Wolfgang Autenrieth
Dass du in Salamitaktik neue Details nachreichst, macht es nicht einfacher, über den Sachverhalt zu diskutieren.
Erst heißt es, die neuen Refs "bewirten" die Besucher, was nach vollumfänglicher Verantwortung (Orga; Einkauf; Kosten) klingt:
Die Referendare, die ihre Prüfung bereits absolviert haben, bewirten die "Besucher" ihrer Nachkommen.
Dann relativierst du, dahingehend, dass sie zumindest keine Kosten haben, aber das Zeug besorgen müssen. Außerdem übernehmen sie die hauswirtschaftlichen Tätigkeiten. Und natürlich hat das einen Beigeschmack, dass diese Tätigkeiten an den schwächsten Gliedern in der Kette hängen bleiben, so wie halt Praktikanten auch oft zum Kopieren oder eben zum Kaffee kochen geschickt werden. Kollegialität auf Augenhöhe sieht anders aus.
Der Kaffee stammt aus der Kaffeemaschine im Lehrerzimmer und wird von der Schulleitung gestiftet, ebenso die Butterbrezel und die Kekse. Die Referendare des Vorkurses übernehmen die Organisation, holen beim benachbarten Bäcker die Brezeln, stellen Tasse, Thermoskanne, Teller und Kekse im Besprechungsraum bereit und räumen anschließend wieder auf.
Erst viel später schiebst du nach, dass es dafür auch eine gewisse Entlastung gibt:
Die neuen Referendare (am Beginn des Referendariats) werden für 2 UE Ihrer Laufbahn aus der Verpflichtung der Hospitation entlassen und organisieren in dieser Zeit Geschirr, Kaffee und schauen danach, dass der Besprechungsraum frei bleibt, indem sie an die Türe ein Schild kleben.
Jetzt könnte man natürlich das Fass aufmachen, dass Ausbildungsinhalte dafür geopfert werden, dass die Ausbilder einen frischen Kaffee und Butterbrezeln hingestellt werden. Aber so weit will ich gar nicht gehen.
Ich teile die hier geäußerte Sichtweise, dass es ein "Geschmäckle" hat, wenn Menschen in großen Abhänigkeitsverhältnissen dazu aufgefordert (und auch eine Bitte kann in so einem Abhängigkeitsverhältnis wie eine Aufforderung oder eine Anweisung klingen; so viel Kommunikationstheorie sollten wir alle drauf haben), solche Aufgaben zu übernehmen.
Ich kann mich mit dem Gedanken anfreunden, dass es eine Frage der Gastfreundschaft ist, "Gäste" zu bewirten, auch wenn ich daran zweifle, dass Menschen, die im Rahmen ihrer dienstlichen und bezahtlen Tätigkeit an Schulen kommen, als Gäste zu bezeichnen sind. Aber meinetwegen. Dann ist das aber Aufgabe des Gastherrn, nämlich des Schulleiters als Hausherr, sich darum zu kümmern.
Wenn dies bei uns üblicherweise an Referendaren hängen bleiben würde, egal ob aktuell im Prüfungsstress oder nicht, würde ich als PR erstmal nachfragen, warum denn nicht ein Mitglied der Schulleitung die Zeit hat, mal eben Kaffee zu kochen und ein paar Butterbrezeln zu holen. Erst wenn im Gespräch sehr nachvollziehbar deutlich gemacht würde, dass dies aus sachlichen Zwängen nicht geht und sicher nichts mit Standesdünkel zu tun hat, würde ich darauf drängen, dass man entweder die Praxis generell überdenkt oder eine Lösung findet, die eben nicht auf dem Rücken der schwächsten Mitglieder eines Kollegiums ausgetragen wird.
Zu Firelillys Äußerung: Wie so oft ist der Tonfall wenig zielführend und die Argumentation ein wenig hochgehängt, aber in der Sache liegt sie nicht so ganz verkehrt. Als ich in die Behörde abgeordnet war, wurde zu Sommerfesten gegrillt und es gab Getränke, ohne dass dies von den Mitarbeitern bezahlt werden musste. Immer, wenn ich heute im Rahmen einer meiner Aufgaben zu Terminen beim Schulträger bin, zu denen auch externe "Gäste" anwesend sind, gibt es natürlich Kaffee und Brezen etc. Und wir sitzen in klimatisierten Räumen. Ich weiß es natürlich nicht, aber ich nehme nicht an, dass die Amtsleitung dies alles aus eigener Tasche bezahlt. Ich finde, man kann solche Unterschiede schon auch mal ansprechen. Und Firelilly hat schon recht. Wir sind so vieles gewohnt, was vielleicht auch nicht anders umsetzbar ist (Unterbringung bei Klassenfahrten bspw.), dass wir andere Dinge gar nicht mehr hinterfragen. Man muss das ja nicht gleich mit großer Empörung tun, aber mal nachzufragen, warum in der Behörde dafür Gelder da sind, wir aber nichtmal ein Budget haben, um für die Verleihung der Abizeugnisse ein paar Flaschen Sekt für einen Sektempfan zu kaufen, sollte schon möglich sein.