherr, sich darum zu kümmern.

    Wenn dies bei uns üblicherweise an Referendaren hängen bleiben würde, egal ob aktuell im Prüfungsstress oder nicht, würde ich als PR erstmal nachfragen, warum denn nicht ein Mitglied der Schulleitung die Zeit hat, mal eben Kaffee zu kochen und ein paar Butterbrezeln zu holen. Erst wenn im Gespräch sehr nachvollziehbar deutlich gemacht würde, dass dies aus sachlichen Zwängen nicht geht und sicher nichts mit Standesdünkel zu tun hat, würde ich darauf drängen, dass man entweder die Praxis generell überdenkt oder eine Lösung findet, die eben nicht auf dem Rücken der schwächsten Mitglieder eines Kollegiums ausgetragen wird.


    Zu Firelillys Äußerung: Wie so oft ist der Tonfall wenig zielführend und die Argumentation ein wenig hochgehängt, aber in der Sache liegt sie nicht so ganz verkehrt. Als ich in die Behörde abgeordnet war, wurde zu Sommerfesten gegrillt und es gab Getränke, ohne dass dies von den Mitarbeitern bezahlt werden musste. Immer, wenn ich heute im Rahmen einer meiner Aufgaben zu Terminen beim Schulträger bin, zu denen auch externe "Gäste" anwesend sind, gibt es natürlich Kaffee und Brezen etc. Und wir sitzen in klimatisierten Räumen. Ich weiß es natürlich nicht, aber ich nehme nicht an, dass die Amtsleitung dies alles aus eigener Tasche bezahlt. Ich finde, man kann solche Unterschiede schon auch mal ansprechen. Und Firelilly hat schon recht. Wir sind so vieles gewohnt, was vielleicht auch nicht anders umsetzbar ist (Unterbringung bei Klassenfahrten bspw.), dass wir andere Dinge gar nicht mehr hinterfragen. Man muss das ja nicht gleich mit großer Empörung tun, aber mal nachzufragen, warum in der Behörde dafür Gelder da sind, wir aber nichtmal ein Budget haben, um für die Verleihung der Abizeugnisse ein paar Flaschen Sekt für einen Sektempfan zu kaufen, sollte schon möglich sein.

    Die Referendare, die ihre Prüfung bereits absolviert haben, bewirten die "Besucher" ihrer Nachkommen.

    Stellt sich halt immer noch die Frage, warum Referendare, egal ob gerade fertig oder noch in der Ausbildung, die vermutlich max. 1/3 des Ausbilders verdienen, für die Verpflegung der Prüfer aufkommen müssen.

    Ich bin Abiturprüfer und Prüfer im 1. Staatsexamen. Ich ich packe mir eine Flasche Wasser ein und besorge mir Kaffee, bevor ich zu einer Prüfung gehe. Mir ist nicht ganz klar, warum das Ausbilder nicht können.

    Ich bin auch professionell genug, dem Prüfling eine entspannte (Prüfungs-)Atmosphäre zu bereiten, wenn er (oder die Institution, die ich besuche) sich vorher nicht durch kulinarsiche Opfergaben bei mir eingeschleimt hat. Auch da ist mir nicht ganz klar, warum Ausbilder nicht so professionell sein sollten.

    Aber, ihr habt schon recht, wir drehen uns im Kreis.

    Du glaubst nicht, welche Possen so bei der Gewerkschaft landen.

    Oh doch, das glaube ich durchaus. Ich mache ja auch weder den Job noch die Personalvertretung erst seit gestern. Aber es ist trotzdem nicht der Normalfall, sondern bleibt die Ausnahme, vor allem in diesen Extremfällen.

    Nur weil du's noch nicht erlebt hast (sei froh!), ist es nicht so, dass es keine bösartigen Schulleitungen gibt.

    Ich habe deutlich gesagt, dass ich nicht leugne, dass es solche Schulleitungen gibt. Das weiß ich natürlich. Trotzdem bleiben sie die Ausnahme.

    Ich werde beim Lehrertauschverfahren wohl schlechte Karten haben (Single / keine familäre Bindung nach Bayern -> korrigiert mich wenn ich falsch liegen sollte).

    Das Lehrertauschverfahren ist so intransparent, dass man solche Aussagen nicht pauschal machen kann.

