1. Ich kontrolliere die Hausaufgaben, d.h. ich sehe sie mir an. Zurecht, denn heute hatten fast 10 SuS die HA oder die Arbeitsblätter (was für mich dasselbe ist) nicht dabei, obwohl wir sie bereits in der letzten Stunde bearbeitet hatten. Die Namen der Betroffenen habe ich mir notiert. Eine Fachkollegin empfahl mir, für jede fehlende HA eine Sechs einzutragen und nach drei Sechsen die Eltern anzurufen. Das finde ich vernünftig. Wie haltet ihr das?
Bei uns gibt's keine Noten, weshalb ich Hausaufgaben auch nicht benote. Ich schaue sie mir aber auch nicht nur kurz an, sondern korrigiere Hausaufgaben, bevor Schueler sie zurueckbekommen. Schliesslich haben sie sich die Zeit genommen sie zu machen, da kann ich mir auch die Zeit nehmen sie ordentlich durchzuschauen. Wer Hausaufgaben puenktlich eingereicht hat, bekommt eine Belohnung (unsere Schueler sammeln Punkte). Wer sie nicht einreicht, darf in der Pause zum Nacharbeiten kommen. Kommt es oefters vor, informiere ich die Eltern und bitte um Unterstuetzung bei der Organisation ihres Kindes.
Um zu pruefen, ob die Hausaufgaben an nem bestimmten Tag da sind, geh ich nur meine Namensliste durch. Die Schueler sagen dann entweder, dass sie sie haben oder eben nicht. Wird abgehakt und die gesammelten Aufgaben pruef ich spaeter (aber nicht in der Stunde - ich hab ein Ablagefach, in welches Hausaufgaben gelegt werden). Meine luegen dabei nicht, denn dann haetten sie nur mehr Aerger.
2. Leute, die durch Lautstärke und Frechheit auffallen bzw. aufgefallen sind, lasse ich, sobald sich die didaktische Möglichkeit ergibt, an die Tafel kommen, wo sie eine kurze Aufgabe bekommen. Sollte das nicht möglich sein, achte ich darauf, diese Leute regelmäßig dranzunehmen.
Vor allem meine Jungs wuerden dies eher als Herausforderung sehen. Meine Schueler kommen gerne an die Tafel, lassen sich gern drannehmen und wollen Sachen gefragt werden. Wenn sie dafuer lauthals durch den Raum schreien muessen, um so besser. Ich hab einige, die da freudig auf und ab springen wuerden, nur damit du sie "bestrafst".
Ich nehm eher die dran, die sich gerne still irgendwo verstecken. Der Rest meiner Chaostruppe bekommt auch so schon genug Aufmerksamkeit. Mit der Methode belohnst du eher noch die, die sich daneben benehmen. Auch scheinbar negative Aufmerksamkeit ist Aufmerksamkeit.
Leute, die durch Lautstaerke auffallen, bekommen in meiner Klasse eine Warnung, machen danach entweder die Entscheidung sich etwas zu maessigen oder duerfen eben in ihrer Pause ueben, wie man still auf nem Stuhl sitzt.
Leute, die durch Frechheit auffallen, fliegen raus und duerfen sich nach ner Unterhaltung mit unserer Stufenleiterin bei mir fuer ihr Verhalten entschuldigen. Je nachdem, wie frech sie waren (und das von dir Zitierte wuerde bei uns ernsthafte Konsequenzen haben), bekommen sie ausserdem noch nen Anruf nach Hause.
3. Da das bisher nicht ausreichend scheint, habe ich mir überlegt, Übungsaufgaben zu verteilen, und zwar immer passend zum Thema. Da demnächst Lyrik ansteht in der 8 und im Lehrplan auch der auswendige Vortrag von Gedichten verlangt wird (was natürlich sehr unbeliebt ist), möchte ich vor jeder Stunde ein Gedicht bekannt geben und Titel sowie Seitenzahl anschreiben, das nur diejengen, die stören, lernen müssen. Dieser Vortrag wird dann benotet - man hat also auch die Chance, seine Störung in eine gute Nte zu verwandeln, wenn man sich bemüht. Lernt man es gar nicht, erhält man eine "ungenügend".
Duerfen die, die sich nicht daneben benommen haben ebenfalls Gedichte lernen um gute Noten zu sammeln?
Ich halte nicht viel davon "Stoerungen" in irgendwas Positives zu "verwandeln". Unter Umstaenden (schlagartige Verbesserung des Benehmens) erlasse ich vielleicht etwas, aber ne Belohnung bekommen sie sicher nicht.
Bist du zu "hart" oder "autoritaer"? Nee.
Ich kann ziemlich hart und autoritaer sein. Das hat aber ne Weile gedauert und ist hier wohl auch wesentlich normaler. Wie Friesin schon erwaehnt hat, man muss nicht schreien um seine Veraergerung klar zu machen. Meine Koerperhaltung und Mimik machen es sehr schnell klar, ob ich sauer bin oder nicht. Mein Tonfall aendert sich und meine Schueler kennen mich inzwischen gut genug, um solche Veraenderungen zu registrieren. Vor allem mit meinen "Problemchenschueler" rede ich normalerweise in sehr ruhigem Ton, wenn sie sich daneben benommen haben.
Deine Erwartungen muessen klar und den Schuelern bekannt sein. Deswegen bin ich gerade zu Beginn des Jahres sehr streng. Dann geht's aber auch und sie wissen, wo sie stehen. Dazu musst du konsequent deine Erwartungen durchsetzen und deine Belohnungen und Strafen auch durchziehen.