Ich (Dipl.-Biol.) musste bei meiner Einstellung (Vertretungslehrkraft) ausdrücklich betonen, dass ich nicht Chemie unterrichten möchte - da meine Kenntnisse in diesem Fach wirklich noch aus dem Studium stammen, das ist 25 Jahre her - Praxis im Hauptfach habe ich dagegen fast ununterbrochen, was vieles wettmacht an fehlender "Lehrbefähigung", so kommt zumindest das Feedback von den Schülern. Inzwischen würde ich mir Chemie mit Vorbereitung (also lieber nicht als "Schwellenstunde", was in Bio mein täglich Brot ist) zutrauen, aber es ist auch an Biostunden noch genug Bedarf bzw. dann müssen die Bio/Chemie-Kräfte eben mehr Chemie geben, das haben unsere Stundenplanbauer ziemlich gut im Griff.
Beiträge von Eingenischt
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... das ist so ein bisschen das inoffizielle Motto in einem extrem von Ausfall aufgrund verfehlter Bildungspolitik gebeutelten Bundesland . Auf dein Posting bin ich aufmerksam geworden, weil auch ich genau 8 Stunden wöchentlich unterrichte - an zwei verschiedenen Schulen, teilweise auf Abruf von heute auf morgen, alles von Klasse 5 - 10, bei Bedarf (war nur noch nicht) auch Sek. 2. Ich bin Naturwissenschaftlerin mit Diplom und arbeite eigentlich seit meinem Abschluss vor nunmehr 25 Jahren immer wieder als alles Mögliche, was sich gerade ergibt und mit der Familie vereinbaren lässt, habe einen Stall voll Kinder, die inzwischen so langsam "fertig" werden, d.h. der Älteste studiert, der nächste rasselt auf's Abi zu, die Jüngste ist allerdings erst 1. Klasse. Die Arbeit vor der Klasse schlaucht, aber das tut jede andere Arbeit auch! U.a. war ich Pharmavertreter und Mitarbeiterin in einem Planungsbüro, habe jahrelang selber Haus gebaut - fand ich wesentlich anstrengender, habe ich aber auch in Vollzeit gemacht. Als Lehrer allerdings verdiene ich umgerechnet in drei Tagen soviel wie seinerzeit mit 40 Wochenstunden, das motiviert schon ganz deutlich! Naja, oder gar selbständig (habe einen Buchverlag), was ich immer noch mache und aber zum Glück durch den Lehrerjob reduzieren konnte. Die Einführung in meinen Job bestand in einer 2-stündigen Hospitation im Unterricht eines Kollegen, ansonsten gibt's Geld und gute Worte - mehr als bei den meisten Jobs auf dieser Welt. Als Feedback muss eben das Gefühl reichen, wenn ich aus der Klasse gehe - ich bin in meinem Leben genug kontrolliert und gegängelt worden von Chefs, die fachlich keine Ahnung hatten, so dass ich es genieße, meinen Stiefel zu machen. Wobei die Fachlehrer an der Schule natürlich alle Ahnung haben, aber ich soll sie ja entlasten und nicht noch mit eigenen Qualifikationswünschen daherkommen. Die Zeit habe ich auch nicht, ich bereite also meine vorhersehbaren Stunden sehr sorgfältig vor und die anderen gar nicht, bin morgen wieder in einer Klasse, wo ich nicht weiß, was der Lehrer gerade behandelt hat. Aber es gibt immer wieder so Dauerbrenner, wo eine gute Wiederholungsstunde mit ein paar Geschichten drumrum not tut. Lehrer ist wie jeder andere Job von Hausfrau bis Astronaut - irgendwie körperlich klarkommen und sich mental nicht verrückt machen lassen und ein eigenes Leben leben, und wenn man das von dem Job bezahlen kann, um so besser. Hoffe, dass mein Vertrag nach den Sommerferien verlängert wird - falls die Bürokratie noch etwas Zeit braucht, auch nicht so schlimm, genügend andere Baustellen und nicht zuletzt meine Familie sind nicht böse, falls ich mal etwas entspannter daherkommen . Ich drücke dir die Daumen, dass du deine eigene, richtige Entscheidung triffst und dein Ding machst, was immer das auch sein mag!
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