    Ich kenne Beispiele von Singles ohne "harten" Wechselgrund, bei denen es sofort geklappt hat und Familienväter, die jahrelang gewartet haben.

    Einfach mal ausprobieren.
    Der Trick ist, nicht nur das Formular abzugeben und sich zurückzulehnen, sondern intensiven Kontakt mit allen beteiligten Stellen (Bildungsbehörden im abgebenden und aufnehmenden Bundesland; beteiligte Personalvertretungen in beiden Bundesländern; mögliche Zielschulen etc.) zu halten. Das ist sehr zeitintensiv und arbeitsaufwendig, kann aber den großen Unterschied machen.

    Und das Aufgebrummtkriegen von korrekturintensiven Klassen und zähen Stundenplänen ist zudem eine handfeste Belastung und hat nichts mehr mit Verheiratetsein zu tun.

    Ohne mich jetzt auf irgendwelche konkreten Fälle beziehen zu wollen, die ich gar nicht persönlich kenne (bspw. an deiner Schule oder die TE), halte ich pauschal gesagt die Angst vor solchen Sanktionen bei den meisten Kollegen für unbegründet.

    Unterrichtsverteilung und Stundenplangestaltung sind extrem komplexe Vorgänge, bei denen unfassbar viele Sachzwänge berücksichtigt werden. Dass sich ein Schulleiter darüber hinaus noch zusätzlich die Mühe macht, für einzelne Kollegen besonders ungünstige Stundenpläne zu gestalten oder ihnen besonders undankbare Klassen zuzuschieben, halte ich für die extreme Ausnahme.

    Höchstens kann ich mir vorstellen, dass sich ein Schulleiter, der unprofessionelle Antipathien hegt, vielleicht nicht die Mühe macht, ungünstig liegende Stunden, wie sie UNTIS ausgespuckt hat, vielleicht doch noch verschieben zu können, oder bei gewissen Wahlmöglichkeiten, die sich im Einzelfall selten mal ergeben, andere Kollegen zu favorisieren. Ob diese Einzelfälle zu einer langfristigen handfesten Mehrbelastung führen können, würde ich persönlich bezweifeln.

    Wie gesagt, im Einzelfall mag es Soziopathen unter den Schulleitern geben, die extremer agieren. Hier sind funiertes Wissen um die eigenen Rechte und Pflichten und ein funktionierender Personalrat zumindest eine Möglichkeit, solchen Menschen bei ihrem Rachefeldzug wenigstens noch ein paar mehr Steine in den Weg zu legen zu können. Irgendwann sollte es für den Schulleiter dann einfach zu unbequem werden. Besonders wirkungsvoll sind dabei "unschuldige" Anfragen bei der übergeordneten Behörde über die Gültigkeit von gewissen Aussagen oder bzgl. von angeblichen Sachzwängen. Schulleiter sind nur solange "kleine Könige", solange alles intern in ihrem "kleinen Königreich" bleibt. Im weiteren Kontext sind sie Führungskräfte, die eine klare Leitungsaufgabe verbunden mit klarer Sorgfaltspflicht haben.

    So gesehen halte ich es für eine Mär - oder zumindest für übertrieben - wenn man immer wieder liest, der Schulleiter sitze am längeren Hebel.

    Ich kenne Fälle, in denen die Pensionsansprüche auch bei direkter Bewerbung mit Freigabeerklärung übernommen worden wären. Ob das in allen Konstellationen (abgebendes/aufnehmendes Bundesland) der Fall ist, kann ich nicht sagen.

    Ich empfehle eine schriftliche Nachfrage beim entsprechenden Referat der Bildungssbehörden, damit man auch etwas Schriftliches in den Händen hält.

    Vage Aussagen aus einem Online Forum sind natürlich keine Hilfe, wenn dann doch etwas mit den Alterbezügen schiefläuft.

    Da es sich bei einem Bundeslandwechsel über das Ländertauschverfahren eben dienstrechtlich gesehen um eine Versetzung handelt, also nicht um eine Neuverbeamtung oder so, darf das Alter eigentlich keine Rolle spielen, da sich das Dienstverhältnis ja nicht ändert. Man bekommt auch keine neue Urkunde oder so.

