Beiträge von WillG

    Zwar ist mir bewusst, dass mit der Verbeamtung viele Vorteile einhergehen. Es ist mir aber schleierhaft, wie es im 21. Jahrhundert sein kann, dass dieses System Familien buchstäblich auseinanderzureißen vermag. So nach dem Motto "friss" (ergo: Beamter bleiben und den Zustand "ertragen") oder stirb (Verbeamtung aufgeben als last way out).

    Ich kann den Frust sehr gut verstehen. Und ja, das Verfahren ist maximal intransparent und nicht planbar. Mein eigener Wechsel vor vielen Jahren hat übrigens ganz ohne "harte" Faktoren wie Familienzusammenführung funktioniert; ich wollte einfach woanders arbeiten. Gerade deshalb gehe ich davon aus, dass man viel erreichen kann, wenn man eben auf allen Ebenen und auf allen Wegen immer wieder in Kontakt tritt und versucht, die an der Entscheidung beteiligten auf seine Seite zu bringen. So hat es bei mir geklappt, aber es kann natürlich auch sein, dass ich einfach nur Glück hatte.


    Zu dem obigen Zitat: Wie gesagt, ich kann diese Frust schon gut nachvollziehen. Man darf aber auch nicht vergessen, dass das gesamte Dienstverhältnis der Beamten auf dem Prinzip der Loyalität basiert. Der Dienstherr gibt uns all die Privilegien und Vorzüge, eben damit er auf unsere 100% Loyalität bauen kann. Das bedeutet, dass wir nicht streiken dürfen, und eben auch, dass er das letzte Wort hat, ob und wo er unsere Arbeitskraft braucht. Das mag veraltet sein, das kann man durchaus diskutieren, dann muss man im gleichen Atemzug aber fairerweise so weit gehen und das Beamtenwesen (zumindest für Lehrkräfte) insgesamt in Frage zu stellen.

    Das hilft euch nicht, aber vielleicht ist es ein wenig, sich nicht ganz so ausgeliefert zu fühlen.

    Wir essen jetzt tagelang das "Eis in Holzscheitform" in Familiengröße (zu anderthalb...) in Vanille-Salzbutterkaramell-Geschmack ... was blüht uns?

    Na, wenigstens ist Vanille dabei und kein Schokoquatsch. Gut, das mit Salzbutterkaramell in das reine Vanille gemengt, das ist schon so, als würde man mit Wachsmalkreiden die Mona Lisa beschmieren, aber gut. Es bleibt halt immer noch die Mona Lisa...

    Es muss doch mehr Wege geben...

    Schau mal hier:

    Ich habe - neben dem Schokoeisessen - korrigiert und angefangen, Unterricht vorzubereiten. Jetzt erstmal Pause.

    Dran denken außerhalb der Vorbereitungen wenig, dafür habe ich vom Fitnessstudio geträumt.

    Solche Albträume kommen natürlich vom Schokoeis. Aber manchen Menschen kann man einfach nicht helfen, die stopfen unbeirrt dieses widerliche Gift in sich rein und leben halt mit den bitteren Konsequenzen, statt wohlmundendes, gesundes und achtsames Vanilleeis zu schlemmen und dann den Schlaf der Gerechten zu genießen.

    Ich sitze gerade noch an Korrekturen, so gesehen denke ich schon an Schule. Der Plan ist aber, diese fertig zu haben, bis ich nach Weihnachten über Silverster wegfahre. Da werde ich sicherlich nicht an Schule denken, schon gar nicht in dem Sinne, dass ich grüble oder Dinge hinterfrage oder so.

    Wenn du Zeit hast, versuch es ruhig mal in den Ferien. Dezernenten sind in der Regel nicht an Ferienzeiten gebunden und müssen Urlaub nehmen. Viele nehmen diesen gerade NICHT in den Ferien, da man da mal in Ruhe was wegarbeiten kann, wenn die Schulen nicht besetzt sind.

    Das heißt auch, dass sie zu so einer Zeit vielleicht mehr Ruhe und Muse für so ein Gespräch haben.
    Vielleicht in den ersten Januartagen.

    Ich verstehe die Überlegungen, welche Karriereschritte an der eigenen Schule noch möglich sind. Natürlich treiben dieselben Gedanken auch mich um.

