*seufz*
Wenn du von "geschlechtertypischen Interessen" sprichst, gibt es nur zwei Möglichkeiten:
1. Die Interessen sind biologisch, mithin genetisch veranlagt.
2. Die Interessen entwickeln sich aus gesellschaftlichen Konstrukten, die Individuien, die biologischen in dieser Hinsicht identisch sind (sonst würde 1 gelten), in verschiedene Richtungen drängen.
Offenbar ist es ja so, dass es in einem Großteil der Familien so ist, dass die Frau den Schwerpunkt der häuslichen Arbeit und der Kindeserziehung übernimmt und dadurch ihre Karriere nicht so gut fördern kann wie der Mann. Es scheint auch so zu sein, dass viele junge Frauen - bewusst oder unbewusst - mit dieser Intention bereits bei der Berufswahl eher Berufe suchen, die dies möglich machen.
Dadurch ergeben sich dann eben Konstellationen, in denen im Ernstfall, wenn das Kind da ist, natürlich der Mann weiter zur Arbeit geht, weil er besser verdient und weil die Frau möglicherweise ein Beschäftigungsverhältnis gesucht hat, das besser abgesichert ist (Beamtentum).
Darüber hinaus werden schon junge Mädchen in bestimmte Richtungen hin erzogen. Die Tochter bekommt die Puppe und wird dafür gelobt, wenn sie hübsch aussieht, der Junge bekommt Baukästen und Chemiekästen und lernt, dass Jungs auch Rabauken sein dürfen.
Das hat Auswirkungen auf Interessen, die man entwickeln kann, auf das Auftreten, auf die Frage, wofür man Wertschätzung erwartet etc.
(Das ist natürlich jetzt sehr vereinfacht, nicht umsonst sind Gender Studies eine eigene Geisteswissenschaft).
Jetzt kann man überlegen, wie man das als Gesellschaft findet. Wenn man sagt: Ist doch alles okay, sie scheinen ja nicht unzufrieden zu sein, dann kann man auch sagen, dass es ja okay ist, wenn Kinder aus Arbeiterfamilien eher weniger Amibtionen auf akademische Berufe haben, weil sie ja offenbar als Handwerker auch ganz zufrieden sind. Dann ist ja alles supi, dann brauchen wir ja nichts ändern. Und wer sagt schon, dass die Kinder mit Behinderungen nicht auch ganz zufrieden mit ihren Klassen in Förderschulen waren.
Oder, und das ist natürlich jetzt sehr radikal, wenn man so denkt, wie es deine Äußerungen hier erscheinen lassen, man versucht in einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft Strukturen zu schaffen, in der jedes Individuum wirklich frei entscheiden kann, was es machen will. Nicht nur formal ("Soll sie dich Karriere machen!"; "Soll er doch aufs Gymnasium gehen!"), sondern auch so gesellschaftlich implementiert, dass jeder zu jeder Zeit die entsprechende Offenheit für ALLE Optionen entwickeln kann. Muss man halt wissen, wo man sich da positioniert.