    Allerdings ist das "planstellenneutrale Länderaustauschverfahren" notorisch intransparent. Man gibt seinen Antrag ab, wartet und bekommt irgendwann eine Zu- oder Absage. Was hinter den Kulissen geschieht, wenn die KMK Vertreter der Bundesländer am runden Tisch sitzt, kann keiner genau sagen. Ich will dait sagen, dass ich es nicht für völlig ausgeschlossen halte, dass der Vertreter des Zielbundeslandes dankend ablehnt, wenn ihm der Versetzungsantrag eines recht alten Bewerbers vorgelegt wird, da die Bundesländer schließlich auch die Pensionsansprüche mit übernehmen.

    Ob das dann wirklich so ist, oder ob ich vielmehr meinen Aluhut wieder wegpacken sollte, kann ich nicht mit Sicherheit sagen.

    In den Bundesländern, in denen ich rechtlich sicherer bin, geht familienbedingte TZ und auch Urlaub aus familienpolitischen Gründen eben nur dann, wenn man auch entsprechende Gründe hat, eben minderjährige Kinder oder pflegebedürdtige Angehörige.

    Es gibt aber auch unbezahlten Urlaub ohne diese Bedingung. Der muss natürlich genehmigt werden, was meist eher fraglich ist. Außerdem verliert man in der Zeit der Beurlaubung dann auch den Beihilfeanspruch, so dass man diese Zusatzkosten mitrechnen muss.

    In NRW liegt das häufig daran, dass sie einfach nicht genug schreiben, weil sie beim dem Geschwafel nicht mitmachen können/ wollen/ darin berechtigt keinen Sinn sehen.

    Also, als Deutschlehrer (allerdings nicht NRW!): Es gibt wenig, was bei einer Korrektur mehr nervt, als inhaltsleeres Geschwafel ohne analytischen Mehrwert. Das spiegelt sich notgedrungen auch in der Bewertung wider.

    Wobei Aussagen natürlich argumentativ begründet sein müssen. Analyse- und Interpretationsbehauptungen alleine sind halt weder prägnant noch scharf, sondern erstmal nur Behauptungen.

    alles andere ist gefälliges Gequatsche.

    Na, dann ist ja zum Glück alles geklärt. Es muss so wunderbar sein, eine so simple Sicht auf die Welt zu haben. Wobei man gerade auf Basis dieses Beitrags sicher auch noch die Frage aufwerfen kann, ob der größere Anspruch ein Indiz auf höhere Intelligenz der Studierenden sein muss.


    Antimon

    Ja, wie hoch der fachliche Anspruch der Lehrkraft an der Schule sein muss, ist dann nochmal eine andere Frage. Die ergibt sich ja immer mal wieder, wenn sich User im Forum beschweren, dass sie all das, was sie an der Uni gelernt haben, an der Schule nicht brauchen. Ich sehe das grundsätzlich (- vielleicht auch wieder fachbedingt -) anders. Mich bringen an der Schule nicht so sehr die konrekten Inhalte (im Sinne der "Themen") der einzelnen Lehrveranstaltungen etwas, als vielmehr ein Verständnis für Denkweisen, sprachwissenschaftliche Zusammenhänge, literaturwissenschaftlicher Methoden etc. Das ist das, was ich im anderen Post damit gemeint habe, wie Sprache und Literatur "funktionieren". Vor allem natürlich in der Sek.II, aber durchaus auch schon in unteren Klassen. Aber das Thema hatten wir auch schon mehrfach. Und natürlich ist das alles im Kontext des schulischen Unterrichts dennoch trivial.

    Vielleicht habe ich dich nicht richtig verstanden oder ich habe nicht richtig gelesen - eine echte Option, ich bin nämlich ziemlich ferienreif.