    Allerdings finde ich persönlich, dass man sich davon nicht zu sehr in seinen Entscheidungen einschränken sollte.

    Für mich habe ich beschlossen, dass ich mit einem Wechsel in eine A15-Funktion durchaus auch den Wechsel der Schule in Betracht ziehen werde/muss. Das hat sicherlich auch Vorteile bzgl. der Rollenfindung und Abgrenzung, wenn es natürlich auch immer mit Unwägbarkeiten verbunden ist. I

    Außerdem schreibst du ja selbst, dass es um Abwechslung und neue Ausrichtung geht, das findet natürlich umso mehr statt, und ist auch spannender (allerdings auch mühsamer), wenn man das gemachte Nest verlässt und an einer neuen Schule startet.

    Ich habe allerdings in meiner Laufbahn mehrmals die Schule gewechselt und hatte immer das Gefühl, eine gute Nische finden zu können. Da mag viel Glück im Spiel gewesen sein, allerdings ist meine anekdotische Erfahrung, dass gerade die Kollegen, die über schlimme Schulleitungen und schreckliche Schulen schimpfen, oft (nicht immer!) die gleichen Probleme [Ironie on] ganz zufälligerweise [/Ironie off] auch an ihren nächsten Schulen wiederfinden.


    Noch zwei Gedanken:

    1. Das heißt nicht, dass ich im Zweifelsfall jede Schule neben würde. Ich habe sehr klare Vorstellungen, wie so eine Schule aussehen sollte. Entsprechend heißt das aber für mich auch, dass die A15 kein absolutes Muss ist. Wenn es mal klappt, dann ist das super. Sonst finde ich im Schuldienst eigentlich ausreichend andere Möglichkeiten zur persönlichen Veränderung und Weiterentwicklung. Im Privatleben sowieso.


    2. Von der Aussage, dass es interne Bewerber gibt, würde ich mich nicht (mehr) abschrecken lassen. Und die Konsequenzen, mit denen man leben muss, sind in der Regel nicht schlimm, wie man sie sich ausmalt. Bezüglich der Stellenbesetzung gilt immer noch das Prinzip der Bestenauslese, und auch wenn hier vielleicht immer ein wenig im Rahmen hinter den Kulissen geschoben wird, dass es vielleicht für den präferierten Bewerber passt, gilt gleichzeitig auch, dass die übergeordneten Behörden sehr viel Angst vor Klagen und Präzedenzfällen haben, so dass ein Wunschbewerber halt die Stelle auch oft nicht bekommt. Das gilt übrigens auch umgekeht für die eigene interne Bewerbung, die natürlich kein Selbstläufer sein soll.

    Die Konsequenzen an der Zielschule, wenn man sich gegen einen internen Bewerber durchgesetzt und sozusagen reingedrängt hat, sind vermutlich in der Regel auch weniger schlimm als man das erwartet. Kollegien haben diesbezüglich ein sehr kurzes Gedächtnis und am Ende des Tages ist es ein beruflicher, und damit hoffentlich halbwegs professioneller Kontext.


    Das sind aber natürlich alles persönliche Überlegungen, die für dich ganz anders ausfallen können.

    Im Moment herrscht ja Lehrermangel, v.a. an den Grundschulen. Da geht meistens plötzlich vieles, was formal eigentlich nicht geht.

    Die meisten Bundesländer haben entsprechende Maßnahmen, um Sek 1 Lehrkräfte an die Grundschulen zu holen. Ich würde mal im Schulamt im Geschäftsbereich der Grundschulen anrufen, mich mit einem Dezernenten verbinden lassen und die Frage dort diskutieren.

    Nach einem heftigen Schicksalsschlag vor einigen Jahren ist halt Alles anders und ich weiß, dass die Zeit mit dem Nachwuchs jede Sekunde des Lebens wert sein wird, da ich nochmal die Chance bekommen habe. Und irgendwie habe ich mich an meinen "Teilzeit"-Job gewöhnt, da ich halt viele Entlastungen habe.


    Trotzdem denke ich auch, dass es vielleicht nicht noch ein paar Jahrzehnte im Job so weitergehen soll, da es ja irgendwann langweilig wird. Neue Aufgaben, Verantwortung, Schule mitgestalten dürfen.....wirklich schön. Mir hat man auch direkt zu Anfang meiner Laufbahn vorgeschlagen, den Weg zu gehen. Nun wäre es soweit.

    Zwei Gedanken dazu:

    1. Wenn die Familie so deutlich die allerhöchste Priorität hat (- und bei dir klingt das nochmal deutlicher als gewöhnlich -), stellt sich die Frage, warum man hier die zeitlichen Einbußen in der Familienzeit, die es ja nach Aussagen fast aller hier schreibenden A15-Stelleninhaber geben wird, in Kauf nehmen möchte.

    2. Je nachdem, wie alt du bist - und die Formulierung "noch ein paar Jahrzehnte" suggeriert, dass du noch mindestens die Hälfte deines Berufslebens vor dir hast, tendenziell noch länger, kannst du den Schritt immer noch in ein paar Jahren geht. Mehr noch: Was ist denn das "Endgame"? Hast du vor, danach noch auf eine stv. SL zu gehen oder SL zu werden? Man kann das nicht immer vorhersehen, aber für mich persönlich dürfte eine A15 (in der erw. SL) irgendwann mal der letzte Karriereschritt sein. Wenn du diesen Schritt jetzt schon gehst, vorausgesetzt du bist so jung, wie ich dich einschätze, könnte sonst in 10-15 Jahren der gleiche Gedanke kommen: Jetzt noch 20 Jahre immer so weiter auf dieser Funktion? Warum dann also nicht gleich noch ein wenig warten und sich die berufliche "Abwechslung" einteilen, um dich jetzt auf die Familie konzentrieren zu können.

    An wen außer den Behörden kann ich mich wenden? Welche Möglichkeiten habe ich zusätzlich zum Antrag und Warten?

    • Viel kommunizieren, mit allen Beteiligten:
    1. Schulleitungen (abgebende und potentiell aufnehmende Schulen; hier Initiativbewerbungen im Sinne von "Hallo, mich gibts, ich wär toll für deine Schule")
    2. beteiligte Personalräte im abgebenden und aufnehmenden Bundesland; öPRs der abgebenden und potentiell aufnehmenden Schulen, damit die bei Bedarf auf die Schulleitungen bzgl. Freigaben und Interesse einwirken; übergeordnete PRs, die bei Versetzungen im Ländertausch in der Mitbestimmung sind
    3. Dezernenten im abgebenden und in potentiell aufnehmenden Schulamtsbezirken, um auf Freigabe zu drängen und um Bedarfe an Schulen herauszufinden, um potentiell aufnehmende Schulen zu identifizieren (siehe: Kontakt zu Schulleitungen / öPRs)
    • Bewerbung nicht nur im Ländertausch, sondern mit Freigabeerklärung auch direkt im Stellenvergabeverfahren des aufnemhmenden Bundeslandes (sofern dies in den beiden Bundesländern vorgesehen ist)
    • direkte Bewerbung auf Beförderungsstellen

    Es ist unfassbar aufwändig und kostet viel Zeit, aber erhöht die Chancen im sehr intransparenten Ländertausch deutlich.

    Hat man nach einer gewissen Wartezeit einen "Anspruch" auf Aufnahme im Bundesland?

    Natürlich nicht. Du bist im Dienstverhältnis mit deinem Bundesland, der Dienstherr dort hat für dich eine Fürsorgepflicht, also kann man evtl. mit Verweis auf die einschlägigen KMK Bestimmung hier ein wenig Druck machen, wenn die Freigabe dauerhaft verwehrt wird. Aber das aufnehmende Bundesland hat mit dir ganz buchstäblich "keinen Vertrag", d.h. es besteht für das aufnehmende Bundesland keinerleich Verpflichtung, hier Ansprüchen gerecht zu werden. Das klingt hart, ist aber leider so.

    Weiß jemand, ob es irgendwie eine Möglichkeit gibt, die Verbeamtung durch Beurlaubung erstmal nur ruhen zu lassen?

    Es gibt verschiedene Formen der Beurlaubung. Dazu ist das Landesrecht relevant.
    Die "gewöhnliche" Beurlaubung ohne Dienstbezüge schließt es in der Regel aus, dass du stattdessen einer anderen Tätigkeit nachgehst, bzw. muss diese immer wieder genehmigt werden. Im Falle einer alternativen Festanstellung dürfte das so nicht funktionieren.