    Ich will an zwei Beispielen verdeutlichen, was ich meine:

    1.) Gerade weil Germanistik so ein Massenfach ist, gibt es eine sehr große Menge an Deutschlehrerkollegen, denen man anmerkt, dass sie eigentlich nicht viel Verständnis dafür haben, wie Sprache und Literatur "funktionieren". Sie unterrichten eher "Kochrezpte", die dann angebenen, welche Analyseteile bspw. bei einer Gedichtinterpreation abgehakt werden müssen, egal ob diese eine Rolle spielen oder nicht. Wenn man sich mit ihnen inhaltlich darüber austauschen möchte, verstehen sie nicht mal im Ansatz, warum das dem fachwissenschaftlichen Ansatz vielleicht nicht gerecht wird. (Es gibt auch Kollegen, die das so unterrichten und sich des Problems bewusst sind, dann aber didaktische oder ähnliche Aspekte anbringen, die würde ich ganz deutlich nicht in diese Gruppe einordnen!) Diese Kollegen haben also das Studium geschafft, vielleicht sogar ganz gut, zeigen aber in ihrem Handeln, dass sie an der Wissenschaftlichkeit des Faches scheitern. So gesehen ist das Germanistikstudium also vielleicht wirklich sehr viel einfacher als andere Fächer, vielleicht vor allem als MINT-Fächer, dann aber aus dieser Warte heraus, weil es in seinen Ansprüchen eigentlich dem Fach nicht gerecht wird.


    2.) Ich habe eine Freundin, die promovierte Naturwissenschaftlerin ist. Da ich mich privat für einen Aspekt ihres Faches hobbymäßig interessiere und sie sich für Literatur hobbymäßig interessiert, tauschen wir uns viel und häufig aus. Ich nehme an, dass sie über mich etwas Ähnliches sagen würde, wie das, was du über deine SchülerInnne mit ihrem Mol-Problem beschreibst: WillG bemüht sich und will es verstehen, aber oft fehlt ihm das Modellverständnis und das Abstraktionsvermögen. Ich kann damit gut leben. Jetzt kommt aber andere Punkt. Wenn ich mich mit dieser sehr intelligenten Frau, die in einem Fach promoviert ist, in dem ich nichtmal das Grundstudium geschafft hätte, über Literatur unterhalte, dann kann ich umgekehrt zu dem gleichen Ergebnis kommen: Sie ist interessiert und will es verstehen, aber oft fehlt ihr das richtige Verständnis dafür, wie Literatur Zusammenhänger kreiert und durch andere Zusammenhänge Sinn geschaffen wird. Wie gerade Ambiguitäten und Ambivalenzen in sich selbst eine Aussage sein können. All das, was Hermeneutik ausmacht. Und ich bekomme mehr und mehr den Eindruck, dass diese sehr intelligente Frau an der Literaturwissenschaft gescheitert wäre, wenn sie diese ernsthaft betrieben hätte. Das Studium hätte sie wohl trotzdem geschafft (siehe Punkt 1), aber sie wäre vielleicht so eine Kollegin wie diejenigen, die ich oben beschrieben habe.

    Ich finde diese Vergleiche immer sehr schwierig, da wir ja alle vor allem unsere eigenen Fächer kennen, die die meisten von uns vermutlich aus einer gewissen Neigung (oder: Begabung) heraus gewählt haben dürften. Und natürlich hilft das Interesse dabei, sich auch mit den schwierigeren Aspekten auseinander zu setzen.

    Dann spielt bei der Frage, welches Studium "schwerer" ist, ja letzlich auch immer die Frage der Bewertung der Studienleistung mit.

    Also, ich will mal so sagen, in meinen Fächern (Deutsch; Englisch) ist der Anteil derjenigen, die abbrechen, weil die Fächer zu schwer sind, mit Sicherheit (- nehme ich an, ich hab jetzt keine Zahlen gecheckt -) geringer als in Fächern wie Mathe oder Physik. Das ist ja auch einer der Gründe, warum gerade Deutsch so ein Massenfach ist, irgendwie kommt man da schon durch. Andererseits glaube ich, oder behaupte ich, oder bilde ich mir ein, dass man eigene bestimmte Talente haben muss, um literarische Analyse und Interpretation auf einem sehr hohen Niveau betreiben zu können und dann entsprechende Ergebnisse argumentativ-hermeneutisch auch zu artikulieren. Wenn ich mir Naturwissenschaftler (Lehrer oder mit Diplom; z.T. promoviert) in meinem Umfeld ansehe, sind da durchaus welche dabei, die so ein Niveau trotz ihrer hohen Intelligenz meiner Meinung nach nicht erreichen würden. Trotzdem hätten die natürlich ein Germanistikstudium irgendwie herumbekommen. Vielleicht müsste man erstmal in den geisteswissenschaftlichen Fächern die Bewertungsmaßstäbe deutlich hochschrauben, bevor man hier sinnvoll vergleichen kann.


    Andersherum habe ich hobbybedingt ein gewisses Interesse für einen naturwissenschaftlichen Bereich entwickelt, lese in diesem Bereich sehr viel und merke, wie schnell ich hier an meine Grenzen komme. Natürlich fehlt mir hier der Hintergrund, der Kontext, aber ich merke auch, wie es mir zum Teil ganz einfach am theoretischen Abstraktionsvermögen fehlt. Mein Mathelehrer hat mir damals nach dem Abi geraten, statt zwei Korrekturfächern zu studieren, doch wenigstens eins durch Mathe zu ersetzen, der hätte es mir also wohl zugetraut. Jetzt, rückblicken, würde ich nicht darauf wetten wollen, dass ich das Studium geschafft hätte - und zwar nicht nur, weil meine Interessen an anderer Stelle lagen.


    Mein persönliches Fazit ist, dass es mich überhaupt nicht stört, wenn MINT-Akademiker denken, dass ihre Fächer anspruchsvoller sind. Es wird nur ein wenig nervig, wenn es immer und immer wieder hervorgeholt wird, so wie alles bei ständiger Wiederholung nervig wird. ich finde die Diskussion ermüdend, denn der "Keulenschlag" zurück wäre der über den Bildungsbegriff, der aus Gründen, die man durchaus hintergragen kann, gesellschaftlich sehr geisteswissenschaftlich dominiert ist. Oder über die Ausdrucksfähigkeit und Rhetorik. Dann stehen da zwei Fronten, auf der einen Seite die ungebildeten Superbrains, die sich nicht ordentlich ausdrücken können, auf der anderen Seite die dummen aber gebildeten Rhetoriker, die aber abstrakte Zusammenhänge dessen, was die Welt im Innersten zusammen hält, nicht begreifen können. Ich polemisiere, aber vor allem deshalb, weil ich diese Frontenbildung hochgradig albern finde. Soll doch jeder machen, worauf er Lust hat, und sich damit beschäftigen, was ihm Spaß macht.


    Der Ausgangspunkt dieser Diskussion, Firelilies Vorschlag, dass sich der Anspruch in der Besoldung niederschlagen sollte, ist aus anderen Gründen albern: So funktioniert das Konzept der Dienstbesoldung bei Beamten nicht, und so funktionieren meiner Ansicht nach auch die Gehälter in der freien Wirtschaft nur zum Teil, da hier noch ganz viele andere Faktoren eine Rolle spielen. Aber da gab es ja schon mal eine ausuferende Diskussion, die wir nicht neu aufbrechen sollten.

    Nein, ich mache nicht mit, deswegen war das auch kein Problem.

    Meine Frage: Reicht für das Verlieren der Challenge schon, dass man das Still Frame vom Video angezeigt bekommt oder muss man den Song tatsächlich auch als auditiven Reiz hören?

    Es muss dir doch klar sein, dass ein paar - einzelne - missbräuchliche Anzeigen nicht gleich eine ganze Bewegung, die sehr viel zum Opferschutz beigetragen hat, "unsäglich" macht. Das kann ich doch nicht verwundern, wenn dir so eine Pauschalisierung vorgehalten wird.

    Ich bezeichne ja auch nicht Black Lives Matter als unsäglich, nur weil ein paar Idioten sich einen Spaß aus Vandalismus gemacht haben.

    Ich bezeichne ja auch nicht das Erkämpfen für Arbeitnehmerrechte als unsäglich, nur weil es einzelne Gewerkschaftsführer gibt, die diese nutzen um sich zu profilieren.

    Ich bezeichne ja auch nicht die Demokratie als unsäglich, nur weil es einzelne schwarze Schafe gibt, die sie für ihre Zwecke ausnutzen.

    Ich bin jetzt nicht Icke, antworte aber trotzdem mal:

    Sorry, aber du hast eine Bewegung, die Missbrauchsopfern eine Stimme gibt, als "unsäglich" beschreibst, weil du jetzt einer Schülerin zum Geburtstag die Hand nicht mehr geben darfst.

    Ich weiß nicht, wie man das anders lesen soll.

Werbung