    Aber es gibt durchaus auch Sonderformen der Beurlaubung, die bspw. z.T. beim Auslandsschuldienst greifen (- kompliziertes Konstrukt, dem bei Beamten eine Beurlaubung zugrunde liegt -). Evtl. gibt es da auch etwas für die Uni. Frag mal beim Personalrat nach, vielleicht auf beiden "Seiten", an der Uni und an der Schule.

    Es werden pro Jahr ca. 2-3 verbeamtete Stellen deutschlandweit in meinem Bereich an der Uni ausgeschrieben. Wenn man da Altersgrenze und Gesundheitsfragen umgehen könnte, wäre das natürlich super.

    Wenn so eine Beamtenstelle mit einem Bundeslandwechsel einhergeht, kann es sein, dass es dennoch zu einer amtsärztlichen Untersuchung kommt. Zumindest beim Länderwechsel im Schuldienst kann das der Fall sein. Ob das auch greift, wenn man von einer schulischen Beamtenstelle im Land X auf eine universitäre Beamtenstelle im Land Y wechselt, kann ich dir nicht sagen.

    Ich weiß nicht, für micht klingt das, als wäre die Angelegenheit aus deiner Perspektive eigentlich klar und du kannst/willst es dir nur nicht ganz eingestehen:

    Bleib an der Uni. Es ist die Aufgabe, die dir offenbar besser gefällt, du fühlst dich mehr wertgeschätzt und das System liegt dir offenbar auch mehr.

    Ja, den Beamtenstatus musst du drangeben, aber im Austausch für eine unbefristete Stelle.

    Ich hab jetzt noch nicht viel gehört, was wirklich gegen den Unijob spricht - aus deiner Perspektive. Außer vielleicht die Unterrichtsverpflichtung von 16 SWS (mit ihren Konsequenzen für die Karriereplanung).

    Ich weiß nicht genau, wie du die sehr klare Formulierung "nicht im Sinne eines Anspruchsniveaus" dann doch so deuten kannst, dass ich behaupte, das Unterrichten am Gymnasium sei komplizierter.

    Zumal ich sehr deutlich zwischen konkreten Inhalten statt zwischen Schularten unterscheide, in den Beispielen, die ich bringe:


    Man sieht ja natürlich auch immer sein eigenes Fach als "den Sonderfall", aber ich persönlich kann mir vorstellen, dass ich mich bspw. im fachfremden Geschichtsunterricht in der Mittelstufe eher über Wasser halten könnte als jemand, der "nur Schulenglisch" hat, dies im fachfremden Unterricht in höheren Klassen könnte. Ja, der studierte Geschichtskollege, der meine fiktive fachfremd unterrichtete Geschichtsklasse im nächsten Jahr hat, würde viel fluchen, weil ich wichtige Zusammenhänge nicht dargestellt hätte und relevante Fachmethoden nicht richtig unterrichtet hätte, aber ich behaupte, irgendwie würde ich schon durch die Unterrichtseinheiten kommen, wenn ich mich vorher einlese. Das ist vielleicht in Fächern wie Englisch, Mathe (und viele andere, wo die Handlungskompetenz noch mehr in der Vordergrund rückt und die inhalte eher in den Hintergrund) anders. Auf die Grundschule übertragen stelle ich mir vor, dass es vielleicht noch eher machbar ist, ohne entsprechende Ausbildung im Sachunterricht darüber zu reden, was der Igel im Winter frisst und was Frühblüher sind, als Zahlenräume und Übergänge in Mathematik zu erklären oder die Verschriftlichung von Lauten mit Anlauttabelle und was es da sonst noch alles gibt. Das ist aber natürlich eine sehr subjektive, von meinen Erfahrungen ausgehende Perspektive und ich lass mich hier gerne eines Besseren belehren. Es hat halt alles seine Herausforderungen, die unterschiedlich gestaltet sind.

    Habe auch keine Lust zu vergleichen, wem es schlechter geht.

    Ich hatte eigentlich die sehr ausführliche Einleitung zu meinem Statement geschrieben, um deutlich zu machen, dass die Arbeit der GS KuK nicht abwerten möchte und dass ich durchaus der Meinung bin, dass diese mit extrem hohen Herausforderungen und Ansprüchen einher geht. Schade, dass du es trotzdem offenbar als "Battle" darüber, wer mehr leistet oder wem es schlechter geht, gelesen hast.

    Höre quasi nie, dass es auch irgendwie nett oder interessant ist. Immer nur "viel Lesen", "viele Korrekturen", "immer skurrilere und fast nur unbekannte Vorgaben der zu lesenden Texte". Führt bei mir logischerweise zu: "Äh... Ich bleibe bei meinem anderen Fach, wenn's irgendwie geht." 🙈🤣

    Also, ich unterrichte Deutsch und Englisch und ziehe Oberstufe deutlich vor. Die Korrekturbelastung ist hoch, ja, vor allem in Englisch ist der Unterschied zwischen kurzen Arbeiten der Unter- und Mittelstufe mit vielen geschlossenen und halboffenen Aufgabenformen und der textlastigen Oberstufe schon immens, aber die Gründe, die andere angesprochen haben, überwiegen für mich, obwohl ich Korrekturen abgrundtief hasse: interessantere Themen, weniger Grundlagenarbeit (grammatikalisch, methodisch), entspanntere Schüler, weniger Anforderungen an die methodische Gestaltung meines Unterrichts etc. Für mich ist das gar keine Frage.


    Soll ich dir mal sagen, was ich in der Grundschule alles völlig FACHFREMD unterrichten muss(te) im Laufe meiner Dienstzeit: Mathe: seit über 30 Jahren immer, Sport über 30 Jahre, Englisch ein paar Jahre, Musik ca 10 Jahre.

    Studiert habe ich Deutsch, Reli, Kunst und Bio. [...]

    Sorry, ich kann dein Problem nicht nachvollziehen.

    Ich habe großen Respekt vor er Arbeit der Kollegen in der Grundschule. Nicht nur die pädagogischen und didaktischen Herausforderungen aufgrund des Alters und der ständigen Binnendifferenzierung, sondern gerade auch die Grundlagenarbeit, sowohl methodisch als auch in der Vermittlung von Grundverständnis (Sprachverständnis, Schriftsprache, abstraktes Denken, Verständnis von Zahlenräumen etc.).

    Trotzdem frage ich mich, ob man das so direkt vergleichen kann - nicht im Sinne eines Anspruchsniveaus oder in der Frage, wer mehr "leistet", sondern rein inhaltlich. Es sind halt andere Herausforderungen. Und die TE befürchtet ja die direkte Reaktion der Schüler auf ihre Unsicherheiten. Und ich würde annehmen, dass man in der konkreten Unterrichtssituation vielleicht von Teenagern, die selbst schon einiges im Fach / in der Sprache können, nochmal kritischer betrachtet wird. Und dazu kommt dann natürlich die Korrektur der sprachlichen Arbeiten, bei denen man eben auch souverän genug sein muss, um zu entscheiden, ob angebotene Formulierungen und Strukturen nun auch korrekt sind. Ich hatte mal eine Schülerin mit nahezu muttersprachlichem Niveau in Englisch, die zu faul war, in der Klausur Begriffe nachzuschlagen, die sie dann doch nicht kannte. Sie hat dann einfach Wörter erfunden, die richtig klangen. Auf dem Niveau, auf dem sie war und in dem ihre Klausuren geschrieben waren, musste man da schon sehr genau hinsehen, um sich davon nicht täuschen zu lassen. Das erfordert schon ein hohes eigenes sprachliches Niveau.


    Man sieht ja natürlich auch immer sein eigenes Fach als "den Sonderfall", aber ich persönlich kann mir vorstellen, dass ich mich bspw. im fachfremden Geschichtsunterricht in der Mittelstufe eher über Wasser halten könnte als jemand, der "nur Schulenglisch" hat, dies im fachfremden Unterricht in höheren Klassen könnte. Ja, der studierte Geschichtskollege, der meine fiktive fachfremd unterrichtete Geschichtsklasse im nächsten Jahr hat, würde viel fluchen, weil ich wichtige Zusammenhänge nicht dargestellt hätte und relevante Fachmethoden nicht richtig unterrichtet hätte, aber ich behaupte, irgendwie würde ich schon durch die Unterrichtseinheiten kommen, wenn ich mich vorher einlese. Das ist vielleicht in Fächern wie Englisch, Mathe (und viele andere, wo die Handlungskompetenz noch mehr in der Vordergrund rückt und die inhalte eher in den Hintergrund) anders. Auf die Grundschule übertragen stelle ich mir vor, dass es vielleicht noch eher machbar ist, ohne entsprechende Ausbildung im Sachunterricht darüber zu reden, was der Igel im Winter frisst und was Frühblüher sind, als Zahlenräume und Übergänge in Mathematik zu erklären oder die Verschriftlichung von Lauten mit Anlauttabelle und was es da sonst noch alles gibt. Das ist aber natürlich eine sehr subjektive, von meinen Erfahrungen ausgehende Perspektive und ich lass mich hier gerne eines Besseren belehren. Es hat halt alles seine Herausforderungen, die unterschiedlich gestaltet sind.

    Ich hatte am Anfang des Threads mal gefragt, wie langfristig realistisch das Angebot der Uni ist. WIrst du Akademische Rätin? Oder unterwirfst du dich den Beschränkungen des Wissenschaftzeitvertragsgesetz und bereust es in ein paar Jahren, dass du die sichere Beamtenstelle aufgegeben hast?

    Na ja, das Herantasten ist vielleicht kein schlechter Anfang. Du musst ja nicht gleich eine Abiklasse übernehmen, aber über die Mittestufe in immer höhere Jahrgangsstufen zu gehen, bis du schließlich in der Oberstufe ankommst, ist vielleicht nicht schlecht.

    Und es gibt Sprachreisen konkret für Erwachsene, zum Teil speziell für Englischlehrkräfte. Vielleicht schaust dir das mal an. Vom rezeptiven Sprachgebrauch (lesen; Serien schauen) entwickelst du halt deine Sprechkompetenz und deine Sicherheit in der Sprachverwendung nicht.

    Vor der Abordnung war ich SV-Lehrerin, Koordinatorin des Praxissemesters, hab Jugend forscht betreut und saß in der SchuKo. Ein paar Wochen bin ich sicher gut damit beschäftigt, mich in einem neuen System zu orientieren. Grundsätzlich wird mir aber immer schnell langweilig und dann brauche ich was Neues, das ich mir erarbeiten kann.

    Jetzt lass es doch erstmal auf dich zukommen. Vielleicht findest du ja schnell Aufgabenfelder.

    Ich meine, das gehört halt bei solchen beruflichen Veränderungen (Abordnungen etc.) dazu, dass man die aufgebauten Strukturen hinter sich lässt und dann wieder von vorne anfängt. Wenn du an deiner alten Schule gelandet wärst, wären die Aufgaben vermutlich auch besetzt.


    Wenn du wirklich so heiß darauf bist, dich vielfältig und umfassend einzubringen, dann such dir eine Schule im Aufbau. Da gibt es viel zu tun und man hat gute Chancen, sich seine persönliche Nische zu suchen und zu definieren.

    Wie lange war dein Aufenthalt im englischsprachigen Ausland während des Studiums?

    Wie sehr trägt die Antwort dazu bei, dass du der Kollegin hier einen inhaltlich relevanten Tipp für den Umgang mit ihrer Situation geben kannst?

    Ich meine, ja, Auslandsaufenthalte sind für Fremdsprachenlehrer natürlich ein wichtiger Teil der Ausbildung.

    Aber, falls sie keinen gemacht hat, ist das halt jetzt so. Da bringt das dann auch nicht viel, ihr das jetzt vorzuhalten.

    Falls sie einen gemacht hat, sagt das nicht notwendigerweise viel darüber aus, wie sicher sie in der Sprachverwendung ist. Je nachdem, wie man diesen Aufenthalt gestaltet hat, wie man Kontakte zu Einheimischen oder wenigstens anderen Internationals knüpfen konnte etc., kommt das auch vor, dass Kollegen trotzdem noch unsicher sind, oder sich fühlen.

    Übrigens kommen jetzt gerade auch die Kollegen an der Schule an, die während der Coronazeit studiert haben. Da waren Auslandsaufenthalte nicht immer möglich oder fanden dann in der Form statt, dass die Studenten im Lockdown in ihrer Wohnung saßen und an Online Veranstaltungen teilgenommen haben.

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